Sars-CoV-2: Was über das Coronavirus bekannt ist

- Quelle: dpa
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Die Zahl der Infektionen mit dem neuen Coronavirus in Deutschland steigt. Viele Menschen sind deshalb besorgt. Was über den Erreger bislang bekannt ist, wird hier zusammengefasst.

Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 breitet sich in Deutschland immer weiter aus. Alle Bundesländer sind betroffen, es gibt mehr als 1100 nachgewiesene Infektionen. Auch die ersten Toten sind zu beklagen.

In unserem Ticker halten wir dich über alle aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden: Coronavirus im Ticker

Was ist über das Virus und die von ihm verursachte Erkrankung Covid-19 bekannt?

Wie stark wird sich Sars-CoV-2 in Deutschland ausbreiten?

Experten gehen davon aus, dass die Epidemie in Deutschland am Anfang steht. Auch mit einer Zunahme von schwereren Krankheitsverläufen und Todesfällen sei zu rechnen, sagte der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, am Dienstag. Angenommen werde, dass immer einzelne Regionen besonders betroffen sein werden. 

Der Berliner Virologe Christian Drosten sagte kürzlich, er rechne für Deutschland mit insgesamt hohen Infektionszahlen. Wahrscheinlich würden sich 60 bis 70 Prozent der Menschen infizieren. Die Frage sei, in welchem Zeitraum. 

Was bedeutet die Epidemie für das Gesundheitssystem und die Gesellschaft?

Das hängt maßgeblich von einem Faktor ab: der Geschwindigkeit der Ausbreitung. Je besser es gelingt, die Rate der Ansteckungen kleinzuhalten, desto geringer dürfte der Druck auf das Gesundheitssystem und die Gesellschaft sein. Problematisch wird das Infektionsgeschehen vor allem dann, wenn es komprimiert in kurzer Zeit auftritt. Dann drohen volle Wartebereiche und Arztpraxen, knapp werdende Intensivbetten und vollkommen überlastete Gesundheitsämter.

Wie ansteckend ist das neue Coronavirus?

Ein Wert, wie viele andere Menschen ein Infizierter im Mittel ansteckt, lässt sich noch nicht gesichert angeben. Das Virus vermehrt sich im Rachen und verbreitet sich vor allem durch Tröpfchen etwa beim Husten und Sprechen. "Die fliegen vielleicht so eineinhalb Meter weit und fallen relativ schnell zu Boden", erklärt Drosten. "Es ist das Einatmen einer solchen Wolke, die einen infiziert in den meisten Fällen."

Nur in Kontaktsituationen gibt es demnach ein reales Risiko - etwa, wenn man mit einem Infizierten ungefähr eine Viertelstunde oder länger gesprochen habe. Die Inkubationszeit - der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen - beträgt in der Regel nach derzeitigem Stand bis zu 14 Tage.

Wie gefährlich ist das Virus?

Die meisten Menschen haben nur eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen oder gar keine Symptome. Hinzukommen können Fieber und Husten, wie sie auch bei einer Grippe auftreten. Auch Kopfschmerzen oder Durchfall sind möglich.

Laut RKI-Präsident Wieler kommt es in etwa einem von fünf Fällen zu einem schwereren Verlauf. Patienten bekommen unter anderem Atemprobleme oder eine Lungenentzündung. Betroffen sind zumeist Menschen aus Risikogruppen wie Krebskranke in Chemotherapie, alte Menschen und solche mit Vorerkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auf Diabetes zurückgehenden Organschäden.

Ist die neue Lungenkrankheit mit einer Grippe vergleichbar?

Beide sind von einem Virus verursachte Atemwegserkrankungen, deren Verlauf sehr unterschiedlich sein kann - von symptomlos oder mild bis hin zu sehr schwer, mitunter gar tödlich. Beide Erreger werden vorwiegend über Tröpfchen etwa beim Sprechen oder Husten oder auch direkten Kontakt übertragen.

Allerdings kann sich laut WHO Influenza (Grippe) rascher ausbreiten als Covid-19. Schwere bis lebensbedrohliche Verläufe gibt es nach bisherigen Auswertungen bei Covid-19 häufiger als bei der Grippe. Anders als bei der Grippe gibt es gegen Sars-CoV-19 noch keine Impfung und auch keine zielgerichteten Medikamente.

Wie lässt sich die neue Lungenkrankheit Covid-19 behandeln?

Eine spezielle Therapie für die Erkrankung Covid-19 gibt es nicht. Schwer erkrankte Patienten werden symptomatisch behandelt: mit fiebersenkenden Mitteln, der Therapie etwaiger bakterieller Zusatzinfektionen und mitunter mechanischer Beatmung. In Einzelfällen werden auch antivirale Medikamente getestet.

Gibt es eine schützende Impfung?

Nein. Etliche Labors weltweit forschen derzeit an Impfstoffen wie es sie auch für die Grippe gibt. Die Entwicklung einer Schutzimpfung nimmt aber viel Zeit in Anspruch. Ein Produkt für den weitreichenden Einsatz wird erst in mehr als einem Jahr erwartet.

Wie kann ich mich vor einer Ansteckung schützen?

Zum Schutz vor diesem wie auch anderen Viren empfehlen Experten gewöhnliche Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen und Abstand zu Erkrankten. Den Nutzen von normalen Atemmasken schätzen Experten als eher gering ein. Helfen kann es, Umarmungen und Händeschütteln einzuschränken und von vielen Menschen berührte Oberflächen wie Türklinken, Haltegriffe und Aufzugknöpfe nicht anzufassen.

Beim Aufenthalt in öffentlichen Räumen sollte man das Berühren der Nasenschleimhäute und das Reiben der Augen vermeiden, sagte der Greifswalder Hygienefacharzt Günter Kampf. "Das Virus will in die Atemwege." Zu Hause angekommen sollte man als erstes unbedingt die Hände gründlich waschen.

Zudem raten Experten dazu, Veranstaltungen mit vielen Menschen möglichst zu meiden. "Die großen Versammlungen, die Vergnügen darstellen, auf die müsste man verzichten wie Fußball und Schützenfest", sagt Drosten.

Was tue ich, wenn ich fürchte, mich angesteckt zu haben?

Auf keinen Fall sollte man direkt in eine Praxis oder Notaufnahme gehen. Wer Symptome hat und - etwa wegen des Kontakts zu einem nachweislich Infizierten - befürchtet, an Covid-19 erkrankt zu sein, soll sich zunächst telefonisch bei seinem Hausarzt oder dem Gesundheitsamt melden.

Wenn man nun wirklich daran erkrankt sein sollte, dann müsse man das Virus ja nicht unbedingt in ein voll besetztes Wartezimmer mit möglicherweise ohnehin schon immungeschwächten Menschen hineintragen, erklärt der Sprecher des Deutschen Hausärzteverbands, Christian Schmuck. Möglich ist es auch, die bundesweite Service-Telefonnummer 116 117 zu wählen. 

Wird sich die Situation im Frühjahr verändern?

Es sei wohl damit zu rechnen, "dass wir direkt in eine Epidemiewelle hineinlaufen", sagte Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité. "Wir müssen damit rechnen, dass ein Maximum von Fällen in der Zeit von Juni bis August auftreten wird." Er verwies auf eine neue, verfeinerte Modellrechnungen einer Studie aus den USA. Noch in der vergangenen Woche war er von einer Verminderung der Infektionen im Sommer ausgegangen.

Wie die Ausbreitung von Viren grundsätzlich mit dem Wetter zusammenhängt, erklärt unser Meteorologe Georg Haas im Video:

Corona-Angst: Hoffen auf Sonne und Wärme
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Sterblichkeit: Wie tödlich ist das Virus?

Nach einer von Chinas Gesundheitsbehörde vorgestellten Analyse sterben im Land 2,3 Prozent der mit Sars-CoV-2 Infizierten (Stand Ende Februar). Betroffen sind demnach vor allem alte Menschen und solche mit schweren Vorerkrankungen wie Herzkreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Bei Menschen über 80 Jahren liegt die aus den dort vorliegenden Daten errechnete Todesrate bei knapp 15 Prozent, es sterben also in dieser Altersgruppe in China im Mittel etwa 15 von 100 Infizierten. In der Gruppe der 10 bis 39 Jahre alten Menschen sterben 0,2 Prozent der Infizierten, also etwa 2 von 1000 Betroffenen.

In der weit überwiegenden Zahl der Fälle - der Gesundheitsbehörde zufolge mehr als 80 Prozent - zeigen Menschen, die sich mit dem Covid-19-Erreger angesteckt haben, nur milde Symptome. Knapp 14 Prozent der Betroffenen entwickeln demnach schwere Symptome wie Atemnot, knapp 5 Prozent lebensbedrohliche Auswirkungen wie Atemstillstand, septischen Schock oder Multiorganversagen.

Auch der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte unter Bezug auf die Datenanalyse aus China von gut 80 Prozent milden Infektionsverläufen gesprochen. Es gebe zudem relativ wenige Fälle bei Kindern, sagte Tedros Adhanom Ghebreyesus. Noch sei unklar, warum das so sei. 

Experten gehen davon aus, dass die Sterblichkeit eigentlich geringer ist wie in China errechnet, unter anderem weil in der chinesischen Statistik viele mild verlaufende Infektionen gar nicht erfasst werden. Gesicherte Analysen zur Sterblichkeit aus anderen Ländern gibt es bisher aber nicht.

Haben wir bei Covid-19 schon eine Pandemie?

Unter einer Pandemie wird oft die Ausbreitung einer Krankheit beim Menschen über alle Kontinente verstanden. Dabei gilt eine Region als "betroffen", wenn es dort Übertragungsketten gibt - und nicht nur einzelne Einschleppungen durch Reisende. Meldungen zu solchen Infektionsketten fehlen noch aus Afrika und Amerika. Die Frage sei gerade bei bestimmten afrikanischen und südamerikanischen Ländern, ob überhaupt auf das Virus getestet wird und Fälle erkannt werden, erklärte der Berliner Virologe Christian Drosten. 

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) benutzt den Begriff Pandemie nicht mehr und erklärt eine solche auch nicht. Die Ernsthaftigkeit einer Seuche misst sie nur noch an der Erklärung einer "Notlage von internationaler Tragweite". Mit der gängigen Definition von Pandemie hat diese nichts zu tun.

Was für ein Virus ist Sars-CoV-2?

Der wahrscheinlich im November oder Dezember auf einem Wildtiermarkt in Wuhan in China auf den Menschen übergesprungene Erreger Sars-2-CoV zählt zu den Coronaviren. Sie sind wegen der zackenartigen Strukturen auf ihrer Oberfläche so benannt. Sieben Vertreter dieser Gruppe verursachen beim Menschen Atemwegserkrankungen, etwa auch Schnupfen oder Husten.  

Sars-CoV-2 eingeschlossen ist von dreien bekannt, dass sie mitunter schwere Symptome auslösen. Beim ebenfalls aus China stammenden Sars-Virus (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) wurden 2002/2003 rund 8000 Fälle bekannt, etwa 800 Menschen starben. 2012 tauchte in Vorderasien das Mers-Virus (Middle East Respiratory Syndrome) auf. Es ist weniger ansteckend, aber aggressiver: Von rund 2500 Infizierten bis November 2019 starben knapp 860 - etwa jeder dritte. 

Der Covid-19-Erreger Sars-CoV-2 ist genetisch sehr eng mit dem Sars-Erreger Sars-CoV verwandt, daher hat er auch den sehr ähnlichen Fachnamen erhalten.

Wo gibt es aktuelle Infos?

Das Robert Koch-Institut (RKI), die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und das Bundesgesundheitsministerium (BMG) haben entsprechende Webseiten eingerichtet. 

Fragen & Antworten des RKI zu Covid-19.

BZgA zu Sars-CoV-2

BMG zu Sars-CoV-2

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