Schwere Unwetter in Süddeutschland: Verletzte im Flugzeug - Tornadoverdacht und große Schäden

- Redaktion - Quelle: dpa, NonstopNews
Unwetterchaos um Ulm: Hagel und Fallböen richten massive Schäden an
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Superzellen haben am Mittwoch im Süden Deutschlands große Unwetterschäden angerichtet. In Donaustetten machte eine Fallböe Kleinholz. In Memmingen musste ein Passagierflugzeug nach heftigen Turbulenzen außerplanmäßig landen. Ein Überblick.

Ein schweres Unwetter hat in Süddeutschland erhebliche Schäden verursacht und am Mittwochabend für dramatische Szenen im Luftverkehr gesorgt. Eine Ryanair-Maschine mit 179 Passagieren und sechs Crew-Mitgliedern an Bord musste wegen heftiger Turbulenzen ungeplant auf dem Flughafen Memmingen im Unterallgäu landen. Dabei wurden neun Personen verletzt, darunter ein Kleinkind.

Auch auf dem Boden verursachte das Unwetter zahlreiche Schäden, unter anderem in Ulm, wo mehrere Häuser unbewohnbar wurden.

Passagierflug von Berlin nach Mailand gerät in Unwetter

Der Ryanair-Flug von Berlin nach Mailand erlebte am späten Mittwochabend schwere Turbulenzen, ausgelöst durch heftige Unwetter im süddeutschen Raum. Acht Passagiere und ein Mitglied der Besatzung erlitten Verletzungen, drei davon mussten medizinisch versorgt und in Krankenhäuser eingeliefert werden.

Ein zweijähriges Kind erlitt Prellungen, eine Frau zog sich eine Kopfplatzwunde zu und eine weitere Passagierin klagte über starke Rückenschmerzen.

Sicherheitslandung in Memmingen

Aufgrund der Verletzungen und der unsicheren Wetterlage sah sich die Crew gezwungen, am Flughafen Memmingen im Unterallgäu eine Sicherheitslandung durchzuführen. Das Luftamt Südbayern verweigerte aufgrund der Gefahrenlage die Freigabe für den Weiterflug. 

Nach Angaben eines Sprechers von Ryanair wurde der Flug FR8 von Berlin nach Mailand wegen Turbulenzen nach Memmingen umgeleitet. Der Kapitän habe zudem medizinische Hilfe angefordert, fügte er hinzu. Das Flugzeug sei dann planmäßig gelandet und ein Ersatzflug organisiert worden, um die Passagiere nach Mailand zu bringen.

Dramatische Szenen an Bord

Passagiere berichteten zuvor von äußerst dramatischen Szenen an Bord: Die Turbulenzen hätten so stark gewirkt, dass Menschen regelrecht durch die Kabine geschleudert wurden. Handgepäckstücke fielen aus den Ablagen, und unter den Fluggästen herrschte große Verunsicherung und Angst.

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Nach der Sicherheitslandung einer Passagiermaschine aufgrund schwerer Turbulenzen im Allgäu haben die Passagiere ihre Reise per Bus fortgesetzt

Sieben Passagiere und ein Besatzungsmitglied wurden dabei laut Polizei verletzt. Zunächst war von insgesamt neun Verletzten die Rede gewesen. Drei von ihnen mussten zur Behandlung ins Krankenhaus: Ein zweijähriges Kind trug Prellungen davon, eine Frau eine Kopfplatzwunde, eine andere Passagierin klagte über Rückenschmerzen. An Bord befanden sich laut Polizei 179 Passagiere und sechs Crew-Mitglieder.

Schwere Schäden um Ulm - Windhose vermutet

Auch am Boden hinterließ das Unwetter beträchtliche Spuren. Im Ulmer Stadtteil Donaustetten wurden in der Nacht zum Donnerstag die Dächer mehrerer Reihenhäuser abgedeckt, sodass sie nicht mehr bewohnbar sind. Laut Feuerwehr gibt es keine Verletzten. Der Schwerpunkt des Unwetters in Baden-Württemberg habe im Stadtbereich Ulm und im Alb-Donau-Kreis gelegen, teilte die Polizei mit. 

"Dort kam es zu Starkregen, orkanartigen Windböen und Hagel. Im Ortsteil Ulm-Donaustetten kam es zu einer Vielzahl an Beschädigungen von geparkten Fahrzeugen, Gebäuden und Gartenanlagen. Diese wurden durch herunterfallende Dachziegel oder Bäume beschädigt." Unter anderem sei ein gesamtes Schleppdach durch Windböen vom Dach gerissen worden. "Die Schäden werden allein im Bereich Donaustetten auf 500.000 Euro geschätzt", sagte ein Polizeisprecher.

Dachziegel auf einem Auto nach dem Unwetter in Donaustetten

Herabgestürzte Dachziegel haben im Stadtteil Donaustetten nach dem Unwetter parkende Fahrzeuge beschädigt.  Quelle: dpa

Tornadoverdacht wird geprüft

Die Feuerwehr geht von einer sogenannten "Windhose" oder auch Fallböe aus, die durch mehrere Straßenzüge fegte.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) untersucht derzeit, ob es sich bei dem Unwetterereignis möglicherweise um einen Tornado handelte. Eine endgültige Einschätzung wird im Laufe des Donnerstages erwartet. "Wir sehen das eher skeptisch. Wir gehen davon aus, dass es eher kein Tornado war", so ein DWD-Meteorologe am frühen Donnerstag.

Tornados sind in Deutschland zwar selten, treten jedoch infolge zunehmender Wetterextreme durch den Klimawandel häufiger auf.

Extremer Hagelschlag auf A7

Auf der Autobahn A7 bei Neu-Ulm war der Hagelschlag teilweise so extrem, dass die Autofahrt bei quasi Null Sicht zum Abendteuer wurde. Mehrere Bäume knickten durch Sturmböen um und drohten auf die Fahrbahn zu stürzen. Die Feuerwehr musste mit Kettensägen anrücken und die Gefahr beseitigen.

Gewitterfront am 4. Juni vor Pfaffenhofen an der Ilm

Aufziehende Gewitterfront am 4. Juni bei Pfaffenhofen an der Ilm in Bayern.  Quelle: dpa

Viele Einsätze der Feuerwehren in Bayern

Auch in Bayern sorgte das Unwetter für zahlreiche Feuerwehr- und Rettungseinsätze. Polizei und Feuerwehr rückten zu rund 200 Einsätzen aus. Doch schwerwiegende Vorfälle blieben aus, wie die Polizeipräsidien mitteilten. Die Kräfte waren vor allem wegen umgeknickter Bäume und vollgelaufener Keller im Einsatz. Betroffen waren demnach das nördliche Oberbayern, Niederbayern, die Oberpfalz und Schwaben.

In Manching (Landkreis Pfaffenhofen an der Ilm) stieß ein Fahrradfahrer laut Verkehrspolizei am Mittwochabend gegen einen über der Straße hängenden Baum, der zuvor durch das Unwetter umgeknickt war. Der 61-Jährige stürzte demnach vom Rad und verletzte sich mittelschwer. Auf der Autobahn 8 in Richtung München wurde ein Mensch laut Polizeipräsidium Oberbayern Nord bei einem Unfall in Folge von Aquaplaning leicht verletzt.

Im Zusamaltheim im schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau stellte das Unwetter eine Party-Gemeinschaft vor Herausforderungen: Ein Sturm deckte die Plane für ein am Wochenende aufgebautes Zelt ab, wie ein Polizeisprecher sagte. Dabei sei ein hoher Schaden entstanden, der jedoch zunächst nicht beziffert werden konnte.

Hagelunwetter in Münchn betrifft auch Fußballspiel

Auch über München gingen am Mittwochabend Hagelschauer nieder. Das Fußballspiel zwischen Deutschland und Portugal in der Allianz Arena begann deswegen erst mit 10-minütiger Verspätung.

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In Langquaid im niederbayerischen Landkreis Kelheim wurden laut vorläufigen Angaben des DWD Windgeschwindigkeiten von mehr als 100 Kilometern pro Stunde gemessen. Am stärksten regnete es den vorläufigen Daten zufolge in Zwiesel im niederbayerischen Landkreis Regen und in Regensburg in der Oberpfalz mit jeweils etwa 26 Litern pro Quadratmeter.

In der oberbayerischen Gemeinde Schöngeising (Landkreis Fürstenfeldbruck) fielen zudem die laut den vorläufigen Daten größten Hagelkörner: Dort ging dem DWD-Experten zufolge Hagel mit Durchmessern von etwa sieben Zentimetern nieder.

Fast 1700 Erdblitze in Bayern

Bei den heftigen Gewittern in Bayern gab es eine Vielzahl an Blitzen. Nach Angaben des Informationsdienstes Aldis/Blids von Donnerstagmorgen war der Mittwoch der bisher blitzreichste Tag des Jahres mit 1681 Erdblitzen. Verglichen mit den Vorjahren sei dies ein hoher, aber nicht extremer Wert, wie ein Sprecher des Informationsdienstes der Nachrichtenagentur dpa mitteilte. 

Wetterwarnungen bleiben aktuell - neue Unwetter möglich

Auch für den heutigen Donnerstag hat der Deutsche Wetterdienst Wetterwarnungen herausgegeben. Insbesondere im Nordwesten Deutschlands sind Schauer mit kurzen, aber intensiven Gewittern zu erwarten. Lokal könnten Starkregen mit etwa 20 Litern Niederschlag pro Quadratmeter, kleinkörniger Hagel und stürmische Böen auftreten.

Ab dem Nachmittag rechnen Meteorologen zudem mit kräftigeren Gewittern von der Mitte bis in den Osten Deutschlands. Lokal könnte es auch heute erneut zu schweren Unwettern kommen. Dabei seien Hagelkörner mit einem Durchmesser von bis zu zwei Zentimetern möglich, und auch Starkregen könnte erhebliche Schäden verursachen.

Hinweis: Dieser Text wird im Laufe des Tages mit weiteren Informationen aktualisiert.

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