Golfstrom so schwach wie lange nicht: Das sind die Folgen für unser Wetter

- Bettina Marx - Quelle: PIK/dpa/wetter.com
Dürre, Starkregen, Schneemassen: Schwacher Golfstrom mit krassen Folgen
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Die Stärke des Golfstroms ist auf Rekordtief seit über 1000 Jahren. Diese Veränderung hat massive Auswirkungen auf das Wetter in Europa.

Laut einer neuen Studie war der Golfstrom in über 1000 Jahren noch nie so schwach wie in den letzten Jahrzehnten. Die beispiellose Abschwächung im 20. Jahrhundert ist vermutlich eine Folge der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung.

Zu diesem Ergebnis kamen Wissenschaftler aus Irland, Großbritannien und Deutschland. Für die Studie zur Ozeanströmung wurden Daten wie die Temperaturänderungen im Atlantik, die Verteilung der Wassermassen und die Korngrößen der Tiefsee-Sedimente ausgewertet, erklärt Levke Caesar, Teil der Irish Climate Analysis and Research Unit an der Maynooth University und Gastwissenschaftlerin am PIK.

Übrigens: Auch frühere Studien kamen zu einem ähnlichen Ergebnis: Sie zeigten seit Mitte des 20. Jahrhunderts eine Verlangsamung der Meeresströmung um rund 15 Prozent. Mehr dazu im Video ganz am Anfang des Artikels. 

Klimawandel: Darum schwächelt der Golfstrom

"Das Golfstrom-System funktioniert wie ein riesiges Förderband, das warmes Oberflächenwasser vom Äquator nach Norden transportiert und kaltes, salzarmes Tiefenwasser zurück in den Süden schickt. Es bewegt fast 20 Millionen Kubikmeter Wasser pro Sekunde, etwa das Hundertfache des Amazonasstroms", erklärt Stefan Rahmstorf, Forscher am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung PIK. Angetrieben wird das System durch die sogenannte Tiefenkonvektion, also durch Dichteunterschiede im Meereswasser: Warmes, leichteres Wasser fließt von Süden nach Norden; dort wird es kälter und damit dichter und schwerer, sinkt in tiefere Schichten und fließt zurück in den Süden. Wie der Golfstrom genau verläuft, siehst du in diesem Video: 

Diese gigantische Wärmepumpe wird nun gebremst. Der Grund für die Abschwächung und die Verlangsamung des Golfstroms sind durch Treibhausgase verursachte globale Erwärmung. 

"Kälteblase" ist wichtiger Hinweise auf Verlangsamung des Golfstroms

Der Klimawandel stört diese Zirkulation: Durch die vermehrten Niederschläge fließt mehr Süßwasser in den nördlichen Atlantik. Auch das schmelzende Eis der Arktis verdünnt das Wasser des Nordatlantiks. Diese Folgen des Klimawandels führen wiederum dazu, dass dort der Salzgehalt und damit die Dichte des Wassers sinkt. Das salzärmere Wasser sinkt schließlich nicht mehr so schnell in die Tiefe, wodurch die Atlantikströmung des Golfstroms geschwächt ist.

Weil das Wasser nicht mehr so rasch in die Tiefe sinkt und deshalb weniger warmes Wasser nachströmen kann, kühlt sich der Ozean südlich von Grönland ab. Als Folge des sich abschwächenden Golfstroms entstand in den letzten Jahrzehnten daher im nördlichen Atlantik eine sogenannte "Kälteblase". Gleichzeitig heizt sich das Wasser entlang der nördlichen US-Atlantikküste auf, weil sich der Golfstrom näher an die Küste verlagert. 

Wetterextreme und Meeresspiegelanstieg: Das sind die Auswirkungen 

Der Golfstrom transportiert Wärmeenergie quer über den Atlantik bis vor die Britischen Inseln und in die Norwegische See. Schwächt sich der Golfstrom ab, hat dies nicht nur Auswirkungen auf das Wetter in Europa, sondern auch Einfluss an der US-Ostküste. 

Denn wenn sich der Golfstrom abschwächt, staut sich mehr Wasser an der US-Ostküste auf, wodurch der Meeresspiegel noch stärker ansteigen würde. 

In Europa hätte die Verlangsamung der Strömung mehr Extremwetterereignisse zur Folge, da sich beispielsweise die Zugbahn der Tiefdruckgebiete ändert. Ebenso ist eine Verstärkung von Winterstürmen über dem Atlantik möglich. Wie aus weiteren Studien hervorgeht, sind extreme Hitzewellen oder sommerliche Trockenheit eine weitere Folge des Verlangsamung des Golfstroms. Weitere Auswirkungen haben wir im Video am Anfang des Artikels für dich zusammengefasst.

Zukunftszenario ist besorgniserregend

"Wenn wir die globale Erwärmung auch künftig vorantreiben, wird sich das Golfstrom-System weiter abschwächen - um 34 bis 45 Prozent bis 2100, gemäß der neuesten Generation von Klimamodellen", so Rahmstorf.

"Das könnte uns gefährlich nahe an den Kipppunkt bringen, an dem die Strömung instabil wird."

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