Neue Corona-Hotspots in Deutschland: Wie kam es dazu?

- Quelle: dpa/wetter.com
Laut einer chinesischen Studie könnten vermeintlich Covid-19-Genesene weiter ansteckend sein.
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Eigentlich scheint Deutschland die Corona-Pandemie gut in den Griff bekommen zu haben. Doch jetzt gibt es neue Hotspots. Wie konnte das passieren? Die Suche nach den Ursachen läuft.

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Deutschland sinkt weiter, doch es gibt auch neue Hotspots. Doch wie konnte es soweit kommen? Waren die Lockerungen zu voreilig oder wurden Fehler gemacht? Das ist bisher über die neuen Ausbrüche bekannt.

Corona-Ausbrüche nach Gottesdienst und Restaurantbesuch

Nach einem Gottesdienst in einer Kirchengemeinde der Baptisten in Frankfurt am Main infizierten sich mindestens 107 Menschen mit dem Coronavirus. Nach einem Restaurantbesuch im niedersächsischen Moormerland wurden mindestens 22 Menschen (Stand: Montag, 25.05.) positiv getestet. Der Landkreis geht davon aus, dass sich die Menschen in der Gaststätte angesteckt haben.

Eine neue Studie lässt den Schluss zu, dass Menschen, die bereits wieder als genesen gelten noch viel länger ansteckend sind. Alle Informationen darüber erfährst du im Video zu Beginn des Artikels.

Corona-Ausbruch nach dem Gottesdienst

Die Menschen, die sich in Frankfurt bei einem Gottesdienst angesteckt haben sollen, leben in Frankfurt, Hanau, dem Wetterau- und dem Hochtaunuskreis - und möglicherweise sind es noch mehr, wie Gesundheitsminister Kai Klose (Grüne) mitteilte. Der Gottesdienst war schon vor zwei Wochen, die meisten infizierten sich wohl erst danach im Umfeld der Gemeinde.

Der stellvertretende Vereinsvorsitzende der Gemeinde der Evangeliums-Christen-Baptisten, Wladimir Pritzkau, sagte: "Wir haben alle Versammlungen abgebrochen. Gottesdienste gibt es jetzt nur noch online." Der Hanauer Oberbürgermeister Claus Kaminsky kritisiert den Informationsfluss. "Das grenzt an organisierte Unverantwortlichkeit."

Was ist beim Gottesdienst in Frankfurt schiefgelaufen? 

Viele fragen sich deshalb jetzt: Was ist da genau schiefgelaufen? Wurden die Abstand- und Hygieneregeln nicht eingehalten? Noch steckt das Frankfurter Gesundheitsamt mitten in der Recherche zu diesem Fall. Auch die FAZ hat die Entwicklung des neuen Corona-Hotspots analysiert. Beim Veranstalter des Gottesdiensts handelt es sich um einen Verein namens "Gemeinde Evangeliums – Christen – Baptisten Frankfurt e.V.".

Wie die FAZ schreibt, könne nicht der Gottesdienst selbst, sondern die enge, fast familiäre Bindung im Verein das Problem gewesen sein. So kämen große Familien aus dem gesamten Rhein-Main-Gebiet in dem Verein zusammen. So kam nach und nach heraus, dass die Infizierten nicht nur in Frankfurt leben. Die Identifizierung aller Kontaktpersonen gestaltet sich folglich als relativ schwierig.

Vieles ist noch unklar

Alle Gottesdienst-Teilnehmer werden nun befragt, auch dahingehend, ob es denn während dem Gottesdienst Körperkontakt gegeben haben könnte. Schwierig ist jedoch auch, dass der Baptisten-Verein nicht darauf bestand, dass sich alle Gottesdienst-Teilnehmer schriftlich anmeldeten, wie es eigentlich empfohlen wird. So ist nicht mal sicher, wer genau den Gottesdienst besuchte. 

Pritzkau betonte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass alle Regeln eingehalten worden seien. Es habe Desinfektionsmittel gegeben und der Abstand sei eingehalten worden. Dies wird jedoch angezweifelt. Immerhin gibt es ein Konzept in Deutschland, wie Ansteckungen in Kirchen vermieden werden sollen.

Über 100 Infektionen lassen vermuten, dass sich eben nicht an alle Regeln gehalten wurde. Laut FAZ sei es nach Ansicht von Behörden unwahrscheinlicher, sich bei einem Gottesdienst zu infizieren als beim Einkaufen, wenn diese Regeln eingehalten werden. Die Ermittlungen durch die lokalen Gesundheitsbehörden zu den Umständen des Ausbruchs dauern noch an.

Jetzt reagierte ein Vertreter der Baptisen 

In einem Informationsschreiben teilt ein Vertreter der Evangeliums-Christen-Baptisten mit: "Wir sind tief bestürzt und traurig, dass die Infektion Eingang in die Gemeinde gefunden hat und sich mit einer starken Dynamik verbreitete. Unsere Gedanken und Gebete sind bei allen Kranken und Angehörigen, die jetzt eine schwierige Zeit durchmachen. Unser Trost ist, dass sich viele Erkrankte auf einem guten Weg der Genesung befinden und einige bereits gesund geworden sind."

Doch es gibt auch eine selbstkritische Äußerung: "Im Nachhinein betrachtet wäre es für uns angebracht, beim Gottesdienst Mund-Nasen-Schutz-Bedeckungen zu tragen und auf den gemeinsamen Gesang zu verzichten."

Ausbruch in wiedereröffnetem Restaurant

Nach Angaben des Inhabers der Gaststätte in der Gemeinde Moormerland wurden wenige Tage nach einem Eröffnungsabend am 15. Mai vier Gäste und er selbst positiv auf das Coronavirus getestet. Bei drei Freunden von ihm sei das Virus dann auch nachgewiesen worden, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Mittlerweile soll es mindestens 18 Infizierte geben.

Unter diesen sind wohl 14 Menschen, die bei der Wiedereröffnung am 15. Mai dabei waren. Die anderen sollen sich danach bei den ursprünglich Infizierten angesteckt haben. Über 100 Kontaktpersonen wurden bislang identifiziert und befinden sich in häuslicher Quarantäne.

Schwere Vorwürfe durch Zeugen

Ob sich das Virus am 15. Mai beim Eröffnungsabend seines Lokals "Alte Scheune" verbreitet habe, wisse der Inhaber nicht. Es sei auch möglich, dass sich die Menschen davor oder danach infiziert hätten. An dem Abend mit geladenen Gästen waren rund 40 Menschen im Restaurant. Die Abstands- und Hygieneregeln seien eingehalten worden.  

Wie der Münchner Merkur schreibt, gebe es nach Angaben des Landkreises aufgrund von Zeugen-Aussagen jedoch Hinweise darauf, dass an dem Abend doch gegen Regelungen verstoßen wurde. So sagte der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Niedersachsen, Rainer Balke, im Interview der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung": "Da wurde offenbar einiges falsch gemacht, und es ist übel gelaufen."

Corona-Maßnahmen weiter ernst nehmen

Die neuen Corona-Ausbrüche zeigen, dass wir das Virus weiter ernst nehmen müssen. Auch wenn es mittlerweile einige Lockerungen gibt, sollten wir uns nicht zu sehr in Sicherheit wiegen. Ein wenig hat man das Gefühl, dass viele Menschen seit den Lockerungen wieder weiterleben, als hätte es das Virus nie gegeben. Da die Ansteckungsgefahr jedoch weiterhin enorm hoch ist, sollten wir uns alle noch an die Abstands- und Hygieneregelungen halten und zudem soziale Kontakte auf ein Minimum reduzieren. Die neuen Ausbrüche zeigen, dass es schnell wieder Neuinfektionen geben kann, wenn wir uns nicht an die geltenden Regelungen hinsichltich Hygiene und Abstand halten.

Gibt es weitere neuen Corona-Ausbrüche in Deutschland und lassen sich die Infektionsketten nicht unterbrechen, können wir schließlich schnell wieder am selben Punkt angelangen wie Mitte März. Und zurück zu den strengen Kontaktbeschränkungen will vermutlich keiner.

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