Klimawandel-News im Ticker: Deutschland produziert so viel Solarstrom wie noch nie

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Klimawandel-News im Ticker: Deutschland produziert so viel Solarstrom wie noch nie
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Regelmäßig gibt es neue Erkenntnisse über den Klimawandel und dessen Folgen.

Mittlerweile gibt es fast täglich neue Erkenntnisse rund um den Klimawandel und dessen Folgen. In unserem Newsticker halten wir dich über neue Entwicklungen, Studien und Meinungen auf dem Laufenden.

Der Klimawandel beschäftigt die Gesellschaft weiterhin in großem Ausmaß. Über alle aktuellen Entwicklungen, Befunde und Erkenntnisse zu diesem Thema halten wir euch deshalb hier auf dem Laufenden.


30.05.2023: Deutschland produziert so viel Solarstrom wie noch nie

Nach Angaben des Nachrichtensenders "Bloomberg" hat Deutschland einen Meilenstein in der Solarstromerzeugung erreicht. Denn am vergangenen Wochenende wurde so viel Solarstrom in Deutschland erzeugt wie nie zuvor. Die Bundesrepublik hat auf dem Weg des Ausbaus der Solarenergie große Forschritte gemacht, heißt es weiter.

Erneuerbare Energien und insbesondere die Solarenergie spielen eine entscheidende Rolle bei der Reduzierung der Treibhausgasemissionen und der Bekämpfung des Klimawandels. Durch die Nutzung der Solarenergie können wir unseren CO2-Fußabdruck verringern und eine saubere Energiezukunft gestalten.


15.05.2023: Blockaden der Letzten Generation an 17 Orten in Berlin

Demonstranten der Klimagruppe Letzte Generation haben am Montagmorgen an 17 Orten in Berlin den Verkehr blockiert.

Wie viele Menschen an den Blockaden beteiligt waren, konnte eine Polizeisprecherin zunächst nicht sagen. Die Verkehrsinformationszentrale meldete lange Staus.

Unterstützer der Letzten Generation kleben sich immer wieder auf Fahrbahnen fest, um ihre Forderungen nach einem strikten Klimaschutz durchzusetzen. In den vergangenen Tagen hatten die Aktivisten pausiert. 

Am Montag nutzte die Gruppe nach eigenen Angaben ein Sand-Klebstoff-Gemisch, damit es besonders lange dauert, die festgeklebten Hände vom Asphalt zu lösen. 

Die Polizei meldete, sie habe teils Trennschleifer eingesetzt, so dass Fahrbahnschäden entstanden, die zunächst repariert werden mussten. 

Nach Angaben eines dpa-Fotografen hatten sich auf dem Hohenzollerndamm zwei von insgesamt sechs Protestierenden an Mietwagen festgeklebt, die sie aufgestellt hatten, um den Verkehr zu stoppen. 

An den Blockaden beteiligt war nach Beobachtung des dpa-Fotografen auch die Pressesprecherin der Gruppe, Carla Hinrichs, obwohl sie vergangene Woche vom Amtsgericht Frankfurt am Main wegen einer früheren Aktion zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden war. Hinrichs selbst schrieb auf Twitter: „Kein Urteil wird mich davon abhalten, für Gerechtigkeit zu protestieren.“

Die Sprecherin des Frankfurter Amtsgerichts, Sylvia Hauptmann, erklärte die Rechtslage auf Anfrage so: Das Urteil von vergangener Woche sei noch nicht rechtskräftig, da Einspruchsfristen noch liefen.

Sollte das Frankfurter Urteil rechtskräftig und Hinrichs für die Berliner Aktion erneut verurteilt werden, könnte ein Verstoß gegen die Bewährung festgestellt werden. Dann könnte es sein, dass Hinrichs ihre Haftstrafe antreten muss.

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11.05.2023: Umweltbundesamt: Klimawandel lässt sich nur noch begrenzen

Nach Ansicht des Präsidenten des Umweltbundesamts, Dirk Messner, lässt sich der Klimawandel nicht mehr komplett vermeiden.

"Wir werden den Klimawandel nur noch begrenzen können. Die globalen Temperaturen werden wahrscheinlich um über zwei Grad ansteigen, wenn wir uns nicht radikal verbessern. Deswegen ist Klimaanpassung mittlerweile ein ebenso wichtiges Stichwort wie der Klimaschutz selbst", sagte Messner im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

"Das haben wir lange vernachlässigt, weil wir alle Kraft auf den Klimaschutz und die Eindämmung der Erderwärmung gesetzt haben". Diese stetigen Anpassungen an den Klimawandel lägen nun in den Händen von Kommunen und Ländern. Der Bund müsse einen einheitlichen nationalen Rahmen schaffen.


11.05.2023: Heizungstausch: Keine soziale Ausgrenzung

Der rheinland-pfälzische Sozialminister Alexander Schweitzer fordert bei den Plänen der Bundesregierung zum Heizungstausch eine stärkere soziale Flankierung und Herabsetzung der Altersgrenze, für die Ausnahmeregelungen in dem vom Bundeskabinett beschlossenen Entwurf für das Gebäudeenergiegesetz gelten.

Der Hintergrund: Der Entwurf sieht eine Entlastung für Personen ab 80 Jahren vor. Doch laut dem Sozialminister seien auch Menschen mit 75 Jahren oft in einer ähnlichen Lebenssituaton, in der sie als Rentner:in von ihrer Hausbank keinen Kredit mehr für eine neue Heizung bekämen.

Der Klimawandel dürfe dem Minister zufolge nicht dazu führen, dass soziale Ausgrenzung stattfindet. Deswegen  fordert Schweizer weiter, "dass alle Menschen, die in Pflegebedürftigkeit sind, komplett rausgenommen werden".

"Der Kampf gegen den Klimawandel dürfe kein Elitenthema werden, die Menschen müssten mitgenommen werden, damit die Wärmewende auch in privaten Haushalten gelinge", so der Sozialdemokrat weiter.


05.05.2023: Experten: Frankreich muss sich auf Erderwärmung um vier Grad rüsten

Frankreich muss sich bis Ende des Jahrhunderts nach Experteneinschätzung auf eine Erderwärmung um vier Grad rüsten. Zu diesem Schluss kommt der Nationale Rat für ökologischen Wandel (CNTE), wie die Zeitung "Le Figaro" am Freitag berichtete. Der Rat, in dem Politiker, Regionsvertreter und Nichtregierungsorganisationen zusammenarbeiten, kommt damit zu derselben Einschätzung wie kürzlich bereits Ökologie-Minister Christophe Béchu. Weltweit wird dabei mit einer Erderwärmung um im Schnitt drei Grad bis zum Jahr 2100 gerechnet. Für Frankreich selbst wird allerdings mit einem Anstieg um vier Grad kalkuliert, wenn auch nicht in allen Landesteilen.

Der Ökologie-Minister hatte betont, dass es nicht darum gehe, ehrgeizige Klimaziele aufzugeben, sondern darum, sich der Realität zu stellen. Frankreich bereitet gerade seinen dritten Nationalen Plan zur Anpassung an den Klimawandel (PNACC) vor. Bis Ende Mai wolle der Minister außerdem einen Plan zur Bewältigung von Hitzewellen mit Dutzenden von Maßnahmen vorlegen, berichtete "Le Figaro".

Welche Veränderungen ein Temperaturanstieg um vier Grad für Frankreich mit sich bringt, modellierte der Sender RTL. Ganze Viertel von Calais und Dunkerque am Ärmelkanal würden regelmäßig überflutet und wären nicht mehr bewohnbar, Hitzewellen gäbe es in Paris drei Mal öfter als bisher und Kühe würden kaum noch auf der Weide gehalten, weil dort nur noch wenig Gras wachse. Wintersport wäre erst ab 1600 Meter Höhe noch möglich.

Angesichts von Trockenheit und großem Wassermangel kündigte Béchu am Freitag im Sender RTL ein Verkaufsverbot für Aufstell-Schwimmbecken im Departement Pyrénées-Orientales im Süden des Landes an. Der Zustand der Natur zwinge dazu, der Klimawandel finde jetzt statt und die Folgen seien unmittelbar spürbar.


27.04.2023: Kohleausstieg 2030 in der Lausitz zu spät für 1,5-Grad-Ziel

Ein vorgezogener Kohleausstieg auf das Jahr 2030 in der Lausitz reicht einer Studie zufolge nicht aus, um das 1,5-Grad-Ziel bei der Erderwärmung einzuhalten. "Wenn wir einfach nicht eingreifen und den Kohlebetreiber machen lassen, dann müssten wir spätestens 2026 sagen: Jetzt darf nicht weiter verbrannt werden", sagte Pao-Yu Oei von der Europa-Universität Flensburg am Donnerstag in Berlin.

Eine von den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Uni und dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung erstellte Studie zeige, dass in den Lausitzer Braunkohlerevieren noch maximal 205 Millionen Tonnen Kohlenstoff emittiert werden dürften. Dies bedeute, dass auf 50 bis 70 Prozent der Kohlefördermengen verzichtet werden müsse. Oei plädierte daher dafür, die Kraftwerke ab 2024 jährlich um 25 Prozent zu drosseln - dies führe auch zu einem längeren Erhalt der Arbeitsplätze.

Die gute Nachricht der Studie sei, dass Deutschland auch in der Lausitz das 1,5-Grad-Ziel einhalten könne, sagte die Klimaaktivistin Luisa Neubauer bei der gemeinsamen Pressekonferenz des DIW und der Klimaschutzbewegung Fridays for Future. Es sei jedoch Aufgabe der Bundes- und Landesregierungen, die klimapolitischen Notwendigkeiten anzuerkennen und nach Lösungen zu suchen. Sie erkenne zwar an, dass die Menschen in Ostdeutschland schlechte Erfahrungen mit Strukturwandel gemacht hätten. Dies dürfe aber keine Ausrede sein, um den Debatten auszuweichen.

Mit dem 1,5-Grad-Ziel ist das 2015 bei der UN-Klimakonferenz in Paris vereinbarte Ziel gemeint, die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit.


25.04.2023: Klimawandel in Mongolei: Viele Gazellen sterben durch Steppenbrände

Durch die großen Steppenbrände in der östlichen Mongolei sind viele Gazellen getötet worden. Wie der World Wide Fund For Nature (WWF) am Dienstag berichtete, wurden die Tiere nicht nur Opfer der Flammen, sondern auch in Panik in den Grenzzaun nach China getrieben, wo viele im Stacheldraht verendeten. "Mehrere hundert Mongolische Gazellen starben in Folge der Naturkatastrophe", sagte Markus Radday vom WWF Deutschland.

Die Mongolei ist besonders vom Klimawandel betroffen. Starke Winde und Sandstürme sind in diesem Jahr über die Steppe gezogen und haben die Böden austrocknen lassen. Der Zuwachs der Durchschnittstemperatur in dem zweitgrößten Binnenstaat der Erde hat laut WWF bereits jetzt die im Pariser Klimaabkommen festgehaltene Zwei-Grad-Grenze überschritten. Untersuchungen in der Steppenregion zeigten, dass die Zahl der extrem heißen Tage um fünf bis acht Tage pro Jahrzehnt zunehme.

Die Brände in diesem Monat, die auch auf der chinesischen Seite der Grenze zur Mongolei bekämpft werden mussten, hätten eine Fläche von rund 2,2 Millionen Hektar erfasst, berichtete der WWF. Das ist mehr als achtmal so groß wie das Saarland. Menschen seien nicht zu Schaden gekommen, aber für die Tier- und Pflanzenwelt seien die Feuer "verheerend", so die Naturschutzorganisation.

Anfang April war zunächst im Bezirk Erdenetsagaan in der Provinz Sukhbaatar ein Steppenbrand ausgebrochen, der auf die Nachbarprovinz Dornod übergriff. Auch ein Naturschutzgebiet sei beinahe komplett abgebrannt, berichtete der WWF. Nach Angaben der Behörden sei der Verlust an natürlichen Ressourcen noch nicht genau abzuschätzen.

Vergangene Woche verbreiteten sich weitere Feuer über die Grenze nach China in Richtung Hulun Buir in der Inneren Mongolei, wie chinesische Staatsmedien berichteten. Ein zusätzlicher Brand, der im russischen Grasland begonnen habe, sei über die Grenze nach Manzhouli gezogen. Hunderte Feuerwehrleute seien dort im Einsatz gewesen. Die Brände hätten unter Kontrolle gebracht werden können. Das Grasland sei auch in der Inneren Mongolei sehr trocken, so dass die Gefahr von Bränden groß bleibe, warnten die chinesischen Behörden.


28.03.2023: Zum ersten Mal Klimaklage vor Gerichtshof für Menschenrechte

Am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) wird am Mittwoch erstmals über mögliches staatliches Versagen gegenüber dem Klimawandel verhandelt. Hintergrund sind Klagen aus der Schweiz und aus Frankreich.

Eine von Greenpeace initiierte Gruppe älterer Frauen aus der Schweiz will erreichen, dass das Land seine Treibhausgasemissionen stärker reduzieren muss. Die sogenannten Klimaseniorinnen geben an, dass sie durch mangelnde Klimaschutzmaßnahmen in ihren Rechten auf Leben sowie Privat- und Familienleben verletzt werden. Ältere Frauen seien durch extreme Hitzewellen besonders stark gefährdet.

Im zweiten Verfahren geht es um die Klage eines französischen Bürgermeisters. Er macht geltend, dass Frankreich keine ausreichenden Maßnahmen zur Verhinderung des Klimawandels ergriffen hat. Mit einem Urteil ist frühestens im Herbst, aber wohl eher im kommenden Jahr zu rechnen.  

Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte mit Sitz im französischen Straßburg gehört zum Europarat. Die von der EU unabhängigen Organe setzen sich für den Schutz der Menschenrechte in den 46 Mitgliedstaaten ein.

04.03.2023: Ozean-Konferenz sagt 20 Milliarden Dollar für Meeresschutz zu

Bei der Konferenz "Our Ocean" in Panama haben die Teilnehmer fast 20 Milliarden US-Dollar für den Schutz der Meere zugesagt. Insgesamt seien 341 Zusagen mit einem Gesamtwert von 19,9 Milliarden Dollar gemacht worden, teilte die Leitung der Ozean-Konferenz zum Abschluss des zweitägigen Treffens in der Nacht auf Samstag (Ortszeit) mit.

Allein die US-Regierung versprach fast sechs Milliarden Dollar für 77 Projekte. Der Sondergesandte für Klimafragen, John Kerry, kündigte unter anderem Investitionen in Meeresschutzgebiete, nachhaltige Fischerei und erneuerbare Energien an. Die EU will ihrerseits die Ausgaben für die Weltmeere 2023 auf 816,5 Millionen Euro erhöhen. Das Gastgeberland Panama kündigte an, die Größe seiner Meeresschutzgebiete fast zu verdoppeln. Künftig sollen mehr als 54 Prozent der ausschließlichen Wirtschaftszone des Landes unter Schutz stehen. Diese Zone reicht von der Küste eines Landes 200 Seemeilen ins Meer. Dort haben die Staaten nach dem Seerecht besondere Rechte, etwa exklusive Fischereirechte und Rechte zur Ausbeutung von Bodenschätzen.

Bei der internationalen Konferenz "Our Ocean" berieten Vertreter von Regierungen, Privatsektor, Organisationen und Zivilgesellschaft aus 70 Ländern über den Schutz der Weltmeere. Die Konferenz wurde zum ersten Mal 2014 auf Initiative der US-Regierung abgehalten. Die nächste Ozean-Konferenz findet im kommenden Jahr in Griechenland statt.


22.02.2023: Starkregenereignisse könnten in Deutschland zunehmen

Dass Starkregenereignisse in Deutschland künftig aufgrund des Klimawandels zunehmen, hält der Klimaphysiker Helge Goeßling für wahrscheinlich. "Die Tendenz ist da, dass auch wir stärkere Starkregen zu erwarten haben", sagte der Wissenschaftler des Alfred-Wegener-Instituts am Mittwoch in Bremerhaven.

Goeßling äußerte sich bei einer Veranstaltung des Ausstellungshauses Klimahaus. Dort soll im März 2024 die Ausstellung "Wetterextreme" eröffnet werden. Die Schau soll nach Angaben des Klimahauses darüber informieren, warum Wetterextreme entstehen und warum ihre Häufigkeit aufgrund der globalen Erwärmung zunehmen wird.


15.02.2023: UN-Chef: 1,5 Grad-Ziel nur noch auf "wundersame Weise" erreichbar

UN-Generalsekretär António Guterres hält die Begrenzung der Erderwärmung nach den Vorgaben des Pariser Klimaabkommens für zunehmend aussichtslos. Die Beschränkung der Erhitzung um 1,5 Grad könne nur noch auf "wundersame Weise" erreicht werden, sagte Guterres am Dienstag vor dem UN-Sicherheitsrat in New York.

Der Chef der Vereinten Nationen sprach vor dem mächtigsten UN-Gremium über die Gefahren des ansteigenden Meeresspiegels. Die Situation könnte bei einer Erwärmung von mehr als zwei Grad komplett außer Kontrolle geraten. Länder wie Bangladesch, China, Indien und die Niederlande seien besonders gefährdet - genauso wie fast 900 Millionen Menschen weltweit, die in Küstengebieten leben.


14.02.2023: Solardachpflicht für Hamburg? Senat will Klimaschutz deutlich verschärfen

Hamburgs Bürgerinnen und Bürger müssen sich auf erhebliche Verschärfungen beim Klimaschutz einstellen. Unter anderem soll vom kommenden Jahr an die Solardachpflicht nun nicht nur für Neubauten, sondern auch für Bestandsgebäude gelten sofern deren Dächer saniert werden, wie Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne) am Dienstag sagte. Das neue Klimaschutzgesetz, das Anfang 2024 in Kraft treten soll, sieht außerdem unter anderem vor, dass neue Parkplätze mit mindestens 35 Stellplätzen mit Photovoltaik-Anlagen überbaut werden müssen.

Von 2027 an sollen zudem neue Heizungen zu mindestens 65 statt 15 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Klimaanlagen dürfen ab einer gewissen Größe nur noch dann neu installiert werden, wenn alternative Kühlungsmöglichkeiten nicht möglich sind.

Umweltsenator Kerstan möchte durch die Verschärfung der Klimavorgaben bis 2030 rund drei Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2) einsparen. Im novellierten Klimaschutzgesetz sollen die generellen Einsparziele noch einmal erhöht werden. Statt einer CO2-Reduktion von 55 Prozent bis 2030 sollen es nun 70 Prozent im Vergleich zu 1990 sein. Klimaneutralität soll 2045 statt 2050 erreicht werden.

Bisher rund 2500 Strafanzeigen gegen Straßenblockierer der Letzten Generation

Gegen Klimaschutz-Demonstranten, die in Berlin Straßen blockierten, hat die Staatsanwaltschaft bislang 511 Strafbefehle beantragt und 7 Anklagen erhoben. Bis zum 10. Februar gab es 39 Verurteilungen meist wegen Nötigung zu Geldstrafen. Das teilte die Senatsjustizverwaltung am Dienstag mit. Freisprüche erfolgten bisher nicht. Die Gerichte seien überwiegend den Beschuldigungen der Staatsanwaltschaft gefolgt. Allerdings sind nur etwa ein Drittel der Urteile bisher rechtskräftig.

Strafbefehle können bei leichter Kriminalität von der Staatsanwaltschaft beantragt und einem Richter oder einer Richterin ohne Gerichtsverhandlung verhängt werden, um die Justiz zu entlasten.

Legt ein Beschuldigter dagegen Einspruch ein, kommt es zum Prozess. Insgesamt wurden seit Beginn der Blockaden im Januar 2022 rund 2500 Strafanzeigen gegen Mitglieder der Gruppe Letzte Generation gestellt.

Die Staatsanwaltschaft leitete fast 1400 Ermittlungsverfahren ein. In vielen Fällen sollen Beschuldigte mehrere Taten begangen haben. Die große Zahl dieser Straftaten habe die Strafverfolgungsbehörden trotzdem «vor große Herausforderungen gestellt».

Die Polizei hatte im Januar mitgeteilt, bei knapp 50 Prozent der Fälle handele es sich um Nötigung im Straßenverkehr, bei 25 Prozent um Hausfriedensbrüche und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Die übrigen Strafanzeigen beträfen sonstige Nötigungen, Sachbeschädigungen, gefährliche Eingriffe in den Straßenverkehr sowie gefährliche Eingriffe in den Bahn-, Schiffs-und Luftverkehr.

Quelle: dpa

13.02.2023: Gesundheit und Klima - Krankenkassen prämieren Ideen

Krankenkassen in Thüringen nehmen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Gesundheit in den Blick. Beim diesjährigen Wettbewerb um den Zukunftspreis des Ersatzkassenverbandes (vdek) geht es um Ideen und praktische Beispiele aus dem Gesundheitssektor für den Gesundheitsschutz in der Klimakrise, wie der Verband am Montag mitteilte. Gefragt sind Ideen von Gesundheitseinrichtungen, Fachgesellschaften und Initiativen. Dafür werden Preisgelder von insgesamt 20.000 Euro ausgeschüttet.

Der Kassenverband verwies auf zahlreiche Wechselwirkungen zwischen Klima und Gesundheit. Steigende Temperaturen, Hitzewellen und anderes Extremwetter belasteten Körper und Psyche der Menschen, hieß es. Bei dem Wettbewerb um den Zukunftspreis soll es beispielsweise um den Schutz besonders gefährdeter Menschen, Pflege unter den Bedingungen des Klimawandels und die Zusammenarbeit innerhalb des Gesundheitssystems beim Klimaschutz gehen.

Die Landesärztekammer hat bereits im vergangenen Sommer darauf hingewiesen, dass Klimaschutz auch bei der Krankenhausplanung eine Rolle spielen und die Kliniken auch baulich für den Hitzeschutz fit gemacht werden müssten.

Online-Bewerbungen sind bis zum 20. April möglich. Dem vdek gehören bundesweit agierende Krankenkassen wie etwa Barmer, DAK oder Techniker Krankenkasse an.

09.01.2023: Deutschland hilft Pakistan bei Anpassung an Klimawandel

Die Bundesregierung will Pakistan bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels unterstützen. Bei einer UN-Konferenz in Genf wollte der Staatssekretär im Bundesentwicklungsministerium, Jochen Flasbarth, am Montag zusätzlich 84 Millionen Euro zusagen, teilte das Ministerium mit. Mit den neuen Mitteln sollen etwa Regenrückhaltebecken und Entwässerungssysteme finanziert werden. Für die Mammutaufgabe des Wiederaufbaus sind nach Schätzung der Regierung und der Vereinten Nationen 16 Milliarden Dollar (rund 15 Mrd Euro) nötig. Die Hälfte davon will die Atommacht selbst aufbringen.

Die Bundesregierung hatte nach den Überschwemmungen im Sommer 2022 bereits 67 Millionen Euro für den Wiederaufbau wichtiger Infrastruktur und die Bewältigung der sozialen Folgen zugesagt. «Das ist eine Krise, die Pakistan nicht alleine bewältigen kann», teilte Flasbarth mit. "Entscheidend ist, dass wir Pakistan nicht nur beim unmittelbaren Wiederaufbau unterstützen, sondern auch dabei, sich besser und nachhaltig an den Klimawandel anzupassen."

Bei einer Katastrophe solchen Ausmaßes sei die Solidarität der Weltgemeinschaft geboten, sagte der ranghöchste deutsche UN-Vertreter, Achim Steiner, der Deutschen Presse-Agentur. Steiner leitet des UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), das die Konferenz vorbereitet hat. "Die Erholung der pakistanischen Wirtschaft ist in unserer aller Interesse", sagte er. "In der globalisierten Welt finden wir solche Probleme sonst vor unserer Haustür wieder."

Wenn sich Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit breitmachten, könnten sich zum einen mehr Menschen auf die Migrationsrouten begeben. Zum anderen könnten sie sich radikalen Kräften anschließen. "Extremismus und Radikalisierung sind wie ein Krebs in Gesellschaften, die keine Perspektive bieten", sagte Steiner.


05.01.2023: Deutschland hat Klimaziel wohl erneut verfehlt

Deutschland hat sein Klimaziel nach Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende im vergangenen Jahr erneut verfehlt. Nach vorläufigen Zahlen stagnierte der Ausstoß an Treibhausgasen demnach bei 761 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2). Damit hätte Deutschland 39 Prozent an Emissionen im Vergleich zu 1990 eingespart - eigentlich galt schon für 2020 ein Sparziel von 40 Prozent. Es wäre die zweite Zielverfehlung in Folge. Endgültige Zahlen stellt das Umweltbundesamt im März vor.

Der Deutschland-Direktor von Agora, Simon Müller, bemängelte: "2022 sind die Klimaziele aufgrund kurzfristiger Maßnahmen für die Energiesicherheit ins Hintertreffen geraten." Er sprach von einem Alarmsignal. Bis 2030 soll der Ausstoß an Treibhausgasen um 65 Prozent im Vergleich zum Jahr 1990 sinken. Zwar sei der Energieverbrauch im vergangenen Jahr um 4,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken, unter anderem wegen massiver Preissteigerungen bei Erdgas und Strom und milder Witterung, so die Denkfabrik. Der stärkere Einsatz von Kohle und Öl habe die Emissionsminderungen durch Energieeinsparungen jedoch zunichte gemacht. Im laufenden Jahr müsse die Regierung die Trendwende schaffen.

Insbesondere in den Bereichen Verkehr und Gebäude klafft eine Lücke, worauf auch der Expertenrat der Bundesregierung bereits hingewiesen hatte. Das Klimaschutzprogramm der Bundesregierung, das dies adressieren soll, steht noch aus.

Bundesklimaschutzminister Robert Habeck mahnte Fortschritte an. "Unser Sorgenkind ist der Verkehrsbereich, in dem die CO2-Emissionen erneut gestiegen sind", sagte der Grünen-Politiker laut Mitteilung. "Alle bisher vorgesehen Maßnahmen reichen nicht, um hier die große CO2-Lücke zu schließen. Und anders als beim Gebäudebereich ist es bisher nicht gelungen, eine Perspektive zu entwickeln, die das ändert. Hier besteht dringender Handlungsbedarf."


21.12.2022: EU hat CO2-Emissionen seit 2008 um 22 Prozent reduziert

Der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase in der EU ist im Vergleich zu 2008 um fast ein Viertel zurückgegangen. Im vergangenen Jahr wurden 3,6 Milliarden Tonnen Kohlendioxid (CO2) und andere klimaschädliche Gase ausgestoßen, wie die Statistikbehörde Eurostat am Mittwoch mitteilte. Das entspricht demnach einem Rückgang von 22 Prozent verglichen mit den ersten Daten von 2008.

Für die meisten Emissionen war den Daten zufolge die Industrie verantwortlich. Sie stieß 800 Millionen Tonnen Treibhausgase aus, was einem Anteil von 22 Prozent an der Gesamtmenge entspricht. Danach kamen die Haushalte, die unter anderem durch Verkehr und Heizen 21 Prozent beisteuerten. Als Drittes folgte die Energieversorgung - etwa Strom und Gas - mit 20 Prozent. Den stärksten Rückgang seit 2008 gab es im Bergbausektor (-42 Prozent), in der Energieversorgung (-39 Prozent) und in der Industrie (-23 Prozent).


09.12.2022: Deutschland setzt weniger Treibhausgase ein

In Deutschland sind im vergangenen Jahr weniger fluorierte Treibhausgase eingesetzt worden - die Menge der insgesamt freigesetzten Treibhausgase nahm wohl dennoch zu. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden mitteilte, sank die Menge der in Deutschland eingesetzten fluorierten Treibhausgase um neun Prozent: von 7,7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten im Jahr 2020 auf 7 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr 2021.

Da fluorierte Treibhausgase überwiegend in geschlossenen Systemen wie zum Beispiel in Klimaanlagen verwendet werden, tritt eine Gefährdung bei der Freisetzung auf. Insofern steht die in einem Jahr eingesetzte Menge an fluorierten Treibhausgasen nicht in direktem Zusammenhang mit der freigesetzten Menge dieser Gase.

Das Umweltbundesamt schätzte für Deutschland im Jahr 2021 Treibhausgasemissionen in Höhe von insgesamt 762 Millionen Tonnen CO2-Äquivalenten. Das waren 4,5 Prozent mehr als im Vorjahr.

Tetrafluorethan (R 134a) ist das am häufigsten verwendete fluorierte Treibhausgas in Deutschland. Der Stoff trägt in 100 Jahren rund 1300 Mal stärker zum Treibhauseffekt bei als CO2. 2021 wurden rund 2,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente dieses Stoffes eingesetzt. Sie dienen überwiegend als Kältemittel zum Beispiel in Klimaanlagen, Kühlschränken oder bei der Herstellung von Kunst- und Schaumstoffen etwa zur Dämmung von Gebäuden. Im Vergleich zu 2020 verminderte sich das Emissionspotenzial der eingesetzten Menge um zehn Prozent.

Der Einfluss der einzelnen Treibhausgase auf das Klima ist unterschiedlich stark. Als Vergleichsgröße dient das CO2-Äquivalent. Es beziffert die Klimawirksamkeit von Kohlendioxid mit einem Erwärmungspotenzial von eins. Fluorierte Treibhausgase können das Erwärmungspotenzial von CO2 um das Vielfache übersteigen. Die Angabe in CO2-Äquivalenten drückt daher aus, mit wie viel Tonnen CO2 die Menge eines Treibhausgases zur globalen Erwärmung beiträgt. 


14.11.2022: Deutschland im Rennen um besten Klimaschutz leicht zurückgefallen

Im Rennen um den weltweit besten Klimaschutz ist Deutschland leicht zurückgefallen. Im neuen Klimaschutz-Index 2023 liegt die Bundesrepublik auf Rang 16 - nach Platz 13 im Vorjahr. Bewertet wurden die Bemühungen von 59 Ländern und der EU. Herausgegeben wurde der Index am Montag von den Umweltorganisationen Germanwatch und Climate Action Network sowie dem NewClimate Institute. Er erfasst 92 Prozent aller klimaschädlichen Treibhausgasemissionen.

Wie schon in den Vorjahren bleiben die ersten drei Plätze leer - weil den Autoren zufolge kein Land genug für den Klimaschutz macht, um in allen Kategorien eine sehr gute Bewertung zu erzielen. Dänemark führt zum zweiten Mal in Folge das Ranking an, gefolgt von Schweden, Marokko, Chile, Indien sowie Estland und Norwegen.


12.11.2022: Konzerne wie Amazon und Nestlé fordern Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels

Konzerne wie Amazon, Nestlé, Microsoft oder Ikea haben gemeinsam mit rund 200 Firmen, Organisationen und Prominenten dazu aufgerufen, die Erderwärmung bei 1,5 Grad zu stoppen. "Regierungen, beginnend mit denen der am weitesten entwickelten Industriestaaten, müssen ihre Verpflichtung einhalten, das 1,5-Grad-Ziel einzuhalten und es entschiedener umsetzen", heißt es in dem Aufruf, den die Unterzeichner am Samstag auf der Weltklimakonferenz im ägyptischen Scharm el Scheich vorstellten.

Für den Appell haben sich die Konzerne, deren klimaschädliche Emissionen und Auswirkungen auf die Umwelt selbst in der Kritik stehen, mit renommierten Klimaforschern wie Johan Rockström, dem Direktor des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung, UN-Vertretern sowie Mary Robinson, der Vorsitzenden der von Nelson Mandela gegründeten Organisation "The Elders", zusammengetan.

"1,5 Grad ist ein Limit, kein Ziel", heißt es weiter. Jedes Zehntelgrad zähle. Daher müsse jede Anstrengung unternommen werden, um die Auswirkungen, die Kosten und das Leid, das jegliches Überschreiten mit sich bringe, abzumildern.

Klimaforschern zufolge hängt das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit zu begrenzen, am seidenen Faden. Zwar gilt es als theoretisch möglich, allerdings nur durch ein radikales Umsteuern in der Klimapolitik. Die internationale Staatengemeinschaft hat das 1,5-Grad-Ziel vereinbart, um die Überschreitung gefährlicher Kipppunkte mit unumkehrbaren Konsequenzen zu vermeiden und die katastrophalsten Folgen des Klimawandels abzuwenden. Dafür sind die bislang geplanten Maßnahmen nicht ambitioniert genug. Derzeit steuert die Erde den Vereinten Nationen zufolge eher auf 2,5 Grad Erwärmung zu.


09.11.2022: Laut WHO mindestens 15.000 Hitzetote in Europa in diesem Jahr

Mindestens 15.000 Menschen sind nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO in diesem Jahr aufgrund der Hitze in Europa gestorben, darunter Tausende in Deutschland. Die Region habe gerade den heißesten Sommer und den heißesten August seit Beginn der Wetteraufzeichnungen erlebt, erklärte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Montagabend anlässlich der in Ägypten stattfindenden Weltklimakonferenz COP27. Generell habe es in Europa in diesem Sommer eine Zuspitzung von Hitzewellen, Dürren und Waldbränden gegeben - all dies habe gesundheitliche Auswirkungen auf die Bevölkerung gehabt.

Hitzestress - der Zustand, wenn sich der Körper nicht selbst kühlen kann - sei die Hauptursache für wetterbedingte Todesfälle in der WHO-Region Europa, führte Kluge aus. Bisherig gemeldeten Daten aus den Mitgliedstaaten zufolge seien schätzungsweise mindestens 15.000 Menschen explizit an der Hitze dieses Jahres gestorben. Darunter seien rund 4500 Todesfälle in Deutschland, fast 4000 in Spanien, mehr als 1000 in Portugal und über 3200 in Großbritannien gewesen. Die geschätzte Gesamtzahl dürfte noch zunehmen, wenn mehr Länder ihre übermäßigen Todesfälle durch Hitze melden, so Kluge. Zur WHO-Region Europa zählen mehr als 50 Länder, darunter auch viele östlich der EU wie beispielsweise Russland, die Ukraine und die Türkei.

Extreme Temperaturen seien in der Region in den vergangenen 50 Jahren für mehr als 148.000 Todesfälle verantwortlich gewesen, erklärte Kluge. In den nächsten Jahrzehnten werde die wachsende Anfälligkeit für Hitzewellen und andere Extremwetterereignisse zu mehr Krankheiten und Todesfällen führen, bis die Länder im Kampf gegen den Klimawandel wirklich drastische Maßnahmen ergriffen. "Es kann nicht oft genug gesagt werden: Wir müssen den Klimawandel effektiv gemeinsam bekämpfen", erklärte Kluge.


09.11.2022: EU-Behörde: Klimawandel bedroht verstärkt Gesundheit von Europäern

Ohne weitere Maßnahmen gegen den Klimawandel werden voraussichtlich mehr Menschen in Europa durch klimabedingte Gesundheitsfolgen erkranken oder sterben. Beispiellose Hitzewellen, wie man sie in diesem Jahr gesehen habe, stellten die größte direkt mit dem Klima zusammenhängende Gesundheitsbedrohung für Europäerinnen und Europäer dar, teilte die EU-Umweltagentur EEA in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht mit. Schon heute verursachten solche Hitzewellen zahlreiche Todes- und Krankheitsfälle.

Diese Zahlen würden ohne weitere Maßnahmen, um sich an den Klimawandel anzupassen und ihn einzudämmen, zunehmen, warnte die EEA. Unter anderem mit Aktionsplänen, der Schaffung von grünen und schattigen Plätzen in Städten, einer besseren Gebäudegestaltung sowie angepassten Arbeitszeiten könne man die gefährdetsten Gruppen besser schützen. Es sei an der Zeit, von der Planung zum Handeln zu kommen.

Die in Kopenhagen ansässige EU-Behörde hat sich für den neuen Bericht angeschaut, in welchem Maße der Klimawandel eine Bedrohung für Gesundheit und Wohlbefinden in Europa darstellt. Dabei hat sie einen Fokus auf die Auswirkungen hoher Temperaturen und der klimabedingten Ausbreitung von Infektionskrankheiten gelegt. Krankheiten wie Malaria und Dengue-Fieber werden sich demnach mit zunehmendem Klimawandel voraussichtlich weiter nach Norden ausbreiten und eine höhere Krankheitslast verursachen.


09.11.2022: IfW untersucht Folgen von Ausstieg aus Pariser Klimaschutzabkommen

Das Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) hat die Folgen eines Ausstiegs einzelner Länder aus dem Pariser Klimaschutzabkommen untersucht. Am schlimmsten wären die Auswirkungen eines erneuten einseitigen Ausstiegs der USA, teilte Joschka Wanner vom Forschungszentrum Handelspolitik des IfW Kiel mit. Die USA seien der weltweit zweitgrößte Emittent, hätten sich aber auf eine hohe Minderung ihrer Emissionen verpflichtet. Bis 2030 streben sie demnach im Vergleich zu einem "Business-as-usual"-Emissionspfad eine Reduktion um 47 Prozent an.

Wenn alle 195 Länder ihre im Rahmen des Klimaabkommens gemachten Zusagen für nationale Reduktionsziele einhalten, sinken die globalen Kohlenstoffemissionen nach IfW-Angaben um schätzungsweise 25,4 Prozent. Bei einem Ausstieg der USA würde die Welt ihre Emissionen in diesem Szenario nur um 17,3 Prozent senken. Die angestrebte globale Reduktion würde um fast 32 Prozent verringert.

Die zweitgrößte unmittelbare Auswirkung auf die weltweiten Emissionen durch entgangene Reduktionszusagen hätte ein Ausstieg Chinas, der die globale Reduktion um 11,9 Prozent verringern würde. China emittiere zwar mehr Kohlendioxid als die USA, habe aber auch ein deutlich niedrigeres Reduktionsziel von 11,3 Prozent.


09.11.2022: Südsee-Inselreich Tuvalu ruft Notstand wegen Dürre aus

Wegen anhaltender Dürre hat der Südsee-Staat Tuvalu den öffentlichen Notstand ausgerufen. Die Maßnahme soll vorerst für 14 Tage gelten, wie Generalgouverneur Tofinga Vaevalu Falani in der Proklamation mitteilte. Auf vielen zu Tuvalu gehörenden Inseln wie Nanumea, Niutao und Nui habe es seit Monaten viel weniger Niederschläge gegeben als normalerweise, berichtete der Sender "Radio New Zealand". Kurze Regenschauer im August hätten nicht ausgereicht, um die Wasservorräte wieder aufzufüllen. Außenminister Simon Kofe sprach auf Twitter von "schweren Zeiten".

Der Klimawandel macht pazifischen Inseln ganz besonders zu schaffen. Das zwischen Australien und Hawaii liegende Inselreich Tuvalu mit seinen neun Korallen-Atollen ist schon lange vom steigenden Meeresspiegel bedroht und könnte in den nächsten Jahrzehnten weitgehend überschwemmt werden.


08.11.2022: UN-Chef prangert Ölkonzerne wegen schöngefärbter Klimabilanzen an

UN-Generalsekretär António Guterres hat Konzerne der Öl- und Kohleindustrie kritisiert, dass manche von ihnen ihre eigentlich verheerenden Klimabilanzen bewusst schönfärben. Unlautere Selbstverpflichtungen zum Netto-Null-Ausstoß an Treibhausgasen, die aber Kernprodukte nicht erfassen, "vergiften unseren Planeten", sagte er am Dienstag laut Redetext auf der Weltklimakonferenz in Ägypten. Firmen müssten sich alle klimaschädlichen Emissionen vollständig anrechnen, also direkte, indirekte und auch jene aus ihren Lieferketten.

Guterres spricht von "reinstem Betrug"

Falsche Versprechen zur Klimaneutralität seien verabscheuungswürdig. "Das ist reinster Betrug", wetterte Guterres. Solche Schummeleien könnten die Welt über die "Klima-Klippe stoßen". "Netto-Null-Emissionen" bedeutet, nur noch so viele Kohlendioxid-Emissionen zu verursachen, wie kompensiert werden können - also etwa durch die unterirdische Speicherung von CO2 oder Aufforstungen.

Vor einem Jahr auf der UN-Klimakonferenz hatte Guterres einen Expertenrat damit beauftragt, Standards und Richtlinien für Klimaschutzversprechen zu erarbeiten, um "Greenwashing" von Staaten und Unternehmen einzudämmen. Mit Greenwashing sind Strategien gemeint, mit denen sich Unternehmen oder Staaten wahrheitswidrig als besonders umweltfreundlich darstellen.

Die 17 Fachleute legten in Ägypten nun Empfehlungen vor. Unter anderem schlagen sie vor, dass speziell große Unternehmen jährlich detailliert über ihre Fortschritte beim Klimaschutz berichten.

Es gibt klare Standards und Kriterien

Die Vorsitzende des Gremiums, die frühere kanadische Umweltministerin Catherine McKenna, sagte, Klimaschutzversprechen der Industrie, des Finanzsektors und auch von Städten und Regionen müssten "ehrgeizig, transparent und glaubwürdig" sein. Dafür gebe es nun klare Standards und Kriterien. "Unser Planet kann sich keine weiteren Verzögerungen, keine neuen Ausreden und nicht noch mehr Greenwashing leisten", sagte sie.

Guterres sagte, Selbstverpflichtungen der Wirtschaft sowie von Städten und Regionen sollten Zwischenziele auf ihrem Weg zur Klimaneutralität enthalten, und zwar alle fünf Jahre und für alle ihre Emissionen. Seine Botschaft laute: "Haltet euch an diesen Standard und aktualisiert sofort eure Richtlinien - und das möglichst zur COP28." Die nächste UN-Klimakonferenz, die COP28, findet Ende nächsten Jahres in den Vereinigten Arabischen Emiraten statt.


08.11.2022: Scholz fordert "industrielle Revolution" für den Klimaschutz

Bundeskanzler Olaf Scholz hat auf der Weltklimakonferenz für seine Idee eines globalen Klimaclubs von Ländern mit ehrgeizigen Zielen bei der Bekämpfung der Erderwärmung geworben. Er lud dazu am Dienstag im ägyptischen Scharm el Scheich alle Staaten weltweit ein. Viele Industriezweige müssten dringend klimafreundlich umgebaut werden, etwa die Zement- und Stahlproduktion. Die Idee sei, gemeinsam Regeln und Standards zu verabreden, damit es angesichts der hohen Investitionen nicht zu Verzerrungen des Wettbewerbs komme. "Die Zeit wird knapp. Die nächste industrielle Revolution muss nun starten", forderte der Kanzler.

Beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau hatten sich im Sommer bereits die anderen großen demokratischen Wirtschaftsmächte hinter die Idee des Klimaclubs gestellt. Er soll noch in diesem Jahr formal gegründet werden und auch offen für Länder wie China oder Saudi-Arabien sein, die nicht zur Gemeinschaft westlicher Demokratien gehören. Neben dem Umbau der Industrie soll der Club einer Verlagerung von Produktion in Länder mit laxeren Klima-Auflagen entgegenwirken. Mit Energiepartnerschaften wollen die wirtschaftsstarken G7-Länder ärmeren Staaten beim Wandel hin zu einer klimafreundlicheren Wirtschaft helfen


08.11.2022: Jeder vierte Arbeitsplatz laut Studie vom Klimawandel betroffen

Mehr als 800 Millionen Arbeitsplätze weltweit sind der Unternehmensberatung Deloitte zufolge vom Klimawandel und der Energiewende betroffen - ein Viertel der heutigen Erwerbsbevölkerung. "Das Arbeitsplatzrisiko ist im asiatisch-pazifischen Raum und in Afrika am größten, genauso wie das Potenzial für zusätzliche Arbeitsplätze", heißt es in der Deloitte-Studie, die am Dienstag bei der UN-Klimakonferenz in Scharm el Scheich vorgestellt wurde.

Besonders betroffen seien Jobs in Landwirtschaft, Energiewirtschaft, Bergbau, Industrie, Transport- und Baugewerbe. Ein Teil dieser Branchen stehe aufgrund hoher CO2-Emissionen vor einem Umbruch, andere, wie etwa die Landwirtschaft, würden von Überschwemmungen, Hitze oder Unwettern bedroht, sagte Deloitte-Klimaexperte Bernhard Lorentz. Im asiatisch-pazifischen Raum und in Afrika seien über 40 Prozent der Arbeitskräfte in vulnerablen Branchen beschäftigt.

"Durch eine aktive Gestaltung der Transformation könnte die Dekarbonisierung bis 2050 mehr als 300 Millionen zusätzliche Arbeitsplätze hervorbringen", sagte Lorentz, "davon 21 Millionen in Europa, 180 Millionen in Asien-Pazifik, 75 Millionen in Afrika und 26 Millionen in Amerika." Die "vulnerablen Regionen" müssten besonders in die Entwicklung "einer 'grünen' Arbeiterschaft" investieren. Ein schnellerer, geplanter Übergang zu einer Netto-Null-Wirtschaft könnte für weltweit gerechtere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen sorgen.


07.11.2022: Guterres fordert Milliarden für Wetterwarnsysteme

UN-Generalsekretär António Guterres hat den globalen Ausbau von Warnsystemen für extreme Wetterereignisse gefordert. Nach Angaben der Weltwetterorganisation (WMO), die die UN-Initiative "Frühwarnung für Alle" entwickelt hat, sollen bis 2027 umgerechnet 3,1 Milliarden Euro investiert werden. Ziel sei, bis dahin jeden einzelnen Menschen unter den Schutzschirm solcher Systeme zu stellen, sagte Guterres bei der UN-Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Scharm el Scheich.

Wetter zwingt mehr Menschen zur Flucht als Kriege

"Der stetige Anstieg von Treibhausgas-Emissionen wirkt wie ein Turbolader für extreme Wetterereignisse auf dem ganzen Planeten", sagte Guterres nach einer Mitteilung der WMO. Die immer häufigeren Stürme, Hitzewellen, Überschwemmungen oder Dürren richteten Schäden von Hunderten Milliarden Dollar an und zwängen schon jetzt viel mehr Menschen zur Flucht als Kriege.

Die geforderte Summe soll in Wetterbeobachtung, Präventionsmaßnahmen, Notfallpläne und Informationskampagnen investiert werden. Nur die Hälfte aller Staaten verfügt derzeit über Frühwarnsysteme. Kleine Inselstaaten sowie arme Länder, die besonders vom globalen Temperaturanstieg betroffen sind, sind laut WMO am wenigsten vorbereitet. Nach Angaben von WMO-Generalsekretär Petteri Taalas könnten Schäden durch gefährliche Wetterereignisse um 30 Prozent gesenkt werden, wenn Menschen 24 Stunden davor gewarnt werden.


07.11.2022: UN-Chef bei Klimakonferenz: "Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle"

Auf der Weltklimakonferenz in Ägypten hat UN-Generalsekretär António Guterres in düsteren Worten vor den katastrophalen Folgen der Erderhitzung gewarnt. "Wir sind auf dem Highway zur Klimahölle - mit dem Fuß auf dem Gaspedal", sagte Guterres am Montag in einer Rede vor Dutzenden Staats- und Regierungschefs in Scharm el Scheich. "Wir kämpfen den Kampf unseres Lebens - und sind dabei zu verlieren", warnte er mit Blick auf von der Klimakrise ausgelöste Dürren, Überschwemmungen, Unwetter und steigende Meeresspiegel.

Aufruf zu einem "Klima-Solidarpakt"

Guterres warnte, das 2015 auf der Weltklimakonferenz in Paris vereinbarte Ziel sei akut gefährdet, die Erwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen im Vergleich zur vorindustriellen Zeit. Der Portugiese rief zu einem "Klima-Solidarpakt" auf, den wohlhabende Staaten jetzt mit Schwellen- und Entwicklungsländern schließen müssten. Dabei stünden die USA und China besonders in der Verantwortung. Wörtlich sagte er: "Die Menschheit hat eine Wahl: zusammenzuarbeiten oder unterzugehen!"

Am Montag trafen bei der diesjährigen Weltklimakonferenz, genannt COP27, unter anderem Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, Venezuelas Präsident Nicolás Maduro und der emiratische Präsident Mohammed bin Sajid ein. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al-Sisi eröffnete das Gipfel-Segment der zweiwöchigen Konferenz.

Verheerende Konsequenzen durch klimabedingte Wetterereignisse

"Es gibt große Erwartungen für gute Ergebnisse", sagte Al-Sisi. "Millionen Menschen rund um den Planeten haben ihre Blicke auf uns gerichtet." Die Konsequenzen durch klimabedingte Wetterereignisse seien nie so verheerend gewesen wie heute. "Wir haben eine Katastrophe nach der anderen erlebt. Sobald wir eine Katastrophe bewältigen, entsteht eine andere - Welle für Welle." Die Erde habe sich in eine "Welt des Leids" verwandelt, sagte Al-Sisi.

Die weltweite Durchschnittstemperatur lag zuletzt schätzungsweise rund 1,15 Grad über dem Durchschnitt der vorindustriellen Zeit. Jenseits der Grenze von 1,5 Grad droht die Überschreitung gefährlicher Kipppunkte, mit potenziell katastrophalsten Folgen.

Der ägyptische Präsident, der unter anderem bei Militär und Energie eng mit Russland zusammenarbeitet, forderte ein Ende des "Kriegs zwischen Russland und der Ukraine". Der Krieg müsse aufhören, sagte Al-Sisi - ohne Russland für den Angriff direkt verantwortlich zu machen. Russlands Präsident Wladimir Putin wird nicht bei der Konferenz erwartet.


07.11.2022: CO2-Einsparungen - WTO setzt sich für Handelsliberalisierung für Umweltgüter ein

Der CO2-Fußabdruck des globalen Handels sollte laut der Welthandelsorganisation (WTO) mit Hilfe niedrigerer Zölle und klimafreundlicherem Warentransport reduziert werden. Die Liberalisierung des Handels mit nachhaltiger Energietechnologie und umweltfreundlichen Produkten könne den weltweiten Ausstoß des Treibhausgases CO2 um rund 0,6 Prozent verringern, errechnete die WTO in ihrem diesjährigen Welthandelsbericht, der am Montag bei der Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten vorgestellt wurde.

Der Bericht hob hervor, dass die Produktion und der Transport von Exportgütern für knapp 30 Prozent des weltweiten Ausstoßes an CO2 verantwortlich sei. Die Lösung ist aus Sicht der WTO jedoch nicht die Rückkehr zu innerstaatlicher oder regionaler Produktion mit kürzeren Verkehrswegen. Dies würde laut ihren Berechnungen Emissionen leicht reduzieren, aber gleichzeitig globalen wirtschaftlichen Schaden anrichten. Stattdessen sollten Staaten Zölle und bürokratische Handelsbarrieren abbauen, um die globale Verbreitung von nachhaltigen Technologien zu ermöglichen, hieß es. Ärmere Länder, die besonders unter der Erderwärmung leiden, seien etwa auf Importe von klimaresistenten Nutzpflanzen, Wetterwarnsystemen und Technologie für die Wasserversorgung angewiesen.

Die 0,6 Prozent an möglichen CO2-Einsparungen durch Liberalisierung beruhen auf Berechnungen für zwei eng definierte Produktgruppen. Der freie Verkehr von weiteren ökologischen Gütern und Dienstleistungen könnte aus Sicht der WTO zu einer noch wesentlich größeren Reduktion führen. Die Organisation hob auch die Bemühungen der Logistikbranche hervor, um auf umweltfreundlichere Transportmittel umzusteigen. Das CO2-Sparpotenzial dieser Sparte berechnete die WTO jedoch nicht.


06.11.2022: Weltklimakonferenz COP27 beginnt in Scharm el Scheich

Überschattet von mehreren Krisen unter anderem bei der Energie und weltweiter Ernährung beginnt am Sonntag die Weltklimakonferenz COP27 in Ägypten. Im Badeort Scharm el Scheich am Roten Meer beraten Vertreter aus knapp 200 Staaten zwei Wochen lang darüber, wie der Kampf gegen die Erderhitzung verstärkt werden kann. Die Zeit drängt, denn die vergangenen sieben Jahre waren die wärmsten seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Wichtiges Thema sind außerdem Finanzhilfen für ärmere Staaten - auch deshalb, weil die UN-Konferenz erstmals seit 2016 wieder auf dem afrikanischen Kontinent stattfindet. Erwartet werden rund 40.000 Teilnehmer.


03.06.2022: Antarktis-Tagung erfüllt Erwartungen und Hoffnungen nicht

Umweltorganisationen haben sich enttäuscht über die Ergebnisse einer am Donnerstag in Berlin beendeten internationalen Antarktis-Tagung gezeigt. "Dass sich die Staaten nicht auf Maßnahmen zum Schutz der Antarktis und ihrer Tierwelt einigen konnten, steht in krassem Widerspruch zur Realität der Klimakrise", kritisierte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), laut einer Mitteilung der Antarctic and Southern Ocean Coalition (ASOC) nach dem mehrtägigen Treffen.

An der jährlich stattfindenden Konsultativtagung zum Antarktis-Vertrag (ATCM), die dieses Mal von Deutschland ausgerichtet worden war und am 23. Mai begonnen hatte, nahmen mehr als 400 Delegierte aus über 50 Ländern persönlich oder virtuell teil.

Die Organisationen äußerten "tiefe Besorgnis und Enttäuschung" etwa darüber, dass keine Einigung auf dringend notwendige Maßnahmen gegen die wachsende Bedrohung des antarktischen Lebensraums erzielt worden sei. So sei ein von Großbritannien stammender Vorschlag, den Kaiserpinguin als besonders geschützte Art auszuweisen, nicht angenommen worden. Obwohl viele Regierungen den Aktionsplan zum Schutz des Kaiserpinguins, der vom Aussterben bis 2100 bedroht sei, unterstützt hätten, habe China argumentiert, das Ausmaß dieser Bedrohung bedürfe weiterer wissenschaftlicher Forschung.

ASOC-Geschäftsführerin Claire Christian zeigte sich unzufrieden. "Die Staaten, die dem Antarktisvertrag und dem Protokoll beigetreten sind, haben die Verpflichtung, die antarktische Tierwelt zu schützen", betonte sie. Die ASOC, ein Verbund von Umweltschutzorganisationen aus der ganzen Welt, nahm als Beobachter an der Tagung teil.


07.03.2022: Klimawandel: Tägliche Ausdehnung des Meereises um Antarktis auf Tiefpunkt

Die täglich gemessene Ausdehnung des antarktischen Meereises hat in diesem Februar den niedrigsten Punkt seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1979 erreicht. Das teilte der Klimawandeldienst des EU-Programms Copernicus am Montag mit.

Über den gesamten Monat betrachtet lag die Ausdehnung des Eises um 27 Prozent unter dem Durchschnitt der Jahre 1991 bis 2020 - das ist der zweitgeringste Wert der vergangenen gut vier Jahrzehnte. Geringer als üblich war die Meereiskonzentrationen vor allem im Rossmeer, in der westlichen Amundsensee und im nördlichen Weddellmeer.

Auf der anderen Seite des Globus sah es etwas besser aus: In der Arktis lag die Meereisausdehnung im Februar nur zwei Prozent unter dem Durchschnitt des Referenzzeitraums, hieß es in der Copernicus-Mitteilung. 

Die globale Durchschnittstemperatur im Februar dieses Jahres lag etwa 0,2 Grad Celsius höher als der Durchschnitt für Februar in den Jahren 1991 bis 2020, jedoch noch deutlich unter den Spitzenwerten von 2016, 2017 und 2020.

In Europa war der Februar vergleichsweise mild mit Temperaturen, die um zwei Grad über dem Durchschnitt des Referenzzeitraums lagen. Von einem Rekord waren die Werte im Februar 2022 aber weit entfernt. Die Temperatur im bisher wärmsten gemessenen Februar im Jahr 1990 lag um 1,6 höher als in diesem.

Der Klimawandeldienst der EU erstellt monatlich Berichte über die Lufttemperatur, das Meereis und den Wasserkreislauf. Er stützt sich auf Daten von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen rund um den Globus sowie auf Modellrechnungen.


02.02.2022: Malawisee ist "bedrohter See des Jahres 2022"

Einer der ältesten Seen der Welt - der Malawisee im südlichen Afrika - ist von Umweltschützer:innen zum "bedrohten See des Jahres 2022" erklärt worden. Der Global Nature Fund (GNF) sowie das Netzwerk Living Lakes begründen das mit der Gefahr für das einzigartige Ökosystem durch die Folgen des Klimawandels, durch Überfischung und durch das Bevölkerungswachstum im Binnenland Malawi im Südosten Afrikas.

Der Malawisee gehört zu den zehn größten Seen der Welt und hat eine Oberfläche von den Ausmaßen Brandenburgs - in Afrika gilt er als der drittgrößte und zweittiefste See überhaupt. 

Der Titel eines "bedrohten Sees des Jahres" wird jährlich anlässlich des World Wetlands Day am 2. Februar vergeben, um auf einen durch menschliche Eingriffe bedrohten See oder ein Feuchtgebiet aufmerksam zu machen.

Malawi mit rund 19,7 Millionen Einwohner:innen ist eines der ärmsten Länder der Welt und hat seine Bevölkerung in den vergangenen Jahrzehnten verfünffacht. "Der Bedarf an Nahrungsmitteln ist mittlerweile kaum noch zu decken; die Folge sind Überfischung, Artenverlust und Verschmutzung des Malawisees", erklärte Daniel Mwakameka von der Living Lakes-Partnerorganisation Action for Environmental Sustainability (AfES) in Malawi.

"Mit 700 bis 800 Buntbarscharten, von denen viele nur hier und sonst nirgends auf der Welt vorkommen, gehört der Malawisee zu den fischartenreichsten Ökosystemen der Erde", betonen die Umweltschützer:innen. Fisch aus dem bis zu 700 Meter tiefen See decke heute rund 70 Prozent des Bedarfs an tierischem Eiweiß in Malawi und setze so die Fischbestände unter Druck.

Zudem sei der Malawisee sehr anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Da die Niederschlagsmenge in Ostafrika in den vergangenen beiden Jahrzehnten stark abgenommen habe, sei der Wasserstand des Sees gesunken, so dass die Lebensgrundlage von Millionen lokaler Fischer bedroht sei. 

Mit einem gezielten Maßnahmenkatalog - wie etwa der Sanierung der geschädigten Gebiete sowie Fischzuchten in Teichen - sei eine Rettung des Ökosystems jedoch noch möglich, betonen die Umweltschützer:innen.


06.01.2022: Erreichen des Klimaziels 2030 in Deutschland wackelt

Deutschland läuft nach Berechnungen der Denkfabrik Agora Energiewende Gefahr, sein Klimaziel für das Jahr 2030 zu verfehlen. Die neue Bundesregierung müsse die "Umsetzungslücke" dringend mit wirksamen Klimaschutzmaßnahmen schließen, forderte Simon Müller, Deutschland-Direktor bei Agora und einer der Studienautoren. Das Papier mit dem Titel "Die Energiewende in Deutschland: Stand der Dinge 2021" liegt der Deutschen Presse-Agentur vor.

Der Ausstoß klimaschädlicher Gase betrug nach vorläufigen Agora-Berechnungen im vergangenen Jahr 772 Millionen Tonnen Kohlendioxid (CO2). Das umfasst wie üblich andere Treibhausgase, die zur besseren Vergleichbarkeit in CO2 umgerechnet wurden. Das bedeutet einen deutlichen Anstieg von 33 Millionen Tonnen im Vergleich zu 2020, als die deutsche Wirtschaft einerseits aufgrund der Corona-Krise schwächelte und andererseits wegen günstiger Wetterverhältnisse besonders viel Strom aus Windenergie erzeugte. Hinzu kamen besonders kalte Monate zum Jahresbeginn 2021.

Aber auch jenseits solcher Einmaleffekte entferne sich Deutschland vom Pfad der CO2-Einsparungen, die pro Jahr durchschnittlich nötig wären, um das Klimaziel der Bundesregierung für 2030 zu erreichen, bemängeln die Agora-Experten. Bis dahin soll der Ausstoß an Treibhausgasen laut Klimaschutzgesetz um 65 Prozent niedriger sein als im Jahr 1990. "Durch den Emissionsanstieg 2021 müssen wir ab jetzt jedes Jahr im Schnitt 37 Millionen Tonnen CO2 einsparen, um das 2030er Ziel einzuhalten", sagte Müller.

Ein wichtiger Grund für die gestiegenen CO2-Emissionen sind laut Studie auch die relativen Preise verschiedener Energieträger. Der Anteil erneuerbarer Energien sei noch vergleichsweise niedrig, hinzu kämen dramatisch gestiegene Gaspreise. Die im Gegenzug steigende Attraktivität klimaschädlicher Kohle als Energieträger könne auch der CO2-Preis nicht ausgleichen, bei dem Unternehmen Rechte zum Ausstoß klimaschädlicher Gase kaufen müssen.


24.11.2021: Somalia ruft wegen schwerer Dürre den Notstand aus

Nach langanhaltender Dürre hat die Regierung von Somalia am Dienstag den Notstand ausgerufen und die internationale Gemeinschaft um Hilfe bei der Bewältigung der Krise gebeten. Dem Land am Horn von Afrika drohe als Folge der Dürre eine schwere humanitäre Krise, sagte Ministerpräsident Mohamed Hussein Roble. "Wir müssen alles mobilisieren, um sicherzustellen, dass die betroffenen Menschen jegliche nötige Unterstützung bekommen."

Zuvor hatten mehrere UN-Behörden vor einer alarmierenden Dürrentwicklung in Somalia gewarnt, wo mehrere Jahre in Folge die Regenzeit nicht genügend Niederschläge brachte. Mittlerweile hätten rund 2,3 Millionen Menschen, etwa ein Fünftel der Bevölkerung, viel zu wenig Wasser zur Verfügung, erklärt das UN-Nothilfebüro OCHA. Flussbetten und Brunnen seien ausgetrocknet. Die UN-Agentur für Landwirtschaft und Ernährung (FAO) in Somalia sprach von einer "extrem besorgniserregenden" Lage. Gleichzeitig fehlten Gelder, um Hilfsmaßnahmen zu finanzieren.

Vor allem in der Mitte und im Süden des Landes haben nach UN-Angaben bereits mehr als 96.000 Menschen ihr Zuhause verlassen, weil es nicht genügend Nahrung und Wasser gebe. Mit den Kamelen, Ziegen und Schafen, die aufgrund der Dürre in manchen Landesteilen bereits in großer Zahl starben, haben viele Menschen ihre wirtschaftliche Existenz verloren.

Khadija Diriye, Ministerin für humanitäre Angelegenheiten, hatte vor wenigen Tagen gewarnt, vor allem Kindern, alten und kranken Menschen drohe der Hungertod. Lokalen Medienberichten zufolge sind bereits Menschen verhungert. So seien in der Region Jubaland fünf Tote durch Hunger und akute Unterernährung bestätigt worden.

Somalia hat seit 1990 nicht nur jahrzehntelangen Bürgerkrieg erlebt, sondern auch zwölf Dürren. Auch in den angrenzenden Staaten sorgt die anhaltende Trockenheit für Probleme. So sind Medienberichten zufolge erste Nomaden aus dem Nordwesten Kenias nach Uganda gezogen, weil die eigenen Weidegründe ihren Herden keine Nahrung mehr bieten.

Die Region am Horn von Ostafrika leidet in besonderer Weise unter den Folgen des Klimawandels. Die Zyklen der Regenzeiten, an denen sich die Bauern traditionell orientieren, sind seit Jahren gestört.


16.11.2021: Noch nie war ein Oktober in der nördlichen Hemisphäre so warm

Der vergangene Monat war nach Messungen der US-Klimabehörde NOAA auf der nördlichen Erdhalbkugel der wärmste Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1880. Die Durchschnittstemperatur über den Landflächen der nördlichen Hemisphäre hätten die des Oktobers 2019 - des bisherigen Rekordhalters - um 0,11 Grad Celsius überschritten, teilte die NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) am Montag mit.

Weltweit sei es der viertwärmste Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen gewesen, hieß es von der NOAA. Die Durchschnittstemperatur über Land- und Ozeanflächen habe um 0,89 Grad Celsius über dem Durchschnittswert des 20. Jahrhunderts von 14 Grad gelegen. Nur 2015, 2018 und 2019 waren die Oktober weltweit noch wärmer.

Die Wahrscheinlichkeit, dass 2021 zu den zehn wärmsten Jahren seit Beginn der Aufzeichnungen gehören werde, liege schon jetzt bei mehr als 99 Prozent, hieß es weiter von der NOAA. Ende Oktober hatte bereits die Weltwetterorganisation WMO mitgeteilt, dass das Jahr 2021 vorläufigen Messungen zufolge wohl nicht ganz so heiß wie die vergangenen drei Jahre war, sich aber am langjährigen Trend deutlicher Erwärmung nichts geändert habe. 2021 werde zu den sieben wärmsten Jahren der jüngeren Geschichte gehören - alle seit 2015.


14.11.2021: Klimaforscher sieht Welt noch immer auf gefährlichem Pfad 

Der renommierte schwedische Klimaforscher Johan Rockström hat nach den Beschlüssen der Weltklimakonferenz in Glasgow eine schnelle Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen angemahnt. "Vor Glasgow war die Welt auf einem Desaster-Pfad, nach Glasgow sind wir noch immer auf einem gefährlichen Pfad", sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur. "Das ist ein deutlicher Fortschritt, aber bei weitem nicht ausreichend."

Selbst wenn alle Ankündigungen umgesetzt würden - und das sei ein großes "wenn" - habe man nach aktuellen Berechnungen nur eine 50-prozentige Chance, die Erderhitzung unter zwei Grad im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu halten. Die Weltklimakonferenz bekannte sich jedoch eigentlich klar zu dem Ziel, die Erderwärmung bei 1,5 Grad stoppen, um katastrophale Folgen zu vermeiden. Dafür sollen die bislang völlig unzureichenden Klimaschutzpläne der Staaten bis Ende des nächsten Jahres nachgeschärft werden. Rockström bezeichnete dies als den "womöglich wichtigsten Satz der Abschlusserklärung".

Nationale Regierungen seien nun in der Verantwortung, Gesetze zu beschließen, die den Beschlüssen von Glasgow entsprächen. "Das klingt selbstverständlich, ist es aber nicht", so der Klimaforscher. "Das ist etwas, worauf alle Beteiligten, worauf jeder drängen muss." Positive Signale sieht Rockström aus der Wirtschaft. Diese sei in vielen Teilen bereits dabei, sich klimafreundlich umzustellen. Noch nie hätten so viele Unternehmenschefs so viel Zeit auf einer Klimakonferenz verbracht wie in diesem Jahr. Kritik übte der Schwede daran, dass noch immer nicht alle Subventionen für Kohle, Gas und Öl gestrichen werden sollen. "Das ist, als wären wir Drogenabhängige, die wissen, dass wir uns selbst schaden, aber einfach nicht damit aufhören können", so Rockström.


08.11.2021: Klimaforscher:innen melden drittwärmsten Oktober 

Der vergangene Monat war weltweit gesehen der drittwärmste Oktober seit Beginn der Aufzeichnungen 1979. Das teilte der europäische Klimawandeldienst Copernicus am Montag mit. Die Forscher des von der EU-Kommission koordinierten Programms gaben an, dass seit Beginn der Aufzeichnungen nur die Oktober 2015 und 2019 wärmer waren - und das nur "geringfügig", wie es hieß. Weltweit waren die Temperaturen 0,42 Grad wärmer als der Referenzdurchschnitt von 1991 bis 2020.

Vor allem im nördlichen Kanada, im Norden Russlands und in der westlichen Antarktis war es überdurchschnittlich warm. In Süd- und Südosteuropa war es hingegen etwas kälter als sonst.

Der in Bologna (Italien) und in Reading (Großbritannien) ansässige Klimawandeldienst der EU erstellt monatlich Berichte über die Lufttemperatur, das Meereis und den Wasserkreislauf. Er stützt sich auf Daten von Satelliten, Schiffen, Flugzeugen und Wetterstationen rund um den Globus sowie Modellrechnungen. Die Copernicus-Aufzeichnungen gehen bis auf das Jahr 1979 zurück.


02.11.2021: Klimagipfel: Mehr als 80 Staaten besiegeln Pakt gegen Methan-Ausstoß

Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow haben sich mehr als 80 Staaten einer Initiative der EU und der USA angeschlossen, um den Ausstoß von klimaschädlichem Methan zu reduzieren. "Den Ausstoß von Methan zu reduzieren, ist eines der effizientesten Dinge, die wir tun können", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Dienstag in Glasgow. Sie stellte den Pakt gemeinsam mit US-Präsident Joe Biden vor. Der Ausstoß von Methan in die Atmosphäre habe einen erheblichen Beitrag zur Erderwärmung. "Das ist die am tiefsten hängende Frucht", die man schnell und effektiv reduzieren müsse.

Methan ist das zweitschädlichste Treibhausgas und verantwortlich für Klimaerwärmung und Luftverschmutzung. Die schon im September ins Leben gerufene Initiative hat zum Ziel, Methanemissionen bis 2030 um mindestens 30 Prozent gegenüber 2020 zu senken. Wenn sie erfolgreich umgesetzt wird, könnte die Klimaerwärmung bis 2050 der EU-Kommission zufolge um rund 0,2 Grad reduziert werden. Mit dabei sind neben Deutschland unter anderem auch Frankreich, Kanada, Israel und Japan. 

US-Präsident Joe Biden sprach von einem "wegweisenden Engagement". Er sagte in Glasgow, das 30-Prozent-Ziel könne wahrscheinlich sogar übertroffen werden. Biden präsentierte zugleich einen nationalen Aktionsplan zur Reduzierung des Methan-Ausstoßes in den USA. Damit soll unter anderem der Methan-Ausstoß von Öl- und Gasbohrlöchern, von Pipelines und von Mülldeponien deutlich reduziert werden. 

Methan entsteht zum Beispiel in der Landwirtschaft, auf Abfalldeponien oder in der Öl- und Gasindustrie. Einer von der EU-Kommission zitierten Statistik des Weltklimarats (IPCC) zufolge ist Methan für die Hälfte der bisherigen Klimaerwärmung von rund einem Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit verantwortlich.


15.09.2021: BBC: Zahl der Tage mit 50 Grad Hitze seit 1980ern fast verdoppelt

Infolge des Klimawandels hat sich die Zahl extrem heißer Tage mit Temperaturen von mindestens 50 Grad Celsius einer BBC-Analyse zufolge seit den 1980ern weltweit fast verdoppelt.

Zwischen 1980 und 2009 waren im Durchschnitt an 14 Tagen im Jahr an irgendeinem Ort der Welt Temperaturen von 50 Grad oder mehr gemessen worden, wie der britische Sender am Dienstag unter Berufung auf Daten des europäischen Copernicus-Klimawandeldiensts berichtete. Doch zwischen 2010 und 2019 stieg die Zahl der extrem heißen Tage dann auf durchschnittlich 26. 

"Der Anstieg ist zu 100 Prozent auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe zurückzuführen", sagte Friederike Otto von der Universität Oxford. Zudem gab es mehr Orte in der Welt mit extrem heißen Temperaturen. Wurden 50 Grad und mehr lange nur im Nahen Osten und am Persischen Golf gemessen, so steigt das Thermometer nun auch andernorts deutlich höher. Zuletzt wurden in Italien und Kanada an die 50 Grad gemessen.

Überhaupt stieg zwischen 2010 und 2019 die Zahl der Tage mit Werten von mindestens 45 Grad um zwei Wochen, wie die BBC weiter berichtete. Die Folge seien beispiellose Herausforderungen für die menschliche Gesundheit und Lebensweise. 

Der Sender zitierte eine Studie der Rutgers University vom Mai 2020, wonach im Jahr 2100 weltweit etwa 1,2 Milliarden Menschen Hitzestress ausgesetzt sein könnten, falls das derzeitige Tempo der globalen Erwärmung andauere. Dies seien vier Mal so viele Menschen wie heute.


09.08.2021: Weltklimarat zeigt Klimawandelfolgen in drastischer Klarheit auf

Der Weltklimarat hat die Folgen der menschengemachten Erderwärmung neu betrachtet und kommt zu drastischen Ergebnissen: "Es ist sehr wahrscheinlich, dass Episoden mit Starkniederschlägen in den meisten Regionen mit einer weiteren Klimaerwärmung intensiver und häufiger werden", heißt es in seinem neuen, am Montag veröffentlichten Bericht. "Sehr wahrscheinlich" bedeutet: mit 90- bis 100-prozentiger Sicherheit. Die neuen wissenschaftlichen Studien zeigen auch, dass der Meeresspiegel weiter ansteigt und das Eis weiter schmilzt. 

"Es ist zweifelsfrei, dass der menschliche Einfluss die Atmosphäre, den Ozean und das Land aufgeheizt hat", heißt es in dem Bericht. Laut Pariser Klimaabkommen wollen die Staaten die Erwärmung gegenüber dem vorindustriellen Niveau unter zwei Grad halten, möglichst bei 1,5 Grad. Das ist laut Wissenschaft nur möglich, wenn die CO2-Emissionen ab sofort drastisch gesenkt werden und etwa 2050 Klimaneutralität erreicht wird. Wenn es bei den bisherigen Klimaschutzzusagen der Länder bleibt, ist eine Erwärmung von 2,1 bis 3,5 Grad bis Ende des Jahrhunderts wahrscheinlicher.


05.07.2021: Umwelthilfe reicht Klimaklagen gegen drei Bundesländer ein

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat beim Bundesverfassungsgericht nach eigenen Angaben Klimaklagen gegen die Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Bayern und Brandenburg eingereicht.

Wie die Umwelthilfe am Montag mitteilte, haben sich 21 junge Menschen zwischen 6 und 21 Jahren den drei Verfassungsbeschwerden in Karlsruhe angeschlossen. Zur Begründung hieß es, dass die drei Länder exemplarisch für eine verfehlte Klimaschutzpolitik auf Landesebene stünden. Sie hätten es versäumt, Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen verbindlich festzulegen, etwa in der Verkehrspolitik.

In Anlehnung an das vielbeachtete Urteil des Bundesverfassungsgerichts, das im März Teile des bis dato geltenden Bundesklimaschutzgesetzes für verfassungswidrig erklärt hatte, wollen die Beschwerdeführer nun auch die Landesregierungen per Urteil zu mehr Klimaschutz verpflichten.

In Bayern reichte die DUH nach eigenen Angaben zusammen mit zehn Kindern und jungen Erwachsenen zusätzlich eine sogenannte Popularklage vor dem Landesverfassungsgerichtshof ein. Daneben wolle die Umwelthilfe mit einer separaten Klage vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof erreichen, dass der Freistaat ein Klimaschutzprogramm verabschiede.

Auch im Falle des Urteils zur Bundesebene hatten teils sehr junge Menschen geklagt - darunter Klima-Aktivist:innen von Fridays for Future, die diesmal auch wieder an den Klagen auf Landesebene beteiligt sind.

Der Anwalt Remo Klinger, der die Verfahren juristisch leitet, erklärte am Montag, dass viele Klimaschutz-Maßnahmen maßgeblich in der Entscheidungskompetenz der Länder lägen, etwa der Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs und von Windkraftanlagen. Das Land Brandenburg etwa habe noch nicht einmal ein Landesklimagesetz, erklärte Klinger. Das müsse sich dringend ändern.

Mit einer Entscheidung zu den Beschwerden rechne die DUH "schneller als gewöhnlich", erklärte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch.


04.07.2021: Astbruch droht wegen Klimaschäden

Spaziergänger und Wanderer sollten derzeit mancherorts in Hessen besonders aufmerksam durch den Wald gehen. Die Forstverwaltung warnt an bestimmten Stellen mit Schildern vor Astbruch. "Wegen Trockenheit sterben Bäume ab", heißt es darauf. "Äste und Baumkronen können plötzlich abbrechen und herabstürzen." Nach Angaben des Landesbetriebes Hessen Forst werden die Hinweise in besonders frequentierten Bereichen platziert, um vor den "waldtypischen Gefahren" zu warnen.

Auf diese müsse jeder gefasst sein, vor allem abseits der Wege, erläuterte die Sprecherin der hessischen Forstverwaltung, Michelle Sundermann, in Kassel. "In den letzten Jahren sind diese Gefahren immer häufiger geworden, weil die Bäume durch die Klimakrise absterben." Man habe weiterhin die Verkehrssicherungspflicht an Wanderwegen oder Wanderparkplätzen. "Dort, wo wir nicht schnell genug Abhilfe schaffen können und gleichzeitig die Gefahr zu groß ist, müssen wir mitunter den Wald sperren."

Die Sicherung der Wege sei eine große Herausforderung angesichts der großen Schäden im Wald, die es seit drei Jahren gibt. "Es ist tatsächlich so, dass wir durch das Baumsterben in einigen Bereichen des Landes einen viel größeren Input für die Verkehrssicherung leisten müssen, als in den Jahren vor 2018", sagte Sundermann. "Die Kollegen, die sich jetzt um die Verkehrssicherung kümmern müssen, können gerade nicht in der Holzernte, der Pflanzung und Bestandspflege eingesetzten werden." Aber Sicherheit gehe vor.

Sundermann appellierte an die Waldbesucher, abgesperrte Bereiche und Wege zu respektieren. Eine Sperrung zu umgehen, sei mitunter lebensgefährlich. Ihr Rat: "Gehen Sie aufmerksam und besonnen durch den Wald und machen Sie zum Beispiel keine Pause unter einem abgestorbenen Baum."


03.06.2021: EuGH verurteilt Deutschland wegen zu schmutziger Stadtluft

Der Europäische Gerichtshof hat Deutschland verurteilt, weil jahrelang in vielen Städten die Grenzwerte für den Luftschadstoff Stickstoffdioxid erheblich überschritten wurden. Die Bundesrepublik habe damit EU-Recht gebrochen, entschieden die höchsten EU-Richter am Donnerstag in Luxemburg. Hintergrund ist eine Klage der EU-Kommission. Sie bezieht sich auf die Jahre 2010 bis 2016. (Rechtssache C-635/18)

Mit dem Urteil gegen die Bundesrepublik sind neue Auflagen zum Beispiel für Dieselfahrzeuge an bestimmten Orten nicht ausgeschlossen. Allerdings hat sich die Luftqualität in deutschen Städten zuletzt verbessert, unter anderem wegen der Corona-Krise. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums waren 2016 in 90 Städten die Grenzwerte teils deutlich überschritten worden. Seither sei die Zahl jedes Jahr gesunken. 2019 waren es den Angaben zufolge noch 25, im Corona-Jahr 2020 dann sechs, darunter München und Hamburg.

Die EU-Kommission hatte die Klage gegen Deutschland 2018 beim obersten EU-Gericht eingereicht. Sie begründete dies damals damit, dass die seit 2010 in der EU gültigen Jahresgrenzwerte für Stickstoffdioxid in 26 Gebieten systematisch und fortdauernd überschritten worden seien. Dazu gehörten Berlin, Hamburg, München und Stuttgart. In zwei Gebieten seien auch Stundengrenzwerte nicht eingehalten worden.

Den Argumenten folgte der EuGH jetzt und gab der Klage der EU-Kommission in vollem Umfang statt. Deutschland habe gegen seine Verpflichtungen aus der Luftreinhalterichtlinie verstoßen. Dies sei auch dadurch geschehen, "dass keine geeigneten Maßnahmen ergriffen wurden, um ab dem 11. Juni 2010 in allen Gebieten die Einhaltung der Grenzwerte für NO2 zu gewährleisten", erklärte das Gericht. Auch habe Deutschland offenkundig nicht rechtzeitig genug unternommen, um die Überschreitung der Grenzwerte so kurz wie möglich zu halten. Der Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid liegt bei 40 Mikrogramm je Kubikmeter Luft im Jahresmittel. Daneben gibt es einen Ein-Stunden-Grenzwert von 200 Mikrogramm, der nicht öfter als 18-mal pro Jahr überschritten werden darf.


16.05.2021: Baerbock für Abschaffung von Kurzstreckenflügen

Grünen-Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock will im Falle einer Regierungsübernahme für die Abschaffung von Kurzstreckenflügen kämpfen. Auch Billigpreise wie Mallorca-Flüge für 29 Euro dürfte es nicht mehr geben, wenn man es mit der Klimapolitik ernst meine, sagte Baerbock der "Bild am Sonntag".

Die Grünen-Chefin nannte es nicht fair, wenn mit Steuergeld Kerosin subventioniert werde, während Fernfahrten mit der Bahn gerade zu Stoßzeiten teuer seien. "Wer als Familie mit dem Zug reist, sollte doch weniger zahlen als für die Kurzstrecke im Flugzeug", sagte sie. "Und ja, Kurzstreckenflüge sollte es perspektivisch nicht mehr geben."

Das erste Gesetz, das sie als Kanzlerin auf den Weg bringen würde, wäre ein "Klimaschutzsofortprogramm". Auch würde sie eine Solaranlagenpflicht für Neubauten durchsetzen, kündigte sie an: "Künftig muss in Deutschland gelten, dass in der Regel nur noch mit Solardach neu gebaut wird."


07.05.2021: Treibhausgase: China überholt erstmals alle Industrieländer zusammen

Chinas jährlicher Ausstoß von Treibhausgasen übersteigt nach einer neuen Studie erstmals die Emissionen aller entwickelten Länder zusammen. Zu diesem Ergebnis kommt die US-Denkfabrik Rhodium Group in einem Vergleich Chinas mit den EU-Ländern, den USA sowie den anderen Mitgliedern der Industrieländerorganisation OECD. Zudem habe das bevölkerungsreichste Land 2019 allein zu 27 Prozent der weltweiten Emissionen an CO2-Äquivalenten (CO2e) beigetragen - weit mehr als die USA auf dem zweiten Platz mit elf Prozent. Erstmals kletterte Indien nach den Berechnungen mit 6,6 Prozent auf den dritten Platz. 

CO2-Äquivalente sind eine Maßeinheit zur Vereinheitlichung der Klimawirkung unterschiedlicher Treibhausgase, die nicht in gleichem Maße zum Treibhauseffekt beitragen und über unterschiedlich lange Zeiträume in der Atmosphäre bleiben. Nach der Freitag vorgelegten Studie überschritten Chinas Emissionen 2019 erstmals 14 Gigatonnen CO2e. Seit 1990 hätten sie sich verdreifacht. Über das vergangene Jahrzehnt seien sie noch um 25 Prozent gestiegen. 


05.05.2021: SPD-Minister: Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden

Nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts haben Bundesumweltministerin Svenja Schulze und Vizekanzler Olaf Scholz Eckpunkte für ein neues Klimaschutzgesetz vorgelegt. Das Paket sieht unter anderem vor, dass Deutschland bis 2045 klimaneutral wird. Das teilten die beiden SPD-Politiker am Mittwoch auf einer gemeinsamen Pressekonferenz mit.


29.04.2021: Verfassungsgericht: Klimaschutzgesetz reicht nicht weit genug

Das Bundes-Klimaschutzgesetz greift aus Sicht des Bundesverfassungsgerichts zu kurz. Die Karlsruher Richter verpflichteten den Gesetzgeber am Donnerstag, bis Ende kommenden Jahres die Reduktionsziele für Treibhausgasemissionen für die Zeit nach 2030 näher zu regeln. Verfassungsbeschwerden mehrerer Klimaschützer waren zum Teil erfolgreich (Az.: 1 BvR 2656/18 u.a.).

Die zum Teil noch sehr jungen Beschwerdeführenden seien durch die Regelungen in dem Gesetz in ihren Freiheitsrechten verletzt, erklärten die Richter. "Die Vorschriften verschieben hohe Emissionsminderungslasten unumkehrbar auf Zeiträume nach 2030."

Einen Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur wie geplant auf deutlich unter 2 Grad und möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen, sei dann nur mit immer dringenderen und kurzfristigeren Maßnahmen machbar. "Von diesen künftigen Emissionsminderungspflichten ist praktisch jegliche Freiheit potenziell betroffen, weil noch nahezu alle Bereiche menschlichen Lebens mit der Emission von Treibhausgasen verbunden und damit nach 2030 von drastischen Einschränkungen bedroht sind", heißt es in der Erklärung. Zur Wahrung grundrechtlich gesicherter Freiheit hätte der Gesetzgeber Vorkehrungen treffen müssen, "um diese hohen Lasten abzumildern".

Bundestag und Bundesrat hatten Ende 2019 dem Klimapaket der Bundesregierung zugestimmt, nachdem Bund und Länder noch Kompromisse ausgehandelt hatten. Wesentlicher Punkt ist das Klimaschutzgesetz. Es legt für einzelne Bereiche wie Verkehr, Landwirtschaft oder Gebäude fest, wie viel Treibhausgase sie in welchem Jahr ausstoßen dürfen.


24.04.2021: Schulze will 65 Prozent CO2-Reduktion in Deutschland bis 20230 

Bundesumweltministerin Svenja Schulze hat ihre Forderung bekräftigt, die CO2-Emissionen in Deutschland bis 2030 um 65 Prozent im Vergleich zu 1990 zu verringern. Nach der Verschärfung des Klimaziels der EU sei klar, dass der deutsche Beitrag nicht mehr wie bisher mindestens 55 Prozent sein könne, sagte Schulze zum Abschluss der Umweltministerkonferenz der Länder am Freitag. Die Expertenkommission erwarte etwas zwischen 62 und 68 Prozent. "In dieser Größenordnung wird sich das alles bewegen", sagte sie.

Die Europäische Union hatte sich am Mittwoch endgültig auf ihr Klimaziel für 2030 verständigt: Bis dahin sollen die EU-Emissionen um mindestens 55 Prozent unter dem Wert von 1990 liegen. Bisher galt ein Ziel von minus 40 Prozent.

Die Umweltminister der Länder riefen den Bund ebenfalls zu einer Verschärfung des Klimaschutzziels für 2030 auf. Ein entsprechender Antrag von Schleswig-Holstein, Hessen und Thüringen wurde am Freitag auf der Online-Umweltministerkonferenz unter dem Vorsitz von Mecklenburg-Vorpommern angenommen, wie Schleswig-Holsteins Ressortchef Jan Philipp Albrecht mitteilte.

Schulze sagte: "Ich bin mir mit den Ländern einig, dass das höhere EU-Klimaziel zwingend zu mehr erneuerbaren Energien bei uns führen muss als bislang geplant. Wir müssen schneller werden beim Ausbau von Wind- und Sonnenenergie in diesem Jahrzehnt." Für Elektroautos, Wärmepumpen oder die Produktion grünen Wasserstoffs für die Industrie  werde mehr Wind- und Sonnenstrom benötigt.


21.04.2021: Einigung auf EU-Klimaziel für 2030: Minus 55 Prozent

Unterhändler der EU-Staaten und des Europaparlaments haben sich endgültig auf eine Verschärfung des Klimaziels für 2030 geeinigt. Bis dahin sollen die Treibhausgase der Europäischen Union um mindestens 55 Prozent unter den Wert von 1990 gesenkt werden. Dies teilten mehrere Vertreter des Europäischen Parlaments und des Rats der Mitgliedsstaaten am frühen Mittwochmorgen der Deutschen Presse-Agentur in Brüssel mit. Bisher galt ein Ziel von minus 40 Prozent. 

"Das ist ein herausragender Moment für die EU und ein starkes Signal an die Welt", schrieb EU-Kommissionsvize Frans Timmermans auf Twitter. "Unsere Verpflichtung auf eine klimaneutrale EU wird unsere Politik in den nächsten 30 Jahren leiten." Es sei "ein guter Tag für die Menschen und den Planeten".

Die Unterhändler des Europaparlaments akzeptierten nach mehr als 15-stündigen Verhandlungen letztlich die Marke, die die EU-Staats- und Regierungschefs Ende 2020 vorgegeben hatten. Dabei wollte das EU-Parlament eigentlich viel mehr: eine Senkung der Klimagase um 60 Prozent sowie eine schärfere Berechnungsmethode. Die Abgeordnete erreichten nur Zugeständnisse in Details.

Hauptstreitpunkt war neben dem Prozentwert vor allem die Frage, ob und inwieweit die Mengen Kohlendioxid eingerechnet werden sollen, die Wälder, Pflanzen und Böden speichern. Abgeordnete bemängeln, dass eine Einbeziehung dieser sogenannten Senken das Einsparziel abschwächt. Statt bei 55 Prozent lägen die tatsächlichen Einsparungen nur bei 52,8 Prozent, monierten unter anderen die Grünen.

Die Parlamentarier handelten zumindest heraus, dass die Anrechnung der Senken auf 225 Millionen Tonnen Kohlendioxid begrenzt wird. Die EU-Kommission soll durch Aufforstung die Bindekraft der Wälder auf 300 Millionen Tonnen Kohlendioxid erhöhen, so dass netto mehr als 55 Prozent Treibhausgase eingespart werden könnten. Durchsetzen konnte das Parlament die Gründung eines Klimarats mit 15 Experten, der die Umsetzung der Ziele begleiten soll. Zudem wird ein Treibhausgas-Budget für die nächsten Jahrzehnte ermittelt, aus dem sich ein Etappenziel für 2040 ableiten lässt. 

Die Grünen zeigten sich enttäuscht. "Mit diesem Klimaziel und Klimagesetz verliert die Europäische Union ihre Vorreiterrolle im Klimaschutz", kritisierte der Europaabgeordnete Michael Bloss. "Das Pariser Klimaabkommen wird so kaum einzuhalten sein, der Klimawandel wird uns das nicht verzeihen." Sein Fraktionskollege Sven Giegold monierte, mit einem "Rechentrick" sei das Klimaziel geschrumpft worden. Dies sei ein schwerer Fehler, und auch die Bundesregierung habe dazu beigetragen.

Der CDU-Politiker Peter Liese betonte hingegen, das neue Ziel sei sehr ambitioniert: "Die Einigung ist historisch. Das Ziel der Klimaneutralität wird jetzt gesetzlich festgeschrieben. Zum ersten Mal war das Europäische Parlament an der Festsetzung der Klimaziele direkt beteiligt."  Liese verwies darauf, dass in den 30 Jahren von 1990 bis 2020 die Klimagase der EU nur um 25 Prozent verringert worden seien; binnen zehn Jahren bis 2030 müssten sie um weitere 30 Prozentpunkte sinken.

Auch der Bundesverband der Deutschen Industrie bezeichnete das 55-Prozent-Ziel als "extrem ehrgeizig". Das Parlament und der Rat der EU-Staaten müssen dem Verhandlungsergebnis noch formal zustimmen.

Vor dem virtuellen Klimagipfel von US-Präsident Joe Biden am Donnerstag und Freitag war der politische Druck hoch, ein verbindliches EU-Ziel festzuzurren und damit das EU-Klimagesetz unter Dach und Fach zu bringen. Es wird erwartet, dass auch die USA ein ehrgeizigeres Klimaziel für 2030 ankündigen. 

Das verschärfte Ziel für 2030 ist eine Etappe auf dem Weg, die EU bis 2050 klimaneutral zu machen. Dann sollen fast alle Treibhausgase vermieden oder gespeichert werden. Nötig ist dafür in den nächsten 30 Jahren ein umfassender Umbau der Wirtschaft hin zu erneuerbaren Energien und Produktionsmethoden ohne Abgase. Wie das konkret gehen soll, will die EU-Kommission in einem Gesetzespaket "Fit for 55" im Juni erklären.


16.04.2021: Klimagase 2020 in der EU um 13,3 Prozent gesunken

Die Klimagase aus Fabriken, Kraftwerken und dem Flugverkehr sind in der Europäischen Union im Jahr 2020 insgesamt um 13,3 Prozent gesunken. Das teilte die EU-Kommission am Freitag mit. Es handelt sich um die Branchen, die unter den Emissionshandel fallen. Der Vergleichsmaßstab ist 2019.

Im Pandemiejahr sanken die Emissionen den Angaben zufolge im Flugverkehr um 64,1 Prozent, bei Kraftwerken und Fabriken waren es minus 11,2 Prozent. Das Emissionshandelssystem ETS umfasst insgesamt 10 000 Kraftwerke, Industrieanlagen und Fluggesellschaften, die zusammen 40 Prozent der EU-Treibhausgase verursachen.

Das Prinzip des Emissionshandels: Für jede Tonne Kohlendioxid, die in die Atmosphäre geblasen wird, brauchen Verursacher eine Berechtigung. Diese Zertifikate können gehandelt werden. Insgesamt wird die erlaubte Menge an Emissionen immer kleiner, die Zertifikate werden teurer, was Investitionen in Klimaschutz lohnend machen soll. Die EU-Kommission will im Juni eine Reform des Handelssystems vorschlagen und es möglicherweise auf weitere Sektoren ausweiten.


22.03.2021: Kommunen sollen sich künftig besser an Klimawandel anpassen können

Die Kommunen in Deutschland sollen künftig besser gegen den Klimawandel gewappnet sein. Dazu hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) mit den Präsidenten der kommunalen Spitzenverbände am Montag einen Drei-Punkte-Plan vereinbart. Demnach soll bis zum Sommer ein neues, bundesweites Beratungszentrum für Städte, Landkreise und Gemeinden entstehen. Kommunen aus ganz Deutschland sollen dort ab Mitte dieses Jahres Informationen zu Strategien für die Anpassung an den Klimawandel erhalten. Darüber hinaus will der Bund sogenannte lokale Anpassungsmanagerinnen und -manager finanziell fördern und örtliche Ansätze im Kampf gegen den Klimawandel über den Wettbewerb "Blauer Kompass" prämieren. Alle drei Vorhaben sollen nach Angaben des Umweltministeriums bis zum Sommer umgesetzt werden.

Bundesumweltministerin Schulze betonte, dass Phänomene wie Wasserknappheit, Starkregen oder Hitze die Kommunen in Deutschland zum Teil sehr unterschiedlich belasten würden. Deshalb müsse es auch eine auf die lokalen Bedürfnisse abgestimmte Klima-Anpassung geben, argumentierte die Ministerin. Sie wolle noch vor der Sommerpause "für bessere Beratung und bessere Förderung" sorgen.

Nach Angaben des Ministeriums hat der Klimawandel erhebliche Auswirkungen auf Gesundheit und Wohlstand in den Städten und Gemeinden. Beispiele seien etwa vorzeitige Todesfälle, Schäden an der Infrastruktur oder auch Engpässe in der Wasserversorgung. Zur Vorsorge hatte die Bundesregierung im Jahr 2008 eine Anpassungsstrategie beschlossen, die mit dem neuen Drei-Punkte-Plan weiterentwickelt werden soll.


11.03.2021: Umwelthilfe verklagt Bundesregierung auf Einhaltung der Klimaziele

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat die Bundesregierung auf die Einhaltung der Klimaziele in den Sektoren Energie, Industrie, Gebäude und Landwirtschaft verklagt. Die bislang vorgesehenen Maßnahmen reichen aus Sicht der Umweltaktivisten nicht aus, um die Höchstmengen klimaschädlicher Treibhausgase in den einzelnen Bereichen einzuhalten. Ziel der Klage sei es, die Bundesregierung dazu zu verpflichten, ein wirkungsvolles Programm aufzulegen, das die Treibhausgasemissionen bis 2030 um mindestens 55 Prozent gegenüber 1990 senkt. Das sei bislang nicht geschehen. 

Die Deutsche Umwelthilfe reichte die Klageschrift nach eigenen Angaben bereits am vergangenen Dienstag, 9. März, beim Oberverwaltungsgericht (OVG) Berlin-Brandenburg ein. Rechtlich vertreten wird die Bundesregierung, gegen die sich die Klage richtet, durch das Bundesumweltministerium. Das Ministerium wollte sich im Laufe des Tages noch dazu äußern.

Auf dpa-Anfrage bestätigte das Gericht am Donnerstag den Eingang der Klage. Zum weiteren Verfahren äußerte sich das OVG nicht. Bereits im September 2020 hatte die DUH die Bundesregierung auf Einhaltung der Klimaziele im Einzelsektor Verkehr verklagt. Über die Klage ist noch nicht entschieden.

Die jetzige Klage der Deutschen Umwelthilfe geht nur wenige Tage vor der Veröffentlichung neuer Klimaschutz-Daten ein. Das Umweltbundesamt stellt in der kommenden Woche seinen Bericht zu den sektorspezifischen Emissionen für das Jahr 2020 vor. Die Umwelthilfe geht davon aus, dass die Ergebnisse durch pandemiebedingte Effekte verzerrt werden. Sie befürchtet auch, dass die Bundesregierung versuchen könnte, eingesparte Emissionen in einem Sektor als Ausgleich für zu hohe Emissionen, etwa im Verkehr und in der Landwirtschaft, anzuerkennen. Diese Art von Verlagerung müsse verhindert werden, sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner der Deutschen Presse-Agentur.


20.02.2021: USA wieder Mitglied des Pariser Klimaabkommens  

Nach dem Ausstieg unter Ex-Präsident Donald Trump sind die USA nun wieder offiziell Teil des Pariser Klimaabkommens. Mit Tagesanbruch am Freitag an der US-Ostküste vollzogen die Vereinigten Staaten nach Angaben der UN die Rückkehr in den historischen Vertrag von 2015. Der Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, hatte den Schritt der USA am Donnerstag als "Schlüsselmoment" auf dem Schritt zu einem nachhaltigeren Klimaschutz bezeichnet. Auch würdigte er bereits die von der Regierung des neuen Präsidenten Joe Biden durchgeführten Stärkungen der US-Klimapolitik, zu denen auch das Zurückdrehen einiger Schritte der Trump-Regierung gehört.

Biden hatte die Rückkehr zum Klimaabkommen als eine seiner drängendsten Aufgaben direkt an seinem ersten Arbeitstag am 20. Januar eingeleitet - am Freitag war eine 30-tägige Frist abgelaufen, die den Wiedereintritt abschließt. Die USA waren unter Trump Anfang November offiziell aus dem UN-Abkommen zur Begrenzung des Klimawandels ausgeschieden. Die Vereinigten Staaten haben weltweit den zweithöchsten Treibhausgas-Ausstoß nach China, bei deutlich weniger Einwohnern.

Biden will Amerika eigenen Aussagen zufolge zu einer führenden Nation beim Kampf gegen die Erderwärmung machen. Dafür machte er mit dem früheren US-Außenminister John Kerry ein politisches Schwergewicht zum Klima-Sonderbeauftragten des Weißen Hauses. Kerry und Guterres sollen am Freitag bei einer Veranstaltung zum Wiedereintritt der USA in den Vertrag teilnehmen. Ziel der Vereinbarung von Paris ist es, den Klimawandel auf deutlich unter zwei Grad zu begrenzen. Bisher reichen die Pläne der Staaten für das Einsparen von Treibhausgasen jedoch längst nicht aus, um das zu schaffen.


18.02.2021: Verstöße im Naturschutz: EU-Kommission verklagt Deutschland vor EuGH

Die EU-Kommission verklagt Deutschland wegen jahrelanger Verstöße gegen geltendes Naturschutzrecht vor dem Europäischen Gerichtshof. Unter anderem habe Deutschland eine "bedeutende Anzahl von Gebieten immer noch nicht als besondere Schutzgebiete ausgewiesen", teilte die Brüsseler Behörde am Donnerstag mit.


27.01.2021: UN-Meinungsumfrage: Mehrheit stuft Klimawandel als "Notfall" ein

Mehr als drei Viertel aller Deutschen sehen einer Online-Umfrage zufolge den Klimawandel als "globalen Notfall" an. Das ist das Ergebnis des am Mittwoch erschienenen "Peoples' Climate Vote", den das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) gemeinsam mit der Universität Oxford in Auftrag gegeben hat. Mit mehr als 1,2 Millionen Teilnehmern aus 50 Staaten - darunter etwa 500 000 Menschen unter 18 - handelt es sich den Auftraggebern zufolge um das größte Meinungsbild zum Thema Klimawandel, das je erhoben wurde. An der weltweiten Erfassung beteiligt war auch die Kommunikationsagentur Browning Environmental Communications mit Hauptsitz in London.

Die Einschätzung der Klimalage als Notfall ist innerhalb Europas den Angaben zufolge unterschiedlich stark verbreitet. Die höchsten Werte verzeichneten die Analysten in Italien und dem Vereinigten Königreich (81 Prozent). In Frankreich gaben wie in Deutschland 77 Prozent der Befragten an, den Klimawandel als Notfall einzustufen. Etwas niedriger lagen die Werte in Spanien (71), Schweden (66) und Polen (59). 

Die Ergebnisse basieren auf der Teilnahme an einem Computerspiel, in dem verschiedene Aspekte des Klimawandels abgefragt wurden. Das Spiel hätten die Forscher der Uni Oxford erstmals über Plattformen für Handyspiele verbreitet, um auch viele Jugendliche unter 18 Jahren zu erreichen, heißt es in einer Mitteilung. In Deutschland nahmen den Angaben zufolge 27 238 Spieler teil.

Die Mehrheit (79 Prozent) erachtet den Schutz von Land und Wäldern als effektivstes Mittel gegen den Klimawandel. An zweiter und dritter Stelle stehen jeweils die Reduktion von Essensabfällen (74 Prozent) und der Einsatz erneuerbarer Energien (71). Nur knapp über die Hälfte (57 Prozent) gaben die Förderung von Elektromobilität als Mittel der Wahl zum Klimaschutz an. 


26.01.2021: Thunberg - Schluss mit 30 Jahren Blabla

Die Klimaaktivistin Greta Thunberg hat Politik und Wirtschaft andauernde Ignoranz und leeres Gerede zum Kampf gegen die Klima- und Umweltkrise vorgeworfen. Die Krise könne nicht mehr innerhalb des heutigen Systems gelöst werden, die Zeit der kleinen Schritte sei längst vorbei, sagte die 18-jährige Schwedin in einer Videoansprache beim Jahrestreffen des Weltwirtschaftsforums (WEF), von der sie am Montagabend eine Aufnahme auf Twitter veröffentlichte.

"Je länger wir dieser unangenehmen Wahrheit ausweichen und je länger wir so tun, als könnten wir den Klima- und Umweltnotfall lösen, ohne ihn als Notfall zu behandeln, desto mehr wertvolle Zeit werden wir verlieren", sagte Thunberg. "Und diese Zeit haben wir nicht." Sie verstehe, dass sich Dinge nicht über Nacht ändern könnten. "Aber ihr hattet jetzt mehr als drei Jahrzehnte voller Blablabla. Wie viele mehr braucht ihr noch?"

Die junge Schwedin kritisierte weiter, dass nur vage Klimaziele für die ferne Zukunft aufgestellt würden, anstatt tatsächlich und umgehend in der Krise zu handeln. "Das ist, als wenn man mitten in der Nacht aufwacht und sieht, dass sein Haus brennt, und dann zu entscheiden, 10, 20, 30 Jahre zu warten, bevor man die Feuerwehr ruft." Was es jetzt unter anderem brauche, seien zunächst verbindliche jährliche CO2-Budgets.

Das traditionelle WEF-Jahrestreffen findet wegen der Corona-Pandemie diesmal erstmals online und nicht im schweizerischen Davos statt. Bis zum Freitag diskutieren Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Online-Runden über aktuelle Herausforderungen wie die Pandemie und den Klimawandel. 


26.01.2021: USA zurück beim Klimaschutz: We're back - Wir sind wieder da

Mit einem kräftigen Bekenntnis zum Klimaschutz sind die USA nach vier Jahren zu den internationalen Verhandlungen zurückgekehrt. Der US-Klimabeauftragte John Kerry bekräftigte am Montag beim Klimagipfel in den Niederlanden die Verpflichtung seiner Regierung für die Umsetzung des Pariser Klima-Abkommens und die Reduzierung des CO2-Ausstoßes. "Wir sind stolz, dass wir wieder da sind."

Staaten wollen sich auf Folgen des Klimawandels vorbereiten

Mit Spannung war der erste Auftritt von Kerry bei dem Gipfel erwartet worden. Auf Einladung der niederländischen Regierung beraten bis Dienstag mehr als 20 Staats- und Regierungschefs sowie Wirtschaftsvertreter virtuell, wie Staaten sich am besten auf die Folgen des Klimawandels vorbereiten können. 

Unter dem damaligen Präsidenten Donald Trump waren die USA aus dem Pariser Abkommen getreten. Als eine seiner ersten Amtshandlungen hatte sein Nachfolger Joe Biden den Wiederbeitritt erklärt. Die USA würden sich auch an ihre finanziellen Verpflichtungen halten, sagte Kerry. 

Kerry bedauerte es sehr, dass die USA vier Jahre lang nicht am internationalen Klimaschutz teilgenommen hätten. "Wir kommen zurück -  in Demut für die vergangenen vier Jahre", sagte Kerry, "und wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um das wieder gut zu machen."

Vor allem Entwicklungsländer brauchen Hilfe beim Klimaschutz

Bei der Konferenz soll ein Aktionsplan verabschiedet werden mit konkreten Maßnahmen, wie Länder sich gegen die verheerenden Folgen des Klimawandels wappnen können wie Unwetter, Dürreperioden, Überflutungen und der Anstieg der Meeresspiegel. Nach UN-Schätzungen brauchen allein Entwicklungsländer jährlich rund 70 Milliarden US-Dollar, um etwa Landwirtschaft und Infrastruktur anzupassen. 2030 könnten die Kosten auf bis zu 300 Milliarden US-Dollar steigen. 

UN-Generalsekretär António Guterres ermahnte dazu, mehr in Klima-Anpassung zu investieren. Die Mittel für den Wiederaufbau nach der Corona-Pandemie müssten "Starthilfe" für eine nachhaltige und klimafreundliche Zukunft sein, sagte Guterres. 

Bundeskanzlerin Angela Merkel sicherte armen Ländern Unterstützung zu. "Für Deutschland kann ich sagen: Wir packen mit an", sagte Merkel in einer Videobotschaft. Anlässlich des Gipfels sagte die Bundesregierung zusätzliche 220 Millionen Euro für die Anpassung an den Klimawandel in Entwicklungsländern zu. Entwicklungsminister Gerd Müller bezeichnete dies als ein wichtiges Signal. "Wir kommen beim Klimaschutz weltweit zu langsam voran. Wir müssen neben der CO2-Reduzierung auch in Klimaanpassungsmaßnahmen in den am härtesten getroffen Ländern investieren", sagte der CSU-Politiker. 

Der niederländische Premier Mark Rutte warnte: "Wenn wir uns jetzt nicht auf die Konsequenzen vorbereiten und uns nicht anpassen, sind die Folgen katastrophal."

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron rief dazu auf, die Infrastruktur zu überprüfen. "Wir müssen die Infrastrukturen, die Straßen, die Häfen im Hinblick auf den Anstieg des Meeresspiegels, die gewaltigen Wetterereignisse, den Anstieg der durchschnittlichen Temperaturen und die damit einhergehenden Veränderungen der Ökosysteme überdenken", sagte Macron. Die Covid-19-Krise habe mehr denn je gezeigt, wie entscheidend es sei, die Bevölkerung vor solchen Schocks zu schützen.


08.03.2020: Kohleausstieg spätestens bis 2038 

Der Bundestag hatte am Freitag erstmals das Kohleausstiegsgesetz beraten. Nach ihm soll Deutschland spätestens bis 2038 aus der klimaschädlichen Kohleverstromung aussteigen. Das Gesetz ist die Voraussetzung für die geplanten 40 Milliarden Euro vom Bund, die den Kohleregionen beim Umbau ihrer Wirtschaft helfen sollen. Diese Hilfen sind im sogenannten Strukturstärkungsgesetz festgeschrieben, das ebenfalls noch in der parlamentarischen Beratung ist. 

FDP-Generalsekretärin Linda Teuteberg hat bessere Konzepte für den Strukturwandel in den vom Kohleausstieg betroffenen Regionen angemahnt. "Die letzten 30 Jahre haben gezeigt, dass es nicht darum geht, nur öffentliche Gelder zu verteilen und Subventionen zu beschließen", sagte sie. "Es geht vielmehr darum, gute Ideen zu haben, wie man - auch mit Hilfen für einen Strukturwandel - ein selbst tragendes Wachstum erzielt und Arbeitsplätze schafft, die von Dauer sind. Dafür braucht es nicht einfach nur Geld, sondern die richtigen Prioritäten und gute Ideen, womit in Zukunft Geld verdient werden kann."

"Die öffentlichen Gelder müssen klug investiert werden für Dinge, die langfristig gut sind. Und dazu gehört etwa eine gute Bahnanbindung der betroffenen Städte", sagte Teuteberg. So sei zum Beispiel für Cottbus eine gute Anbindung nach Dresden oder Berlin wichtig, wenn sich Menschen überlegten, ob sie in der Stadt wohnen bleiben oder dort hinziehen sollen. 

"Aber es geht auch um gute Rahmenbedingungen. Deshalb haben wir ja den Vorschlag von Sonderwirtschaftszonen gemacht", sagte die Generalsekretärin der Freien Demokraten. "Wir müssen in diesen Regionen mehr ermöglichen, schnellere Planungsverfahren haben und weniger Bürokratie." Auch das immer wieder geforderte Ansiedeln von Bundesbehörden sei allein keine Lösung. Nötig sei auch eine bessere Unterstützung für Menschen, die sich im Zuge des Kohleausstiegs beruflich nochmals umorientieren oder neue Qualifikationen erwerben müssten. Dazu schlage die FDP ein "Midlife-Bafög" vor.


06.03.2020: Deutschland muss beim Klimaschutz mehr tun - EU erwägt neues Ziel

Für das deutsche Klimaziel 2030 muss im Verkehr und beim Heizen von Gebäuden noch stärker umgesteuert werden.

Das in der schwarz-roten Koalition mühsam ausgehandelte Klimapaket reiche nicht, heißt es in zwei am Donnerstag veröffentlichten Gutachten im Auftrag der Bundesregierung. Dabei wird auf EU-Ebene bereits eine Verschärfung der Ziele vorbereitet. Umweltministerin Svenja Schulze unterstützte dies ausdrücklich, obwohl damit neue Anstrengungen auf Deutschland zukommen.

Beides hängt direkt zusammen, auch wenn die Zahlen etwas verwirrend sind: Die EU hat sich bisher vorgenommen, ihre Klimagase bis 2030 um 40 Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken. In einer internen Lastenteilung hat Deutschland dabei zugesagt, seine Treibhausgase bis 2030 um 55 Prozent zu senken. Die EU-Kommission erwägt nun, das EU-Ziel auf 50 bis 55 Prozent hochzusetzen. Dann müsste Deutschland noch mehr tun - wie viel genau, steht noch nicht fest.

Doch wird noch nicht einmal das bisherige Ziel sicher erreicht, wie aus den beiden Gutachten im Auftrag des Umwelt- und des Wirtschaftsministeriums hervorgeht. Statt 55 Prozent minus würden mit dem in der Koalition vereinbarten Klimaschutzprogramm 2030 je nach Gutachten nur 51 oder 52 Prozent erreicht.

Der Energie- und der Industriesektor liegen weitgehend auf Zielkurs, auch wenn Unsicherheiten bleiben etwa beim Ökostrom. Die schwarz-rote Koalition ringt weiter um bundesweit einheitliche Regelungen für den Mindestabstand von Windrädern zu Wohnhäusern, die für den Ausbau entscheidend sein könnten. 

Nachbessern müssen aber wohl auf jeden Fall Verkehrsminister Andreas Scheuer und Bauminister Horst Seehofer. Denn Lücken gibt es vor allem im Verkehr und bei Gebäuden. Erwartbar ist deshalb eine weitere Debatte ums Tempolimit und um einen schnelleren Ausbau der Elektromobilität. Im Bau könnte es darum gehen, mehr Wohnungen energetisch zu sanieren. Bereits im April könnte das Klimakabinett der Bundesregierung weitere Maßnahmen beraten.

Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) lobte am Rande eines EU-Treffens in Brüssel die «riesigen» Fortschritte durch das deutsche Klimapaket, sagte aber auch: "Es gibt ein paar Problemfälle." Sie nannte den Verkehr, da müsse mehr getan werden. Verkehrsminister Scheuer kritisierte zwar die "Gutachteritis", machte aber konkrete Vorschläge - etwa die Senkung der Mehrwertsteuer auf Fernbustickets. 

Während in Berlin also um die konkreten Schritte gerungen wird, ist die Debatte auf EU-Ebene schon einen Schritt weiter. Die Umweltminister einigten sich am Donnerstag darauf, das Ziel der "Klimaneutralität" bis 2050 nun auch offiziell als Langfriststrategie an die Vereinten Nationen zu melden. Demnach müssen dann alle Treibhausgase vermieden oder gespeichert werden. Das soll helfen, die globale Erwärmung auf ein erträgliches Maß zu begrenzen. In dem Rahmen wird das neue Etappenziel für 2030 von minus 50 oder 55 Prozent debattiert.

Die Bundesregierung galt in der EU bisher als Bremser - Wirtschaftsverbände warnen vor neuen ehrgeizigen Zielen und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hält sich zurück. Doch positionierte sich Schulze jetzt klar: "So wie wir das bisher geplant haben, also minus 40 Prozent Emissionen, das wird nicht mehr reichen." Die Marke 50 bis 55 Prozent finde sie gut. Für Deutschland heiße dies: "Wir müssen was drauf legen, wir müssen mehr machen." Ähnlich äußerten sich auch ihre Kollegen aus Frankreich, Österreich und Dänemark.


05.03.2020: Noch Lücken im Verkehr und Gebäuden bei Klimazielen

Zum Erreichen des deutschen Klimaziels 2030 müssen einem Gutachten zufolge vor allem der Verkehrs- sowie der Gebäudebereich noch nachliefern. Wie eine Studie des Öko-Instituts für das Umweltministerium ergibt, kann Deutschland mit dem Klimaschutzprogramm den Treibhausgasausstoß in den kommenden zehn Jahren um 51 Prozent im Vergleich zu 1990 verringern - die Zielmarke aber ist mindestens 55 Prozent. Vor allem im Verkehr sowie bei Gebäuden bestehe noch Handlungsbedarf, wie das Ministerium mitteilte.

Laut Gutachten würde Deutschland ohne das Klimaschutzprogramm, auf das Union und SPD sich nach monatelangen Verhandlungen im Herbst geeinigt hatten, bis 2030 seine Treibhausgas-Emissionen nur um 41 Prozent senken im Vergleich zu 1990. Im vergangenen Jahr waren nach ersten Berechnungen rund 35 Prozent geschafft - amtliche Zahlen dazu kommen bald. Die Zielmarke für 2020 waren eigentlich 40 Prozent.


05.03.2020: Starker Ozonabbau über dem Nordpol

Die Ozonschicht über dem Nordpol ist in diesem Winter überdurchschnittlich stark geschwunden. Grund dafür seien besonders niedrige Temperaturen in einer hohen Luftschicht, der Stratosphäre, und ein stabiler Polarwirbel, teilte das Forschungszentrum Jülich am Donnerstag mit. Demnach sei der Ozongehalt über die vergangenen drei Monate stetig gesunken und liege Anfang März nun gut 18 Prozent niedriger als in Wintern ohne besondere Wettereinflüsse. Gegenwärtig bestehe wegen des noch niedrigen Sonnenstands jedoch keine Gefahr durch hohe UV-Strahlung.

Die Ozonschicht über der Arktis ist im Jahreszyklus immer um diese Jahreszeit besonders dünn. Sie wird sich nach Angaben der Jülicher Stratosphärenforscher Jens-Uwe Grooß und Rolf Müller aber schon bald wieder erholen. "Wenn es zu warm wird für diese ozonzerstörenden Prozesse, ist der Spuk schnell wieder vorbei", sagte Müller. Sobald die Temperaturen in den nächsten Tagen oder Wochen steigen, werde der Ozonabbau gestoppt und die Messwerte normalisierten sich.

Einen noch stärkeren Ozonabbau als derzeit hatte es den Angaben zufolge im letzten Jahrzehnt nur im Winter 2015/16 gegeben. Auch damals war eine Kälteperiode die Ursache.

Die Produktion der ozonzerstörenden FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoffe) ist seit Langem verboten. Dennoch sei bislang in der Arktis noch kein deutlicher Trend zur Erholung zu erkennen, sagte Müller. Die Lebensdauer der FCKW betrage 50 bis 100 Jahre. Langfristig sei mit einer Erholung zu rechnen - in ganz grob 50 Jahren, falls die Produktion ozonzerstörender Stoffe nicht wieder zunehme, sagte Müller.


04.03.2020: Staudämme gegen die Flut - Wird die Nordsee eingeschlossen? 

Der Meeresspiegel steigt nach Auskunft der Weltwetterorganisation WMO durch Eisschmelze und Wassererwärmung immer schneller. Derzeit sind es im Schnitt über drei Millimeter pro Jahr. Es wird davon ausgegangen, dass der Meeresspiegel etwa 1000 Jahre weiter ansteigen wird, selbst wenn wir die Erderwärmung schon heute stoppen. 

Insgesamt ist der Meeresspiegel seit 1900 im globalen Durchschnitt schon um über 20 Zentimeter gestiegen laut Mojib Latif vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Bis Ende des Jahrhunderts könnten es ein Meter oder mehr werden. Großstädte wie New York, Shanghai oder auch Hamburg werden langfristig unterhalb des Meeresspiegels liegen, wenn nichts unternommen wird. 

Welche Folgen des Klimawandels ebenfalls bereits zu spüren sind, kannst du in diesem Artikel nachlesen: Diese Folgen des Klimawandels sind längst Realität

Folglich müssen auch die Menschen,  die an der Nordseeküste leben in Zukunft mit schweren Überflutungen rechnen. Aus diesem Grund haben Sjoerd Groeskamp vom Königlich-Niederländischen Institut für Meeresforschung und Joakim Kjellsson vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel in einer Machbarkeitsstudie untersucht, ob eine Abriegelung der Nordsee vom Atlantik möglich wäre.

Die beiden Wissenschaftler haben in der Studie die Errichtung von zwei riesigen Dämmen geplant, um die Küstengebiete zu schützen. Der eine wäre 161 Kilometer lang und würde den Ärmelkanal zwischen Bretagne und Cornwall abriegeln. Der tiefste Punkt läge bei etwa 100 Metern. Der zweite Damm wäre 476 Kilometer lang, würde sich von der nordöstlichen Spitze Schottlands bis nach Bergen in Norwegen ziehen und müsste den 320 Meter tiefen Norwegischen Meeresgraben durchqueren. Dieser wäre also eine deutlich größere Herausforderung für Ingenieure.

Quelle: NIOZ, Sjoerd Groeskamp

Der Studie zufolge wäre die Umsetzung sowohl aus technischer als auch finanzieller Sicht machbar. Den Berechnungen der Forscher zufolge müsste man mit Kosten von 250 bis 500 Milliarden Euro und einer rund 20-jährigen Bauphase rechnen.

Jedoch hätte ein solches Projekt für Ökologie und Fischerei gravierende Folgen. Beispielsweise gebe es in großen Teilen der Nordsee keine Gezeiten mehr, wodurch auch der Transport von Schlamm und wichtigen Nährstoffen entfallen würde. Zudem würde kaum noch Salzwasser vom Atlantik her einströmen, wodurch sich das Meer auf lange Sicht in eine Süßwasserlagune verwandeln würde. 

Die Forscher ziehen in ihrer Studie den Schluss, dass ein solches Projekt an sich nicht umgesetzt werden sollte, sollte es nicht unbedingt notwendig sein. Viel eher sollte man sich für effektiven Klimaschutz einsetzen, damit es nicht soweit kommen müsse.

Alle Details zur Studie kannst du hier nachlesen.

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