Erneut Unwetter-Chaos in Berlin: Frau gestorben - Bahnverkehr massiv gestört
Nach einem heftigen Unwetter in Berlin und Brandenburg muss die Feuerwehr umgestürzte Bäume beseitigen, Nah- und Regionalverkehr bleiben eingeschränkt. Eine Frau ist gestorben.
Schon wieder sind schwere Gewitter über Deutschland hinweggezogen - und erneut haben die Unwetter Berlin und Brandenburg am heftigsten erwischt. Die Berliner Feuerwehr steht dementsprechend weiterhin vor umfangreichen Aufräumarbeiten. Bis Freitagmorgen wurden über 1000 wetterbedingte Einsätze gezählt, wie ein Sprecher der Feuerwehr mitteilte. Besonders die Schäden durch Sturmböen beschäftigen die Einsatzkräfte weiterhin.
Bereits zu Wochenbeginn hatte ein Unwetter in der Hauptstadt für Chaos gesorgt, doch der Donnerstag brachte noch höhere Einsatzzahlen mit sich. Vor allem im Norden Berlins seien zahlreiche Straßen durch umgestürzte Bäume blockiert. Allein bei Konradshöhe seien etwa 16 Bäume in unmittelbarer Nähe zueinander umgestürzt.
Frau nach Unwetterunfall im Krankenhaus gestorben
Nach einem Unwetterunfall ist eine Frau im brandenburgischen Potsdam an ihren schweren Verletzungen gestorben. "Die lebensgefährlich verletzte Frau ist leider trotz aller medizinischen Maßnahmen im Krankenhaus verstorben", teilte die Stadtverwaltung mit. Sie war von einer herabstürzenden Baumkrone getroffen worden.
Die Frau war am Donnerstag mit einem Mann im Neuen Garten in Potsdam mit dem Fahrrad unterwegs. Als das Unwetter einsetzte, brach die Krone einer Eiche ab und begrub beide unter sich. Der Mann erlitt schwere Verletzungen, befand sich aber nicht in Lebensgefahr.
Die Berliner Feuerwehr berichtet von mindestens zwei Schwerverletzten in der Hauptstadt. Einer von ihnen war zu Fuß in Heiligensee unterwegs, als ihn ein umstürzender Baum traf und in einen Graben schleuderte. Ein weiterer Mann wurde schwer verletzt, als ein Baum in Heiligensee auf sein Auto stürzte. Beide Verletzten kamen ins Krankenhaus.
Einschränkungen im Berliner Nahverkehr: S-Bahn weiter gestört
Die S-Bahn-Linie S9 fährt inzwischen wieder durchgehend bis Spandau. Auf der S1 wurde ab kurz vor 8 Uhr der Betrieb zwischen Birkenwerder und Oranienburg wieder aufgenommen. In Berlin endet die Linie S1 jedoch weiterhin in Schönholz. Zwischen Schönholz und Hohen Neuendorf fahren Ersatzbusse. Auf der S25 bedienen derzeit Ersatzbusse die Stationen zwischen Hennigsdorf und Tegel.
Komplett eingestellt bleiben die Linien S26 und S85. Die S3 fährt nur zwischen Erkner und Charlottenburg, die S8 verkehrt zwischen Wildau bzw. Grünau und Schönfließ.
Regional- und Fernverkehr weiterhin beeinträchtigt
Im Regionalverkehr kommt es weiterhin zu erheblichen Ausfällen. Die Linie RB10 zwischen Nauen und Berlin-Südkreuz ist komplett eingestellt. Der RE4 fährt nicht zwischen Spandau und Buschow; hier gibt es Ersatzverkehr. Auch auf den Linien RE6, RB20, RB21 und RB55 fallen Züge oder einzelne Halte aus.
Im Fernverkehr ist die Strecke zwischen Hamburg und Berlin wieder frei. Zwischen Berlin und Hannover wird jedoch aktuell nur eingleisig gefahren, wodurch es zu Verzögerungen kommen kann.
Nordwesten Berlins besonders schwer getroffen - Tegeler Forst gesperrt
Die Berliner Feuerwehr war im gesamten Stadtgebiet im Einsatz, um umgestürzte Bäume, abgebrochene Äste und andere Unwetterschäden zu beseitigen. Besonders schwer betroffen waren der Nordwesten Berlins, insbesondere Nord-Spandau, Heiligensee und Tegel. Dort mussten Einsatzkräfte sogar Boote retten, die auf Gewässern gekentert waren.
Einsatzkräfte der Feuerwehr arbeiten an einem Baum, der zum Teil auf ein Haus in Berlin Reinickendorf gestürzt ist. Quelle: dpa
Im Tegeler Forst blockieren zahlreiche umgestürzte Bäume und Äste die Wege, sodass dieser Bereich von der Senatsverwaltung für Umwelt vorsorglich gesperrt wurde. Es besteht die Gefahr weiterer umstürzender Bäume.
Lebensgefahr! Parks und Grünanlagen in Berlin meiden!
Nach dem Unwetter in Berlin warnt das Bezirksamt Mitte dringend vor dem Betreten von Parks und Grünanlagen in seinem Bereich. Infolge des Sturms am Donnerstag sind zahlreiche Bäume umgestürzt oder beschädigt. "Für Menschen, die sich in Parks und Grünanlagen aufhalten, besteht Lebensgefahr", teilte das Bezirksamt mit. "Auch nach dem Sturm können Bäume unvermittelt umstürzen oder Äste herabfallen." Die Empfehlung lautet deshalb: "Bitte betreten Sie die Grünanlagen erst wieder, sobald Entwarnung gegeben wurde."
Die öffentlichen Grün- und Erholungsanlagen sollten so lange gemieden werden, bis das Straßen- und Grünflächenamt alle gravierenden Schäden beseitigen konnte.
Bereits am Montag war es in Berlin zu massiven Schäden durch Sturmböen gekommen. Damals stürzte im Spandauer Forst ein Baum auf ein Auto und tötete eine 55-jährige Frau. Auch der S-Bahn-Verkehr musste am Montag über Stunden hinweg eingestellt werden, ebenso waren Regional- und Fernzüge betroffen.
Unwetter in der Lausitz: Äste auf Stromleitungen - Waldbrand gelöscht
In der Lausitz blockierten umgestürzte Bäume am Donnerstag Straßen, Äste sorgten auf Stromleitungen für Probleme. Besonders betroffen gewesen seien Cottbus und die Kreise Dahme-Spreewald und Elbe-Elster, sagte ein Sprecher der Regionalleitstelle am Donnerstagabend: "Wir hatten in der ersten Stunde nach Beginn 81 Notrufe, in der zweiten dann 109 Notrufe." Auf die Ausnahmelage sei die Leitstelle aber vorbereitet gewesen und habe zusätzliches Personal im Einsatz gehabt.
Positiv sei gewesen, dass das Unwetter dafür gesorgt habe, dass ein Waldbrand bei Fischwasser-Rückersdorf nun durch den Regen gelöscht sei.
Windhose in Thüringen
Wegen des Unwetters hat es auch in Thüringen zahlreiche Feuerwehreinsätze gegeben. Unter anderem das Eichsfeld im Nordwesten des Landes war betroffen. Dort gab es nach Angaben der Leitstelle zahlreiche Unwettereinsätze. Ein Schwerpunkt war den Angaben zufolge Dingelstädt. Dort habe es eine Windhose gegeben. Mehrere Bäume seien umgestürzt.
Laut "Thüringer Allgemeine" kam es auch in Erfurt zu mehreren Feuerwehreinsätzen. Dort seien mehrere Bäume umgestürzt.
Norden Sachsen-Anhalts stark betroffen
In Sachsen-Anhalt war die Altmark im Norden des Bundeslandes besonders stark von den Unwettern betroffen. Die Leitstelle meldete bis 20 Uhr am Donnerstag für die Kreise Stendal und Salzwedel rund 280 Einsätze. Die meisten Notrufe gingen wegen umgestürzter Bäume, gerissenen Stromleitungen, beschädigten Dächern und Autos ein, erklärte eine Sprecherin. Am Abend hatte sich die Lage wieder beruhigt.
Allein im Landkreis Stendal gab es nach Angaben eines Kreissprechers 154 Einsätze. Am Freitagmorgen sei die Feuerwehr immer noch bei fünf Einsätzen unterwegs gewesen. In der Regel habe es sich um umgestürzte Bäume auf Straßen oder Fahrzeugen gehandelt. Vor allem bei Uenglingen, nördlich von Stendal, seien auf einer Strecke von eineinhalb Kilometern unzählige Bäume umgekippt. Die Feuerwehren hätten sich von beiden Seiten durcharbeiten müssen.
Auch der Bahnverkehr in der Region ist weiter beeinträchtigt. So muss nach Angaben der Bahn eine Oberleitung auf der Strecke zwischen Hannover und Stendal/Berlin repariert werden. Dadurch komme es zu Zugausfällen und Verspätungen im Fernverkehr.
Im Landkreis Harz und im Altmarkkreis Salzwedel gab es mehrere Einsätze der Feuerwehr wegen umgestürzter Bäume auf Straßen. Nach Angaben der Stadt Gardelegen gab es allein auf dem Gebiet der Einheitsgemeinde 106 Einsätze. Daran seien rund 170 Einsatzkräfte beteiligt gewesen. Die Aufräumarbeiten dauerten am Freitagmorgen noch an. Weil Bäume drohen umzustürzen, bleibt den Angaben zufolge auch der Friedhof in Gardelegen vorerst weiterhin gesperrt.
Umgestürzte Bäume auch in Hessen
In Hessen sind wegen eines Unwetters am Donnerstagnachmittag im Raum Gießen und Kassel mehrere Bäume umgestürzt. Ansonsten hielten sich die Schäden nach ersten Erkenntnissen aber in Grenzen, wie die beiden Polizeipräsidien auf Anfrage mitteilten.
Im Raum Kassel sei alles weitgehend glimpflich verlaufen, sagte eine Polizeisprecherin. Größere Straßensperrungen habe es nicht gegeben. Vereinzelt seien Bäume umgestürzt, etwa im Werra-Meißner-Kreis.
Ein Polizeisprecher aus Gießen berichtete von Bäumen, die in Lollar und Wettenberg auf die Straße fielen. Die Feuerwehren und der Bauhof kümmerten sich demnach schnell um die Vorfälle. In Staufenberg sei ein Baum auf ein Auto gestürzt. Nähere Details seien nicht bekannt. Außerdem sei es durch einen Baum, der auf die Gleise gefallen sei, zu einer Bahnstörung bei Gießen gekommen.
Unwetter in Bayern verlaufen "harmlos"
Die Unwetter in Bayern am Donnerstagabend und in der Nacht zum Freitag waren laut Polizei zum Glück "harmlos". Die Einsatzzentralen aus Ober- und Niederbayern sowie Schwaben sprachen am Freitagmorgen von keinen Verletzten oder Schäden.
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