Tornado am Niederrhein: Schwerverletzter und Schneise der Verwüstung

- Quelle: dpa/wetter.com
Tornado am Niederrhein: Schwerverletzter und Schneise der Verwüstung
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Der Tornado bei Viersen sah nicht nur sehr bedrohlich aus, er richtete auch massive Schäden an.

Ein Tornado hat am frühen Mittwochabend in der Nähe von Viersen in Nordrhein-Westfalen gewütet. Häuser wurden abgedeckt, Menschen erstarrten vor Angst.

Der dunkle Wirbelsturm wälzt über Felder hinweg, Bäume brechen um, Dächer werden abgedeckt. Die bedrohliche Szene mit mindestens einem Schwerverletzten spielt nicht in den USA, sondern im Raum Viersen am Niederrhein. Es ist kurz vor 18 Uhr am Mittwochabend, als der Tornado in dem Ortsteil Boisheim auftaucht und in einem schmalen Streifen auch Nachbarortschaften erfasst.

Ein 23-Jähriger, der aus seinem Fahrzeug aussteigt, wird durch herabstürzende Äste schwer verletzt. Es gibt auch einen leichtverletzten Feuerwehrmann.

Tornado knickt zahlreiche Bäume um

Aus dem Auto und dem Dachfenster filmen Augenzeugen die mächtige Windhose, die Erde und teilweise auch Hagel durch die Luft wirbelt, wie auf Videos in den sozialen Netzwerken zu sehen ist. Zahlreiche Bäume stürzen durch die Naturgewalt um.

Alle Tornado-Videos aus Boisheim sehen Sie in unserer Facebook-Gruppe "Wetter-Momente"

Auf der A61, auf Land- und Kreisstraßen gibt es massive Verkehrsbehinderungen. Die Bahnstrecke zwischen Venlo und Mönchengladbach muss ebenfalls gesperrt werden, berichtet die Polizei in einer ersten Bilanz. Zumindest einige Nebenstraßen dürften für eine längere Zeit gesperrt bleiben. Wie hoch der Sachschaden ist, können die Behörden zuerst noch nicht beziffern.

In fünf Minuten werden große Schäden angerichtet

Edith Schaul in Viersen-Boisheim steht gerade im Garten, als das Unwetter aufzieht. Erst Wolken, es donnert, dann wird auch Erde aufgewirbelt. Sie sucht schnell Schutz im Haus. "Ruckzuck, in fünf Minuten war es vorbei", schildert sie wenige Stunden später.

Abgedeckte Dächer an vielen der Häuser, Baumreste und auch ein Wohnwagen, der durch die Luft gewirbelt in Büschen landete, hat die Windhose zurückgelassen. Noch bei Tageslicht machen sich die Einsatzkräfte von Feuerwehr und THW, Anwohner und Dachdecker daran, die Schäden zu beseitigen. Mit Besen, Leitern und Werkzeug. Am Donnerstagmorgen wurden die Aufräumarbeiten fortgesetzt.

Tornado richtet bei Viersen schwere Verwüstungen an
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Über 40 Häuser durch den Tornado beschädigt

Allein im 2000 Einwohner zählenden Viersen-Boisheim haben nach ersten Schätzungen 40 bis 50 Häuser nun Schäden. Mehrere von ihnen sind nach den Angaben der Stadt sogar so stark beschädigt, dass die Bewohner vorerst nicht in ihre Wohnungen zurückkehren können. Es müssen Notunterkünfte her. Insgesamt erlitten rund 150 Menschen materielle Schäden.

"Eine Windhose hat eine Schneise der Verwüstung durch den Kreis Viersen geschlagen", berichtet der Kreis zunächst mit Verweis auf die Feuerwehr auf seiner Facebook-Seite. Es sei aber glücklicherweise örtlich begrenzt nur ein schmaler Streifen, wie sich bei den zahlreichen Einsätzen dann herausgestellt habe.

Neben Viersen-Boisheim erfasste der Sturm auch Nettetal-Schaag, Schwalmtal-Dilkrath, Schwalmtal und teilweise auch Niederkrüchten.

Der Wirbelsturm vom Mittwoch steht in diesem Jahr nicht allein da. In Deutschland sind 2018 bisher mindestens sechs Tornados beobachtet worden. Wie stark der Tornado von Viersen genau war, lässt sich erst im Nachhinein rekonstruieren, wenn man die Schäden vor Ort bewerten kann.

Tornados können das ganze Jahr über vorkommen

Tornados entstehen an großen Gewitterwolken und können das ganze Jahr über vorkommen. Am höchsten ist die Tornadogefahr im Sommerhalbjahr, wenn eben Gewitter entstehen. Dazu brauchen wir eine Windscherung. Kommen in der Höhe und am Boden die Winde entgegengesetzt, beginnt die Gewitterwolken zu rotieren - ähnlich wie bei einem Strudel.

Beispiel: Erhitzt sich durch die starke Sonneneinstrahlung die Luft und es entsteht eine Gewitterwolke, steigt warme Luft empor. Gibt es nun Bodenwind aus beispielsweise südlichen und südöstlichen Richtungen und kommt der Wind in höheren Luftschichten aus Nord bis Nordwest, laufen die Winde ineinander und beginnen zu rotieren.

Solche Voraussetzungen bieten wechselhafte Wetterlagen ab dem späteren Frühjahr bis in den Sommer bei hohem Sonnenstand und/oder bei starken Kaltfronten, wenn von Nordwesten her kalte Luft auf warme Luft trifft und so genannte Kaltfrontgewitter entstehen. Dann sind Tornados zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich. 

Das Gefährliche an Tornados ist einerseits der Wind, andererseits der starke Unterdruck, der im Bereich eines Tornados entsteht. Worin der Unterschied zwischen einem Tornado und einer Fallböe liegt, erklären wir in folgendem Video.

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