Zehn Jahre danach - Ein meteorologischer Rückblick auf die Elbeflut im August 2002
Heute weiß man, dass eine der wesentlichen Voraussetzungen für das immense Ausmaß der Überschwemmungen die Tatsache war, dass bereits in den Wochen zuvor ergiebige Regenfälle zu einer Wassersättigung des Bodens und zu einem ersten Anstieg der Flusspegel geführt hatten. Im Juli sowie Anfang August 2002 waren mehrmals Regengebiete mit eingelagerten kräftigen Gewittern übers Land gezogen. Dabei fielen lokal begrenzt immer wieder extrem hohe Niederschlagsmengen.
So gab der Deutsche Wetterdienst bereits in diesem Zeitraum überdurchschnittlich viele Wetterwarnungen und Unwetterwarnungen heraus.
Weitere Starkniederschlagsereignisse wurden vor allem in der Zeit vom 7. bis 11. August 2002 für Bayern, Österreich, Tschechien und Sachsen verzeichnet. Es kam vereinzelt zu ersten Überflutungen, weil die Wassermassen nur noch oberirdisch abfließen konnten.
In den Frühstunden des 12. August, einem Montag, zog dann der Kern des Tiefs ILSE, von der Adria kommend, über Tschechien hinweg nordwärts in Richtung Sachsen. Es verstärkte sich in den Morgenstunden dort nochmals erheblich. Eine Gegenströmung in der Höhe drückte dabei die mit enormen Mengen an Feuchtigkeit gesättigten Luftmassen gegen die Nordseiten der Mittelgebirge, so dass durch die damit verbundene erzwungene Hebung in den Frühstunden des 12. schwere Regenfälle und Gewitter auf breiter Front ausgelöst wurden. Flankiert von kräftigen Hochdruckgebieten sowohl über Ost- und auch über Westeuropa kam ILSE nicht weiter voran. Das Tief drehte sich gewissermaßen genau über dem Osten Deutschlands ein und regnete sich an dieser Stelle bis zum Ende seines Lebenszyklus komplett aus.
Dieser für ein solches Tiefdruckgebiet sehr ungewöhnliche Verlauf führte in einigen Regionen zu Regenmengen, die man dort zuvor noch nie gemessen hatte. An der DWD-Station Zinnwald-Georgenfeld, südlich von Dresden, fielen innerhalb 24 Stunden 312 Liter Regen pro Quadratmeter. Das ist der absolut höchste Tagesniederschlag, der je in Deutschland beobachtet wurde. Dieser Wert entspricht dort etwa dem vierfachen des normalen Niederschlags im gesamten Monat August.
An den übrigen Stationen fielen immerhin noch zwischen 80 und 167 Liter.
Die Folgen dieser enormen Wassermengen, die durch die Flüsse abtransportiert werden mussten, sind ja allgemein bekannt. Zahlreiche Menschenleben und Milliardenschäden an Gebäuden und der Infrastruktur fielen den Fluten zum Opfer. Es war eine der verheerendsten Katastrophen in den vergangenen Jahrhunderten.
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