Gefährliche Glätte! Zwei Tote, sehr viele Verletzte, Ausnahmezustand in Berlin 

- Redaktion - Quelle: dpa
Gefährliche Glätte! Zwei Tote, sehr viele Verletzte, Ausnahmezustand in Berlin 
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Ein 41-Jähriger hat bei einem Unfall wegen Glatteises eine Ampelanlage in Stollberg zerstört. Der Mann wurde nur leicht verletzt.

Sprühregen und frostige Temperaturen haben in Teilen Deutschlands zu glatten Straßen geführt. In einigen Regionen kam es zu Unfällen, die Feuerwehr in Berlin sprach von einem Ausnahmezustand.

Der Regen auf gefrorenem Boden verwandelte Straßen und Gehwege in Teilen Deutschlands schon am Donnerstagabend (11.01.2024) zu Rutschbahnen. Bis zum Freitagmittag (12.01.2024) wurden zahlreiche Unfälle aufgenommen, die unter anderem auch zwei Menschenleben forderten. Zudem gab es sehr viele Verletzte. Selbst die Polizei war in Glätteunfälle verwickelt.

Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnte generell vor verbreiteter Glätte, insbesondere in der Nordhälfte mit teilweise markanten Glättestellen. Meteorologen rieten in einigen Regionen Deutschlands dazu, nicht notwendige Aufenthalte im Freien zu vermeiden und Fahrten zu verschieben, da mit Behinderungen zu rechnen sei. Die Glätteperiode fiel zudem mit einem Warnstreik bei der Deutschen Bahn zusammen, was viele Pendler dazu zwang, auf das Auto umzusteigen.

Wie sich die Glättesituation in den kommenden Tagen darstellt, siehst du im Video:

Erhöhte Glättegefahr in verschiedenen Regionen - A61 zwischenzeitlich gesperrt

Am Freitagmorgen wurde vor allem in und um Berlin, Teilen Brandenburgs, Thüringens, Niedersachsens, Nordrhein-Westfalens und Sachsens vor "erhöhter Glättegefahr durch gefrierenden Regen" gewarnt.

Wie gefährlich die Wetterlage war, zeigte sich am Freitagmorgen in Rheinland-Pfalz. Dort führte Blitzeis zu einer rund zweistündigen Vollsperrung der Autobahn 61 bei Koblenz in Fahrtrichtung Norden. Mehrere Unfälle ereigneten sich in der Nähe der Rastanlage Mosel-Ost, was zur Sperrung führte, wie die Polizei in Koblenz mitteilte. Insgesamt wurden fünf Fahrzeuge beschädigt, es gab jedoch keine Verletzten. Der entstandene Schaden wurde auf einen fünfstelligen Betrag geschätzt, und zwei Fahrzeuge mussten abgeschleppt werden. Weitere Fahrzeuge gerieten auf dem vereisten Untergrund ins Schleudern, blieben jedoch unbeschädigt.

Die Autobahnmeisterei reagierte unverzüglich und setzte, laut Polizeiangaben, mehrfach Salz ein. Nach etwa zwei Stunden konnte die A61 in Richtung Norden wieder für den Verkehr freigegeben werden.

Auch andernorts in Rheinland-Pfalz kam es zu Glatteisunfällen. Auf einer Landstraße im Westerwald etwa kam eine Frau mit ihrem Wagen am Freitagmorgen bei Puderbach (Kreis Neuwied) in einer Kurve ins Schleudern. Das Auto prallte zunächst gegen die rechte Leitplanke und rutschte dann nach links in einen entgegenkommenden Pkw. Die in ihrem Wagen eingeklemmte schwer verletzte Frau musste von der Feuerwehr befreit werden, der Fahrer des anderen Wagens erlitt laut Polizei leichte Blessuren, beide kamen in Krankenhäuser. Die L264 wurde zeitweise gesperrt.

Tödlicher Unfall in Niedersachsen

Im niedersächsischen Landkreis Oldenburg ereignete sich ein tragischer Glätteunfall mit tödlichem Ausgang. Ein 29-jähriger Mann war am Freitagmorgen in Prinzhöfte unterwegs, als sein Wagen auf der eisglatten Straße von der Fahrbahn abkam. Der Kleinwagen kollidierte seitlich mit einem Baum, drehte sich und prallte dann mit der Beifahrerseite gegen einen weiteren Baum, wie die Polizei berichtete.

Obwohl Ersthelfer die Rettungskräfte alarmierten und den Mann aus dem Auto befreiten, konnte ein Notarzt nur noch den Tod des Fahrers feststellen.

Polizist bei Unfall schwer verletzt

Auf der A7 geriet eine Autofahrerin bei Seesen im Landkreis Goslar bei Eisglätte ins Schleudern. Ihr Auto erfasste dabei einen 53-jährigen Polizisten, der zu diesem Zeitpunkt am Donnerstagabend einen anderen Glätteunfall aufnehmen wollte. Der Polizist wurde gegen die Außenschutzplanke geschleudert und blieb schwer verletzt liegen. Die 30-jährige Fahrerin erlitt leichte Verletzungen, beide wurden ins Krankenhaus gebracht.

Die plötzlich auftretende Glätte führte auch im Landkreis Hameln-Pyrmont zu mehreren Unfällen mit Leichtverletzten am Donnerstag. Im Landkreis Northeim registrierte die Polizei bis zum Freitagmittag zehn durch Glätte verursachte Unfälle, bei denen es überwiegend bei Sachschäden blieb.

Auch in der Mitte und im Westen Niedersachsens kam es auf glatten Straßen zu Unfällen. In der Region Hannover meldete die Polizei bis zum Freitagmorgen knapp 20 Unfälle in Verbindung mit den winterlichen Witterungsbedingungen. In Lemwerder im Landkreis Wesermarsch rutschte ein Sattelzug von der Straße und prallte gegen eine Laterne. Der Fahrer blieb unverletzt.

Verkehrsunfälle und Behinderungen

Auf der Autobahn 72 in Sachsen bei Hartenstein geriet laut Polizei auf eisglatter Fahrbahn ein Auto ins Schleudern und prallte gegen die Mittelleitplanke. Verletzt wurde bei dem Unfall am Donnerstagabend den Angaben zufolge niemand. Zwei Leichtverletzte gab es bei einem Glätteunfall auf der A70 in Oberfranken.

Im hessischen Kassel führte Blitzeis laut Polizei in der Zeit zwischen Donnerstagabend und Freitagmorgen zu mehr als 40 Unfällen. Insgesamt seien dabei vier Menschen leicht verletzt worden.

Viele Verletzte und ein Toter bei Unfällen in Nordrhein-Westfalen

Auch in Nordrhein-Westfalen gab es auf teils spiegelglatten Straßen Dutzende Verkehrsunfälle mit vielen Verletzten. In mehreren Regionen stürzten Fahrrad- und Motorradfahrer. In Dortmund wurde ein 55-jähriger Fahrradfahrer bei einem Sturz auf eisglatter Straße im Hafengebiet so schwer verletzt, dass er im Krankenhaus starb.

In Münster rutschte eine 20-jährige Fußgängerin aus, stürzte auf die Fahrbahn und wurde von einem Bus am Bein überrollt. In Lünen stürzte ein 52-jähriger Fußgänger so unglücklich, dass vor Ort Wiederbelebungsmaßnahmen erforderlich waren. Im gesamten Land hatten Rettungskräfte zudem mit Knochenbrüchen und Platzwunden zu tun.

Auch Polizeiautos in Unfälle verwickelt

In Dülmen im Norden des Ruhrgebiets kollidierten auf einer Bundesstraße sechs Fahrzeuge miteinander, wobei die Insassen nur leichte Verletzungen erlitten. Als die Polizei den Unfall aufnehmen wollte, geriet ein weiterer Autofahrer ins Schlingern und prallte gegen den Streifenwagen. Auch in Bad Oeynhausen hatte die Polizei mit Glätteproblemen zu kämpfen: An der Unfallstelle war es so glatt, dass der Streifenwagen nicht rechtzeitig zum Stehen kam und selbst ein weiteres der Unfallfahrzeuge rammte.

In Reichshof bei Gummersbach kam es zu einem Unfall, weil das Wasser auf der Abdeckplane eines Lastwagens gefroren war. In einer Kurve fielen große Eisplatten in den Gegenverkehr und durchschlugen die Windschutzscheibe eines Autos.

In ersten Bilanzen sprach die Polizei in Nordrhein-Westfalen von Hunderten Unfällen. Allein in Dortmund gab es mehr als 100 Glätte-Einsätze, mehr als 80 in Bochum, jeweils mehr als 70 in den Kreisen Recklinghausen und Wesel, 60 im Kreis Borken, 50 in Bochum, rund 40 im Kreis Coesfeld, in Hamm und Münster. In Essen konnte die Müllabfuhr teilweise nicht in hügelige Wohngebiete gelangen, da die Straßen zu glatt waren.

Brücke in NRW am Donnerstag teils komplett gesperrt

Bereits am Donnerstagabend führte gefrierender Regen in Teilen des Landes zu erheblichen Problemen. In Wesel wurde die Niederrheinbrücke wegen einer vereisten Fahrbahn zeitweise komplett gesperrt. Auf der Autobahn 2 in Ostwestfalen wurde die Abfahrt Herford/Bad Salzuflen aufgrund von Glätte von der Polizei abgesperrt.

In Moers berichteten Feuerwehrleute, dass sie manchmal nicht zu Unfallstellen vordringen konnten, weil die Anfahrt durch andere Unfälle blockiert war. Krankenwagen konnten Verletzte nur mit Schrittgeschwindigkeit in die Kliniken transportieren.

Vereiste Straßen und Gehwege in Berlin 

In Berlin waren Gehwege und Nebenstraßen über Stunden teilweise vereist. Die Feuerwehr in der Hauptstadt sprach am Donnerstag auf der Online-Plattform X, vormals Twitter, von einem Ausnahmezustand. Nach Angaben eines Feuerwehrsprechers beruhigte sich die Lage ab 21 Uhr. Noch am Freitagmorgen war es stellenweise glatt. Die Polizei teilte mit, die Einsatzlage sei zunächst nicht auffällig gewesen.

https://twitter.com/Berliner_Fw/status/1745491551713718597

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