Epidemie und Infodemie: Der Kampf gegen skurrile Coronavirus-Gerüchte

- Quelle: dpa/wetter.com
Epidemie und Infodemie: Der Kampf gegen skurrile Coronavirus-Gerüchte
© Shutterstock
Vor allem auf Social-Media kursieren viele Falschmeldungen rund um das Coronavirus.

Trotz unzähliger Aufklärungsversuche durch die WHO kursieren weiterhin viele Fake-News und Verschwörungstheorien rund um das Coronavirus. Und das birgt neue Gefahren!

Als wäre der weltweite Einsatz gegen die Ausbreitung des neuen Coronavirus nicht schon genug, kämpft die Weltgesundheitsorganisation (WHO) an einer zweiten Front: die massenhafte Verbreitung abstruser Gerüchte. Verschwörungstheorien über die Herkunft und Verbreitungsweise von Sars-CoV-2 und das Anpreisen zweifelhafter Schutz- und Heilmittel sind nicht nur ärgerlich.

Fake-News können Krankheit verschlimmern

"Falsche Informationen bei Epidemien mit ansteckenden Krankheiten können die Ausbrüche schlimmer machen", schreibt Paul Hunter. Das Fazit seiner Studien an der englischen Universität East Anglia: "Es kann Leben retten, die Verbreitung von falschen Informationen und schädlichen Ratschlägen auf sozialen Medien zu unterbinden."

Virus sei Biowaffe oder von Bill Gates gemacht

Das Coronavirus, das die neue Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann, sei eine Biowaffe und komme in absichtlich verbreiteten Infektionswolken auf die Menschen nieder, lautet eines der abstrusen Gerüchte in sozialen Medien. Oder: Die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung habe es geschaffen, wohl um irgendwie von der Produktion von Impfstoff zu profitieren.

Coronavirus beinhalte Aids-Erreger

In Indien schwadronierten sogar Wissenschaftler über Bestandteile des Virus, die angeblich Ähnlichkeiten mit dem Aids-Erreger HIV aufwiesen und keine Laune der Natur sein könnten - mit anderen Worten, von Menschenhand hinzugefügt sein müssten. Die Studie wurde inzwischen zurückgezogen.

Wobei es sich leider um keine Fake-News handelt, ist die Tatsache, dass ein Mediziner im Krankenhaus von Wuhan ums Leben gekommen ist:

Dieser externe Inhalt steht leider nicht zur Verfügung, da er nicht kompatible Elemente (z. B. Tracking oder Werbung) zum ContentPass-Abo enthält.


Zur Epidemie kommt auch eine Infodemie

"Uns macht die hohe Zahl von Gerüchten und Falschinformationen Sorge, die unseren Einsatz behindern", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus am Wochenende auf der Münchner Sicherheitskonferenz. "Wir kämpfen nicht nur gegen eine Epidemie, sondern auch gegen eine Infodemie. Fake News verbreiten sich schneller und einfacher als dieses Virus, und sie sind genauso gefährlich."

Übrigens: In unserem Ticker zum Coronavirus hast du alle wichtigen Informationen im Blick.

Fake-News unterstützen die Ausbreitung

Der Mediziner Hunter schreibt, falsche Informationen führten dazu, dass Menschen sich weniger schützen und größere Risiken eingehen. So seien falsche Angaben der Anti-Impflobby für den weltweiten Anstieg der Maserninfektionen mitverantwortlich. Andere Studien zeigten die Folgen von Gerüchten während des Ebola-Ausbruchs in Westafrika 2014:

Da wurden online Ängste geschürt, die Menschen dazu brachten, auf derselben Webseite gleich Schutzanzüge zu bestellen - nur taugten die als Schutz vor Ansteckung gar nicht.

WHO klärt über Mythen auf

Bei der WHO kümmert sich ein Team darum, falschen Informationen in sozialen Medien sofort etwas entgegenzusetzen. Die UN-Behörde ist bei Twitter und anderswo mit Schaubildern aktiv. Zum Beispiel zu Rezepten, denen zufolge acht Knoblauchzehen auf sieben Tassen Wasser eine Infektion heilen können. Knoblauch sei zwar gesund, aber es gebe keine Hinweise, dass er vor einer Coronavirus-Infektion schütze, kontert die WHO.

"Tötet man das Virus, wenn man sich am ganzen Körper mit Alkohol oder Chlor besprenkelt?" Nein, schreibt die WHO. Damit könnten Tische und ähnliches desinfiziert werden, aber ein Eindringen des Virus in den Körper verhindere das nicht. 

Im folgenden Artikel informieren wir dich über weitere Gerüchte rund um das Virus:

Mythen und Fake-News: Heilmittel für das Coronavirus im Check

Beunruhigende Medienberichte möglichst meiden

Zum Umgang mit Stress in dieser Zeit schreibt die WHO: "Sie können Aufregung und Sorgen verringern, wenn Sie und Ihre Familie weniger Zeit mit Medienberichten verbringen, die sie beunruhigen."

WHO klärt auch über Social-Media auf

Die WHO geht auch direkt auf Social-Media-Unternehmen zu. Tedros nannte unter anderem Facebook, Google, Pinterest, Twitter, YouTube. Wer "Coronavirus" googelt, bekommt als Top-Ergebnisse Informationen der WHO. Wer bei Pinterest nach "Coronavirus" sucht, bekommt als erstes die Schaubilder der WHO, die mit Mythen und Märchen aufräumen.

Faktencheck auf Facebook

Facebook (FB) ist auch im Boot. Faktenchecker seien aktiv auf der Suche nach Gerüchten über das Coronavirus, schrieb der FB-Verantwortliche für Gesundheit, Kang-Xing Jin, in einem Blogpost. "Wenn sie eine Information als falsch einstufen, begrenzen wir die Verbreitung auf Facebook und Instagram", schrieb er.

WHO möchte auch Amazon mit ins Boot holen

Die WHO will zudem Amazon dazu bewegen, Käufern bei der Suche etwa nach Gesichtsmasken gleich akkurate Information über das Virus mitzuliefern. Auch Webseiten etwa des Zimmervermittlers Airbnb könnten Reisehinweise mitliefern, findet die WHO. Gespräche laufen.

"Wir rufen alle Regierungen, Unternehmen und Medienorganisationen auf, die Menschen in angemessenem Umfang zu alarmieren, aber ohne die Flammen der Hysterie anzufachen", sagte Tedros in München.

P.S. Bist du auf Facebook? Dann werde jetzt Fan von wetter.com!

Passend dazu
Zur News-Übersicht Panorama
Dieser externe Inhalt steht leider nicht zur Verfügung, da er nicht kompatible Elemente (z. B. Tracking oder Werbung) zum ContentPass-Abo enthält.
Nach oben scrollen