"Nacht gefüllt von Schreien": Wie Menschen bereits jetzt gegen Klimawandel-Folgen kämpfen

- Quelle: dpa
Deutschland ist vom Klimawandel stark betroffen.
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Für viele ist der Klimawandel noch Theorie. Doch in vielen Teilen Afrikas kämpfen Menschen bereits jetzt mit den Folgen. Und damit auch ums Überleben. Besonders betroffen ist Afrika.

Die Nacht, in der ihr Mann in den Fluten ertrank, wird Malita Tembos nie mehr vergessen. Die Familie wurde aus dem Schlaf gerissen, als die Mauern ihrer Lehmhütte im Süden Malawis einstürzten. Draußen peitschte ein heftiger Sturm, der später Idai getauft wurde. UN Generalsekretär Antonio Guterres bezeichnete ihn als "eine der größten wetterbedingten Katastrophen in der Geschichte Afrikas".

Jeder Tag ist ein Überlebenskampf

Idai zerstörte im März 2019 binnen weniger Stunden das Dorf und viele Gegenden in Mosambik, Simbabwe und Malawi. Die sintflutartigen Regenfälle und extremen Winde mit Höchstgeschwindigkeiten von 195 Stundenkilometern richteten Schäden in Höhe von 1,72 Milliarden Euro an. Drei Millionen Menschen waren betroffen. Mehr als 1.000 starben.

Tembos erinnert sich: "Es war eine Nacht gefüllt von Schreien, als ein Haus nach dem anderen fiel". Von der Regierung hat sie ein Zelt, eine Parzelle, zwei Säcke Saatgut und Dünger bekommen. Doch das hat nicht gereicht, um noch einmal komplett von vorne anfangen zu können. Jeden Tag kämpft die 27-jährige Mutter zweier Kleinkinder ums Überleben. "Wir kommen auf keinen grünen Zweig", sagt sie.

Unter dem Klimawandel leidet der ganze Kontinent

Fünf der zehn am meisten vom Klimawandel betroffenen Länder liegen in Afrika. Das berichtet die Umweltorganisation Germanwatch. Das am schlimmsten betroffene Land der Welt ist Mosambik, im Süden Afrikas gelegen. Danach folgt das benachbarte Simbabwe. Auch Mosambiks nördlicher Nachbar Malawi, Niger im Westen und der Südsudan im Osten Afrikas gehören zu den Top Ten.

Für arme Länder sind die Auswirkungen des Klimawandels besonders fatal. Den Regierungen fehlen die finanziellen Mittel zum Katastrophenschutz und Wiederaufbau. Oft liegen ganze Regionen für viele Monate - wenn nicht Jahre - brach. Wichtige Wirtschaftssektoren wie die Landwirtschaft brechen weg. Oft sind auch Wasser- und Stromversorgung unterbrochen. Krankheiten breiten sich aus und zerstörte Ernten bedeuten langfristig Hunger.

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Extremwetterereignisse zerstören ganze Existenzen

So war es auch für Francisco João Amade. Der 29-jährige Mosambikaner verlor durch Zyklon Idai zuerst sein Hab und Gut. Wenige Wochen später dann der zweite Schicksalsschlag: Wirbelsturm Kenneth fegte ihm buchstäblich das Dach über dem Kopf weg. Die Auswirkungen des 200 Stundenkilometer schnellen Sturms waren verheerend. Auch Teile Tansanias und die Inselgruppe Komoren litten unter den 2,5 Meter hohen Fluten. 

Amade lebt seitdem mit seiner Frau, drei Kindern und einigen Verwandten auf engstem Raum. Aus Trümmerteilen hat er sich eine kleine Hütte zusammengenagelt. Ein paar Bananenstauden und Zuckerrohr pflanzt er an. Doch von den Einnahmen kann er grade mal ein paar Säcke Reis, Öl und Seife für seine Familie kaufen. Für mehr reicht es nicht.

Schlechte Prognose für den Kontinent

Nach Angaben der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) werden 118 Millionen Menschen in Afrika bis 2030 Dürre, Überschwemmungen und extremer Hitze ausgesetzt sein. Der Kontinent erwärmt sich stärker und schneller als der globale Durchschnitt. Und das, obwohl Afrikas 54 Länder weniger als vier Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen produzieren.

Die Kombination aus Klimawandel und der Corona-Pandemie hat bereits das verarmte Malawi in die Knie gezwungen. So appelliert Präsident Lazarus Chakwera im Vorfeld der laufenden UN-Klimakonferenz COP26 in Glasgow: "Wir müssen dringend in Anpassungsmaßnahmen investieren". Für die Finanzierung der Projekte blickt er Richtung Westen. 

Auch in Simbabwe, das seit vielen Jahren in einer tiefen Wirtschaftskrise steckt, kommt die Regierung der Zerstörung nicht nach. "Wenn der Klimawandel im derzeitigen Tempo weitergeht, werden Tausende von Simbabwern ihre Arbeit, ihr Zuhause oder sogar ihr Leben verlieren", warnt Präsident Emmerson Mngangagwa auf Twitter. Nach Zyklon Idai folgten dieses Jahr die tropischen Wirbelstürme Eloise und Chalane. Die Folge: Viele Simbabwer mussten bereits mehrfach flüchten.

Welche Folgen des Klimawandels in Deutschland messbar sind, erfährst du im Video am Anfang des Artikels.

Keine Zukunft für die Betroffenen

Die Simbabwerin Enita Mauraye haust bereits seit zwei Jahren in einer vom Roten Kreuz errichteten Zeltstadt. Fließendes Wasser und Elektrizität gibt es nicht. Ihre fünfjährige Tochter wurde von den Fluten Idais mitgerissen. Anstatt die Schule zu besuchen, versuchen die drei überlebenden Söhne, der Mutter mit Hilfsjobs unter die Arme zu greifen. Die Regierung habe versprochen, neue Häuser zu bauen. Doch bis heute ist es beim Versprechen geblieben, erzählt die 52-jährige. Hoffnung auf eine bessere Zukunft hat sie kaum.

Weiter nördlich leidet der Wüstenstaat Niger an sich abwechselnden Dürren und Fluten. Als der Niger-Fluss vor wenigen Wochen in rasantem Tempo über die Ufer trat, waren mehr als 210 000 Menschen betroffen. Die Hälfte davon waren Kinder. Im Dorf Kiskisoye, unweit der Hauptstadt Niamey, verlor Bauer Abdou Aziz Soumana seine gesamte Reisernte. "Wir wissen überhaupt nicht, wie wir überleben sollen". Der 54-jährige ist Vater von acht Kindern. Die Wetterveränderungen sind katastrophal, seit Jahren gehen die Erträge zurück, sagt er. "Wir haben lange nicht an Klimawandel geglaubt, aber jetzt denken wir wirklich, dass es ihn gibt."

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