Tote bei Unwetter auf Mallorca - Wassermassen reißen Autos mit

- Quelle: dpa
Tote bei Unwetter auf Mallorca - Wassermassen reißen Autos mit
© dpa
Große Regenmassen haben viele Straßen und Keller auf Mallorca überflutet. Mehrere Menschen starben.

Mallorca ist von einem kapitalen Unwetter mit starken Regenfällen heimgesucht worden. In den Wassermassen kamen mehrere Menschen ums Leben. Auch drei Deutsche sind unter den Todesopfern.

Heftige Regenfälle haben am Dienstag (9. Oktober 2018) auf Mallorca viele Straßen in reißende Flüsse verwandelt. Durch eine mindestens fünf Meter hohe Flutwelle starben 13 Menschen.

Bei zwei am Donnerstag (11.10.2018) entdeckten Leichen handle es sich um ein seit Mittwoch vermisstes deutsches Ehepaar, bestätigte eine Sprecherin des Notdienstes der Balearen. Auch ein bereits kurz nach dem Unwetter geborgener Toter, der zunächst nicht identifiziert werden konnte, sei ein Deutscher. Es handelt sich um einen Journalisten, wie der Chefredakteur der "Neuen Presse" in Hannover bestätigte. Der Reporter sei auf der Insel im Urlaub gewesen.

Leiche von kleinem Jungen erst am 17. Oktober entdeckt

Einer der Gestorbenen, ein 71-jähriger Mann, ertrank in seinem Keller, als er von den Wassermassen überrascht wurde. Unter den Opfern (acht Männer, fünf Frauen) befindet sich zudem ein britisches Paar, das in einem Taxi sitzend von den Fluten erfasst wurden. Auch eine Holländerin und ein kleiner Junge starben.

Die Leiche des achtjährigen Buben sei unweit des besonders schlimm betroffenen Ortes Sant Llorenç des Cardassar entdeckt worden, berichtete die spanische Zeitung "El País" am 17.10.2018 unter Berufung auf die Einsatzkräfte.

Hunderte Helfer hatten mehr als eine Woche unermüdlich unter anderem mit Spürhunden und Booten nach dem Kind gesucht. Die Mutter des Achtjährigen kam offiziellen Angaben zufolge bei den Überflutungen ebenfalls ums Leben.

Als Held gefeiert: Mann aus Brandenburg rettet Mädchen

Inmitten großer Trauer und Zerzweiflung gibt es aber auch einen Helden - einen Mann aus Brandenburg. Bei den schweren Überflutungen hat er ein sieben Jahre altes Mädchen gerettet. So spielte sich die Rettungsaktion ab: "Ich habe sie am Arm aus dem reißenden Strom gezogen. Sie wollte mich gar nicht mehr loslassen." Für seine Tat soll der Brandenburger mit einer Verdienstmedaille geehrt werden.

Das Mädchen ist die Schwester des erst so spät tot geborgenen Jungen. 

Sturzbach tritt über die Ufer und sorgt für Katastrophe

In der Gemeinde Sant Llorenç des Cardassar im Osten der spanischen Urlaubsinsel trat ein Sturzbach über die Ufer. Die Wassermassen rissen dort am Abend des 9. Oktobers zahlreiche Autos mit, wie auf Bildern und Videoaufnahmen von Medien und des Wetterdienstes der Balearen zu sehen war.

"Was ich hier heute gesehen habe, das ist schlimmer als Krieg. Es ist eine Katastrophe", zitierte das "Mallorca Magazin" den Deutschen Thomas Wenzel, der seit mehr als 20 Jahren in Sant Llorenç wohnt.

Dramatische Augenblicke in Sant Llorenc

Betroffene erzählten von dramatischen Augenblicken: "Ich bin ums Überleben geschwommen", sagte im spanischen Fernsehen ein junger Mann, dem die Panik am Mittwoch noch in den Augen stand. Rentner Manuel Torescussa wurde von den Wassermassen in der Nähe von Sant Llorenç in seinem Auto erwischt: "Ich konnte gerade noch aus einem Fenster ins Freie klettern und musste dann 500 Meter schwimmen, fast meine gesamte Kleidung blieb dabei an einem Metallzaun hängen."

Javier Martínez klagte, sein Haus sei voller Wasser, Schlamm und Müll. "Ich habe alles verloren. Ich habe nur den Pyjama, den ich trage."

Lage einfach nur "katastrophal"

Die stellvertretende Bürgermeisterin von Sant Llorenç, Antonia Bauza, sprach von einer "katastrophalen Lage". "Das Wasser war nicht unter Kontrolle zu bringen, es war dramatisch. Man muss es erlebt haben, um zu wissen, wie schlimm es war."

Überall entwurzelte Bäume, heruntergerissene Stromleitungen und Verkehrsschilder, zerstörte Häuser und Felder. Wasser und Schlamm, umgekippte und aufeinandergetürmte Fahrzeuge. Ein TV-Reporter sprach von "gespenstischen Skulpturen".

Örtlich mehr als 230 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen

Innerhalb von nur zwei Stunden seien am Dienstag mehr als 230 Liter pro Quadratmeter gefallen, berichtete der Wetterdienst. Einige Autofahrer seien am späten Abend wegen der Überschwemmungen noch in ihren Fahrzeugen gefangen gewesen, so das Blatt.

Das Unwetter verursachte auch in anderen Regionen der Insel Chaos und Überschwemmungen. Betroffen war aber vor allem der Osten Mallorcas. Mehrere Landstraßen und Häuser waren dort unter Wasser, die Strom- und Wasserversorgung brach zusammen.

Wirbelstürme auf dem Mittelmeer gesichtet

Ein Tourist, der seinen Urlaub in einem Hotel im Küstenort Cala Mandia verbringt, wurde in der Onlineausgabe der "Mallorca Zeitung" mit den Worten zitiert: "Hier waren heute zwei Wirbelstürme zu sehen, zum Glück nur auf dem Meer. Zwischendurch geht im Hotel der Strom aus, und aus einigen Lampen kommt Wasser heraus."

Auf Mallorca hatte es schon seit Montag sehr heftig geregnet, ortsweise auch gehagelt. Auslöser der Regenmassen war ein sogenannter Kaltlufttropfen (ein eingelagertes Höhentief), der sich direkt über Mallorca und der Nordostküste Spaniens eingenistet hatte.

Lage am Ballermann bleibt normal - Verspätungen im Flugverkehr

Durch das Unwetter kam es nach Medienberichten auf dem Flughafen von Palma am Montag und Dienstag zu Verzögerungen. Aus Sicherheitsgründen sei der zeitliche Abstand zwischen den Landungen vergrößert worden, hieß es.

In der Hauptstadt und auch am sogenannten Ballermann östlich von Palma war die Lage aber weitgehend normal. Am Donnerstag kehre das Strandwetter zurück, schrieb die "Mallorca Zeitung".

P.S. Bist Du auf Facebook? Dann werde jetzt Fan von wetter.com!

Zur News-Übersicht Unwetter
Dieser externe Inhalt steht leider nicht zur Verfügung, da er nicht kompatible Elemente (z. B. Tracking oder Werbung) zum ContentPass-Abo enthält.
Nach oben scrollen