Biontech, Moderna, Astrazeneca: Die Corona-Impfstoffe im Vergleich

- Quelle: dpa/Glomex
Impfstoffe lösen in unserem Körper eine Impfreaktion aus.
Initialisierung des Players
fehlgeschlagen!
Bitte aktivieren Sie Flash!
Kontakt & Support
 

Die Covid-19-Impfstoffe von Pfizer/BioNtech, Moderna und Oxford/AstraZeneca werden als erste die europäischen Bürger erreichen. Sie unterscheiden sich in einigen Punkten. Das sind die Unterschiede.

Bald dürfte es mit dem Impfen gegen Corona losgehen. Hersteller haben bereits für mehrere Präparate Zulassungsanträge in der EU gestellt, eine Freigabe könnte es binnen Wochen geben. Doch worin unterscheiden sich die Impfstoffe überhaupt? Ist einer besser als die anderen? 

Wie eine Impfung grundsätzlich funktioniert und was danach im Körper passiert, erfährst du im Video zu Beginn des Artikels. 

Die Impfstoffe von Pfizer/BioNtech & Moderna: mRNA-Impfstoffe 

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer ist dem Präparat von Moderna in der Wirkweise und auch in seiner Wirksamkeit vergleichsweise ähnlich. Bei beiden Impfstoff-Kandidaten handelt es sich um sogenannte mRNA-Impfstoffe, die auf einer noch neuen Impfstoff-Technologie beruhen.  

Weltweit gibt es bislang keinen einzigen zugelassen Impfstoff, der auf diese Weise hergestellt wird und wirkt. Der grundlegende Unterschied dieser neuartigen Impfstoffe zu etablierten Vakzinen: Sie enthalten keine abgeschwächten oder abgetöteten Viren, sondern lediglich eine Bauanleitung für einen Bestandteil des Covid-19-Erregers. Die Anleitung wird in Form eines sogenannten mRNA-Moleküls in den Körper geimpft, wo dann die menschlichen Zellen selbst ein Eiweiß des Virus herstellen. Im Falle von Sars-CoV-2 ist es das sogenannte Spike-Protein auf der Oberfläche des Virus. Es regt das menschliche Immunsystem zur Bildung von Abwehrstoffen an.  

Sorgen, dass speziell die mRNA-Impfstoffe besondere Sicherheitsrisiken mit sich bringen und etwa das menschliche Erbgut verändern, halten Experten für unbegründet. "Beim Menschen befindet sich das Genom in Form von DNA im Zellkern", heißt es etwa beim Paul-Ehrlich-Institut, das für die Sicherheit von Impfstoffen zuständig ist. "Eine Integration von RNA in DNA ist unter anderem aufgrund der unterschiedlichen chemischen Struktur nicht möglich." 

Astrazeneca: Wirkstoff basiert auf Schimpansen-Virus

Astrazenecas Produkt mit dem Wirkstoff AZD1222 hingegen beruht auf der abgeschwächten Version eines Erkältungsvirus von Schimpansen.

Es enthält genetisches Material eines Oberflächenproteins, mit dem der Erreger Sars-CoV-2 an menschliche Zellen andockt. Auch hier bilden die Zellen mit Hilfe der Bauanleitung das Protein und der Körper entwickelt eine Immunantwort dagegen.

Jedoch gibt es Streitigkeiten zwischen Astrazeneca und der EU bezüglich der verzögerten Auslieferung des Impfstoffs. Mehr dazu erfährst du in diesem Video:

Dieser externe Inhalt steht leider nicht zur Verfügung, da er nicht kompatible Elemente (z. B. Tracking oder Werbung) zum ContentPass-Abo enthält.


Wir gut schützen die Impfstoffe?  

Das US-Unternehmen Moderna hatte Ende November 2020 mitgeteilt, sein Impfstoff besitze eine Wirksamkeit von 94 Prozent - gemessen 14 Tage nach der zweiten Dosis. Comirnaty, der Impfstoff von Biontech und Pfizer, zeigte eine fast identische Wirksamkeit von 95 Prozent - gemessen sieben Tage nach der zweiten Dosis. Das bedeutet, dass unter den Probanden der geimpften Gruppe 95 Prozent weniger Erkrankungen auftraten als unter denen der Kontrollgruppe.

Geringere Wirksamkeit bei Astrazeneca

Das Mittel von Astrazeneca wies in Studien eine geringere Wirksamkeit von etwa 70 Prozent auf, ist jedoch vergleichsweise leicht zu handhaben. Die EU-Arzneimittelagentur EMA schloss zunächst allerdings nicht aus, dass das Mittel nur für bestimmte Altersgruppen zugelassen wird, da für Ältere erst wenige Testdaten vorlägen.

Genaue Zahlen müssen noch abgewartet werden

Bei den Vakzinen von Biontech/Pfizer und Moderna gibt es hingegen belastbarere Daten zu Senioren. So schützt das Mittel von Biontech einer Studie zufolge ältere Menschen ähnlich gut wie jüngere, bei Moderna liegt die Wirksamkeit etwas unter den genannten 94 Prozent.

Ob die genannten Zahlen jedoch auch bei einem massenhaften Einsatz der Impfstoffe zu erreichen sind, wird sich erst in einigen Monaten zeigen. Unklar ist auch noch, wie lange der Impfschutz anhält und ob der Geimpfte das Virus noch weitergeben kann.

Wirken die Impfstoffe auch gegen Virusvarianten?

Das ist noch nicht abschließend geklärt, allerdings sind die Hersteller Moderna und Biontech/Pfizer zuversichtlich. Erste Tests deuten darauf hin, dass ihre Impfstoffe auch vor den beiden zunächst in Großbritannien und Südafrika nachgewiesenen Mutanten schützen.

Allerdings stellten die Unternehmen auch fest, dass Geimpfte gegen die Variante aus Südafrika offenbar eine schwächere Immunantwort aufbauen. Die Hersteller beobachten die Entwicklung sehr genau. Man könne den Impfstoff gegebenenfalls anpassen, teilten Pfizer und Biontech mit. Moderna will unter anderem die Wirkung einer zusätzlichen Auffrischungsdosis testen. 

Gibt es Nebenwirkungen? 

Dem RKI zufolge waren Schmerzen an der Einstichstelle, Abgeschlagenheit, Kopf- und Gelenkschmerzen sowie Schüttelfrost die nach den bisherigen Impfungen am häufigsten beobachteten Nebenwirkungen. Im Allgemeinen waren diese aber schwach bis mäßig und klangen nach kurzer Zeit wieder ab. Berichte über schwere unerwünschte Folgen gibt es bei allen drei Vakzinen bisher nicht.

Die Ständige Impfkommission beim RKI empfiehlt die Impfung auch für Menschen mit Immunschwäche - also zum Beispiel bei HIV-Infektionen, Krebserkrankungen oder nach Organtransplantationen.

"Wenngleich Personen mit geschwächtem Immunsystem möglicherweise nicht so gut auf den Impfstoff ansprechen, bestehen keine besonderen Sicherheitsbedenken", heißt es auch bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA. "Immungeschwächte Personen können trotzdem geimpft werden, da bei ihnen möglicherweise ein höheres Risiko durch Covid-19 besteht."

Diese Personen sollen nicht geimpft werden

Der Biontech/Pfizer-Impfstoff ist für Menschen ab 16 Jahren vorgesehen. Der von Moderna ist ab 18 Jahren gedacht, obwohl das Unternehmen kürzlich damit begonnen hat, seinen Impfstoff bei 12- bis 17-Jährigen zu testen. Über die Wirkung des Astrazeneca-Präparats auf Kinder und Jugendliche ist nach Angaben der britischen Arzneimittelbehörde MRHA bisher nichts bekannt. Eine Impfempfehlung für Kinder ist laut RKI "noch nicht absehbar". Studien dazu seien jedoch geplant.

Einigkeit besteht darin, wer nicht geimpft werden soll: Menschen mit einer allergischen Reaktion auf einen der Inhaltsstoffe oder mit schweren allergischen Reaktionen nach einer vorherigen Dosis. 

Wie werden die verschiedenen Impfstoffe gelagert?

Der Impfstoff von Biontech/Pfizer wird bei minus 70 Grad aufbewahrt. Beim Moderna-Impfstoff muss es mit etwa minus 20 Grad Celsius im Vergleich nicht ganz so kalt sein. Ein großer Vorteil bei Astrazeneca ist, dass man das Vakzin bei Kühlschranktemperaturen von zwei bis acht Grad lagern kann.

Unterschiede gibt es auch nach dem Auftauen: Der Pfizer-Impfstoff kann dann im Kühlschrank gelagert, muss aber innerhalb von fünf Tagen aufgebraucht werden. Der Moderna-Impfstoff ist 30 Tage bei Kühlschranktemperatur und zwölf Stunden bei Raumtemperatur stabil.

Wie viel soll eine Impfung kosten? 

Die Preise für die neuartigen mRNA-Impfstoffe liegen vermutlich weit höher als bei dem Mittel von Astrazeneca. Die belgische Staatssekretärin Eva De Bleeker hatte die bisher geheim gehaltenen Preise zeitweise auf Twitter veröffentlicht.

Demnach kostet eine Dosis des Moderna-Impfstoffs umgerechnet rund 15 Euro, eine von Biontech/Pfizer 12 Euro, eine von Astrazeneca nur 1,78 Euro. Der Tweet wurde später gelöscht.

Wie viel Impfstoff bekommt die EU bzw. Deutschland?

Die EU-Kommission hat mit sechs Herstellern Rahmenverträge über die Lieferung von insgesamt 2,3 Milliarden Impfstoffdosen geschlossen - mehr als genug für die 450 Millionen Europäer. Von Biontech/Pfizer soll die EU bis zu 600 Millionen Dosen bekommen und von Moderna noch einmal 160 Millionen Dosen. Von Astrazeneca erwartete die EU eigentlich 80 Millionen Impfdosen bis Ende März. Dass es nun nach EU-Angaben nur 31 Millionen sein sollen, sorgt derzeit für Streit zwischen Brüssel und dem Hersteller.

Deutschland hat sich nach Angaben des Gesundheitsministeriums mehr als 90 Millionen Dosen von Biontech gesichert, von Moderna rund 50 Millionen Dosen. Für das Präparat von Astrazeneca sollten es eigentlich rund 56 Millionen aus einer gemeinsamen EU-Bestellung sein.

Alle weiteren Infos rund ums Impfen und die Pandemie erfährst du in unserem Corona-Ticker.

P.S. Bist du auf Facebook? Dann werde jetzt Fan von wetter.com! 

Zur News-Übersicht Gesundheit
Dieser externe Inhalt steht leider nicht zur Verfügung, da er nicht kompatible Elemente (z. B. Tracking oder Werbung) zum ContentPass-Abo enthält.
Nach oben scrollen