Amazonas-Katastrophe: Zahl der Feuer steigt und steigt

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Amazonas-Katastrophe: Zahl der Feuer steigt und steigt
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Das Foto vom 26. August zeigt einen Brand im brasilianischen Amazonasgebiet.

Noch immer gibt es verheerende Brände im Amazonasgebiet. Die Folgen, die sich daraus für das Weltklima ergeben, sind besorgniserregend. Denn das Schlimmste steht uns noch bevor.

Farmer roden Waldflächen, wegen der Dürre greifen die Brände auf immer neue Areale über. In Brasilien steht der Regenwald in Flammen. Die grüne Lunge der Erde ist somit in Gefahr. Die Flammen fressen sich durch das Unterholz am Amazonas, verzehren Bäume und Sträucher und hinterlassen nichts als verbrannte Erde.

Das Schlimmste steht uns jedoch noch bevor, da sich die Auswirkungen der Feuer auf unser Klima erst noch zeigen werden. Unser Meteorologe Paul Heger erklärt im Video, warum der Regenwald so wichtig für das Klima auf der Erde und damit für die gesamte Weltbevölkerung ist.

Amazonas-Katastrophe: Das Schlimmste kommt erst noch
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Tausende neue Brandherde in Brasilien

Die Zahl der Feuer in Brasilien ist trotz eines Verbots des Abbrennens landwirtschaftlicher Flächen wieder gestiegen. Seit das entsprechende Dekret am Donnerstag in Kraft trat, registrierte die brasilianische Weltraumagentur INPE Tausende neue Brandherde.

Die Regierung des südamerikanischen Landes schränkte das Verbot inzwischen ein. Davon ausgenommen sind nun für die Ernte notwendige und genehmigte Brände außerhalb der neun Bundesstaaten des Amazonasgebiets. Das geht aus Änderungen des Dekrets hervor, die am Freitag (Ortszeit) im Amtsblatt veröffentlicht wurden.

Die Regierung des rechten Präsidenten Jair Bolsonaro hatte in einem vom Mittwoch datierten Dekret das Abbrennen von Flächen während der Trockenzeit zunächst im ganzen Land verboten. Für einen Zeitraum von 60 Tagen dürfen demnach keine Feuer mehr gelegt werden, um beispielsweise Weide- und Ackerflächen auf gerodeten Flächen zu erschließen. Ausnahmen gelten für indigene Gemeinden, die Ackerbau zur Selbstversorgung betreiben, und für Brände, die von den zuständigen Umweltbehörden zwecks Brandverhütung, Brandbekämpfung oder Pflanzengesundheit genehmigt wurden.

Will Brasiliens Regierung die Hilfsgelder nicht?

Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro hat für die Annahme der von den G7-Staaten angebotenen Hilfe für die Bekämpfung der verheerenden Waldbrände im Amazonasgebiet Bedingungen gestellt.

"Zunächst sollte Macron die Beleidigungen gegen mich zurücknehmen", sagte der Staatschef am Dienstag beim Verlassen seiner Residenz. "Er hat mich einen Lügner genannt. Und dann hat er nach meinen Informationen die Souveränität des Amazonasgebiets in Frage gestellt."

Die G7-Staaten hatten Brasilien bei ihrem Gipfel in Biarritz eine Soforthilfe von 20 Millionen US-Dollar (rund 17,9 Millionen Euro) zugesagt, um die Löscharbeiten in der Waldbrandregion zu unterstützen.

"Um mit Frankreich, das die besten Absichten hat, zu sprechen oder irgendwas anzunehmen, muss er diese Äußerungen zurücknehmen", sagte Bolsonaro. Zuvor hatte sein Präsidialamtschef Onyx Lorenzoni nach der Interpretation eines Blogs im Nachrichtenportal G1 nahegelegt, dass Brasilien die Hilfe nicht annehmen wolle. Das Geld sei möglicherweise besser in Europa angelegt, sagte Lorenzoni demnach. Bolsonaro bestätigte dies zunächst nicht. 

Amazonasgebiet Gemeingut oder innere Angelegenheit?

Brasiliens Präsident Bolsonaro hatte sich darüber empört, dass die G7-Staaten sich in die inneren Angelegenheiten Brasiliens einmischten. "Wir können nicht hinnehmen, dass Präsident Macron unangebrachte Angriffe auf das Amazonasgebiet fährt und seine Absichten hinter einer 'Allianz' der G7-Staaten zur 'Rettung' des Amazonasgebiets versteckt, als ob wir eine Kolonie oder Niemandsland wären", schrieb der Staatschef am Montag auf Twitter. 

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete das Amazonasgebiet in Biarritz als "Gemeingut" und beschwor die Verantwortung der internationalen Gemeinschaft für die Region. Weil der Amazonasregenwald große Mengen an CO2 binden kann, ist er für das globale Klima von entscheidender Bedeutung. "Der Respekt vor der Souveränität eines Landes ist das Mindeste, was man in einer zivilisierten Welt erwarten kann", schrieb Bolsonaro weiter.

So schlimm ist die Situation

Das Satellitensystem Modis stellt jedes brennende Stück Regenwald mit einem roten Punkt dar. Dabei wird ersichtlich: Die verheerenden Brände wüten nicht nur in Brasilien, sondern auch in Peru, Kolumbien und Bolivien.

(Quelle: NASA)

Auf der ganzen Welt sorgen sich Menschen um den Regenwald, der als CO2-Speicher für den Kampf gegen den Klimawandel essenziell ist. 

Seit Januar stieg die Zahl der Feuer und Brandrodungen im größten Land Südamerikas im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach den jüngsten Angaben der brasilianischen Weltraumagentur INPE um 78 Prozent auf mehr als 80.000 Brände. Betroffen waren meist Flächen in Privatbesitz, aber auch in Naturschutzgebieten und Ländereien der indigenen Bevölkerung brechen immer wieder Feuer aus.

Trotzdem liegt die Zahl der Brände nach Angaben der US-Weltraumbehörde Nasa noch immer etwa im Durchschnitt der vergangenen 15 Jahre. Zwischen 2002 und 2007 sowie 2010 gab es deutlich mehr Feuer.

Berichte über schwarzen Regen in São Paulo

Im fast 2000 Kilometer von den Brandherden entfernten São Paulo hatte sich zuletzt mitten am Tag der Himmel verdunkelt. Bewohner der Millionenmetropole berichteten von schwarzem Regen.

(Quelle: dpa)

Untersuchungen von zwei Universitäten bestätigten, dass das Regenwasser Brandrückstände enthält, wie das Nachrichtenportal G1 berichtete.

"Noch nie hat es so viel gebrannt. Noch nie ist es uns so schwer gefallen zu atmen", sagte die Bürgermeisterin der Ortschaft Brasiléia im Bundesstaat Acre, Fernanda Hassem, der Zeitschrift "Valor". "Das macht uns Angst."

Löscharbeiten gestalten sich schwierig

Die meisten Brände wurden zuletzt im Bundesstaat Mato Grosso im Süden des Amazonasgebiets gemeldet. Die Löscharbeiten gestalten sich schwierig, da es in der Region nur wenige Straßen gibt und sich die Einsatzkräfte deshalb mit Booten auf Flüssen bewegen müssen. Zudem gibt es unterirdische Feuer, die lange unentdeckt bleiben. "Wir geben unser Bestes", sagte Umweltminister Ricardo Salles. "Es kommt im Moment häufiger zu Bränden, weil es zuletzt sehr trocken war."

Tatsächlich hat die Trockenzeit in der Region gerade erst begonnen.

Im August und September werden im Amazonasgebiet unterdurchschnittliche Niederschläge erwartet. "Das sind nicht gerade beruhigende Aussichten", sagte der Koordinator der Brandbeobachtung der Nationalen Weltraumagentur INPE, Alberto Setzer, dem Portal Infoamazonia.

"Tag des Feuers": Wurden die Brände lange Zeit geplant?

Umweltschützer und indigene Gruppen werfen Brasiliens rechtem Präsidenten Bolsonaro vor, ein Klima geschaffen zu haben, in dem sich Farmer, Holzfäller und Goldgräber zu immer weiteren Rodungen ermutigt fühlen. So sollen sich Medienberichten zufolge Bauern im Bundesstaat Pará über WhatsApp zu einem "Tag des Feuers" verabredet und große Waldflächen in Brand gesteckt haben. 

"Es besteht der Verdacht auf eine orchestrierte Aktion. Es gibt den Verdacht, dass das von langer Hand geplant wurde", sagte Generalstaatsanwältin Raquel Dodge. Sie leitete strafrechtliche Ermittlungen gegen die mutmaßlichen Brandstifter ein. 

Der örtliche Bauernverband stritt eine koordinierte Brandrodung in der Region unterdessen ab. "Wenn es so etwas gegeben hat, war es ein Einzelfall. Wir wissen nichts von einer orchestrierten Aktion", sagte der Präsident des Verbands in Novo Progresso, Agamenon da Silva Menezes, der Nachrichtenagentur Agência Brasil. "Niemand will Brände, die außer Kontrolle geraten könnten. Das schadet allen."

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