Katastrophenalarm! Unwetter halten Deutschland weiter in Atem

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Katastrophenalarm! Unwetter halten Deutschland weiter in Atem
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Dudeldorf wurde am Wochenende von einem Unwetter überschwemmt.

Die Unwetterserie reißt nicht ab. Auch am Wochenende wüteten wieder heftige Gewitter über Deutschland. Vorübergehend wurde der Katastrophenalarm ausgerufen.

Unwetter haben in Deutschland am Wochenende die Einsatzkräfte in Atem gehalten. Feuerwehren und Rettungskräfte rückten in mehreren Bundesländern zu Einsätzen aus. In Niedersachsen wurde ein Mann vom Blitz erschlagen, auch in anderen Ländern Europas gab es Tote.

Katastrophenalarm nach Unwetter in der Eifel

Mehr als 900 Feuerwehrkräfte waren allein rund um Bitburg in der Eifel im Einsatz. Dort riefen die Behörden nach heftigen Regenfällen am Samstagabend zeitweise Katastrophenalarm aus. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes fielen innerhalb weniger Stunden durchschnittlich bis zu 80 Liter Regen pro Quadratmeter, örtlich sogar noch mehr. Mehr als 100 Keller standen unter Wasser. Bäume stürzten um, Gullydeckel wurden hochgedrückt. 

In der Ortschaft Kyllburg mussten mehrere Anwesen wegen eines drohenden Felssturzes evakuiert werden. In mehreren Ortschaften stieg der Wasserpegel der Nims stark an, die Feuerwehr legte mehr als 500 Sandsäcke aus, um das Wasser zu stoppen. Durch Dudeldorf wälzte sich eine Flutwelle. Im Ort wurde ein Auto gegen eine Hauswand gedrückt, andere Fahrzeuge liefen voll Wasser. Am frühen Sonntagmorgen wurde der Katastrophenalarm für das betroffene Gebiet aufgehoben, die Straßen waren wieder befahrbar.

Umgestürzte Bäume legen Bahnverkehr lahm

Ein Unwetter mit Starkregen und sturmartigen Böen hat auch im Rhein-Neckar-Kreis Schäden verursacht. In der Nacht zum Montag seien zahlreiche Bäume umgestürzt, teilte die Polizei in Mannheim am frühen Morgen mit. Verletzt wurde demnach aber niemand.

Wegen eines Oberleitungsschadens sei auch die S-Bahnstrecke zwischen Waibstadt und Aglasterhausen gesperrt. Der Deutschen Bahn zufolge wird ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet.

Polizei und Feuerwehr waren im Dauereinsatz. In Meckesheim stürzte eine zehn Meter hohe Tanne gegen ein Haus. In Waibstadt fiel kurzzeitig der Strom aus. In Sinsheim sei ein Bach über die Ufer getreten und habe eine Straße mit einer Schlammschicht überzogen. Auch eine Kreisstraße sei überflutet worden, so die Polizei. Für die Säuberungs- und Aufräumarbeiten seien mehrere Straßen gesperrt worden. Die Schadenshöhe war noch unklar.

In Heilbronn verwandelten sich Straßen kurzzeitig in Bäche. Im Kreis Heilbronn zählte die Polizei 450 Einsätze. Das Wasser überflutete Keller und Tiefgaragen. Auch in die Hauptfeuerwache in Heilbronn lief Wasser. Bei einem Open-Air-Konzert konnte die Sängerin Sarah Connor nicht auftreten. «Das Konzert wurde witterungsbedingt noch vor Beginn abgesagt», sagte ein Sprecher der Polizei. Rund 3500 Fans waren erwartet worden.

Flugausfälle: 560 Reisende gestrandet 

560 Menschen haben nach Flugausfällen am Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden (Baden-Airport) teilweise in Hotels übernachten müssen. Für einige Passagiere seien in der Nacht zum Montag auch Feldbetten bereitgestellt worden, sagte ein Polizeisprecher am Morgen in Offenburg.

Wegen einer Unwetterwarnung am Sonntagabend waren demnach vier Flüge ausgefallen. Wann die Menschen weiterreisen können, war zunächst unklar.

Festival-Gelände in Regensburg evakuiert

In Regensburg räumten 3000 Besucher nach Angaben der Polizei besonnen ein Festival-Gelände. Auch im oberfränkischen Marktleuthen brachen die Veranstalter ein Open Air ab. Etwa 600 Menschen mussten das Gelände verlassen.

Glück hatte ein 19 Jahre alter Autofahrer in Bernhardswald bei Regensburg: Ein umstürzender Baum fiel auf die Windschutzscheibe und das Dach auf der Beifahrerseite seines Wagens. Der Mann war der Polizei zufolge im letzten Moment auf die Fahrspur der Gegenrichtung ausgewichen und kam deshalb mit einem leichten Schock davon.

Leichte Verletzungen erlitten zwei Autoinsassen in der Region Döbeln in Sachsen, als ihr Wagen gegen einen umgestürzten Baum prallte. In der Region stürzten bei dem Unwetter mehrere Bäume um, Straßen wurden überflutet. Auch im Vogtland und in der Oberlausitz fiel viel Regen.

Vollgelaufene Keller: Feuerwehr im Dauereinsatz

Ein ähnliches Bild bot sich in Nordrhein-Westfalen. Stark betroffen waren nach Angaben der Einsatzkräfte Rheinland, Ruhrgebiet, der Kreis Mettmann und der Rhein-Sieg-Kreis. 15 Flugzeuge, die in der Nacht zum Sonntag am Flughafen Köln/Bonn landen sollten, wurden umgeleitet.

In der Innenstadt von Düsseldorf hatten 350 Einsatzkräfte bis in die Morgenstunden mit vollgelaufenen Kellern, Unterführungen und Tiefgaragen zu kämpfen. In einem Möbelhaus sammelte sich so viel Wasser, dass erheblicher Sachschaden entstand. Auf dem Gelände des Uniklinikums stieg das Wasser im Raum einer Trafostation bedrohlich an. Im rheinischen Leichlingen musste ein Altenheim teilweise geräumt werden.

In Thüringen flutete ein Unwetter die Innenstadt von Meiningen. Auch Bäume knickten um. Die Feuerwehr rückte wegen zahlreicher vollgelaufener Keller aus. 

Unwetter fordern Todesopfer

Am Freitag wurde bei Hameln ein Mann auf dem Weser-Radweg vom Blitz erschlagen. Eine Radfahrerin hatte am Freitagnachmittag eine bewusstlose Person mit Kopfverletzung gemeldet, wie die Polizei mitteilte. Der alarmierte Notarzt stellte den Tod des Mannes aus Italien fest. Der Körper wies Brandverletzungen auf. Ermittlungen ergaben, dass am Auffindeort kurz zuvor ein Blitz niedergegangen war.

In Brandenburg schlug ein Blitz in ein Einfamilienhaus ein und löste einen Dachstuhlbrand aus: 

Blitzeinschlag setzt Dachstuhl in Brand
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Auch außerhalb Deutschlands starben bei Unwettern mehrere Menschen. In der südungarischen Stadt Dombovar kamen am späten Freitagabend vier Menschen ums Leben, als ein 40 Meter hoher, durch Sturmböen entwurzelter Baum auf ihren Pkw stürzte. Wie die Nachrichtenagentur MTI unter Berufung auf den Katastrophenschutz meldete, überlebte nur ein Insasse des Fahrzeugs die Tragödie. 

In Prag wurde eine junge Frau am Samstagabend tot aus der Moldau geborgen, wie die Agentur CTK unter Berufung auf die Polizei berichtete. Sie wurde demnach beim Geocaching - einer Art Schatzsuche mit Satellitennavigationsgeräten - in der Kanalisation von einer Flutwelle überrascht. Ein weiterer Teilnehmer des Spiels wurde noch vermisst.

Im lothringischen Saint-Avold musste eine Klinik geräumt werden, nachdem das Erdgeschoss überflutet wurde, wie die Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf Behörden berichtete. 20 Tagespatienten kehrten nach Hause zurück, 8 Patienten wurden am Samstag in andere Krankenhäuser verlegt, ebenso wie 11 Mütter mit ihren Babys.

Darum gibt es aktuell so schwere Unwetter

Was sind und waren das für bemerkenswerte Wochen mit diesem Unwetterpotential. Bei so genannten Gradient schwachen Wetterlagen (Isobaren = Linien gleichen Luftdrucks liegen weit auseinander: Es gibt keinen Wind.) gibt es kaum Bewegung in der Atmosphäre, d. h. Schauer- und Gewitterwolken entstehen an Ort und Stelle und regnen sich ab. In der Regel kann eine intakte Natur solche Wassermassen einigermaßen verkraften. Wenn aber vieles oder alles verbaut oder begradigt ist, kommt es zur Katastrophe. Landauf, landab sind es oft dieselben Bilder: Wasser schießt mit ungeheurer Wucht durch die Ortschaften. Die einstigen Bach- oder Flussbetten sind oft nur Kanäle, die auf solche lokalen Jahrhundertereignisse nicht vorbereitet sind. Diese vielen Unwetter der vergangenen Wochenenden waren also eine Kombination aus einer besonderen Wetterlage, regionalen Extremereignissen und fatalen Eingriffen in die Natur. 

Auch zum Wochenstart muss vor allem im Südwesten mit Unwettern gerechnet werden, wie im nachfolgenden Video erklärt wird. 

Diese (Groß)Wetterlage wird dann allerdings ihr Ende finden. Das Wetter bestimmende Hoch über Nordeuropa, das uns diese Sumpf-Wetterlage beschert hat, verliert an Kraft und das Azorenhoch beginnt allmählich mit dem Muskelspiel. Höchstwahrscheinlich wird das Azorenhoch langfristig die Regie übernehmen. Das bedeutet, es kommt eine wechselhaftere und nicht mehr durchgehend warme bis heiße Witterungsperiode auf uns zu. Mit dieser Wechselhaftigkeit kommt auch wieder mehr Wind ins Geschehen. Das schließt zwar bei entsprechenden Luftmassen (warm oder heiß und feucht) oder bei Durchzug von Kaltfronten keine Unwetter aus, doch solch eine Serie an Starkregenereignissen an Ort und Stelle wird es dann nicht (mehr) geben (können), da etwaige Schauer und Gewitter dann ziehen und eben nicht mehr an Ort und Stelle verweilen.

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