Hat der Klimawandel Schuld? Zahl der Zecken womöglich gestiegen

- Redaktion - Quelle: dpa/wetter.com
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In diesem Sommer lauern in der Natur wohl mehr heimische und tropische Zecken als in den vergangenen Jahren. Schuld daran könnte der Klimawandel sein.

Wenn Kerstin Stiefel mit ihrem Hund aus der Natur zurückkehrt, hat sie den Eindruck, "dass er mehr von Zecken befallen ist als in früheren Jahren." Sie versuche stets, die winzigen Plagegeister sofort zu entfernen, sagt die Sprecherin des Landesuntersuchungsamtes (LUA) Rheinland-Pfalz in Koblenz.

Medizinprofessor Johannes Treib, Mitautor der Broschüre "Zeckenerkrankungen in Rheinland-Pfalz", ergänzt: "Subjektiv habe auch ich den Eindruck, dass es jetzt mehr Zecken gibt." 

Zahl der Zecken durch Wetterlage gestiegen

Das Wetter sei günstig für die Insekten, die Krankheiten übertragen könnten: warm, aber nicht zu heiß und nicht zu trocken. Der Chefarzt am Westpfalz-Klinikum in Kaiserslautern vermutet einen doppelten Effekt: Abgesehen von einer größeren Zeckenzahl könnte das sommerliche Wetter mehr Rheinland-Pfälzer in die Natur locken.

Klimawandel als Grund für tropische Zecken 

Weiter sagt der Experte, auch der Klimawandel könne bei einem Vormarsch der Blutsauger eine Rolle spielen. Im August 2018 hat laut Stiefel ein Pferdebesitzer in der Pfalz die erste in Rheinland-Pfalz bekanntgewordene tropische Hyalomma-Zecke von seinem Ross gepflückt.

Im vergangenen Jahr sind nach Angaben des Berliner Robert Koch-Instituts (RKI) insgesamt 19 Exemplare dieser bis zu zwei Zentimeter großen Zecke mit auffällig gestreiften Beinchen in acht Bundesländern gefunden worden.

Erstmals auch Überwinterung der tropischen Zecken

Erst vergangene Woche haben die Universität Hohenheim (Stuttgart) und das Münchener Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr mitgeteilt, dass erstmals Überwinterungen dieser spinnenartigen Zecken aus Afrika und Südeuropa in Deutschland nachgewiesen worden sind: am Niederrhein und in Niedersachsen.

Hyalomma-Zecken können Menschen wittern und Dutzende Meter weit verfolgen. Womöglich auch zunehmend in Rheinland-Pfalz. "Das Risiko besteht, dass Hyalomma-Exemplare in mehreren Jahren auch hier mehr ein Thema werden", sagt Treib.

Zählen der Zecken nur schwer möglich

Wie viele Millionen der kleineren heimischen Zecken, der sogenannten Holzböcke, Rheinland-Pfalz unsicher machen, lässt sich unmöglich zählen. Stiefel erklärt: "Selbst wenn man einen Quadratmeter vollständig erfassen könnte, ließe sich das nicht hochrechnen, weil Zecken je nach Gebiet unterschiedlich häufig sind."

Zählen lasse sich lediglich die Zahl der gemeldeten Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)- und Borreliose-Erkrankungen von Menschen nach einem Zeckenstich. "Wir sind aber in diesem Jahr noch am Anfang der Saison, da lässt sich kaum etwas mit letztem Jahr vergleichen", betont die LUA-Sprecherin.

Unklar, ob Erkrankungen gestiegen sind

Somit habe es wenig zu besagen, dass ihre Behörde bisher in diesem Jahr im Land sogar von etwas weniger Erkrankungen nach Zeckenstichen als im Vorjahreszeitraum erfahren habe. "Seit Januar 2019 sind uns 214 Fälle von Borreliose gemeldet worden, im Vorjahreszeitraum waren es 243, bis Jahresende 2018 insgesamt 1579", teilt Stiefel zum Stand am vergangenen Donnerstag mit. "FSME-Fälle gab es 2019 bisher null, im Vorjahreszeitraum war es einer, bis Jahresende insgesamt sechs."

Bis zu einem Drittel der heimischen Zecken haben sich laut dem LUA mit Borrelien, den bakteriellen Erregern der Lyme-Borreliose, angesteckt. Menschen können sich bundesweit infizieren. Borreliose beginnt oft mit einer "Wanderröte" um den Zeckenstich. Dann kann es zu Nervenschmerzen, neurologischen Ausfällen, Herzproblemen und Lyme-Arthritis kommen. Antibiotika können helfen - Impfungen nicht.

Zecken-Impfung kann FSME vorbeugen

Die weitaus seltenere Viruserkrankung FSME kann mit grippeähnlichen Symptomen einhergehen. Sie kann sogar zu Hirnhautentzündungen führen.
Gegen FSME gibt es Impfungen. Die FSME-Risikogebiete liegen eher im Süden der Republik. 

Medizinprofessor Treib sagt: "Man könnte vermuten, dass sich auch FSME mit dem Klimawandel nach Norden ausbreitet." Die Zahl der Fälle in Deutschland habe zugenommen. Laut einem diesjährigen Bericht des RKI sind 2018 bundesweit 583 FSME-Fälle gemeldet worden. Damit wurde der bisherige Höchstwert von 2006 (546) überschritten. Erstmals gibt es nun auch in Norddeutschland ein FSME-Risikogebiet, nämlich im niedersächsischen Kreis Emsland. 

Das ist in der Natur zu beachten

Das RKI empfiehlt, Zecken immer umgehend zu entfernen und die Wunde zu desinfizieren. Helle, geschlossene Kleidung könne Zeckenstichen vorbeugen helfen, ebenso das Vermeiden von Unterholz und hohem Gras.
Vom Bäumen lassen sich Zecken laut LUA-Sprecherin Stiefel entgegen einem landläufigen Irrtum nicht fallen.

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