Gas- und Ölpreis explodieren: Müssen wir im Winter frieren?

- Frederic Schwarz - Quelle: Tagesschau, Quarks, Süddeutsche Zeitung
Gaskrise: Müssen wir im Winter frieren?
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Die Preise für Gas- und Ölheizungen explodieren. Eine Preissteigerung von ca. 80% bei Gas und 60% bei Öl ist für manche Bürger:innen nicht mehr stemmbar. Die wichtigsten Fragen zur Energiekrise.

Deutschland befindet sich in einer Energiekrise: Angesichts des weiter andauernden Krieges Russlands in der Ukraine hat die Bundesregierung vor einiger Zeit Sanktionen gegen Russland beschlossen.

Im Umkehrschluss rationieren die Russen die Gasmenge, die über die Nordseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland kommt. Die Genehmigung der Inbetriebnahme des Nachfolgers Nord Stream 2 wurde seitens der Bundesregierung vorerst ganz gestoppt.

Alles Wichtige zur Gaskrise erklärt dir das Video oben.

Müssen wir im Winter also frieren?

Nein. Denn die Bundesregierung hat einen entsprechenden Maßnahmenkatalog beschlossen, um ihre Bürger:innen sicher durch den Winter zu bringen. So müssen die deutschen Gasspeicher per Gesetz bis zum 01. Oktober zu 80% und bis zum 01. November zu 90% gefüllt sein.

Sobald der Frühling langsam einsetzt, gilt zum 01. Februar 2023 eine Mindestfüllmenge von 40%. Über den Sommer, ein Zeitraum, in dem nur wenig Gas benötigt wird, werden die Speicher dann wieder Stück für Stück für den darauffolgenden Winter befüllt.

Und wenn die russischen Gaslieferungen dauerhaft beschränkt werden?

Selbst wenn die russischen Gaslieferungen dauerhaft auf 20% der üblichen Belieferungsmenge rationiert werden, würde dies zu keinem ernsthaften Gasmangel in Deutschland im Winter führen. Das ergab eine Berechnung der führenden deutschen Wirtschaftsinstitute.

Wie abhängig sind wir von Gas?

Können wir einen Gas-Engpass nicht einfach hinnehmen? Das wird schwierig. Denn circa die Hälfte aller deutschen Wohnungen werden mit Gas beheizt – und das meiste Gas dafür kommt aus Russland. Durch die Drosselung steigen die Gaspreise bei uns deswegen seit einiger Zeit permanent an.

Auch die Wirtschaft ist gefährdet. Denn viele Industriesektoren wie zum Beispiel die Chemieindustrie sind von zuverlässigen Gaslieferungen abhängig. Können diese nicht mehr sicher gewährleistet werden, werden die Unternehmen in Länder abwandern, die zuverlässig mit Gas beliefert werden. Die deutsche Wirtschaft könnte so schlimmstenfalls um 4-5 Prozent schrumpfen.

Was bestimmt, wie viel Gas wir im Winter benötigen?

Wichtig bei der Frage des Gasverbrauchs Deutschlands in den kalten Monaten ist auch, ob wir einen milden oder einen kalten Herbst erleben. Denn je früher es kalt wird, desto eher wird Gas zum Heizen gebraucht – und desto früher müssen die Gasspeicher angezapft werden.

Aktuell prognostizieren die Wettermodelle aber einen eher zu warmen Herbst. Das bedeutet, dass die Heizperiode in diesem Jahr erst später beginnen wird als in manch früheren Jahren.

Eine Einschätzung unseres Meteorologen Georg Haas zu dem Thema findet ihr hier.

Gasumlage hält System am Laufen, doch Preise explodieren

Um die Gasversorgung Deutschlands und das Wirtschaftssystem Gaslieferung aufrecht zu erhalten, beschloss die Bundesregierung nun eine Gasumlage. Das bedeutet: Noch höhere Preise auf Gas und noch größere Belastungen für die Bürger:innen Deutschlands.

Ein Beispiel: Bei einer 30qm-Wohnung mit Gasheizung sind in diesem Jahr die Heizkosten von 226 auf 408 Euro gestiegen. Bei einer 70qm- Wohnung sind es ganze 424 Euro mehr und bei einer 110qm-Wohnung reden wir gleich von 666 Euro Mehrkosten im Jahr.

Zum Vergleich: Eine Megawattstunde Gas kostet mittlerweile 205 Euro. Im Juli 2021, also vor gut einem Jahr, lag der Preis noch bei 36 Euro. Das ist eine Preissteigerung von fast 470%!

Entlastungen durch Mehrwertsteuersenkung?

Um die Bürger:innen wegen der noch höheren Preise durch die Gasumlage zu entlasten, plant die Regierung, im Zeitraum Oktober 2022 bis März 2024 die Mehrwertsteuer für Gas von 19% auf 7% herabzusetzen, berichtet die Tagesschau.

Eine Beispielrechnung des Instituts der Deutschen Wirtschaft in Köln zeigt: Ein Single-Haushalt mit einem jährlichen Gasverbrauch von 6000 Kilowattstunden würde bei dem aktuellen Gaspreis des Monats August auf ca. 1070 Euro Gaskosten im Jahr kommen - ohne Gasumlage, aber mit 19% Mehrwertsteuer.

Wendet man auf das gleiche Beispiel die Gasumlage von 2,42 ct pro kWh an und berücksichtigt die Mehrwertsteuersenkung auf 7%, bezahlt der Single-Haushalt trotzdem ca. 47 Euro mehr im Jahr. Das zeigt: Die Mehrwertsteuersenkung federt die Mehrbelastung durch die Gasumlage nicht ab.

Einem Vier-Personen-Haushalt würden übrigens Mehrkosten von knapp 160 Euro im Jahr entstehen.

Zur weiteren Entlastung zahlt der Staat eine einmalige Energiepauschale an die Bürger:innen aus. Wie diese genau funktioniert, erklärt dir die Tagesschau unter diesem Link.

Preise für Ölheizungen explodieren ebenfalls

Eine Vergleichsrechnung der Süddeutschen Zeitung von Öl und Gas zeigt: Egal mit was man heizt, die Preise explodieren.

So steigen bei einem durchschnittlichen Verbrauch eines Haushalts mit 30qm bei Gas von 226 Euro (2021) auf 408 Euro (2022). Wird die gleiche Wohnung mit Öl geheizt, werden statt 389 Euro nun 627 Euro fällig.

Bei einer 70qm-Wohnung steigen die jährlichen Heizkosten bei Gas von 526 auf 950 Euro und bei Öl von 909 auf 1464 Euro. Wer auf 110qm wohnt, zahlt bei Gas jährlich 1493 statt 827 Euro und bei Öl 2301 statt 1428 Euro.

Während die Gaspreise also um rund 80% teurer werden, steigen die Heizkosten bei Öl um ca. 61%. Allerdings ist das Heizen mit Öl generell deutlich teurer als mit Gas, wie das Rechenbeispiel der SZ zeigt.

Fernwärme als ökologischste Heizform

14% der deutschen Wohnungen werden übrigens mit Fernwärme beheizt. Denn bei der Erzeugung von Strom entsteht auch viel Wärme, die Stromkraftwerke nicht nutzen. Diese Wärme wird dann über sogenannte Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen in das Fernwärmenetz eingeleitet.

Die Stormkraftwerke produzieren also nicht nur Storm, sondern gleichzeitig auch Wärme, die dann in Haushalten zum Heizen verwendet werden kann. Aus diesem Grund ist diese Heizform besonders ökologisch.

Leider springen auch bei der Fernwärme die Preise zurzeit stark in die Höhe. Die Preise steigen "aber nicht in so hohem Maße wie Gas", sagt John Miller, Vize-Geschäftsführer des Energieeffizienzverbands AGFW, dem Sprachrohr der Fernwärme-Versorger, gegenüber der Tagesschau.

Der Preis, den die Verbraucher zahlen müssen, hängt wesentlich vom Erzeuger und vom Fernwärmesystem der Stadt ab, so der Experte.

Wie du im Herbst und im Winter umweltschonend heizt, erklären wir dir hier.

Wie kann man die Heizkosten senken?

Heizkosten sparen geht einfacher als man denkt. Der Schlüssel zum Erfolg ist nur, dass alle mitmachen. Zum Beispiel könnt ihr einfach kürzer und kälter duschen und zusätzlich noch einen Wassersparduschkopf anschrauben.

Denn durch einen niedrigeren Warmwasserverbrauch pro Haushalt würde Deutschland 9,8 Terawattstunden Erdgas pro Jahr sparen. Damit könnte man mit ganz wenig Aufwand 3,2% des gesamtdeutschen Gasverbrauchs einsparen.

Wenn zudem alle Haushalte in Deutschland ihre Raumtemperatur um 2 Grad senken würden, würde das Land ganze 21 Terrawattstunden Erdgas sparen, berichtet Quarks. Ein ähnlich hohes Einsparungsmaß ergäbe sich, wenn alle langfristig ihre Gasheizungen durch Wärmepumpen ersetzen.

Schraubt ihr eure Raumtemperatur in einer 70qm-Wohnung um nur 2 Grad nach unten, dann könnt ihr 172 Euro pro Jahr sparen, bei einer 125qm-Wohnung sind es sogar schon 352 Euro pro Jahr, die ihr nach jetzigen Schätzungen sparen könnt. Das heißt ihr könnt fast die gesamten Zusatzkosten mit nur einem Handgriff einsparen.

Der Austausch alter Heizkessel und die Wärmesanierung von Gebäuden würde uns zusätzliche 22 Terrawattstunden pro Jahr einsparen. Wenn ihr dabei von Gasheizungen auf Wärmepumpen umsteigt, verdoppelt sich eure Ersparnis sogar.

Alle Spartipps findet ihr auch noch einmal in diesem Artikel.

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