Covid-19-Superspreader: Das steckt dahinter

- Sabrina Fuchs
Sogenannte Superspreader-Events sollen wohl für einen Großteil der Covid-19-Infizierten verantwortlich sein.
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Neue Studien deuten an, dass wenige Menschen für einen Großteil der Corona-Ansteckungen verantwortlich sind. Doch was steckt hinter sogenannten Superspreadern?

Obwohl die Maßnahmen, um die Corona-Pandemie in Deutschland zu bekämpfen, ihre Wirkung zeigen, kommt es weiterhin zu regelrechten Hotspots mit Infizierten. So war es beispielsweise nach einem Gottesdienst in Frankfurt. Über 100 Menschen infizierten sich mit dem Coronavirus. Deutlich wird an solchen Fällen: Das Coronavirus ist noch da und ist noch immer hoch ansteckend.

Weitere Details zu den neuen Corona-Ausbrüchen kannst du hier nachlesen: Neue Corona-Hotspots in Deutschland

Aber der R-Wert liegt doch unter 1?

Viel thematisiert wurde in der Coronakrise bislang der sogenannte Reproduktionswert R. Er beschreibt wie viele Menschen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Zu Beginn der Pandemie lag dieser Wert ohne jegliche Schutzmaßnahmen zwischen zwei und drei. 

Inzwischen liegt er konstant bei unter eins, was eine wichtige Voraussetzung für die beschlossenen Lockerungen war. Das heißt, eine infizierte Person steckt im Mittel weniger als einen anderen Menschen an. 

Wie der Reproduktionswert berechnet wird und alle Infos dazu, erklären wir dir in diesem Artikel: Alles über die Reproduktionszahl

Superspreader-Ereignisse entscheidend

Das Problem am R-Wert ist jedoch, dass es sich um einen deutschlandweiten Durchschnittswert handelt. Über die Ausbreitung des Virus in einzelnen Regionen lässt sich darüber keine Aussage machen.

Laut Evolutionsbiologe Jamie Lloyd-Smith von der University of California ist es wahrscheinlich, dass viele Menschen gar niemanden anstecken, jedoch wenige Menschen sehr viele andere.

Dies äußerte Lloyd-Smith gegenüber der Fachzeitschrift "Science". Die Menschen, von denen viele Infektionen ausgehen, werden dann als Superspreader bezeichnet. Da es oft von äußeren Umständen abhängt, ob eine Person viele weitere infiziert, wird häufig auch von Superspreader-Ereignissen oder -Events gesprochen. Folglich halten scheinbar ein paar wenige Menschen, die zu Superspreadern werden, die Pandemie noch immer am Laufen.

Lokale Corona-Ausbrüche spielen zentrale Rolle

Welch zentrale Rolle lokale Corona-Ausbrüche in der Krise spielen, zeigt beispielweise auch, dass viele Infektionen in Europa ihren Ursprung in einer Après-Ski-Bar in Ischgl hatten. Das enorme Ausmaß dieses Events bestätigt auch eine aktuelle Studie des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). Die Ergebnisse zeigen: Je näher ein Gebiet an Ischgl lag, desto höher war die Infektionsrate. Die Forscher kritisieren, dass trotz Warnhinweise der Skibetrieb noch tagelang weiterlief. Das habe die Verbreitung massiv verstärkt.

Auch der bekannte Virologe der Berliner Charité Christian Drosten ist der Meinung, Superspreader seien ein Treiber der Pandemie, da sie für die gar explosiven Ausbreitungen sorgen. In seinem NDR-Podcast schilderte er kürzlich: "Wir haben explosive Übertragungsereignisse, die diese ganze Epidemie eigentlich treiben." 

So können wir das Wissen über Superspreader nutzen

Die Erkenntnis, dass es Superspreader und Superspreader-Events gibt, ist wichtig bei der Bekämpfung der Pandemie. Immerhin kann man die Verbeitung des Virus dann schnell eindämmen, wenn entsprechende Fälle erkannt werden. 

Identifiziere man ein solches "Superspreading-Ereignis" sei es laut Drosten wichtig, sofort das ganze betroffene Gebiet oder Cluster unter Quarantäne zu stellen, um weitere Ansteckungen zu vermeiden. Dabei sei dann keine Zeit für eine vorangegangene Diagnostik. Immerhin könne man mit einem solchen Vorgehen "das Gesamtschicksal der Epidemie" unter Kontrolle bringen, so Drosten.

Beispielsweise können sich Ausbrüche in Schlachthöfen, Flüchtlings- und Pflegeheimen oder Gottesdiensten, die derzeit häufig die Runde machen, schnell zu Superspreading-Events entwickeln, wenn nicht rechtzeitig reagiert wird. 

Wieso werden manche Menschen zu Superspreadern?

Woran sich Superspreader erkennen lassen und wieso es sie gibt, ist noch nicht eindeutig geklärt. Sowohl persönliche als auch äußere Faktoren sollen die stärkere Verbreitung beeinflussen können. Grundvoraussetzung ist natürlich, dass der Superspreader auf verschiedene andere Personen trifft. Dabei spielen sowohl Timing als auch die Umgebung und das Sozialverhalten eine Rolle.

Problematisch bei einer Coronavirus-Infektion ist vor allem, dass Infizierte schon ansteckend sind, bevor sie überhaupt Symptome haben. Deshalb können sie schnell zu Superspreadern werden, wenn sie Kontakt zu vielen Menschen haben, ohne von ihrer Infektion zu wissen. Deshalb sind auch die Regelungen hinsichtlich Kontaktbeschränkung und Abstandshaltung so wichtig.

Manche Menschen scheiden mehr Viren aus als andere

Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass manche Menschen mehr und länger Viren ausscheiden als andere. Grund dafür könnte ein ineffektives Immunsystem sein. Die genaueren Merkmale eines Superspreaders sind jedoch noch nicht bekannt.

Mittlerweile ist auch bekannt, dass ein besonders hohes Infektionsrisiko von Aerosolen ausgeht. Das sind kleinste Teilchen in der Luft, die dort auch längere Zeit schweben können. Vor Aerosolen schützen einen Alltagsmasken und medizinische Gesichtsmasken kaum. Manche Menschen verbreiten zudem durch lautes Sprechen, Dingen oder schweres Atmen wohl auch mehr Tröpfchen und Aerosole als andere.

Weitere Informationen über die Ansteckung über Aerosole, erfährst du hier:

Mit einem wichtigen Faktor kann man das Infektionsrisiko verringern.
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Das sagt der Dispersionsindex aus

Besser als der Reproduktionswert, eignet sich der sogenannte Dispersionsindex k, um zu beurteilen, wie sehr eine Epidemie von Superspreadern abhängt, wie beispielsweise Spiegel Online schreibt. Dabei handelt es sich um eine Kennzahl der mathematischen Statistik zur Beurteilung des Verteilungsmusters.

Dieser Streuparameter bezogen auf Epidemien beschreibt folglich, wie stark sich eine bestimmte Krankheit an einem Ort häuft. Es wird also berücksichtigt, wie sehr die Zahl der Menschen variiert, die jeweils weitere Personen anstecken.

Der k-Wert kann nicht höher als eins sein. Würde er bei eins liegen, würde jeder Mensch gleich viele Menschen anstecken. Je kleiner k ist, desto mehr Infektionen gehen auf eine oder wenige Personen, also Superspreader zurück. 

Dispersionsindex bei früheren Epidemien

Spiegel Online führt dazu das Beispiel des Sars-Ausbruches 2002/2003 auf. Damals konnten Wissenschaftler die Ansteckungen auf wenige Personen zurückführen. Schon bei dieser Epidemie war von Superspreading-Ereignissen die Rede. Dies beschrieb Lloyd-Smith bereits 2005 im Fachmagazin "Nature". Der Dispersionsfaktor k lag damals lediglich bei 0,16. Bei einem Pockenausbruch in Großbritannien wurde k von Forschern dagegen auf 0,65 geschätzt. 

Wie hoch der Dispersionsindex in der Coronakrise liegt, ist bisher noch unsicher und wird derzeit erforscht.

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