Raureif, Raueis, Raufrost - Was denn nun?!

- Redaktion
Raureif, Raueis, Raufrost - Was denn nun?!
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Zwar fehlt vielfach der Schnee, die gewaltigen Eismassen sorgen aber trotzdem für einen durchweg winterlichen Eindruck - ganz im Gegensatz zu den eher grauen und tristen Niederungen. Die Eisablagerungen sind allerdings nicht nur schön anzusehen, sondern sorgen aufgrund der Eislast beispielsweise für abbrechende Äste oder gar umstürzende Bäume. Auch kommt es auf Straßen und Gehwegen mitunter zu gefährlicher Glätte. Begriffe wie "Raureif", "Raueis", "Raufrost" und "Reifglätte" fallen im Zusammenhang mit den derzeit in den Mittelgebirgen vorherrschenden Bedingungen. Doch was beschreibt nun welches Phänomen?
 
Die uns umgebende Luft beinhaltet stets eine bestimmte Menge an Wasserdampf. Dieser ist gasförmig und in der Regel unsichtbar. Dabei gilt: Je kälter die Luft, desto weniger Wasserdampf kann sie aufnehmen. Bei fortschreitender Abkühlung ist irgendwann ein Punkt erreicht, der sogenannte Taupunkt, an dem die Luft bezüglich des Wasserdampfes gesättigt ist (100% relative Luftfeuchtigkeit). Der Wasserdampf kann nicht mehr in der Luft gehalten werden und kondensiert zu kleinsten Wassertröpfchen, die sich bei Temperaturen über 0 Grad Celsius als Nebel in der Luft halten oder als Tau an Gegenständen niederschlagen. Auch bei einem Taupunkt unter 0 Grad Celsius kann sich Nebel bilden, während die Wassertröpfchen an den Gegenständen gefrieren und dort so nicht mehr als Tau, sondern als Eis in Erscheinung treten.
 
Fest anhaftende "Eisfahnen"
Die sich bei dichtem Nebel und Temperaturen meist zwischen -2 und -10 Grad Celsius bildenden, sehr fest anhaftenden "Eisfahnen" nennt man Raueis oder Raufrost. Die kleinsten, unterkühlten Wassertröpfchen aus dem Nebel werden durch Wind an die kalten Gegenstände getrieben und  gefrieren dort. Je stärker der Wind desto stärker auch die Raueisbildung. Die "Eisfahnen" zeigen dabei dem Wind entgegen. Meist kommt es bei der Raueisbildung an Gegenständen zu Lufteinschlüssen, wodurch das Raueis weiß-grau und undurchsichtig erscheint. Bei sehr langsamer Anlagerung und Gefrieren der Wassertröpfchen kann sich unter Umständen aber auch ein klares, durchsichtiges Eis ohne Lufteinschlüsse ausbilden. Diese Unterform des Raueises wird als "Klareis" bezeichnet.
 
 
Im Gegensatz zu Raueis und Klareis tritt Raureif meist bei deutlich tieferen Temperaturen auf. Üblicherweise muss das Quecksilber unter -8 Grad sinken, damit effektiv Raureif gebildet werden kann. Zusätzlich benötigt es eine Luftfeuchtigkeit von mindestens 90 %. Trotz der noch nicht vollends gesättigten Luft kann ein Teil des Wasserdampfes aus dieser bereits "ausgeschieden" werden. Bei besonders tiefen Temperaturen geht das Wasser aber nicht mehr vom gasförmigen in den flüssigen Aggregatzustand über, sondern direkt in den festen. Dieser Prozess, der besonders an den unterkühlten Gegenständen auftritt, wird als Resublimation bezeichnet. Kennzeichnend für den durch Resublimation entstehenden Raureif ist die kristalline Struktur, wie sie auch bei Schneeflocken unter einer Lupe zu bestaunen sind. Häufig zeigen sich nadelförmige Eiskristalle an den Gegenständen. Eisblumen, die man in seltenen Fällen an Fensterscheiben entdecken kann, sind eine Sonderform des Raureifs.
 
 
"Nebelfrostablagerungen" ist die Sammelbezeichnung für die abgesetzten Niederschläge Raureif, Raueis und Klareis. Wie bereits im ersten Absatz angedeutet, können Nebelfrostablagerungen auch für eine ausgeprägte Glättesituation auf Straßen und Gehwegen sorgen. Hierfür verwendet man den Begriff "Reifglätte". Denn Nebelfrostablagerungen können sich nach oben genannten Prozessen selbstverständlich auch auf Straßen und Gehwegen bilden. Raureif und Raueis werden durch Begehen und Befahren zusammengepresst und gefrieren dabei nach kurzzeitigem Verflüssigen zu einer zum Teil spiegelglatten Eisfläche. Ähnlich geschieht dies auch mit den Nebelfrostablagerungen, die sich an den Ästen der Bäume gebildet haben und anschließend auf die Straßen und Gehwege fallen. Letzterer Vorgang ist wahrscheinlich sogar der häufiger vorkommende.
 
(Quelle: DWD/al)
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