Ein "Jetstream" unter der Erde rast immer schneller auf Europa zu!

- Steven Garcia
Ein "Jetstream" unter der Erde rast immer schneller auf Europa zu!
© Shutterstock
Unser Erdkern besteht aus einem flüssigem Eisen-Nickel-Gemisch.

Unser äußerer Planetenkern, besteht aus einem flüssigen Eisen-Nickel-Gemisch und ist ständig in Bewegung. Doch der "innere Jetstream" wird immer schneller. Was bedeutet das für uns?

In 8 bis 10 Kilometern Höhe beeinflusst der berühmte Jetstream unser Wettergeschehen. Er ist ein Starkwindband, welches Hoch- und Tiefdruckgebiete lenkt und ihre Stärke beeinflusst. Doch Forscher haben eine interessante Beobachtung in 3000 bis 4000 Kilometern Tiefe entdeckt. Denn unter unseren Füßen bewegt sich ein 400 Kilometer breiter und starker Strom aus flüssigem Eisen.

Was ist eigentlich der Jetstream und welche Einflüsse hat er auf unser Wetter?
Vernichtende Folgen? Jetstream gerät ins Wanken

Satelliten durchleuchten die Erde

Unser Planeteninneres ist auf den ersten Blick sehr einfach aufgebaut. Der Erdkern ist ein massiver Eisenklumpen, welcher von einer Schicht aus flüssigem Eisen-Nickel-Gemisch umspült wird. Beide Schichten sind auch ständig in Bewegung. Darüber stülpt sich der untere Erdmantel, gefolgt vom oberen. Die letzte Schicht vor der Oberfläche ist die Erdkruste. Diese ist übrigens unterschiedlich dick: Unter Ozeanen oder auf vulkanisch aktiven Gebieten ist sie zwischen 6 und 10 Kilometer, unter Kontinenten meist 25 bis 50 Kilometer dick.

Ein Querschnitt unseres Planeten

Im Jahr 2016 haben aber Forscher der University of Leeds beim "Röntgen" der Erde mittels Satelliten ein überraschendes Phänomen entdeckt. Das "SWARM"-Trio (Satelliten der ESA) registriert nämlich seit 2013 von seiner orbitalen Position selbst winzige Veränderungen des Erdmagnetfelds, das durch die gegensätzliche Rotation der Kernschichten entsteht. Warum genau sich der innere und äußere Erdkern gegensätzlich drehen, versuchen Forscher seit 300 Jahren zu erklären. Eine Theorie ist, dass das irdische Magnetfeld, das durch die Rotation des äußeren Erdkerns entsteht, eine Art Verdrängung des inneren Kerns forciert. 

Band aus flüssigem Eisen beschleunigt sich

Auch frühere Messungen aus dem Jahr 2006 zeigten bereits, dass das flüssige Eisen an manchen Stellen schneller fließt als an anderen. Vor allem unter Alaska und Sibiriern liegen solche Zonen. Die neuen Messwerte zeigen aber nun unter Europa ein starkes Strömungsband im Erdinneren, das für diese Zonen verantwortlich sei. Ähnlich wie der Jetstream in unserer Atmosphäre zirkuliert dieses Band schneller als der normale Fluss rund um die Nordhalbkugel. Und die Beobachtungen und Vergleiche der Messungen zeigen ebenfalls: Die Strömungen wurden in den letzten 10 Jahren immer schneller!

Früheren Messungen zufolge fließt dieser Eisenstrom mit ca. 15 bis 20 Kilometern pro Jahr. Doch diese Geschwindigkeit aus dem Jahr 2006 wäre mit den aktuellen Messungen längst überholt. Denn den letzten Beobachtungen nach bewegt sich der Eisen-Jetstream nun mit mehr als 45 km jährlich und damit mehr als doppelt so schnell. Vergleicht man das mit dem Drift der Erdplatten, wäre das sogar hundertausendfach schneller.

Erklärungen für den Polsprung?

Welche Ursachen die beschleunigte Strömung hat, darüber sind sich die Forscher noch nicht einig. Sehr wahrscheinlich ist es ähnlich wie beim Atmosphärischen Jetstream, welcher sich durch Ungleichgewicht einzelner Faktoren und der Erdrotation verändert. Kleine Veränderungen im Magnetfeld der Erde beeinflussen auch den Fluss im äußeren Erdkern. 

"Interessant ist zudem, dass die Beschleunigung des Jets zur gleichen Zeit stattfand wie die abrupte Umkehr der Rotationsrichtung des inneren Erdkerns", so Rune Floberghagen vom SWARM-Projekt der ESA. "Das Magnetfeld der Erde verändert sich ständig und das könnte den Jetstream sogar dazu bringen, seine Richtung zu ändern."

Somit scheint es eher andersherum zu sein. Sollten sich die Pole verändern und "springen", hat das Einfluss auf unser Erdmagnetfeld und somit auch auf den Eisen-Jetstream unter unseren Füßen. Ob und was für Auswirkungen das auf uns haben könnte, versuchen die Wissenschaftler derzeit noch herauszufinden.

P.S. Bist Du auf Facebook? Dann werde jetzt Fan von wetter.com!

Zur News-Übersicht Panorama
Dieser externe Inhalt steht leider nicht zur Verfügung, da er nicht kompatible Elemente (z. B. Tracking oder Werbung) zum ContentPass-Abo enthält.
Nach oben scrollen