Völlig losgelöst: Schwerelos über den Wolken
Gerst und die anderen Teammitglieder sind nun für ein halbes Jahr lang "schwerelos". Aber was bedeutet das eigentlich genau? Viele denken, dass man schwerelos wird, wenn die Schwerkraft (auch Gravitationskraft genannt) nicht mehr wirkt. Doch das ist nicht der Fall. Das wird am besten mit einem Beispiel deutlich:
Wirft man einen Ball in die Luft, wirken zwei Kräfte seinem Flug entgegen. Die eine ist der Luftwiderstand, der den Flug abbremst. Die andere Kraft ist die oben erwähnte Schwerkraft. Sie wirkt immer zwischen zwei Körpern, und zwar umso stärker, je geringer der Abstand zwischen ihnen und je schwerer der Körper ist. Also zieht die Erde den Ball an - und auch der Ball die Erde, aber letztere Anziehung merkt man aufgrund der viel kleineren Masse des Balles kaum. Die Schwerkraft bremst also den hochgeworfenen Ball und beschleunigt ihn schließlich wieder Richtung Erde.
Die Weltraumkapsel, in die Alexander Gerst am Mittwoch stieg, war aber schnell genug um nicht wie ein Ball wieder auf der Erde zu landen. Mit etwa 7,9 Kilometern pro Sekunde muss man sich bewegen, um auf eine kreisförmige Umlaufbahn um die Erde zu gelangen. Übrigens befinden sich auch Wettersatelliten, die für die Wettervorhersage von großer Wichtigkeit sind, auf einer kreisförmigen Umlaufbahn um die Erde - allerdings deutlich höher nämlich bei ca. 36.000 km.
Den Zustand der Schwerelosigkeit wird jeder Fallschirmspringer und jeder, der im Schwimmbad schon vom 3-Meter-Brett gesprungen ist, schon einmal gespürt haben. Allerdings nur für ein paar Sekunden, sodass sich wohl keiner so richtig vorstellen kann, wie sich Alexander Gerst und die anderen Astronauten gerade fühlen. Und während einige Leser bestimmt weiterhin von einem Flug ins Weltall träumen, sind viele wahrscheinlich froh, den festen Boden unter den Füßen nicht zu verlieren...