Ein Wechselbad der Gefühle

- Alexander Marx
Ein Wechselbad der Gefühle
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Ebenso wie im Vorjahr war das Frühjahr 2015, mit den Monaten März, April und Mai, auch diesmal wieder insgesamt recht warm, sehr sonnig und fast überall viel zu trocken. Das meldet der Deutsche Wetterdienst (DWD) nach ersten Auswertungen der Ergebnisse seiner rund 2000 Messstationen.

Die Durchschnittstemperatur in Deutschland lag im Frühling 2015 mit 8,8 Grad Celsius (°C) um 1,1 Grad über dem Wert der international gültigen Referenzperiode 1961 bis 1990. Gegenüber der Vergleichsperiode 1981 bis 2010 betrug die Abweichung +0,3 Grad.

Im Frühling 2015 wechselten sich wärmere und kältere Abschnitte immer wieder ab. So trat bis weit in den Mai hinein häufig noch Nachtfrost auf, wie z.B. am 22.5. in Bad Königshofen in Unterfranken mit -1,5°C. Am tiefsten sank das Quecksilber am 7. März in Oberstdorf mit -10,6°C. Hochsommerliche Hitze herrschte dagegen bereits am 12. Mai: An Rhein, Main und Neckar kletterte die Temperatur vereinzelt über 30°C. Ohlsbach, südöstlich von Offenburg, meldete dabei mit 31,3°C den höchsten Wert.

Zwischen großer Trockenheit und reichlich Niederschlägen

In Deutschland blieb die Niederschlagsmenge im Frühling 2015 mit etwa 145 Litern pro Quadratmeter (l/m²) um 22 Prozent unter dem Klimawert von 186 l/m². Damit konnte der DWD bereits den sechsten zu trockenen Frühling in den letzten sieben Jahren zählen.

Besonders die Mitte Deutschlands litt unter anhaltender Trockenheit. So kam in Südhessen, Rheinhessen und Unterfranken mit örtlich weniger als 50 l/m² teilweise nicht einmal ein Drittel des Solls zustande. Wasser fehlte hauptsächlich auf den Feldern, in Gärten und Anlagen. In vielen Wäldern herrschte höchste Brandgefahr.

Völlig anders sah es sowohl im Norden als auch im Süden Deutschlands aus, dort fiel reichlich Regen. Am unmittelbaren Alpenrand sowie im südlichen Schwarzwald waren es gebietsweise mehr als 530 l/m². Die größte Tagesmenge meldete dabei St. Blasien-Menzenschwand am 29. März mit 96 l/m².

Am 31. März fegte das Orkantief NIKLAS mit Böen bis 150 km/h über Deutschland hinweg. Heftige Gewitter mit Starkregen, Hagel, Sturm und Tornados verursachten am 5. und 13. Mai vor allem in Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg und Bayern örtlich große Schäden.

Ein sonnenscheinreicher Frühling

Mit rund 545 Sonnenstunden kam der Frühling 2015 auf 119 Prozent seines Klimawertes von 459 Stunden. Er verpasste damit nur knapp eine Platzierung unter den ersten zehn seit Messbeginn im Jahr 1951. Sonnenscheinreiche Regionen lagen verstreut im ganzen Bundesgebiet: Die Insel Rügen und ihre Umgebung, Rheinhessen, die Oberlausitz, der Breisgau und der Kraichgau erreichten örtlich mehr als 620 Stunden und lagen damit weit über dem Klimamittel. Am wenigsten zeigte sich die Sonne im äußersten Süden und Südosten Bayerns, z. T. mit weniger als 450 Stunden.

Das Wetter in den Bundesländern im Frühling 2015
(In Klammern jeweils die vieljährigen Mittelwerte der intern. Referenzperiode)

 

Schleswig-Holstein und Hamburg

Obwohl der Frühling 2015 in Schleswig-Holstein zu warm ausfiel, war es mit 8,1°C (7,1°C) das kälteste Bundesland. Mit etwa 162 l/m² (155 l/m²) gehörte es zu den niederschlagsreichen Regionen, die Sonne zeigte sich rund 540 Stunden (492 Stunden). Hamburg kam auf 8,8°C (8,0°C). Die Hansestadt zählte mit rund 160 l/m² (163 l/m²) zu den nassen und mit etwa 533 Stunden (470 Stunden) zu den sonnenscheinarmen Bundesländern. Bei einem Gewittersturm am 5. Mai starb in Hamburg ein Mann durch ein herabstürzendes Vordach.
 

Niedersachsen und Bremen

Im Frühling 2015 betrug die Mitteltemperatur in Niedersachsen 8,6°C (7,9°C) und die Niederschlagsmenge etwa 138 l/m² (168 l/m²). Bremen erreichte 8,7°C (8,0°C) und zirka 140 l/m² (159 l/m²). Niedersachsen mit ungefähr 528 Stunden (455 Stunden) und Bremen mit rund 530 Stunden (462 Stunden) waren die beiden sonnenscheinärmsten Bundesländer.
 

Mecklenburg-Vorpommern

Mecklenburg-Vorpommern zählte im Frühling 2015 mit 8,5°C (7,2°C) zu den kühleren Bundesländern. Die Niederschlagsmenge lag bei rund 130 l/m² (134 l/m²) und die Sonnenscheindauer bei etwa 545 Stunden (516 Stunden). Die Insel Rügen und die Umgebung erhielt im Frühling bis zu 650 Stunden Sonnenschein. Südlich von Rostock wüteten am 5. Mai schwere Gewitter: In Laage fielen 84 l/m² und ein heftiger Tornado zerstörte in Bützow zahlreiche Häuser.

Brandenburg und Berlin

Brandenburg war mit 9,1°C (8,2°C) ein warmes, mit ungefähr 87 l/m² (131 l/m²) das zweittrockenste und mit rund 570 Stunden (507 Stunden) ein sonnenscheinreiches Bundesland. Berlin präsentierte sich im Frühling 2015 mit 9,7°C (8,7°C) als das wärmste und mit rund 80 l/m² (132 l/m²) als das trockenste Bundesland. Die Sonne zeigte sich in Berlin etwa 555 Stunden (507 Stunden).

Sachsen-Anhalt

Sachsen-Anhalt meldete bei 9,0°C (8,1°C) rund etwa 88 l/m² (135 l/m²) und rund 575 Sonnenstunden (468 Stunden). Damit gehörte es im Frühling 2015 zu den trockenen und sonnigen Bundesländern. Am 31. März ließ Orkantief NIKLAS in Groß Santersleben bei Magdeburg eine Mauer umstürzen, die einen Mann erschlug.

Sachsen

Der Frühling 2015 kam hier im Schnitt auf 8,7°C (7,6°C) und zirka 120 l/m² (171 l/m²). Mit rund 593 Stunden (460 Stunden) war Sachsen das sonnenscheinreichste Bundesland. In Deutschneudorf-Brüderwiese im Erzgebirge sank die Temperatur in der Nacht zum 7. April auf -9,9°C.

Thüringen

Im Frühling 2015 war Thüringen mit 8,4°C (7,1°C) das zweitkühlste Bundesland. Die Niederschlagsmenge summierte sich auf ungefähr rund 100 l/m² (176 l/m²) und die Sonnenscheindauer auf etwa 565 Stunden (448 Stunden).

Nordrhein-Westfalen

Die DWD-Meteorologen konnten für Nordrhein-Westfalen 8,9°C (8,3°C), rund 135 l/m² (205 l/m²) und 540 Sonnenstunden (441 Stunden) verbuchen.

Hessen

Im Frühling 2015 betrug die Durchschnittstemperatur 8,8°C (7,8°C). Die Sonnenscheindauer überstieg das Soll (452 Stunden) mit rund 575 Stunden um 27 Prozent, während die Niederschlagsmenge mit knapp 100 l/m² (191 l/m²) nur 51 Prozent erreichte. Zu den deutschlandweit trockensten Messstellen gehörte das Rhein-Main-Gebiet, wo mit insgesamt etwa 55 l/m² nur ein Drittel des Solls zustande kam.

Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz zählte im Frühling 2015 mit 9,3°C (8,1°C) zu den warmen Regionen Deutschlands. Die Niederschlagsmenge blieb mit rund 105 l/m² um 45 Prozent unter dem Soll (191 l/m²), die Sonnenscheindauer lag mit etwa 575 Stunden (453 Stunden) dagegen um 27 Prozent darüber. Orkantief NIKLAS ließ am 31. März bei Montabaur einen Baum auf ein Auto stürzen, in dem zwei Männer starben.

Saarland

Im Frühling 2015 war das Saarland mit 9,3°C (8,4°C) eines der wärmsten Bundesländer. Die Niederschlagsmenge betrug rund 140 l/m² (222 l/m²) und die Sonnenscheindauer etwa 557 Stunden (468 Stunden).

Baden-Württemberg

Die DWD-Experten registrierten für Baden-Württemberg 9,0°C (7,6°C). Die bundesweit höchste Temperatur des Frühlings wurde am 12. Mai in Baden-Württemberg gemessen: In Ohlsbach, südöstlich von Offenburg, kletterte das Quecksilber auf 31,3°C. Mit rund 200 l/m² war Baden-Württemberg das Bundesland mit dem zweitmeisten Niederschlag (243 l/m²). St. Blasien-Menzenschwand meldete am 29. März eine Tagessumme von 96 l/m². Schwere Gewitter mit Hagel und ein Tornado verursachten am 13. in Südbaden erhebliche Schäden. Mit etwa 580 Stunden (457 Stunden) war Baden-Württemberg eines der sonnigsten Bundesländer.

Bayern

Bayern war mit 8,5°C (7,2°C) ein vergleichsweise kühles, mit gut 200 l/m² (223 l/m²) das niederschlagsreichste und mit rund 540 Stunden (466 Stunden) ein relativ sonnenscheinarmes Bundesland mit vielen Gegensätzen: Die deutschlandweit niedrigste Temperatur meldete Oberstdorf am 7. März mit -10,6°C, während Kitzingen am Main am 12. Mai mit 31,2°C den zweithöchsten Wert verzeichnete. Im Stau der Alpen fielen örtlich mehr als 530 l/m², d. h. 150 Prozent des Solls, in Unterfranken dagegen mit rund 55 l/m² nur ein Drittel. Südostbayern war mit weniger als 450 Stunden das sonnenärmste Gebiet Deutschlands. Bei Bad Tölz starb am 31. März eine Frau, als ein von Orkantief NIKLAS gefällter Baum auf ihr Auto stürzte. Am 13. Mai richtete ein Tornado nördlich von Augsburg auf etwa 20 Kilometern Länge gewaltige Schäden an.

Alle hier genannten Jahreszeitenwerte sind vorläufige Werte. Die für die letzten drei Tage der Jahreszeit verwendeten Daten basieren auf Prognosen. Bis Redaktionsschluss standen nicht alle Messungen des Stationsnetzes des DWD zur Verfügung.

 

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