Der Frühling ist schon da - und keiner hat's gemerkt!

- Kai Zorn
Der Frühling ist schon da - und keiner hat's gemerkt!
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Auch nach dem kalendarischen Frühlingsanfang sind winterliche Rückschläge möglich.

Auf dem Kalender hat der Frühling begonnen. Warmes und sonniges Wetter suchen wir aber vergebens. Kai Zorn ist sich sicher, dass der Frühling 2018 erst nach Ostern Fuß fassen wird.

Vielleicht erinnern Sie sich als inzwischen etwas "ältere Generation" an die leicht vergilbten Fotos aus unserer Kindheit. Bei diesen Schnappschüssen muss man zwar auch wischen - allerdings nicht auf dem Smartphone, sondern um den Staub zu beseitigen ;). Und da finden wir Kinderfotos von Ostern. Mal trugen wir zu Ostern Wintersachen und suchten die Ostereier im Schnee und mal hatten wir kurze Klamotten an, alles war grün und die Eier mussten aufgrund der dezimierten Haltbarkeit angesichts der warmen Temperaturen möglichst schnell gefunden werden...

Winterlicher Rückschlag zu Ostern 2018

Nun steht Ostern erneut vor der Tür und die Wahrscheinlichkeit, dass wir einen Schneeschauer zu Ostern bekommen, ist um ein Vielfaches höher als 25 Grad und ein buntes Blumenmeer. 

Wetter an Ostern: Kühle bis kalte Feiertage
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Erst einmal haben wir aber kalendarischen oder astronomischen Frühlingsanfang. Um Punkt 17:15 Uhr wandert am Dienstag die Sonne über den Äquator nach Norden. Es herrscht die so genannte Tag- und Nachtgleiche. Von nun an werden die Tage länger sein als die Nächte - ganze 187 Tage lang.

Dazwischen liegt der astronomische bzw. kalendarische Sommeranfang am 21. Juni mit dem längsten Tag und gleichzeitig der kürzesten Nacht. Hier erreicht die Sonne den nördlichen Wendekreis und schlendert dann bis zum 23. September wieder nach Süden Richtung Äquator bis zur nächsten Tag- und Nachtgleiche, dem kalendarischen/astronomischen Herbstanfang. 

Unterschied zwischen kalendarischem und meteorologischem Frühling

Zu sämtlichen Jahreszeitenwechseln kommt regelmäßig die Frage auf: Warum gibt es einen kalendarischen und einen meteorologischen Jahreszeitenanfang/-wechsel? Weil sich mit ganzen Monaten statistisch viel einfacher rechnen lässt. Und wenn wir mal ehrlich sind: Die meteorologischen Jahreszeiten entsprechen doch irgendwie mehr dem Empfinden draußen als die kalendarischen Jahreszeiten, oder?

In diesem Jahr scheint das mal ein wenig anders zu sein. Der Winter will und will gefühlt nicht weichen und in den sozialen Netzwerken kursieren die Sprüche wie "Bald ist wieder Sommerzeitumstellung. Da kann man abends eine Stunde länger bei Tageslicht Schnee räumen...! ". Ist das mit dem Wetter da draußen denn so etwas Besonderes?

Ein ganz klares Nein! Sicherlich waren die Temperaturen, die wir Ende Februar/Anfang März und am vergangenen Wochenende hatten, regional das unterste Ende der Fahnenstange und seit dem großen Switch im Herbst 1987 schon etwas Besonderes in den vergangenen rund 30 Jahren, aber über mehr Jahrzehnte oder Jahrhunderte gesehen ist das nicht der Rede wert. Unsere Vorfahren würden nur müde lächeln und fragen, was wir für Weicheier sind...

März 2018 bisher 1,5 Grad zu kalt

Schauen wir doch mal kurz statistisch auf den März: Dieser liegt aktuell deutschlandweit gemittelt bei ca. 1,5 Grad im Minus (vor einem Jahr 2,5 Grad im Plus!). Im Nordosten ist es mit einer Abweichung von rund 3,5 Grad minus am kältesten, am Alpenrand mit einem Plus (!!) von rund einem halben Grad am mildesten. Wir haben also ein deutliches Südwest-Nordost-Gefälle. Das aktuelle Mittel des März liegt bei 1,9 Grad. 

Freunde... 1,9 Grad. In unserem ständig schwankenden Klima gab es Epochen, da wären 1,9 Grad eine willkommen warme Abwechslung gewesen. Wir sind nur durch die warmen Jahre und Jahrzehnte verwöhnt und versaut, was die Wärme betrifft. Der Rekord im vergangenen Jahr mit 7,2 Grad Mitteltemperatur (alter Rekord 1989 mit 7,0 Grad) wird als "normal" und "das haben wir uns verdient" angesehen und wenn es mal nur leicht in die andere Richtung geht, kommt gleich mimimimi.

Wärmerekord-Jagd der vergangenen Jahre ist vorbei

Und ich versichere Ihnen und Euch: Das wird in diesem Jahr noch häufiger mimimimi geben. Wenn ich mir die Gesamtstrukturen der Großwetterlagen für die kommenden Monate ansehe, dann ist die Wärmerekord-Jagd bzw. -Party der vergangenen Jahre vorbei. 

Und sagen Sie nicht, Sie hätten das nicht gewusst: Nahezu gebetsmühlenartig besprechen und besprachen wir: Das wird zäh mit vielen Rückschlägen im Februar und März. Und da kann das wankelmütige NOAA-Modell noch so oft sagen, dass es warm wird.

NOAA sieht April 2018 zu kalt

Erinnern wir uns: Es kündigte einen durchweg (rekordmilden) Winter an. Einzig für den Januar hat es gestimmt. Der Februar war zu kalt. Dann versprach NOAA einen milden März und schließlich einen überdurchschnittlichen Frühling. Und nun? Mit seiner aktuellen Berechnung ist das NOAA für den April sogar ins Minus gekippt. Ein zu kalter April wäre schon eine fette Hausnummer, denn: Der letzte, minimal zu kalte April war, bezogen auf das Referenzmittel der Jahre 1961-90 (7,4 Grad), der April 2001 mit 7,1 Grad.

Ein wirklich zu kalter April liegt weiter zurück; das war 1997 mit 6,4 Grad oder auch 1986 mit 6,3 Grad. Wie haben wir das nur überlebt? Es grenzt an ein Wunder! ;) Übrigens: Im April 1986 gab es die zwei legendären Eistage (Dauerfrost) mit Schnee. 

Ich will ja gar nicht absprechen, dass das Wetter der vergangenen Tage im Schnitt gesehen zu kalt war, aber wir müssen mal die Wetterkirche im Klimadorf lassen. Das gehört zu unseren Breitengraden und das ist auch gut so.

Wechselspiel aus Polarluft-Rückschlägen und wärmeren Lagen 

Kommen wir mal zurück auf den nun amtierenden kalendarischen bzw. astronomischen Frühling. Die Tage werden jetzt länger sein als die Nächte und es gilt die simple Regel: Die Energie-Zufuhr durch die Sonne (Tag) ist höher als die Wärmeabgabe (Nacht). Von jetzt an geht das recht flott. Dadurch, dass sich Landmassen schneller erwärmen als die Meere, hinkt die tatsächliche Wärme (gemessen) dem Sonnenstand um ca. 6 Wochen hinterher. So werden die höchsten Werte in unseren Breitengraden auch nicht um den 21. Juni erreicht, sondern ca. 6 Wochen später zwischen dem 5. und 12. August. 

Und der Frühling an sich ist eine Übergangsjahreszeit. Frühling heißt nicht: fupp, gestern weiß, heute grün, morgen Sommer. Frühling heißt: Es ist ein Wechselspiel aus Rückschlägen mit Polarluft und wärmeren Lagen mit immer mehr Unterstützung durch die Sonnenkraft; die Rückschläge werden schwächer, die wärmeren Lagen intensiver. Am Anfang des Prozesses ist der März, der dem Winter näher steht, am Ende der Mai, der den Weg in den Sommer ebnet. 

Sommerreifen erst nach Ostern drauf 

Einen weiteren, teilweise auch kräftigen Wärmeschub bekommen wir im Vorfeld eines Tiefs zu Beginn der Karwoche. Das mutet nach Frühling an und macht so manchen übermütig - Vorsicht: Da kommt noch mal ein Rückschlag - wahrscheinlich genau zu Ostern. Die aktuellen 16-Tage-Trends zeigen das sehr schön und die Großwetterlagenstruktur schon lange. Bitte warten Sie diesen Rückschlag mit Nachtfrostgefahr und der Option von Schneeschauern bis ganz runter noch ab. 

Ich bleibe bei der Einschätzung, dass die Umstellung nach Ostern langsam und nachhaltig kommen wird. Die Strömung dreht in der Höhe von Nord auf West und es werden dann moderatere und nicht eiskalte Luftmassen zu uns geführt. Der Frühling wird somit Fuß fassen und in der Natur geht es ganz schnell. Bis dahin bleiben die Winterreifen drauf. Im Flachland dürfen Sie nach dem Rückfall zu Ostern an Sommerreifen denken, im Bergland bitte noch nicht. Da wird noch mal was nachkommen. 

Eine solch markante und gleichermaßen nachhaltige Umstellung der Großwetterlagen zieht einen Rattenschwanz an Großwetterlagen hinter sich her, die gerne mal was Kaltes in Petto haben. Ein Rückschlag mit Schnee bis 500 Meter Höhe in der 2. April-Hälfte, bevorzugt letztes April-Drittel, wäre die logische Schlussfolgerung. An so was Extremes wie 2017 und 2016 glaube ich persönlich nicht. Die Natur ist in diesem Jahr auch nicht so weit wie in den warmen Vorjahren.

Juli wird der schönste Sommermonat

Noch kurz ein Wort zum NOAA: Der April wird nun also verbreitet leicht zu kalt und zu nass gesehen, der Mai hingegen trocken und zu warm, tendenziell auch der Juni. Da bin und bleibe ich sehr skeptisch. Denn eine solche Kombination ist ein typisches Zeichen für eine Warmphase. Der Hochsommer in Form von Juli und August wird vom NOAA eher gemäßigt bis kühl gesehen und vor allem im August nass. Beim August gehe ich mit. Ich rechne mit einem nach dem 10. eher nassen und dann auch kühlen August. Davor die Zeit im Juli sehe ich aber deutlich besser. Der schönste Sommermonat wird der Juli!

Über diese Details sprechen wir jedoch ein anderes Mal, ebenso wie über den möglichen Frühwinter-Wahnsinn des kommenden Winters 2018/19. Und zum Abschluss noch einmal: Lassen Sie bitte noch die Winterreifen drauf und halten Sie sich mit frostempfindlichen Pflanzen zurück. Es ist März!

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