Städte unter Hitzedruck: Wie Europa und Deutschland auf Extremwetter reagieren

- Daniela Kreck - Quelle: tagesschau.de, welt.de, Deutsche Umwelthilfe
Städte unter Hitzedruck: Wie Europa und Deutschland auf Extremwetter reagieren
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Vor allem in Großstädten, wo sich die Hitze gerne staut, wird es für Anwohner bei hohen Temperaturen gefährlich.

Extreme Hitze wird zunehmend zur Gesundheitsgefahr. Während Städte wie Barcelona mit umfassenden Maßnahmen vorangehen, hapert es in vielen deutschen Kommunen an der Umsetzung.

Der Juli 2025 war in Deutschland überraschend verregnet. Statt Hitzewelle und Badewetter dominierte graues Schauerwetter. Während hierzulande Regenjacken nötig waren, sah es am Mittelmeer ganz anders aus: glühende Sonne, Temperaturen um die 40 Grad, wochenlange Trockenheit. Diese Hitze ist nicht nur belastend, sondern lebensgefährlich. Allein in Spanien starben im vergangenen Jahr 2020 Menschen an den Folgen extremer Temperaturen, 14 davon direkt an einem Hitzschlag, wie die Tagesschau berichtet.

Barcelona als Vorbild für städtischen Hitzeschutz

Angesichts der prognostizierten Erwärmung reagieren einige Städte bereits mit konkreten Maßnahmen. Vorreiter in Spanien ist Barcelona. Dort setzt man auf künstliche Schattenspender, entsiegelte Flächen, mehr Begrünung und sogenannte "Klimarefugien".

Dabei handelt es sich um klimatisierte öffentliche Orte wie Bibliotheken oder Sporthallen, in denen sich Anwohner kostenlos abkühlen und mit Trinkwasser versorgen können. Laut Tagesschau existieren bereits rund 400 solcher Zufluchtsorte. Das Ziel: Jeder Mensch in der Stadt soll innerhalb von fünf Gehminuten Schutz vor Hitze finden, so die Tagesschau.

Stadtplanung gegen Hitze: Entsiegelung und Begrünung

Auch beim Städtebau hat Barcelona die Hitze im Hinterkopf: Neue Plätze, Wege und Straßen werden mit entsiegelten Böden ausgestattet, die Wasser aufnehmen und verdunsten lassen. Asphalt wird zunehmend durch Kiessand oder spezielle Bodenfliesen ersetzt. Diese Flächen wirken nicht nur kühlend, sondern bieten bei Starkregen bessere Versickerung und schützen so vor Überschwemmungen.

Klimaanpassung in Barcelona: Aufklärung und medizinische Maßnahmen

Neben baulichen Maßnahmen investiert die Stadt auch in Aufklärung und medizinische Versorgung. Info-Kampagnen, Verhaltenstipps und eine ausgeweitete Notfallbetreuung sind Teil des Konzepts. Und das ist dringend nötig: Der Tagesschau zufolge, die auf eine in Nature Medicine veröffentlichten Studie referiert, könnten bis Ende des Jahrhunderts in Barcelona rund 246.000 Menschen an den Folgen extremer Hitze sterben.

Hitzerisiko in Deutschland steigt

Nach dem nassen Juli steht auch hierzulande wieder heißes Sommerwetter bevor, insbesondere in Süddeutschland. Laut derselben Studie zählt der Süden Deutschlands zu einem klimatischen "Hotspot" Mitteleuropas, in dem die temperaturbedingte Sterblichkeit ähnlich hoch ausfallen könnte wie im Süden Europas.

Doch auch für das restliche Land prognostizieren die Modelle einen deutlichen Anstieg der Hitzetoten, vor allem bei starkem Temperaturanstieg und ohne Anpassung. Schon in den Rekordsommern 2018 und 2019 starben bundesweit rund 15.200 Menschen an den Folgen extremer Hitze, wie WELT berichtet.

Bundesweites Klimaanpassungsgesetz als Reaktion

Seit dem 1. Juli 2024 ist das Bundes-Klimaanpassungsgesetz in Kraft. Es verpflichtet Bund, Länder und Kommunen zur Entwicklung und Umsetzung von Klimaanpassungskonzepten. Die Ideen sind da: mehr Stadtgrün, Entsiegelung, helle Dächer und Fassaden, autofreie Klimastraßen. Jedoch hakt es bei der Umsetzung.

Hürden bei der Umsetzung in deutschen Städten

Stephanie Haury vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung kritisiert gegenüber WELT, dass es häufig an einer zentralen Koordination fehle: Es mangele an Stellen, die den Hitzeschutz ressortübergreifend steuern. Hinzu kommen Fachkräftemangel und zu wenig Geld.

Ein Beispiel: In Berlin-Friedrichshain wurde der "Rudolfkiez" als Modellquartier für Hitzeschutz festgelegt. Vorgesehen waren unter anderem Baumpflanzungen und mehr Grünflächen. Doch passiert ist bislang kaum etwas.

DUH-Hitzecheck: Viele Städte schneiden schlecht ab

Aktuell veröffentlichte die Deutsche Umwelthilfe (DUH) den Hitze-Check 2025: Der Hitzebetroffenheitsindex (HBI) berechnet für 190 Städte, wie stark Bewohner im direkten Wohnumfeld von Hitze betroffen sind. Der Index basiert auf vier Faktoren: Flächenversiegelung, Grünvolumen, Oberflächentemperatur und Bevölkerungsdichte.

Das Ergebnis ist alarmierend: Über 12 Millionen Menschen leben in deutschen Städten mit hoher oder überdurchschnittlicher Hitzeexposition im Sommer. 31 Städte erhielten eine "Rote Karte" für kritische Bedingungen (z. B. Ludwigshafen, Mannheim, Worms).

Mit Blick auf die drei größten Städte Deutschlands wurden Hamburg, Berlin und München in die mittlere Belastungskategorie eingestuft. Die HBI-Werte liegen in allen drei Städten im Bereich von 13,7 bis 16,2, was auf eine durchschnittlich hohe Hitzebelastung im bundesweiten Vergleich hinweist.

Die Zahlen zeigen deutlich: Die klimatischen Risiken durch Hitzebelastung sind nicht nur in den Mittelmeerregionen ein Phänomen, sondern auch bei uns in Deutschland allgegenwärtig.

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