Naturschützer warnen vor Wasserkrise in Deutschland

- Quelle: dpa/wetter.com
Der Klimawandel verändert unsere Natur.
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Deutschland ist ein wasserreiches Land. Da der Klimawandel aber zu mehr Hitzewellen und Dürrezeiten führt, muss das wertvolle Nass aus Sicht von Umweltschützern besser geschützt und gemanagt werden.

In wenigen Tagen, nämlich am 20. Juni, ist kalendarischer Sommeranfang. Wir alle erinnern uns wahrscheinlich an die außergewöhnlich trockenen Sommer 2018 und 2019. Auch dieses Jahr haben einige Regionen mit Dürre zu kämpfen, vor allem in tieferen Bodenschichten. Dies zeigt beispielsweise der UFZ-Dürremonitor für Deutschland: 

Naturschützer sehen Wasserkrise in Deutschland

Flüsse und Seen werden wärmer, Regenmassen versickern schlechter, Grundwasserspiegel sinken: Naturschützer sehen Deutschland in Folge des Klimawandels in einer "Wasserkrise" und fordern ein grundlegendes Umdenken. Auch Trinkwasserversorger mahnen an, die Wasserressourcen besser zu schützen, und schauen dabei insbesondere auf die Landwirtschaft. Laut Umweltbundesamt gibt es in Deutschland insgesamt genug Wasser, in den vergangenen beiden Jahren habe es aber lokale und regionale Engpässe gegeben. 

BUND-Chef Olaf Bandt erklärte am Montag, was aus Sicht des Umweltverbands notwendig wäre: "Wir müssen den Flüssen mehr Raum geben", forderte er. Flussauen müssten wieder mehr Wasser aufnehmen können, um das Hochwasserrisiko zu senken und Lebensräume zu erhalten. Die Schifffahrt müsse den Flüssen angepasst werden, nicht umgekehrt. Bauern müssten angepasste Kulturen anpflanzen und nicht solche, die "Unmengen von Trinkwasser und Oberflächenwasser verbrauchen". Oberste Maxime aber sei, das Klima zu schützen.

Vorzeichen sind bereits zu spüren

Schon vor dem Sommeranfang seien die Vorzeichen von Trockenheit und Dürre zu spüren, sagte Bandt. In ersten Gebieten sei es verboten, Wasser zur Bewässerung aus Flüssen zu entnehmen.

In Europa seien 40 Prozent der oberirdischen Gewässer durch Klimawandel, Nährstoffe - etwa aus Dünger - und Begradigungen belastet. Der Grundwasserspiegel sinke in weiten Teilen Deutschlands seit 30 Jahren, Bäche und Flüsse würden immer wärmer.

Riesige Mengen CO2 und Methan werden freigesetzt

"Wir heizen die Erde weiter auf, gleichzeitig entwässern wir die Landschaft. Deshalb ist es keine Überraschung, dass es unseren heimischen Gewässern so schlecht geht", betont Bandt. Ein großes Problem bestehe auch darin: Werden Moore und Auen trockengelegt würden auch riesige Mengen an Treibhausgasen wie CO2 und Methan freigesetzt werden. Diese beschleunigen wiederum die globale Erderwärmung.

Mehr darüber kannst du hier nachlesen: Klimawandel: Diese Folgen sind bereits Realität

Steige die Lufttemperatur und folglich auch die Wassertemperatur, entweiche außerdem mehr und mehr natürlich vorkommendes Methan aus Gewässern. "Methan ist ein gegenüber CO2 25-mal wirksameres Treibhausgas und verstärkt den Klimawandel zusätzlich", so Bandt weiter.

Erstmals gibt es bei Wasser auch ein Mengenproblem

Dennoch werde der Abfluss von Wasser aus der Landschaft weiter beschleunigt - etwa durch Bebauung, Dränagen zur Entwässerung oder die Begradigung von Wasserläufen. Im Sommer gebe es zunehmend längere Trockenperioden und Regen falle häufig als Starkregen, erklärte BUND-Gewässerexpertin Lilian Neuer.

In der Vergangenheit seien zahlreiche Flüsse begradigt und Auen, Sümpfe und Moore trockengelegt worden. Zurück bleibe eine ausgetrocknete Landschaft, die Regenwasser nicht halten könne, und so sinkende Grundwasserspiegel weiter begünstige. "Gesunde Gewässer sind resistenter und können mit negativen Folgen der Klimakrise besser umgehen", erklärt Neuer. 

Deutschland stecke bereits in der "Klimakrise" und damit auch in einer "Wasserkrise". Erstmals gehe es nicht nur um die Wasserqualität, sondern auch ein "Mengenproblem". Wenn weniger Wasser da sei, werde es umso wichtiger, dass es nicht mit Medikamentenresten, Dünger oder Schadstoffen aus dem Bergbau verschmutzt sei. Da Nutzungskonflikte zunähmen, sei es wichtig zu lernen, Wasser zwischenzuspeichern und in der Landschaft zu halten.

Bauernverband weist Forderungen teils zurück

Der Bauernverband wies die BUND-Forderungen teils zurück, sieht aber auch Handlungsbedarf. "Die Landwirtschaft nutzt in Deutschland für Beregnung nur 1,2 Prozent des gesamten in Deutschland genutzten Wassers", sagte Generalsekretär Bernhard Krüsken der Deutschen Presse-Agentur. "Wir können den Obst- und Gemüseanbau in Deutschland unmöglich auf extensiven Hirseanbau umstellen." Flussauen speicherten kein Wasser, das müssten Wälder und Böden tun.

Umdenken müsse man aber tatsächlich, sagte Krüsken: "Und zwar in Richtung Aufbau einer Wasser- und Bewässerungsinfrastruktur für besonders von der Trockenheit betroffene Gebiete, verstärkte Züchtung trockentoleranter Sorten und Förderung konservierender und pflugloser Bodenbearbeitungsverfahren."

Auch die Wasserversorger warnen

Auch die Wasserversorger warnen vor Konkurrenz bei der Wassernutzung.

Mögliche Interessenskonflikte müssten eingeplant und gelöst werden - etwa mit Landwirten, aber auch mit Naturschutzzielen, sagte ein Sprecher des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) der dpa. Wo nicht genug Wasser für alle Interessenten da sei, müsse die Trinkwasserversorgung Vorrang haben. Das sieht der Wasserwirtschafts-Verband BDEW ebenso. Kommunen müssten Konzepte etwa für Lieferungen von benachbarten Wasserversorgern, tiefere Brunnenanlagen oder eine Ausweitung der Wasserrechte haben, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Weyand.

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