Keine grüne Lunge mehr? Erschreckende Amazonas-Untersuchung
War's das mit der grünen Lunge? Eine neue Analyse legt den Schluss nahe: Der Amazonas-Regenwald stößt mittlerweile mehr Treibhausgase aus, als er absorbiert.
Immer wieder geht durch die Medien, wie sehr der Amazonas-Regenwald unter menschlichem Einfluss leidet. Nun scheinen die Eingriffe in das komplexe Waldsystem ihren Tribut zu zollen. Denn höchstwahrscheinlich trägt der Amazonas-Regenwald nun sogar zur Erderwärmung bei. Er stößt mehr Treibhausgase aus als er absorbiert. Zu diesem erschreckenden Ergebnis kommt eine Analyse von mehr als 30 Wissenschaftlern, über die 'National Geographic' berichtet.
Die Analyse ist bislang einmalig, da bisher noch kein Forschungsteam versucht hatte, die ganzheitlichen Auswirkungen der schädlichen Prozesse im Amazonas abzuschätzen. Bislang gab es lediglich Studien, die einzelne Phänomene untersuchten. Die Forschungsarbeit wurde von der National Geographic Society unterstützt und in 'Frontiers in Forests und Global Change' veröffentlicht.
Warum der Regenwald so wichtig für das Klima auf der Erde und damit für die gesamte Weltbevölkerung ist, erfährst du im Video am Anfang des Artikels.
Zerstörungen im Amazonas-Regenwald wirken sich auf die Treibhausgasemissionen aus
Der Amazonas muss seit Jahren einiges aushalten, was sich negativ auf unser Klima auswirkt. Folgende Zerstörungen und deren Folgen nennt 'National Geographic':
- Austrocknen von Feuchtgebieten und Bodenverdichtung (durch Abholzung gefördert) --> Können Emissionen von Distickstoffmonoxid (Lachgas) erhöhen.
- Brandrodungen --> Setzen kleine Rußpartikel frei, die Sonnenlicht absorbieren und Erwärmung erhöhen. Dies lässt sich mit der Albedo-Rückkopplung erklären.
- Abholzung von Wäldern --> Kann Niederschlagsmuster verändern. --> Der Wald trocknet weiter aus und heizt sich auf.
- Überschwemmungen und Bau von Dämmen --> Methan wird freigesetzt.
- Viehzucht als einer der Hauptgründe für Waldzerstörung --> Methan wird freigesetzt.
Daten lassen erschreckende Folgen erkennen
All diese Belastungen für den Amazonas-Regenwald lassen den Forschern zufolge den Schluss zu, dass die CO2-Emissionen, die der Regenwald abgibt, mittlerweile die übersteigt, die er kompensiert. Das heißt, der natürliche Kühleffekt des Waldes scheint mittlerweile von der Erwärmung der Atmosphäre übertroffen worden zu sein.
"Das Abholzen des Waldes stört seine Kohlenstoffaufnahme, das ist ein Problem", zitiert 'National Geographic' den Hauptautor Kristofer Covey, Professor für Umweltstudien am Skidmore College in New York. "Aber wenn man diese anderen Faktoren neben dem CO2 betrachtet, lässt sich nur schwer erkennen, wie der Nettoeffekt in etwas anderem bestehen kann als darin, dass der Amazonas als Ganzes tatsächlich das globale Klima erwärmt", führt er weiter aus.
Kann der Schaden noch rückgängig gemacht werden?
Den Wissenschaftlern der Studie zufolge könnten die Schäden noch immer rückgängig gemacht werden. Um ein Gleichgewicht wiederherzustellen, würde es helfen, die globalen Emissionen von Kohle, Öl und Erdgas zu stoppen.
Selbstverständlich ist es auch zwingend notwendig, die Zerstörungen, die im Amazonas-Regenwald geschehen, deutlich zu reduzieren. Würde die Abholzung im derzeitigen Tempo weitergehen, würde das die Erderwärmung weltweit verschlimmern. Bislang sieht es jedoch nicht danach aus. Weiterhin wird zu viel Regenwald zerstört.
"Wir haben dieses System und wir haben uns darauf verlassen, dass es unsere eigenen Fehler abfedern kann. Aber wir haben die Kapazitäten des Systems überschritten, einen zuverlässigen Dienst zu leisten", erklärt die Mitautorin Fiona Soper, eine Assistenzprofessorin an der McGill University.
Das Klima im Amazonas verändert sich
Der Amazonas-Regenwald ist ein sehr komplexes System und es ist schwer, alle Prozesse zu verstehen, die dort ablaufen. Details werden im Video am Anfang des Artikels erklärt.
Durch den Klimawandel, die Abholzung, den von Staudämmen, Bergbau und intensive Landwirtschaft stören wir Menschen die natürlichen Prozesse im Amazonas-Regenwald.
Daraus resultiert, dass sich der Amazonas-Regenwald sehr schnell und auf alarmierende Weise verändert hat. So fällt Regen beispielsweise mittlerweile verstärkt als Starkregen in kurzen Schauern, wodurch es zu mehr Überschwemmungen kommt. Dafür treten länger anhaltende Dürreperioden häufiger auf.
Eins ist sicher: Die veränderten Verhältnisse im Amazonas-Regenwald wirken sich auf das Klima der ganzen Welt aus. Nicht umsonst gilt er als grüne Lunge der Erde. Der Regenwald im Amazonas gilt immerhin als ein Kipppunkt im Klimawandel. Was es mit Kipppunkten auf sich hat, erklären wir im Video:
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