Probleme für Igel und Co.: So wirkt sich der warme Herbst auf Tiere aus

- Redaktion - Quelle: dpa
Probleme für Igel und Co.: So wirkt sich der warme Herbst auf Tiere aus
©
Igel finden im späten Herbst oft nur noch wenig Futter.

Der Herbst war 2023 bisher zu warm und das hat nicht nur für uns Folgen. Auch die Tierwelt bekommt Auswirkungen zu spüren. Ein Überblick.

Der milde Herbst in diesem Jahr hat nach Angaben von Fachleuten weitreichende Auswirkungen auf die Tierwelt. Viele Arten reagieren mit einem veränderten Verhalten. 

Rekord-Oktober - Welt steuert 2023 auf wärmstes Jahr seit Aufzeichnungen zu

Verzögerte Abreise von Vögeln 

Die Biologin Angelika Nelson vom Naturschutzverband LBV weist darauf hin, dass insbesondere Kurzstreckenzieher wie Stare noch nicht den üblichen Weg in den Mittelmeerraum eingeschlagen haben. 

Ähnliche Veränderungen im Zugverhalten beobachtet auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bei Kranichen. Diese verweilten in diesem Jahr länger in Nord- und Ostdeutschland und zogen erst verzögert in den Süden. 

Forderung nach verstärkten Klimaschutzmaßnahmen

Der LBV mahnt angesichts dieser Entwicklungen zu verstärkten Anstrengungen im Klimaschutz. Die Veränderungen im Jahreslauf könnten weitreichende Folgen für Ökosysteme haben, erläuterte Nelson. "Über Jahre eingespielte Beziehungen zwischen verschiedenen Lebewesen geraten aus dem Takt."   

Mögliche Probleme für Igel und Fledermäuse 

Nelson betont, dass der milde Herbst dazu führen könnte, dass es für Tiere wie Igel noch zu warm für den Winterschlaf sei. Zudem könnten sie Schwierigkeiten beim Finden von Nahrung haben, da Insekten, Spinnen und Würmer sich bereits an geschützten Orten verstecken. Fledermäuse sind ebenfalls noch auf Nahrungssuche.

Trend zu veränderten Zugzeiten bei Kurzstreckenziehern

Fachleute wie Wolfgang Fiedler vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie, beobachten einen klaren Trend bei Kurzstreckenziehern. Diese passen ihre Abflugzeiten je nach Witterung an und kehren teilweise früher aus den Winterquartieren zurück. Im Gegensatz dazu sind Langstreckenzieher, die weniger flexibel auf Klimaveränderungen reagieren, im Nachteil, so Fiedler. "Es fällt auf, dass die Arten, deren Bestand am meisten abnimmt, auch die sind, die am weitesten wandern und am schwächsten auf einen frühen Frühling reagieren."

Herausforderungen für Brutzeiten und Nistplätze

Die frühen Rückkehrer könnten auch früher im Jahr mit der Brut beginnen - das könne zum Beispiel für den Kuckuck zum Problem werden, wenn dieser aus den Winterquartieren kommt, warnt NABU-Experte Martin Rümmler: "Das kleine Zeitfenster ist dann schon geschlossen, in dem er ein Ei in ein fremdes Nest schmuggeln hätte können."

Zunahme von Vögeln, die den Winter in Deutschland verbringen

Tatsächlich steigt die Zahl der Vögel, die auch im Winter in Deutschland bleiben, immer weiter an. Ein Beispiel dafür ist der Weißstorch. "Der Zugdrang ist immer noch da. Es gibt aber Individuen, die davon abweichen. Dadurch entsteht ein neues Zugverhalten", so Rümmler.

Wieso das passiert, ist allerdings noch nicht genau erforscht. Auch der Zilpzalp überwintert immer häufiger in Deutschland. Früher habe es alle paar Jahre Beobachtungen des Laubsängers im Winter gegeben, jetzt werde er in immer mehr Orten gesichtet. Klassische Überwinterer wie Blau- und Kohlmeise müssen sich deshalb das in der kalten Jahreszeit knappe Futter mit weiteren Arten teilen. 

Ungewisse Zukunft für Wintergäste

Die Klimaerwärmung könnte dazu führen, dass klassische Wintergäste wie Meisen und Amseln nicht mehr aus skandinavischen Ländern zu uns kommen, sondern im Norden bleiben, erklärt Rümmler. Beobachtungen bei Wasservögeln wie Enten und Blesshühnern deuten darauf hin, dass diese nicht mehr den weiten Weg aus dem Nordosten Europas zu den großen Seen im Alpenvorland auf sich nehmen.  

Empfehlungen der Redaktion zum Thema: Tiere

Zur News-Übersicht Klima
Dieser Inhalt steht leider nicht zur Verfügung,
da er nicht kompatible Elemente (z. B. Tracking oder Werbung) zum ContentPass-Abo enthält.