Faktencheck zum Klimawandel: Das musst Du wissen

- Lena Hornstein
Faktencheck zum Klimawandel: Das musst Du wissen
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Der Klimawandel ist derzeit ein heiß diskutiertes Thema in unserer Gesellschaft.

Zum Thema Klimawandel kursieren viele Halbwahrheiten und oft weiß man gar nicht mehr, was man glauben soll. Deswegen klären wir in unserem Faktencheck häufige Fragen zum Klimawandel.

Der Klimawandel beschäftigt derzeit unsere Gesellschaft, oft wird darüber hitzig diskutiert. In unserem Faktencheck erfährst Du den aktuellen Stand der Forschung. Unser wetter.com-Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand hat beliebte Fragen zum Klimawandel für Euch beantwortet:

Der menschengemachte Klimawandel wird vermutlich fatale Folgen haben.
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  • Es gab doch schon immer Klimaschwankungen. Was ist daran auf einmal so besonders?

Das Argument, dass sich das Klima ständig wandelt und das immer schon getan hat, ist beliebt bei Klimaskeptikern.

Das sagt unser Meteorologe Dr. Alexander Hildebrand dazu: "Seit es die Erde gibt, unterliegt das Klima vielen Veränderungen. Am Anfang gab es eine heiße Phase mit tobenden Vulkanen. Zwischendurch war die Erde wiederum ein Schneeball."

Auf der Erde gab es also tatsächlich schon früher starke Schwankungen der Temperatur, des Meeresspiegels und des CO2-Gehalts in der Atmosphäre. Teils war letzteres sogar höher als heute. Das wurde bereits gründlich erforscht.

Allerdings gibt es einen entscheidenden Unterschied zu damals: Dieser hohe CO2-Level wurde über mehrere Jahrtausende hinweg erreicht. Bei uns könnte derselbe Wert in weniger als 100 Jahren eintreten. In so kurzer Zeit hat das Ökosystem unserer Erde keinerlei Chance, sich an die Gegebenheiten anzupassen.

Auch einen schnelleren Anstieg gab es bereits in der Vergangenheit - damals ging die Entwicklung jedoch mit einem enormen Massensterben einher. "Viele Pflanzen, auf die wir für die Ernährung angewiesen sind, gedeihen nämlich am besten, wenn ausreichend Wasser und moderate Temperaturen vorherrschen", erklärt Hildebrand.

  • Ist der Klimawandel menschengemacht?

Von vielen Kritikern wird angezweifelt, dass wir Menschen den Klimawandel verursachen. Was viele nicht wissen: Der Konsens darüber ist bei Wissenschaftlern sehr hoch.

Unser Meteorologe Hildebrand sagt dazu: "Kein ernstzunehmender Wissenschaftler behauptet, dass der Klimawandel nicht menschengemacht ist. Interessanterweise kommen unabhängig voneinander agierende Teams von Spezialisten immer wieder zu ähnlichen Ergebnissen, wie beispielsweise die US-Wetterbehörde NOAA, die NASA, die Universität Potsdam, das Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven und der Deutsche Wetterdienst."

Genau das ist auch bereits wissenschaftlich untersucht worden von verschiedenen Forschern und alle haben dasselbe Ergebnis: Nahezu alle Studien kommen zu dem Schluss, dass der Mensch die Ursache für den Klimawandel ist. Beispielhaft kann man dies in einem Paper über eine solche Studie in der Fachzeitschrift Environmental Research Letters nachlesen.

Dass der Klimawandel fast ausschließlich von uns Menschen gemacht wurde, zeigt auch die folgende Grafik über die Heizleistung, die für die globale Erderwärmung verantwortlich ist aus dem US Climate Science Report aus dem Jahr 2017. Die Stärke des Strahlungsantriebs von natürlichen und menschlichen Faktoren ist darin in Watt pro Quadratmeter Erdoberfläche angegeben.

In der erkennt man sogar, dass die natürlichen Faktoren eher für eine Auskühlung unserer Erde verantwortlich sind:

Natürliche und menschengemachte Klimaantriebe seit dem Jahr 1750 im Vergleich, aus dem US National Climate Assessment (2017).

Natürliche und menschengemachte Klimaantriebe seit dem Jahr 1750 im Vergleich, aus dem US National Climate Assessment (2017).

Nochmal im Vergleich: Vulkane stoßen jährlich 200 Millionen Tonnen CO2 aus. Die Menschen verursachen im gleichen Zeitraum gemessen 35 Milliarden Tonnen CO2. Das beweisen mehrere Studien, wie beispielsweise von der Organisation Global Carbon Project.

Um das Thema Klimawandel in den Fokus zu rücken, haben bereits mehrere Städte den Klimanotstand ausgerufen. Was das das bedeutet erfährst Du in einem unserer Videos:

  • Was genau verursacht den Klimawandel?

Meteorologe Hildebrand erklärt, dass hauptsächlich Treibhausgase wie beispielsweise Kohlendioxid und Methan schuld seien am Klimawandel. "CO2 hat hierbei den größten Anteil am menschengemachten Klimawandel", erklärt der Experte.

Aufgrund der fossilen Verbrennung ist viel CO2 in die Atmosphäre gelangt. "Wenn sehr viel Kohlendioxid in der Atmosphäre ist, dann werden weniger Sonnenstrahlen wieder zurück ins Weltall reflektiert." Das hat zur Folge, dass sich unsere Erde erwärmt.

CO2 kommt übrigens auch ganz natürlich in unserer Umwelt vor. Viele Pflanzen benötigen es sogar für die überlebenswichtige Photosynthese. Jedoch nutzen Pflanzen eigentlich genauso viel CO2, wie sie dann wieder ausstoßen.

Das Problem unserer Umwelt ist daher nicht das CO2 an sich, sondern die Masse und dass der Stoff sehr lange in unserer Luft bleibt. Die erhöhten Temperaturen, die wir geschaffen haben, werden noch Jahrhunderte bis Jahrtausende bestehen bleiben, vermuten Experten.

Wusstest Du, dass auch Dein Heuschnupfen durch den Klimawandel schlimmer wird? Warum das so ist, erklären wir Dir in einem unserer Artikel.

  • Gibt es mehr Naturkatastrophen durch den Klimawandel?

Diese Frage kann man noch nicht eindeutig beantworten. Zwar wurden in den letzten Jahren häufiger extremere Wetterereignisse beobachtet, diese jedoch nachweisbar direkt auf den Klimawandel zurückzuführen, ist schwierig. Dennoch geht der Weltklimarat IPCC stark davon aus. In einem aktuellen Bericht schreiben sie: "Wir sehen die Folgen von einem Grad globaler Erwärmung bereits durch mehr Extremwetter."

Meteorologe Hildebrand erklärt: "Wenn man beispielsweise Stürme betrachtet, ist die Lage eher unklar. Was allerdings sicher ist, dass sich die Stärke und die Anzahl von Wirbelstürmen auf dem Atlantik verändern. Die Stärke der Hurrikans der letzten Jahre wird von den amerikanischen Meteorologen auf den Klimawandel zurückgeführt. Das lässt sich einfach erklären: Je wärmer die Atmosphäre, umso wärmer der Ozean. Je wärmer der Ozean, umso stärker die Wirbelstürme, die über ihm entstehen."

Als weitere Beispiele für die Auswirkungen des Klimawandels nennt Hildebrand die Hitzesommer der Jahre 2003 und 2018 in Deutschland. Auch das könne man schließlich als Naturkatastrophe bezeichnen. "Zukunftsprojektionen zu unserem Klima zeigen, dass wir Ende des Jahrhunderts vielleicht alle zwei Jahre mit solchen Hitzesommern in Deutschland rechnen müssen", erklärt der Meteorologe.

Welche unerwarteten Folgen der Klimawandel für Deutschland haben kann, siehst Du in einem unserer Videos:

In einer aktuellen Studie des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI) wurde der direkte Zusammenhang sogar erstmals nachgewiesen. Die Forscher haben dank eines neu entwickelten Machine-Learning-Algorithmus herausgefunden, dass die stratosphärische Ozonschicht durch die wärmer werdende Arktis aufgeheizt wird und so den Jetstream ins Schlingern bringt.

Dieses Starkwindband hat wiederum Einfluss darauf, wie lange sich eine Wetterlage an einem Ort befindet. Bleibt der Jetstream lange an einer Stelle entstehen beispielsweise festsitzende Hochdruckgebiete, die Hitze und Dürre auslösen. Festsitzende Tiefdruckgebiete können wiederum winterliche Kaltphasen auslösen.

Was genau der Jetstream ist, erfährst Du in einem Video mit unserem Meteorologe Gernot Schütz.

  • Ab wann ist der Klimawandel unaufhaltbar?

Diese Frage zu beantworten ist nicht gerade leicht. Laut dem Weltklimarat IPCC dürfen wir die 1,5-Grad-Grenze bei der Erderwärmung nicht überschreiten. Ob der Klimawandel dann aber schon nicht rückgängig gemacht werden kann, ist unklar.

Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass bei einer Erwärmung von 2 Grad bereits keine Korallenriffe mehr überleben können. Zudem würde der Meeresspiegel dann immer weiter steigen, was fatale Folgen hat.

Das Zukunftsszenario, dass Meteorologe Hildebrand am meisten beeindruckt ist folgendes: "37 unterschiedliche Klimamodelle zeigen bei dem Blick in die Zukunft, dass möglicherweise im Jahr 2080 schon im Sommer das Eis auf der Nordhalbkugel abgeschmolzen ist."

Welche Folgen das Schmelzen der Polkappen für Deutschland hat, erfährst Du in einem unserer Videos:

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