Pro und Contra: Weihnachten 2023 grün oder weiß?

- Bettina Harter
Pro und Contra: Weihnachten 2023 grün oder weiß?
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Wetter in Deutschland: Gibt es pünktlich zu Weihnachten Schnee?

Am ersten Dezember-Wochenende 2023 hat es in Teilen Deutschlands so viel geschneit wie lange nicht mehr. Gibt es auch zu Weihnachten richtiges Winterwetter mit Schnee?

Der diesjährige meteorologische Winteranfang hätte in Deutschland kaum winterlicher sein können. Ein regelrechtes Schneechaos hat insbesondere den Süden des Landes am Wochenende des ersten Advents lahmgelegt. Aber auch Köln und Hamburg waren am Montag (04.12.2023) und teilweise auch noch am Dienstag in ein weißes Winterkleid gehüllt.  

Nachdem die aktuelle Woche dann auch noch ungewöhnlich eisig und kalt begonnen hat, machen sich jetzt vermutlich viele Hoffnung auf weiße Weihnachten 2023. Ist diese Hoffnung berechtigt?  

Überfällig wäre Schnee zu Weihnachten auf jeden Fall!  

Zum zweiten Advent Tauwetter in Deutschland  

Das berühmt-berüchtigte Weihnachtstauwetter macht uns allerdings oft einen Strich durch die Rechnung und sorgt häufig für grüne Weihnachten. Denn das Weihnachtstauwetter lässt den Schnee häufig kurz vor dem Fest am 24. Dezember dahinschmelzen.  

Dem zuletzt gefallenen Schnee könnte es in diesem Jahr sogar noch früher an den Kragen gehen. Bis zum Ende der Woche berechnen die Wettermodelle hierzulande einen deutlichen Temperaturanstieg. Regional werden bis zum zweiten Advent wieder zweistellige Höchstwerte erwartet. Grund dafür ist die Spanienwärme, die mit einer südwestlichen Strömung zu uns nach Deutschland gelangt. 

Im Zuge dieser markanten Milderung wird viel Schnee verschwinden und aus Weiß wird wieder Grün. Der Winter macht im Flachland dann also erstmal eine Pause.  

Ob aufgrund des Tauwetters die Hochwassergefahr steigt, erklären wir dir in diesem Wetter-Video:

Kommt der Winter pünktlich zu Weihnachten zurück?  

Es gibt aber Gründe, die dennoch FÜR weiße Weihnachten sprechen:  

  • Die Ausgangslage für weiße Weihnachten in Deutschland ist in diesem Winter nämlich so gut wie lange nicht. Nach dem heftigen Wintereinbruch setzt sich hierzulande zwar nun erstmal Milderung durch. Über Nord- und Nordosteuropa werden für den Dezember 2023 aber Temperaturen, die weit unter dem langjährigen Mittel liegen, vorhergesagt. So sieht das amerikanische NOAA-Langfristmodell für den Nordosten Europas negative Temperaturabweichungen von 3 Grad, wie in der Grafik unten dargestellt ist. Das bedeutet: Würde die Strömung um Weihnachten auf Nord drehen, könnte die Kaltluft aus Nordosteuropa angezapft werden und der Winter wieder rasch in Deutschland einziehen. 

Bild 1: Dezember-Temperaturabweichung vom langjährigen Mittel für Europa (Quelle: NOAA).

  • Ein weiterer Punkt, der FÜR weiße Weihnachten sprechen würde, wäre die Statistik. 2010 gab es in Deutschland das letzte Mal weiße Weihnachten. Wenn man berücksichtigt, dass es laut Statistik deutschlandweit alle zehn Jahre Schnee zum Weihnachtsfest gibt, wären weiße Weihnachten in diesem Jahr 2023 also schon längst überfällig. 

Es gibt aber auch Gründe, die GEGEN weiße Weihnachten sprechen:  

  • Wie bereits erwähnt, verhindert das Weihnachtstauwetter oft ein weißes Fest zum 24. Dezember. Denn beim Weihnachtstauwetter handelt es sich um eine sogenannte meteorologische Singularität. Meteorologische Singularitäten sind Witterungsregelfälle, die mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem bestimmten Zeitraum eintreten. Durch eine westliche Strömung würde zur Weihnachtszeit zwar feuchte, aber sehr milde Luft nach Deutschland gelangen. Schnee hätte bei einer zu milden Witterung keine Chance. Auch im vergangenen Jahr hat übrigens das Weihnachtstauwetter dafür gesorgt, dass der Schnee kurz vor dem Fest dahinschmolz und wir wieder mal grüne Weihnachten hatten. 
  • Der Klimawandel trägt ebenfalls dazu bei, dass weiße Weihnachten in Deutschland oft ein unerfüllter Wunsch bleiben. Schnee zum Fest ist zwar nicht gänzlich ausgeschlossen, durch den steigenden Temperaturtrend sinkt die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten allerdings.  

Bild 2: Vergleich der Wahrscheinlichkeiten für weiße Weihnachten in Deutschland mit einer Schneedecke vom 24. bis 26. Dezember für die Referenzperiode 1961-1990 (links) und die Referenzperiode 1991-2020 (rechts) (Quelle: DWD).

In einer Pressemittelung des Deutschen Wetterdienstes (DWD) wurden die Chancen auf weiße Weihnachten mit einer Schneedecke an allen drei Weihnachtstagen in Deutschland analysiert. Wie beim Vergleich der Referenzperioden 1961-1990 und 1991-2020 (siehe obige Grafik vom DWD) zu erkennen ist, ist die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten deutlich zurückgegangen. Während es beispielsweise in München früher (Referenzperiode 1961-1990) mit einer Wahrscheinlichkeit von 33,3 % eine Schneedecke zu Weihnachten gab, liegt die Wahrscheinlichkeit aktuell (Referenzperiode 1991-2020) nur noch bei 13,8 %. Mit anderen Worten: Während es früher in der bayerischen Landeshauptstadt noch alle drei Jahre Schnee zum Fest gab, passiert dies heute nur noch alle sieben Jahre.  

Wie der Klimawandel und die extremen Schneefälle vom letzten Wochenende dennoch zusammenhängen können, zeigen wir dir in diesem Video: 

Wetter an Weihnachten: Blick in die Langfristmodelle

Im Hinblick auf die Wetterprognose für Weihnachten gibt es also sowohl gute Omen für weiße Festtage in diesem Jahr als auch Gründe, die GEGEN Weihnachten mit Schnee sprechen. 

Noch ist beim Wetter an Weihnachten 2023 alles offen und Winterliebhaber dürfen weiterhin hoffen. Aber immerhin sind die Voraussetzungen für Kälte und Schnee aufgrund des heftigen Wintereinbruchs am vergangenen Wochenende so gut wie schon lange nicht mehr.  

Nach einer kurzen Milderung sieht das europäische ECMWF-Modell ab Mitte Dezember durchschnittliche Temperaturen. Auch in der Woche vom 18. bis 24. Dezember 2023 gibt es Temperaturprognosen, die im Soll liegen. Die Möglichkeit, dass es in diesem Zeitraum wieder kälter und winterlicher wird, ist also intakt. 

Es bleibt spannend - vermutlich bis kurz vor Weihnachten 2023...

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