Gefahr von Überflutungen und Murenabgängen: Unwettertief tobt am Mittelmeer

- Redaktion
Unwetter randalieren am Mittelmeer - Droht uns gefährliches Vb-Tief?
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Unwetterartige Regenfälle prognostizieren die Wettermodelle am Mittelmeer. Örtlich kommen binnen zehn Tagen über 300 Liter Regen pro Quadratmeter. Vor Überflutungen und Murenabgängen wird gewarnt.

In beliebten Urlaubsländern am Mittelmeer wird es in den kommenden Tagen gefährlich. Ein Unwettertief sorgt für heftige Regenfälle mit der Gefahr von Überflutungen und Murenabgängen. Auch eine Sturmflut ist möglich. Alle Details zur Unwetterlage am Mittelmeer hat unser Meteorologe Georg Haas im Video am Anfang des Artikels zusammengefasst.

Gefährliche Wetterlage am Mittelmeer

Das Unwettertief liegt am Donnerstag (11.05.2023) über Italien. "Dabei handelt sich um ein riesiges Tief namens ANDREAS, das wie ein großes Ei aussieht und sich um seine eigene Achse dreht. An bestimmten Stellen dieses Tiefs entstehen Regengebiete, die sich wie eine Spirale um das Tiefzentrum herumwickeln. Das Tief ist abgekoppelt vom Jetstream (Starkwindband in ca. 10km Höhe), führt also ein Eigenleben und ist sehr langlebig", erklärt unser Meteorologe Gernot Schütz.

"Seine Energie bezieht das Unwettertief aus der Labilität (in 5,5km Höhe ist die Luft ungewöhnlich kalt) und der Feuchtigkeit, die das Mittelmeer zur Verfügung stellt (die Wassertemperaturen liegen derzeit bei 17 bis 21 Grad). Die Form, Lage und Intensität ändern sich ständig, aber dieses Tief ist nach den aktuellen Wetterprognosen bis zum 23./24. Mai in der Mittelmeerregion nachweisbar", so Schütz weiter.

"Auch auf den Süden und die Mitte Deutschlands hat das Tief ANDREAS Auswirkungen in Form von kräftigen Regenfällen, die zum Teil schauerartig bzw. gewittrig verstärkt sind", fügt Meteorologe Schütz hinzu. 

Vb-ähnliches Tief mit enormen Regenmengen

Das Tief ist zwar Vb-ähnlich, aber eigentlich kein "richtiges" Vb-Tief. Normalerweise zieht ein Vb-Tief vom Ärmelkanal über Frankreich in den Golf von Genua, dann über Oberitalien und den Ostalpenbogen nordwärts über den Osten Deutschlands oder über Polen in Richtung Ostsee und vereinigt sich dann dort mit den weiter nördlich ziehenden Tiefs und wird dann vom Jetstream wieder "eingefangen", erläutert Gernot Schütz weiter.

Das Tief ANDREAS bleibt in der Mittelmeerregion, auch wenn es sich vorübergehend nordwärts ausdehnt.

Über 300 Liter pro Quadratmeter binnen 10 Tage 

In manchen Regionen sorgt das Unwettertief für enormen Regenmengen, wie die Niederschlagssumme in folgender Grafik zeigen.

Vom 10. bis einschließlich 20. Mai werden lokal Regenmengen von 50 bis 150 Liter pro Quadratmeter prognostiziert. Stellenweise kommen sogar über 300 Liter pro Quadratmeter runter. Dies Regionen sind von den unwetterartigen Regenfällen besonders betroffen:

  • Slowenien, Kroatien, Montenegro, Albanien, Mazedonien, Kosovo, westliches Serbien und der äußerste Nordwesten Griechenlands: 125 bis 350 Liter pro Quadratmeter
  • Nördlich von Rom im Apennin, sowie der gesamte Norden Italiens nördlich von Ligurien-Emilia-Romana: 80 bis 130 Liter pro Quadratmeter
  • äußerster Norden Spaniens bis einschließlich der westlichen Pyrenäen: 60 bis 200 Liter pro Quadratmeter
  • Serbien, westliches Rumänien, Südwesten der Ukraine, Teile der Slowakei bis Südpolen: 50 bis 150 Liter pro Quadratmeter
  • West- und Südösterreich, der äußerste Nordosten der Schweiz: 100 bis 180 Liter pro Quadratmeter
  • Deutschland: Schwarzwald, Ostalb, Frankenhöhe, südliches Franken bis zum Alpenrand: 80 bis 150 Liter pro Quadratmeter, Schwerpunkt der unmittelbare Alpenrand mit 100 bis 170 (Allgäu) Liter pro Quadratmeter

Gefahren von Überflutungen, Erdrutschen und Schlammlawinen

In den o.g. Unwetterzonen kann es zu lokalen Überflutungen, Überschwemmungen, Murenabgängen, Erdrutschen, Hochwasser und Schlammlawinen kommen, schätzt Gernot Schütz weiter ein.

Große Gefahr besteht zudem vor allem dann, wenn durch heftige Schauer und Gewitter innerhalb von sehr kurzen Zeiträumen extrem viel Wasser herunterkommt. Die Geländeform spielt natürlich auch eine große Rolle. Das heißt vor allem in Gebirgen bzw. im Berg- und Hügelland können sich in einem größeren Einzugsgebiet enorme Wassermengen in wenigen Flüssen bzw. Bächen sammeln und dann schlimmstenfalls verheerende Überschwemmungen und Zerstörungen auslösen (so wie im Juli 2021 an der Ahr). In Venedig kann zudem eine Sturmflut ausgelöst werden. 

Das besondere an dieser Wetterlage ist, dass sich das Tief so lange hält und immer wieder neu regeneriert (Stichwort eingefahrene Wetterlagen bzw. Blockadelagen). Durch die beiden Hochs über Skandinavien und den Azoren ist das Tief ANDREAS über West-, Mittel- und Südeuropa quasi eingeklemmt und kann nicht weg. Das ist typisch für einen stark mäandrierenden Jetstream und solche Wetterlagen halten oft sehr lange an.

Auch in Deutschland unwetterartige Regenfälle 

Kommende Woche rückt das Mittelmeertief auch uns auf die Pelle. In Deutschland könnte also der nächste Tiefschlag folgen, wie wir in der Wetterprognose für Deutschland zeigen: 

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