Extremwetter in Deutschland: Dürre und Waldbrände vs. Starkregen und Überflutungen

- Quelle: dpa/wetter.com
Neben Dürre und Trockenheit gab es in letzter Zeit auch viele Überschwemmungen.
Initialisierung des Players
fehlgeschlagen!
Bitte aktivieren Sie Flash!
Kontakt & Support
 

Unwetter und Überflutungen beherrschen derzeit die Wetter-Schlagzeilen in Deutschland. Gleichzeitig treten aber auch Waldbrände und Dürre auf. Das ist der Grund für die extremen Wettergegensätze.

Die Unwetterserie in Deutschland hält an. Seit Tagen sind die Feuerwehren im Dauereinsatz. Sie rückten etliche Male wegen Überflutungen infolge von Starkregenereignissen aus. Zugleich löschten sie aber auch Waldbrände, die auf die extreme Trockenheit zurückzuführen sind. Regional könnten die Wetterunterschiede hierzulande kaum extremer sein. Wie passt das zusammen? Und ist das noch normal? Mit diesen Fragen hat sich auch unser Meteorologe Paul Heger im Video oben beschäftigt.

Heftige Unwetter mit Starkregen sorgen für Überflutungen

Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen und verschlammte Wohnungen: Viele haben zuletzt die Folgen der Extremniederschläge in Deutschland deutlich zu spüren bekommen. 

Besonders hart traf es am Wochenende unter anderem Gräfinau-Angstedt bei Ilmenau. Mit 115,8 Liter pro Quadratmeter fielen dort binnen 24 Stunden enorme Regenmengen. Auch in anderen Regionen Deutschlands sorgten lokal eng begrenzte Starkregenzellen für rund 100 mm innerhalb weniger Stunden. Das ist gebietsweise mehr als die Regensumme eines ganzen Monats. 

Da solch enorme Wassermassen weder der Boden noch die Kanalisation auffangen konnte, suchte sich das Wasser seinen Weg in viele Keller und Tiefgaragen, wie in diesem Video zu sehen ist: 

Vollgelaufene Keller, überflutete Straßen - Unwetterbilanz am Wochenende
Initialisierung des Players
fehlgeschlagen!
Bitte aktivieren Sie Flash!
Kontakt & Support
 

Wasserüberschuss und Wassermangel nah beieinander

Andere Regionen waren dagegen weit von diesen Regenmengen entfernt. In Weimar-Schöndorf wurden im gleichen Zeitraum nur 2,7 Liter Regen pro Quadratmeter registriert. Andere Orte gingen komplett leer aus. Nahezu kein Regen kam am Wochenende beispielsweise in Jena und Artern an. Und in Stadtilm-Dienstedt - nur rund 15 km nordwestlich von Gräfinau-Angstedt - waren es nur 4 mm binnen 24 Stunden. Da es sich um regionale Gewitterzellen handelte, gab es bei den Niederschlagsmengen auf kleinstem Raum große Unterschiede. 

Gewitter treten in der Regel nur sehr lokal auf. Das heißt, Orte, die nach heftigem Starkregen förmlich absaufen, und Orte, an denen nicht ein Tropfen fällt, liegen oft sehr eng beieinander. Besonders katastrophal sind die Überflutungen, wenn sich die Gewitter mehrere Stunden lang aufgrund fehlender Höhenwinde kaum verlagern und die damit einhergehenden Regenmengen an Ort und Stelle runterkommen. Dann verwandeln sich Bäche in kurzer Zeit in reißende Ströme und setzen Keller und Straßen unter Wasser.

Die extreme und anhaltende Trockenheit, die derzeit in einigen Regionen herrscht, kann der sintflutartige Regen allerdings nicht lindern. Denn dieser fließt nur oberirdisch ab und kann nicht in den Boden einsickern. Überflutete Gebiete und verdorrte Wiesen, wie in der Bonner Rheinaue am 14.08.2020 (siehe Bild unten) zu sehen ist, trennen daher oft nur wenige Kilometer. 

(Verdorrte Parkanlagen in der Bonner Rheinaue am 14.08.2020. Quelle: dpa)

Dürre und Waldbrände: Das andere Wetterextrem in Deutschland

Die Folgen der Extremwetterereignisse sind vor allem für den Wald und die Landwirtschaft problematisch. So brachte die Trockenheit und historische Hitze eine hohe Waldbrandgefahr mit sich.

Am Wochenende standen nahe der Gemeinde Groß Kölzig (Spree-Neiße) 1,2 Hektar Wald in Flammen. Zwei weitere Waldbrände gab es nahe der Gemeinden Grünheide und Pfaffendorf. Ebenso brach nahe des Neuruppiner Ortsteils Buskow (Ostprignitz-Ruppin) aus noch ungeklärter Ursache ein Flächenbrand auf einer Weide aus.                                                                                                        

Im Angesicht des aktuellen Hitze-Comebacks wird sich die Waldbrandgefahr wieder verschärfen. Der entsprechende Gefahrenindex steigt am Freitag insbesondere im Nordosten Deutschlands wieder auf die höchste Stufe fünf:

 

Höhere Temperaturen verursacht Trockenstress für Bäume

Andere Regionen sind ebenfalls von extremer Trockenheit betroffen: Nach 100 Tagen am Stück ohne Regen sind die Bäume im Hunsrück-Forstamt Kastellaun geschwächt. Sie haben in diesem Jahr eine extrem lange Trockenperiode verkraften müssen. "Unser Wald ist in höchstem Maße bedroht", sagte Umweltministerin Ulrike Höfken am Montag laut Mitteilung bei einer Wanderung im Soonwald. "Ob wir noch in 50 Jahren durch den Wald spazieren gehen können, ist angesichts des drastischen Bäume-Sterbens und der Borkenkäferkatastrophe nicht mehr selbstverständlich." 

Dazu kommt, dass die Vegetationszeit, also die Wachstumsphase der Pflanzen, immer länger dauert, da die Winter im Schnitt um zwei Wochen kürzer geworden sind. Aufgrund der steigenden Temperaturen verdunstet zugleich mehr Wasser. Das verursacht Trockenstress bei den Bäumen, sie werden anfälliger für Schädlingsbefall und Krankheiten oder verdursten schlichtweg.

Dürremonitor zeigt Ausmaß der Trockenheit in Deutschland

Wie am Mittwoch bekannt wurde, sind die Schäden in Deutschlands Wäldern sogar noch größer als zunächst angenommen. Besonders stark betroffen von den Waldschäden sind Nordrhein-Westfalen, Thüringen, Niedersachsen und Hessen. Dürre und Borkenkäfer hätten die Widerstandskraft der Bäume so zugesetzt, dass insbesondere die Fichten in den Tieflagen abstürben, hieß es im Ministerium von Agrarministerin Julia Klöckner. In tieferen Schichten fehlt viel Wasser. 

 

Der Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (siehe Grafik oben) zeigt vor allem im Nordosten Deutschlands eine außergewöhnliche Dürre im Gesamtboden bis zu einer Tiefe von 1,8 Metern an. Für die Landwirtschaft sind die geringen Feuchtvorräte im Boden ebenfalls problematisch. 

Viele Flüsse in Deutschland verzeichnen Wassertiefstände

Der Regenmangel hat nicht nur Auswirkungen auf die Wälder und Landwirtschaft, sondern auch auf Flüsse, Seen und das Grundwasser. Einige Gewässer - beispielsweise im Münsterland - sind nur noch Rinnsaale oder an einigen Abschnitten bereits trocken gefallen. 

Das Landesumweltamt (Lanuv) verzeichnete in der vergangenen Woche an kleineren Flüssen rund zwanzig neue Tiefststände, gemessen an Wasserständen bis einschließlich 2017. Dies wurde unter anderem bei der Inde in Aachen-Kornelimünster, der Niers bei Weeze oder der Lippe in Delbrück-Bentfeld festgestellt. 

Wasserknappheit in Brandenburg und Sachsen ist ernst 

Teilweise fließen in der Spree nur 10 Prozent der üblichen Wassermenge, die Schwarze Elster im Süden Brandenburgs ist in einigen Bereichen ausgetrocknet.  

Vereinzelte Regengüsse der vergangenen Tage hatten die Situation in den Flüssen Spree und Schwarze Elster nicht entspannt. Die Wasserspeicher leeren sich weiter.

Die Situation in den Wasserspeichern ist nicht nur in Brandenburg, sondern auch in Sachsen äußerst angespannt. Auch flächendeckender Niederschlag wäre nicht ausreichend, um das Defizit der vergangenen Jahre von fast 400 Millimeter  - das sind etwa 75 Prozent des Jahresniederschlages -  kurzfristig auszugleichen.

Wasser sparen: Entnahme aus Flüssen und Seen in Potsdam verboten 

In der ohnehin von der extremen Dürre gebeutelten Region Brandenburg ist die Lage sogar so dramatisch, dass nun sogar die Wasserentnahme aus Oberflächengewässern verboten wurde. So dürfen Potsdamer seit Freitag (07.08.2020) kein Wasser aus Flüssen, Seen und Gräben entnehmen. Das Wasserentnahmeverbot gilt bis zunächst zum 30. September.

Nach der extremen Niedrigwassersituation in den Sommern 2018 und 2019 konnten die Wasserdefizite laut Stadt in den Wintermonaten nicht ausgeglichen werden. Niederschläge im Mai, Juni und Juli hätten die Lage nur leicht, kurzfristig und örtlich begrenzt entspannt. Wegen der hohen Temperaturen und Verdunstung, der weiterhin geringen Niederschläge und der aktuellen Wetterprognose ist davon auszugehen, dass die extreme Trockenheit und die damit einhergehenden geringen Wasserstände der Potsdamer Gewässer bis in den Herbst andauern werden.

(Niedrigwasser bei Weeze in Nordrhein-Westfalen am 12.08.2020. Quelle: dpa)

Grundwasserspiegel sinkt: Trinkwasser wird knapp

Daher wird in vielen Regionen Deutschlands zu einem sorgsamen Umgang mit dem Trinkwasser appelliert: "Wir müssen schon feststellen, dass wir im Moment ein sehr dramatisches Geschehen haben", sagte Hamburgs Umweltsenator Kerstan mit Blick auf das anhaltend heiße Wetter. Zwölf Tage in Folge war es in Hamburg heißer als 30 Grad. Das habe es noch nie gegeben. 

Hinzu kommt, dass der für die Bildung des Grundwassers so wichtige Frühling in diesem Jahr so trocken wie seit zehn Jahren nicht gewesen ist. Von März bis Juni sind in Hamburg nur 79 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Das ist die Hälfte der normalen Niederschläge.

Die extreme Trockenheit einerseits und die heftigen Niederschläge andererseits betreffen also viele Regionen Deutschlands und das nicht nur seit diesem Jahr. 

Extremwetter: Klimawandel verschlimmert die Situation 

Drei Sommer mit Trockenheit und Hitze hintereinander sowie mehr Starkregenereignisse lassen eine Verstetigung des Klimawandels erwarten. Aufgrund der sich verändernden, also stabileren Wetterlagen könnten sowohl Hitzeperioden samt Dürre als auch Starkregenereignisse zunehmen.

Eine Anpassung der Wälder an den Klimawandel ist daher dringend nötig. Vor allem aber muss der Klimawandel gestoppt werden. Sonst könnten die Extremwetterereignisse, wie wir sie aktuell erleben, in Zukunft zur neuen Normalität werden. 

Wie der Klimawandel die Natur verändert, siehst du in diesem Video: 

P.S. Bist du auf Facebook? Dann werde jetzt Fan von wetter.com!

Zur News-Übersicht Klima
Dieser externe Inhalt steht leider nicht zur Verfügung, da er nicht kompatible Elemente (z. B. Tracking oder Werbung) zum ContentPass-Abo enthält.
Nach oben scrollen