Wegen Ozean-Daten: Meteorologie-Institut erwartet Hitzesommer in Europa

Aufgrund von viel Sonnenschein und Dürre befürchten einige schon einen schlimmen Hitzesommer in 2025. Vermutlich zurecht, wie Klimaforscher berechnet haben. Auch ein wetter.com-Experte hält das für möglich - aber noch nicht für in Stein gemeißelt.
Modellrechnungen zufolge steht Europa in diesem Jahr wahrscheinlich ein Hitzesommer bevor. Der Wärmestau im Nordatlantik lasse einen außergewöhnlich heißen Sommer erwarten, hieß es vom Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) in Hamburg. Diese Prognose decke sich mit Vorhersagen des Europäischen Zentrums für mittelfristige Wettervorhersagen, das ebenfalls von einem sehr heißen bevorstehenden Sommer ausgehe.
Extrem warme Sommer lassen sich bis zu drei Jahre im Voraus vorhersagen
Auf einen Hitzesommer schließt das MPI-M-Team aus Ozean-Daten: Europäischen Hitzesommern gehe häufig ein Wärmestau im Nordatlantik voraus, der sich jeweils etwa drei Jahre vor einem Hitzeextrem aufbaue. Solche extrem warmen Sommer ließen sich also bis zu drei Jahre im Voraus vorhersagen. Ursache des Wärmestaus sind Anomalien des Wärmetransports im Ozean, die sich auch auf die Atmosphäre auswirken.
Forschende der Universität Hamburg haben mit einem am MPI-M entwickelten Klimamodell verschiedene Simulationen des europäischen Klimas von 1962 bis 2022 berechnet. Für weitergehende Analysen wurden jene genutzt, die den Zusammenhang zwischen nordatlantischem Wärmestau und Hitzeextremen wiedergaben. Um die Qualität der Vorhersagen zu prüfen, verglichen die Forschenden die Simulationen mit Beobachtungsdaten für den Zeitraum von 1964 bis 2021, in dem es in Europa 18 überdurchschnittlich warme Sommer gab.
Hitzestau im Meer lässt auf Hitzesommer schließen
"Das sogenannte Nachhersage-Experiment belegt, dass sich der Wärmestau als zuverlässiger Indikator auch für künftige Hitzesommer eignet", sagte MPI-M-Forscherin Lara Wallberg. Am Ende des simulierten Zeitraums zeichnet sich der im Fachjournal "Geophysical Research Letters" präsentierten Auswertung zufolge erneut ein Hitzestau ab - was auch für 2025 einen außergewöhnlich heißen Sommer erwarten lässt.
Extrem warme Sommer gibt es in Europa immer öfter, wie das Forschungsteam erläutert. Die Häufigkeit von Hitzewellen in Europa hat sich demnach seit der vorindustriellen Zeit verdoppelt und extrem warme Sommer, die derzeit alle zehn Jahre auftreten, könnten bis zum Ende des Jahrhunderts fast jedes Jahr auftreten.
Einen der bisher extremsten Sommer seit Beginn der Aufzeichnungen hatte Europa im Jahr 2003 erlebt. Die Sterberate stieg, in vielen europäischen Ländern kam es zu Wasserknappheit und Ernteausfällen. Die Vorhersage solcher Extreme sei von grundlegender Bedeutung für die menschliche Gesundheit und die Schadensbegrenzung, betonen die Forschenden.
Wärmerekorde in den Weltmeeren
Die Weltmeere und insbesondere der Nordatlantik verzeichneten in den vergangenen Jahren außergewöhnliche Wärmerekorde. Etwa ein Jahr lang lag die mittlere Oberflächentemperatur im Nordatlantik an jedem einzelnen Tag auf dem höchsten Tagesstand seit Messbeginn vor rund 40 Jahren - meist sogar mit großem Abstand zum bisherigen Tagesrekord. Das zeigten Daten der Plattform "Climate Reanalyzer" der US-amerikanischen University of Maine.
Die Erwärmung liege weit außerhalb der natürlichen Schwankungen, hatten Klimaexperten betont. Hauptursache ist demnach der Mensch: Ozeane nehmen über 90 Prozent der Wärme auf, die durch den Anstieg der Treibhausgase in der Atmosphäre verbleibt.
Auch wetter.com-Meteorologe kann sich Hitzesommer in 2025 vorstellen
Aufgrund der Wärme in den Meeren und den derzeitigen Witterungsverhältnissen hält auch wetter.com einen extrem warmen Sommer in diesem Jahr für durchaus möglich. "Durch die menschengemachte Erderhitzung ist ein zu kalter Sommer 2025 im Vergleich zum Klimamittel 1961 bis 1990 sehr unwahrscheinlich", erklärt Meteorologe Georg Haas. Unter häufigem Tiefdruckeinfluss wäre in Deutschland zwar ein schwül-warmer Sommer mit größerer Häufung von Unwettern inklusive Starkregen denkbar, unter überwiegendem Hochdruckeinfluss hingegen aber auch ein trockener Sommer mit der Häufung von Hitzewellen.
"Und jetzt zum Rendezvous mit den Grenzen der Vorhersagbarkeit des Wetters: Das ECMWF-Modell berechnet derzeit alle Sommermonate für ganz Europa zu warm und darüber hinaus - abgesehen von Nordeuropa - auch zu trocken", so Haas. Und weiter: "Die aktuelle Trockenheit in weiten Teilen Mitteleuropas könnte sich dieser Modellberechnung nach noch verschlimmern. Wenn wenig Feuchtigkeit im Boden vorhanden ist, geht die Sonnenenergie kaum noch in Verdunstung und dafür umso mehr in die Erwärmung der Luft. Sollte die Trockenheit bleiben, wären bei sommerlichem Hochdruckwetter mit Südwind neue Hitzerekorde möglich."
Großwetterlage kann sich noch komplett umstellen
Der Meteorologe weist jedoch darauf hin, dass dieses Szenario nur eines von vielen möglichen sei. "Schon in den nächsten Wochen könnte sich die Großwetterlage komplett umstellen. Die Wettermodellberechnungen für den Sommer können sich ändern und somit sind so weit im Voraus keine seriösen Prognosen machbar."
Folgende vorsichtige Aussage könne man aber als Trend formulieren: Angesichts der aktuellen Trockenheit und der Wettermodellberechnungen ist ein trockener Sommer mit überdurchschnittlich vielen Hitzetagen aus jetziger Sicht tendenziell wahrscheinlicher als ein verregneter und kühler Sommer.
Weitere Empfehlungen der Redaktion zum Thema: Aktuelles Wetter
- Jahrhunderthitze-Sommer ausgerufen: Was hinter der Schlagzeile steckt
- Wetter in Europa steht still! Meteorologe erklärt besondere Lage
- Unwetterwarnung für Süditalien, Griechenland und Nordafrika - Starkregen und Überschwemmungen erwartet