Neulich hatte ich mich nach langer Zeit mal wieder mit Petrus unterhalten. Die Eisschmelze am Nordpol war ein großes Thema, auch im Himmel ;). Und es soll ja angeblich einen Computer geben, der die nächsten 500 Winter berechnet hat. So viel sei gesagt: Freunde der Mildnis!? Zieht euch warm an! Aber fragen wir doch mal den Chef persönlich:
„Servus Petrus!“
„Servus Kai!“
„Was machen die Planungen für den Herbst?“
„Die sind mild, aber dann kommt ein kalter Winter.“
„Du bist lustig. Wann geht’s denn los?“
„Mitte November.“
„Wird es dann ein richtig knackiger Winter wie in den 1960er und 1980er Jahren?“
„Saukalt, aber nicht durchgehend.“
„Scherzkeks, so weit war ich auch schon!“
Er grinst…
Ist mal eine andere Einleitung, oder ;)!? Spaß beiseite. Vielleicht könnte sich so ein Gespräch mit Petrus ergeben, wenn man ihn treffen würde. Ergänzend zum Video schauen wir uns die kommenden Monate – und damit den Winter – nun mal schriftlich genauer an.
Eigentlich ist es jedes Jahr dasselbe, sowohl vor dem Sommer als auch vor dem Winter, die Prognosen für die kommende große Jahreszeit zu (er)stellen. Mal ist es relativ einfach, mal schwierig, mal gibt es einen Volltreffer, mal verhaut man sich. Manches Mal hat man so ein Gefühl der „inneren Sicherheit“ und manches Mal ist es nur Spekulation.
In diesem Jahr ist das irgendwie „anders“. Auch wenn es nicht immer so klappt wie ich mir das wünsche, so halte ich mich doch so gern und viel wie möglich draußen in der Natur auf, abseits vom ganzen Trubel und dem Schnelllebigen im Außen sein. Da kommst du zur (inneren) Ruhe und siehst natürlich auch das Wetter aus einer anderen Sicht – nicht am PC in bunten Karten und Programmen, sondern in seiner Vollendung mit Duft, Klang, dem Fühlen und Sehen. Du triffst Menschen, die Menschen sind und kannst mit ihnen normal sprechen und nicht auf irgendeinem Smartphone oder am PC. Das ist eine ganz andere Form des Lebens – und die macht Spaß :)!

Und die Meinung über den kommenden Winter, die ich so von Menschen in meinem Umfeld bekomme und bekommen habe, ist fast durchgehend identisch. Das ist mir so selten passiert. Im Föhnsturm auf einem Gipfelkreuz unterhielt ich mich vor einiger Zeit mit Thomas, der nicht wusste, dass ich was mit Wetter am Hut habe. Er redete so vor sich hin und meine dann: Das wird ein „russischer Winter“.
Auch Schorsch (Landwirt) kommentierte neulich zu mir rüber, als ich mal wieder beim Tischtennis über den selbigen Tisch gezogen wurde: „Zapfig wird’s mit Ostwind, oder?“
Ja, das wird es wohl werden, nicht durchgehend, aber immer wieder. Das Langfristmodell CFS, das bis zu 9 Monate im Voraus berechnet, rechnet immer und immer und immer und immer wieder ähnliche Wetterlagen. Und diese Wetterlagen decken sich einerseits mit den eben gemachten Aussagen und andererseits mit den Berechnungen des Super-Computers, der die kommenden 500 Winter analysiert hat. Kurz und vereinfacht gesagt soll es durch den Klimawandel und die dadurch bedingte Eisschmelze eine Umstellung der Zirkulation geben. Die Westdrift schwächelt und die Winterkälte kann leichter nach Europa vordringen. Durch den deutlichen Temperatur-Anstieg auf der Welt und bei uns werden also die Winter kälter…
Denken wir uns mal nur den Golfstrom weg. Wenn dieser nicht da wäre, wären wir auf unserem Breitengrad sowieso ein winterlicher Gefrierschrank.
Wie schon im Video erwähnt, wird es mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zwischen dem 10. und 15. November zu einem ersten Wintereinbruch mit Schnee und Frost kommen. Dieser wird allerdings nicht nachhaltig sein und gleich wieder platt gebügelt werden – und das getreu dem Motto: „November bricht oft scharf herein, muss nicht viel dahinter sein.“
Im Südosten kann es durchaus am Rande eines Hochs bei vorhandener Schneedecke zu einer Art „Konservieren“ kommen, wenn es durch Inversion samt Nebel und Hochnebel kalt bleibt, während im Nordwesten der Atlantik wohl schneller wieder mitmischt!
Der November wird mit dem vergangenen November so gut wie gar nichts am Hut haben. Erinnerungsmodus an: Erst sonnig und über 20 Grad warm, dann Sonne und Nebel, extreme Trockenheit. Erinnerungsmodus aus.
Stattdessen wird dieser November ein typischer Spätherbstmonat aus Wind, Regen, ersten Schneefällen sowie Hochdruckepisoden samt Nebel und Hochnebel. Tendenziell könnte ich mir vorstellen, dass dieser Monat einen Tick zu kalt ausfällt.
Im Dezember sollte sich der Winter langsam warmlaufen. Wir haben schon an verschiedenen Stellen darüber gesprochen, dass der ersten Dezemberhälfte für den weiteren Winterverlauf eine gewisse Schlüsselrolle zukommt. Ist die erste Dezemberhälfte (deutlich) zu mild und stark West/Südwest geprägt, dann können wir den restlichen Winter eigentlich als mild und flau abhaken.
(Es gab jüngst eine kleine Ausnahme, nämlich der vergangene Winter. Hier zeigte vor allem der November die Signale für eine kräftige Zirkulationsumkehr Ende Januar und im Februar.)
Im Dezember beginnt die Westwind-Zirkulation zusammenzubrechen, zumindest phasenweise. Damit deutet sich ein ziemlich interessanter Monat an. Eine zusammenbrechende Zirkulation kann alles (Winterliche) bedeuten. Mal sind es nur ruhige Hochdrucklagen, dann wieder kleine Tiefs mit möglichen Schneefällen bis ins Flachland. Und nach wie vor geht der Trend zu weißen Weihnachten.
Die Zeit nach Weihnachten bzw. nach Silvester wurde und wird wiederholt „durchwachsen“ berechnet. Zwischen einer gestörten Zirkulation mit Winden aus Nordost bis Südost samt Kälte und einem zögerlichen Durchbrechen von Westwinden ist alles vertreten. Damit kann eine nachhaltige Kälte (noch) nicht Fuß fassen, aber auch der Atlantik bekommt seine Finger nur kurz ins Spiel und höchstens den Fuß in die Tür, kriegt aber die Westwindtür nicht auf.
Generell muss man sagen, dass alle drei Monate von November bis Januar im Süden – und damit auch im Alpenraum – wohl spürbar kälter ausfallen werden als die Gegenden im Westen und Norden Deutschlands, die häufiger mal in die Auftauphase kommen.
Der aktuelle Modell-Lauf für den Februar ist nicht ganz so knackig wie die Berechnungen, die es noch vor kurzem gab. Doch ich schätze einmal, dass diese Berechnungen wieder kommen werden: Im bzw. ab Februar sollte sich die Zirkulation auf den Kopf stellen. Mit einem kräftigen Hoch, das von Grönland über Skandinavien bis Russland reicht, käme über die verschneiten und ausgekühlten Schneeflächen Osteuropas die eisige Kälte auf direktem (Land)Wege zu uns. Unterstützt würde das von tendenziell tiefem Luftdruck über Südeuropa. Das spräche für äußerst kalte Witterungsphasen, die im Extremfall an die Kälte aus der ersten Hälfte des diesjährigen Februars heranreichen könnte/würde.

Mit dem Ende des Hochwinters Mitte Februar und der stärker werdenden Sonne kommen natürlich erste Frühlingsgefühle auf und nach einem doch eher rauen und auch kalten Winter steigt die Sehnsucht auf das Frühjahr. Und genau diese Sehnsucht könnte, was den März betrifft, jäh enttäuscht werden! Vor allem in der ersten Märzhälfte deuten die Berechnungen (auch wiederholt) teilweise massive Kaltlufteinbrüche an, die an die Kältehämmer von 2005 und 2006 locker herankommen würden.
Die auf den Kopf gestellte Zirkulation mit kontinentalen Ein- und Nachschüben an spätwinterlicher Kälte könnte sich demnach bis Ende März fortsetzen. Das haben aber kalte Winter gerne an sich, dass sie sich bis weit ins Frühjahr durchfummeln und späte Kältenachschläge bringen.
Dann ist natürlich definitiv Schluss mit der Kälte – allein schon vom Sonnenstand her. Allerdings würde ich meine Hand nicht dafür ins Feuer legen, dass aufgrund des Zirkulationsmusters h/derbe Nachschläge bis weit ins Frühjahr folgen können. Das ist allerdings jetzt sehr weit hergeholt und auch schon weit, weit spekuliert ;). Aber wenn wir schon mal so abgedriftet sind: Für Anfang Juli wird eine hochsommerlich heiße und stabile Hochdrucklage berechnet :D!
Es gibt viele Witterungs- und Bauernregeln, Statistiken, Verhaltensmuster und Großwetterlagen, die bestimmte Schlussfolgerungen zulassen. Sie treffen oft zu, aber nicht immer. Und es gibt auch Lagen, da passt gar nichts mehr und alles läuft aus dem Ruder. Extrem milde und extrem kalte Winter setzen sich gern über alles hinweg. Die sind dann einfach nur mild oder nur kalt und keine Regel haut mehr hin.
Und genau das ist ja das Spannende am Wetter: Es ist und bleibt eine Art Spiel. Mal kann man die nächsten 24 Stunden nicht richtig vorhersagen, mal kannst du eine ganze Jahreszeit „sehen“. Was am Schluss des Winters dann wirklich herausgekommen sein wird, werden wir in einem guten halben Jahr sehen. Bis dahin schauen wir uns die Entwicklung natürlich permanent an.
Lassen Sie mich zum Schluss noch ein persönliches Wort sagen: Kolumnen bzw. Berichte wie dieser sind das Salz in der Wettersuppe und für mich selbst eine tiefe Leidenschaft, von der ich schon im Alter von 2 Jahren sprach ;)!
Alle Infos für die nächsten Tage bis zum Wochenende dann in Kürze…
(Alle Bilder/Grafiken: Kai Zorn)