Katastrophale Folgen möglich: Öl-Pest am Nordpolarmeer

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Katastrophale Folgen möglich: Öl-Pest am Nordpolarmeer
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Über 20.000 Liter Öl verpesten die Natur in Sibirien.

Tausende Tonnen Dieselöl bedrohen die Natur am Nordpolarmeer. Spezialisten sind seit Tagen im Einsatz, um das Schlimmste zu verhindern. Unter anderem der Klimawandel soll Grund für die Öl-Pest sein.

Tausende Tonnen Dieselöl bedrohen die Natur am Nordpolarmeer. Hunderte Spezialisten sind deshalb dort im Einsatz, um das Schlimmste zu verhindern. Der Klimawandel und die lasche Handhabung der Sicherheitsmaßnahmen sollen Grund für die Katastrophe sein.

Was ist passiert?

Ende Mai waren durch ein Leck in einem Kraftwerk nahe der Industriestadt Norilsk rund 21.000 Tonnen Diesel ausgetreten. Experten gehen davon aus, dass die Natur Jahre brauchen werde, um sich zu erholen.

Das Kraftwerk gehört zu dem Unternehmen Nornickel (Norilsk Nickel), einer der weltgrößten Nickelproduzenten. Nach ersten Ermittlungen wurde dort ein Tank beschädigt, weil Stützen des Fundaments im Boden absackten. So seien schließlich am Tank Risse entstanden. 

Was wird jetzt unternommen?

Russland hat nach dem Austreten riesiger Mengen Brennstoff weitere Spezialisten zur Verstärkung bei den Aufräumarbeiten ans Nordpolarmeer geschickt. Laut Tagesschau sind dort etwa 700 Experten im Einsatz, um die verheerende Katastrophe einzudämmen. Spezielle Lastwagen seien im Einsatz, die besser für die Arbeit in der unwegsamen Landschaft geeignet seien, teilte der Zivilschutz der Region am Sonntag mit.

Die erste Reinigung der verschmutzten Naturgebiete im Hohen Norden soll etwa zwei Wochen dauern. Die Einsatzkräfte beseitigten bis zum vergangenen Wochenende rund 330 Tonnen Diesel. 14.000 Quadratmeter des verunreinigten Bodens sollen bearbeitet werden.

Es gebe auch Fortschritte bei der Reinigung des stark betroffenen Flusses Ambarnaja und seiner Nebenarme. Dazu sollen nun weitere Proben aus dem Boden und den Gewässern entnommen werden, um eine genauere Schätzung der Schäden zu bekommen, hieß es. Starker Wind erschwere jedoch die Reinigungsarbeiten, da der Brennstoff weitergetrieben werden könnte.

Hätte Schlimmeres verhindert werden können? 

Laut Umweltschützern wurde die Katastrophe jedoch viel zu spät gemeldet. Im Greenpeace-Interview sagte Meeresbiologe Dr. Christian Bussau: "Hätte man früher agiert, hätte vielleicht das Schlimmste verhindert werden können.“

Trotz aller Maßnahmen, die jetzt ergriffen werden, werde jedoch ein großer Teil der Giftstoffe in der Natur bleiben. Laut Bussau würden die Schadstoffe über die Flüsse verteilt, die schließlich in den arktischen Ozean münden. 

Ursache Klimawandel? Tauende Permafrostböden 

Hintergrund der Katastrophe seien die überdurchschnittlich hohen Temperaturen in Sibirien, die seit Jahren den Permafrostboden auch in der Tiefe stärker zum Tauen bringen, hieß es. 

Das Abtauen der Permafrostböden gilt seit Längerem als ein Kipppunkt im Klimawandel. Weitere Infos darüber erfährst du im Video:

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"In Zeiten des globalen Klimawandels ist dieses Problem charakteristisch für die Arktische Zone", teilte die Umweltorganisation Greenpeace mit. Die Bauten in der Region in Sibirien würden zunehmend an Stabilität verlieren. Deshalb seien regelmäßige Kontrollen der Kraftwerke und genauere Sicherheitsüberprüfungen notwendig.

Katastrophe hätte verhindert werden können

Die Leiterin der Umweltaufsicht, Swetlana Radionowa, betonte gegenüber der Agentur Tass.Radionowa, dass die Unternehmen ihre Kraftwerke besser kontrollieren müssen. "Ich denke, dass der Unfall in Norilsk alle zum Nachdenken bringen wird", sagte sie. Sie müssten Standards und Umweltanforderungen genauer erfüllen.

Nach einem Bericht des russischen Wirtschaftsblatts "Wedomosti" hätte so das Leck durchaus verhindert werden können. So habe es bereits vor Jahren Verhandlungen über die Installation eines speziellen Warnsystems gegeben, das das Auftreten von Rissen genau überwachen soll. Der Konzern bestätigte dies jedoch nicht. 

Inzwischen wurde der Kraftwerksleiter festgenommen und es wurden mehrere Ermittlungen eingeleitet. Die Konzernleitung von Nornickel betonte bei einer Besprechung mit Kremlchef Wladimir Putin, für alle Kosten aufkommen zu wollen.

Öl-Pest in der Arktis besonders dramatisch

Der Eintritt von Öl in das sensible arktische Ökosystem sei laut Bussau besonders dramatisch, weil die Natur sich aufgrund der wenigen Monate, in denen die Temperaturen an die 20 Grad heranreichen, nicht so schnell regenerieren kann.

Außerdem seien ölabbauende Bakterien in kalten Regionen kaum aktiv. Die Natur erholt sich dort also sehr, sehr langsam.

Katastrophale Folgen befürchtet

Die im Öl enthaltenen Giftstoffe haben Bussau zufolge "zum Teil krebserregende, erbgutverändernde und fortpflanzungsgefährdende Eigenschaften“. Einige Substanzen könnten zudem auch in die Nahrungskette gelangen.

Außerdem seien durch den Unfall viele kurzfristige Schäden möglich. Laut Bussau könnte es ein massives Sterben unter Fischen und anderen Lebewesen wie Muscheln, Schnecken, Krebse und Würmer geben. Die langfristigen Schäden seien noch nicht absehbar und hängen davon ab, wie gut die Reinigung gelinge.

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