Fördertopf reicht nicht: Kostet nachhaltiges Bauen zu viel?

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Fördertopf reicht nicht: Kostet nachhaltiges Bauen zu viel?
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Klimaschutz ist teuer.

Die Födergelder für energiesparende Neubauten scheinen hinten und vorne nicht zu reichen. Klimaschutz ist teuer. Nachhaltigkeit also nur für diejenigen, die es sich leisten können?

Solaranlagen auf dem Dach, Erdwärme, Wassereffizienz - das kostet. Als im April der Startschuss für die erste Stufe zur KfW-Förderung von energiesparenden Neubauten viel, war der Geldtopf von einer Milliarde Euro innerhalb weniger Stunden ausgeschöpft. Auch in Stufe 2, die ab dem 29. Juni gilt, soll das Kontingent schnell ausgeschöpft sein, befürchtet die Union. Die Hälfte war bereits nach 40 Tagen aufgebraucht.

Ab Januar 2023 gilt dann mit veränderten Kriterien ein neues Förderprogramm. Wie lange wird es dauern, bis auch diese Gelder auch hier ausgeschöpft sind? Ist der vorgesehene klimaneutrale Gebäudestand bis 2050 überhaupt realisierbar?

"Bisher nur Unzuverlässigkeit verlässlich"

Die baden-württembergische Wohnungsbauministerin Nicole Razavi findet: „Diese Unsicherheit, wie es weitergehen wird, ist investitionsfeindlich und konterkariert unsere Bemühungen zur Schaffung von mehr Wohnraum.“

Das Hin und Her bei der Wohnungsbauförderung des Bundes kritisiert sie scharf. „Gerade das Planen und Bauen von klimafreundlichen Wohnungen braucht verlässliche Rahmenbedingungen. Verlässlich ist die neue Bundesregierung bislang aber nur in ihrer Unzuverlässigkeit.“

Das findet auch der hessische Energieberater Hohmann. „Wenn man für den Bau eines Hauses mit 100.000 Euro Fördergeldern rechnet, und die fallen plötzlich weg, kann das gerade in Zeiten steigender Baustoffpreise für den Bauherren problematisch werden“, sagt er gegenüber dem Nachrichtenmagazin „tageschau“.

Wie soll nachhaltiges Bauen finanziert werden?

"Je nachhaltiger und energieeffizienter gebaut wird, desto mehr muss investiert werden", erklärt Jörg Schumacher, Referatsleiter für Nachhaltigkeit bei der Bundesarchitektenkammer, gegenüber dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" (RND). Jedoch würden diese Investitionen auch zu geringeren Energieausgaben führen.

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"Baukosten und Betriebskosten können sich im Laufe des Lebenszyklus eines Gebäudes ausgleichen", so Schumacher. Er gibt jedoch zu bedenken, dass die Rechnung bei einem Bau besser als Effizienzhausstandard 55 nicht mehr aufgehe.

Dann würden weitere Energieeinsparungen mit einem überproportional großen Kostenaufwand nötig. Darum vernachlässige ein zu einseitiger Fokus auf die Energieeffizienz das eigentliche Ziel, nämlich die Klimaneutralität, erläutert Schumacher gegenüber dem „RND“.

Energieeffizienz bei Ampel "das fünfte Rad" am Wagen

Die staatliche Förderung ist für die Umsetzung vom klimafreundlichen Bauen ein Muss. Doch Energieeffizienz sei in der Klimapolitik der Ampel das "fünfte Rad" am Wagen, kritisierte der energie- und klimapolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Andreas Jung.

"Statt Vorfahrt und Beschleunigung lautet das Prinzip der Ampel ‚Stop and Go‘."

Die Union fordere Klarheit und Verlässlichkeit für diejenigen, die Ökohäuser bauen oder ihre alten Häuser ökologisch sanieren wollen. "Gerade jetzt müsste die Ampel die Förderung mit höchster Priorität voranbringen", so Jung.

"Klimaschutz kostet Geld"

Eine ähnliche Meinung vertritt Tim-Oliver Müller, Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie. Nicht nur angesichts stark steigender Materialkosten seien bezahlbare Mieten im Wohnungsneubau ohne eine staatliche Förderung nicht zu realisieren. "Klimaschutz kostet Geld", betont er.

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Das ließe sich nicht allein über erhöhte Mieten refinanzieren. Hier sieht er die Politik in der Pflicht. Er fordert mehr staatliche Förderprogramme, die Geringverdiener entlasten und klimaschonendes Bauen unterstützen.

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