Klimaziele nur schwer erreichbar - ist CCS die Lösung?

- Alexander Marx - Quelle: dpa/Reuters
Was genau ist CCS? Definition und Methoden
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Auf der Suche nach Lösungen, um die Klimaziele in Deutschland und Europa zu erreichen, setzt die Bundesregierung auch auf CCS. Was sich dahinter verbirgt und welche Vor- und Nachteile CCS mit sich bringt, erfährst du hier.

Um die Klimaziele zu erreichen, will Deutschland schädliches CO2 künftig auch im Boden speichern - insbesondere in der Nordsee. Dies soll vor allem dazu dienen, Emissionen aus Branchen abzufangen, die nach derzeitigen Möglichkeiten nur schwer oder gar nicht klimaneutral werden können. Der Begriff, der dabei stets genannt wird, ist CCS. Doch für was steht CCS und wie funktioniert es?

CCS kann anhand dreier Methoden erfolgen

Kohlenstoffdioxid-Abscheidung und -Speicherung (CCS - Carbon Dioxide Capture and Storage) bezeichnet eine Technologie zur Entfernung von Kohlendioxid aus der Atmosphäre und seiner Lagerung an einem anderen Ort, um den Treibhauseffekt zu reduzieren. CCS kann auf geologische, mineralische oder biologische Weise erfolgen.

Bei der biologischen Speicherung werden Wälder und andere Pflanzen wie Seetang genutzt, um CO2 aus der Luft aufzunehmen und in Biomasse zu binden. Die langfristige Bindung ist jedoch nicht garantiert.

Die geologische Speicherung beinhaltet die Injektion von CO2 in die Erdkruste, typischerweise in erschöpfte Öl- und Gasreservoire, Salzformationen oder tiefe Kohleflöze. Das CO2 wird komprimiert und über eine Pipeline zum Lagerort transportiert, wo es tief unter der Erde injiziert und stabil bleibt.

Die mineralische Bindung zielt darauf ab, CO2 in Form fester carbonathaltiger Salze zu binden. Dieser Prozess verläuft natürlicherweise langsam in der Natur und ist für die Bildung von Kalksteinen verantwortlich.

Jede der drei CCS-Technologien hat Vor- und Nachteile

Jede dieser Technologien hat Vor- und Nachteile, und ihre Wirksamkeit hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter Kosten, Verfügbarkeit von Speicherplätzen und langfristige Stabilität.

Obwohl CCS vielversprechend ist, um den Klimawandel zu bekämpfen, gibt es auch Herausforderungen und Grenzen. Einige argumentieren, dass die Technologien noch nicht ausgereift genug sind und die erforderliche Menge an CO2 möglicherweise nicht entfernen können.

Bundeswirtschaftsminister macht sich für CCS stark 

Deutschlands Wirtschaftsminister Robert Habeck machte sich zu Wochenbeginn für CCS stark und betonte, dass CCS sicher ist und auf Branchen abziele, die schwer oder gar nicht klimaneutral werden können. Wie zum Beipiel die Kalk- oder Zementindustrie.

"Wir laufen auf eine Überschreitung der 1,5 Grad zu. Das heißt, wir sind nicht mehr in einer Luxus- oder Komfortzone, wo wir irgendwie abwarten könnten. Wir müssen das nutzen, was wir haben. Und dazu gehört aus meiner Sicht CCS bzw. die Abscheidung und die Speicherung von Kohlendioxid", so Habeck.

Klimaforscher: Erreichen der Klimaziele ohne CCS wahrscheinlich nicht möglich 

Klimaforscher Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) unterstrich zugleich, dass Deutschland seine Klimaziele ohne CCS nicht erreichen werde.

Edenhofer wörtlich: "Bis 2045 die grüne netto Null und dann netto negativ. Und das ist nur erreichbar, wenn wir CCS einsetzen. In unseren Szenarien sehen wir, dass wir so etwa nach 2040 50 Millionen Tonnen CO2 benötigen, um dieses ambitionierte Ziel zu erreichen. Ohne CCS würde das sehr schwierig oder gar unmöglich werden."

CCS soll in einem Teil der Nordsee durchgeführt werden

In Deutschland ist vorerst geplant, die Speicherung von CO2 nur offshore in der sogenannten ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) durchzuführen, einem Teil der Nordsee, der bis zu 200 Seemeilen von der Küstenlinie entfernt liegt. Dabei sollen Meeresschutzgebiete ausgenommen werden.

Eine Speicherung an Land, beispielsweise in ehemaligen Gas- und Erdöllagerstätten, soll vorerst nicht stattfinden. Das CO2 soll über ein zu errichtendes Netzwerk von Pipelines zum Speicherort transportiert werden.

Industrie sieht Pläne zur CO2-Speicherung positiv 

Die Industrie beurteilte die ersten Pläne zur CO2-Speicherung positiv. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) sieht darin einen wichtigen Schritt für die wettbewerbsfähige Transformation der Industrie hin zur Klimaneutralität. Die Strategie wird als Signal der Solidarität an Europa betrachtet, das darauf hinweist, dass Deutschland bereit ist, Verantwortung zu übernehmen und nicht nur CO2 in andere Länder zu exportieren. 

Michael Vassiliadis, Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE), betont ebenfalls die Bedeutung dieser Strategie.

Das sagen Kritiker zu den deutschen CCS-Plänen

Es gibt aber auch Kritik an den deutschen CCS-Plänen. Umweltverbände warnen zum Beispiel davor, dass die Einbeziehung von CO2-Speicherung in den Klimaschutz Fortschritte verlangsamen könnte. Sie befürchten, dass wenn CO2 erfasst und gespeichert wird, weniger Anstrengungen unternommen werden, um Emissionen von vornherein zu vermeiden.

NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller bezeichnete es als falsches Signal, auch die Emissionen fossiler Kraftwerke einzubeziehen, und betonte, dass der Fokus weiterhin auf dem Ausbau erneuerbarer Energien und dem vollständigen Ausstieg aus fossilen Brennstoffen liegen sollte. 

BUND-Chef Olaf Bandt warnte, dass die Entscheidung Habecks den Ausstieg aus fossilen Energien gefährde und "CO2-Mülldeponien unter dem Meer" Realität werden könnten, trotz der potenziell gefährlichen Risiken für die menschliche Gesundheit und das marine Leben.

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