Strömung im Golf von Panama erstmalig ausgefallen: Das könnten die Ursachen sein
Seit Aufzeichnungsbeginn bleibt 2025 erstmals eine wichtige Meeresströmung im Golf von Panama aus. Unser wetter.com-Meteorologe erklärt mögliche Hintergründe für das Phänomen.
Kalte Auftriebsströmungen sind essentiell für das Ökosystem der Ozeane. Forschende berichten nun: Das durch Auftriebsströmungen begünstigte Aufsteigen von kaltem Tiefenwasser, das sogenannte Upwelling, ist 2025 zum ersten Mal seit 40 Jahren ausgeblieben. Diese Erkenntnis geht aus einer neuen Studie im Wissenschaftsmagazin "Proceedings of the National Academy of Sciences" (PNAS) hervor.
Unser Meterologe erklärt: Warum Upwelling eine Schlüsselrolle im Ozean spielt
Unser wetter.com-Meteorologe Hartmut Mühlbauer erklärt: "Normalerweise wehen Nordostpassatwinde aus der Karibik über den Golf von Panama hinweg. Sie schieben das eigentlich warme tropische Wasser aus dem Golf heraus. Um das so entstehende Defizit zu füllen, dringt kühles Tiefenwasser nach oben." Das kalte Tiefenwasser bringt wiederrum zahlreiche Nährstoffe an die Oberfläche, die das Wachstum von Plankton anregen – und Plankton bildet die Grundlage für das Leben im Meer. Das Wasser an der Oberfläche wird gedüngt, was nach Angaben des National Ocean Service (NOAA) sowohl reiche Fischbestände als auch eine große Vielfalt im Ökosystem begünstigt.
Wenn Winde entlang der Küste wehen, dann wird warmes Oberflächenwasser weggedrängt und durch kaltes, nährstoffreiches Tiefenwasser ausgetauscht. Dieser Prozess heißt "Upwelling". (Bild: NOAA)
Forschende liefern Erklärung für dieses "erste Mal"
Eine mögliche Erklärung für dieses Ereignis liefern das Smithsonian Tropical Research Institute (STRI) und das Max-Planck-Institut für Chemie (MPIC) in der Studie des PNAS. Darin wurden historische Temperatur- und Winddaten ausgewertet, die für das Jahr 2025 schwächere und kürzer andauernde Passatwinde erkennen ließen.
Die Analyse verdeutlicht, dass die Winde im Frühjahr 2025 nicht stark und nicht häufig genug gewesen sein müssen, um das Aufsteigen des kalten Tiefenwassers auszulösen. Die gewöhnliche Abkühlung begann erst im März anstatt wie gewöhnlich im Januar, und dauerte lediglich zwölf Tage statt über zwei Monate. Auch die erwarteten kälteren Temperaturen blieben aus: Anstelle der üblichen 19 Grad lag die Wassertemperatur bei 23,3 Grad Celsius, wie die Forschenden berichtet.
Mögliche Ursachen für schwächere Winde
Dass Passatwinde schwächer ausfallen, könnte nach Einschätzung unseres Wetterexperten an folgendem Grund liegen: "Eine im Mittel stabile Strömung, wie die Passatwindströmung wird auch von lokalen kräftigen Wettererscheinungen überprägt. So können kräftige Tiefdruckgebiete in der Karibik die Strömung verändern und auch ganz zum Erliegen bringen. Bleiben die Winde aus, dringt kein Tiefenwasser auf und das Wasser im Golf erwärmt sich stark."
Darüber hinaus verweist Hartmut Mühlbauer auf einen möglichen Einfluss der sogenannten pazifischen "Blobs". "Diese treten in Zeiten des Klimawandel zunehmend häufig auf und folgen wahrscheinlich sogenannten pazifischen Hitzewellen, ausgelöst durch ortsstabile Hitzehochs. Diese Blobs führen zu einer vorübergehenden Veränderung der Meereszirkulation und können selbst stabile Strömungsmuster, wie die Nordpassatströmung, zum Erliegen bringen", erläutert der wetter.com-Meteorologe weiter.
Welche Folgen hat das Ausbleiben der Strömung?
Das Ausbleiben der Strömung hatte nach Einschätzung des Meeresforschers Ralf Schiebel vom Max-Planck-Institut für Chemie erhebliche Folgen. "Die geringere Auftriebsströmung führte zu einem Ausfall der Nährstoffzufuhr und entsprechend geringem Algenwachstum, was sich über die Nahrungsnetze des Meeres hinweg auswirkt und zu einem Rückgang der kommerziellen Fischerei führte", erklärt der Wissenschaftler.
Zudem könnte der Hitzestress das Ausbleichen von Korallenriffen verstärkt haben, wie die Studie ergänzt. Das Forschungsteam warnt daher vor einer möglichen Gefährdung tropischer Auftriebsströmungen durch den Klimawandel – auch wenn die genauen Zusammenhänge bislang noch nicht vollständig geklärt sind.
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