Ernährungssicherheit: Für viele Staaten ist nicht nur der Klimawandel ein Problem

- Quelle: dpa
Ernährungssicherheit: Für viele Staaten ist nicht nur der Klimawandel ein Problem
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Neben dem Klimawandel verstärken Hunger und Kriege in vielen Regionen eine Krise.

Die Welthungerhilfe fordert, Ernährungssicherheit in der Klimapolitik mit zu bedenken. Denn Hunger ist ein oft unterschätzter Faktor, der Krisen und Konflikte zusätzlich bestärkt.

Kriege und Vertreibungen verstärken den Hunger in vielen Ländern. Aber auch Defizite und Raubbau in der Landwirtschaft sind Probleme. Ein Experte der Welthungerhilfe mahnt nun, das Thema Ernährung beim Kampf gegen den Klimawandel zu beachten.

Hunger beschleunigt Konflikte

Die Welthungerhilfe erwartet von der neuen Bundesregierung ein verstärktes internationales Engagement für Ernährungssicherheit und eine nachhaltige Landwirtschaft. "Das Thema Ernährungssicherung und Hunger wird immer wieder von vielen unterschätzt. Das ist der Katalysator für die nächsten Konflikte", sagt Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

"Und bei aller Schwerpunktsetzung auf Klimawandel - und das sehe ich auch als extrem wichtiges Thema - dürfen wir nicht vergessen, dass es hier grundlegende Zusammenhänge gibt."

Die neue Bundesregierung muss handeln

Von der neuen Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP werde erwartet, dass das Thema Ernährungssicherheit auf jeden Fall weitergeführt werde. Zudem müsse der Haushalt 2022 nachgebessert werden, um das Finanzierungsniveau von 2021 zu erhalten.

In der humanitären Hilfe erwartet die Welthungerhilfe, dass Nichtregierungsorganisationen stärker am Aufwuchs der Mittel im Auswärtigen Amt beteiligt werden und vorausschauende humanitäre Hilfe stärker berücksichtigt werde.

Wo die Welt aktuell bei Klimawandel und Klimaschutz steht, erfährst du hier.

Investitionen in ländliche Räume sollen Lebensbasis schaffen

"Der Hunger ist wieder auf dem Vormarsch, Ernährungsunsicherheit nimmt weltweit zu, daher müssen wir unbedingt die Landwirtschaft stärken und mehr Investitionen in die ländlichen Räume lenken", mahnt Mogge.

"Wir wissen genau, was das eigentlich kostet und welche Maßnahmen am meisten bewirken. Hier gilt es, die Empfehlungen der Wissenschaftler:innen tatsächlich umzusetzen." Idealerweise müsse Klimaschutz damit verbunden werden, dass Bauern im Süden eine nachhaltige Basis für ihre Landwirtschaft erhalten. "Dieses Zusammenspiel müssen wir besser hinbekommen", fordert er.

Dürre zieht Hungernöte nach sich

Mit Sorge blickt die Organisation auf Konfliktregionen in der Welt. "Wir vermuten, dass sich die Dürre am Horn von Afrika, ganz konkret Äthiopien, Sudan, Kenia, Somalia und sogar bis nach Uganda hinein deutlich verschärfen wird", sagt Mogge. Die Lage dort werde sich eher noch verschlimmern - wegen der andauernden Dürresituation und aufgrund der Kämpfe in Äthiopien, auch wenn aktuell ein leichter Rückgang dieser Kämpfe zu beobachten sei.

Wie stark Afrika mit Dürre und Fluten zu kämpfen hat, erfährst du hier.

Kriege und Krankheiten sind ein zusätzlicher Problem-Faktor

Besorgniserregend ist demnach auch die Situation in Westafrika, wo die Bundeswehr und andere Staaten in Mali und Niger militärisch präsent sind. Erreicht worden sei bisher "leider relativ wenig". "Die Unsicherheit, der Krieg in der Sahelregion geht weiter. Genauso sieht es aus bei der Ausbreitung von radikalen Ideologien, auch über den Sahel hinaus."

Man hört schon erste Berichte, dass die radikalen Positionen in den Küstenländern angekommen sind, erklärt Mogge. "Und gleichzeitig verschärft sich die humanitäre Situation immer weiter, einerseits durch den Fortbestand der Konflikte, aber auch durch Trockenheit, durch Klimawandel und durch Covid-19."

Friedensbemühungen müssen vorangetrieben werden

Er forderte Lehren aus dem Einsatz in Afghanistan zu ziehen, auch wenn man diese nicht eins zu eins übertragen könne. Dazu gehöre, dass man eine gemeinsame Strategie mit der Regierung haben müsse. "Man sollte immer dem zivilen Aufbau, den zivilen Friedensbemühungen Vorrang geben."

Militärische Interventionen sollten immer allerletztes Mittel sein, sagt Mogge. "Leider wird das zu selten beherzigt. Eine große Militärpräsenz führt nicht notwendigerweise zu mehr Sicherheit."

Ist es für Afghanistan schon zu spät?

In Afghanistan werde jetzt sehr viel davon abhängen, wie sich die internationale Gemeinschaft gegenüber der Taliban-Regierung verhalte und "ob sie bereit ist, zumindest Konzessionen an die Taliban-Regierung zu machen, die eine humanitäre Versorgung der Bevölkerung einigermaßen sicherstellen", so der Experte.

Nach dem fluchtartigen Abzug der internationalen Truppen gelte hier eine moralische Verpflichtung, dem afghanischen Volk in dieser schwierigen Zeit zur Seite zu stehen. Durch den Zusammenbruch des Bankensystems und den fortschreitenden Zusammenbruch des gesamten Wirtschaftssystems in Afghanistan sei es schwer, überhaupt noch zu helfen.

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