Berge von Müll: Festivals als Umweltsünde?

- Quelle: dpa/wetter.com
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Wenn Festivals wie "Rock am Ring" oder "Rock im Park" enden, bleiben häufig Berge von Müll zurück. Doch dies ist nicht das einzige Umweltproblem, das von solchen Veranstaltungen verursacht wird.

Wenn die letzten Töne verklungen sind und die Festivalbesucher übermüdet den Heimweg antreten, bietet sich auf vielen Festivalplätzen ein schauriges Bild: Überall liegen Zelte, Klappstühle, Flaschen, Essensreste - die einst grünen Wiesen gleichen Müllhalden. Bis der letzte Zigarettenstummel weggeräumt und das Gelände wieder begehbar ist, dauert es meist mehrere Tage. Woher kommt der Müll, bleibt immer mehr liegen und was wird dagegen getan?

Zu große Müllberge bei Festivals

"Das Problem ist gravierend", sagt Rolf Buschmann, Ressourcen- und Abfallexperte vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND).
Wenn es keinen entsprechenden Plan gebe, komme eine riesige Menge zusammen. Bei "Rock im Park" auf dem Nürnberger Zeppelinfeld sind es etwa 300 Tonnen Müll, wie eine Sprecherin der Stadt sagt. Immerhin: Die Menge sei in den vergangenen Jahren gleichgeblieben.

Vor allem Campingausrüstung als Umweltproblem

Zugenommen haben hingegen die Reste auf den Campingplätzen. Jacob Bilabel von der Green Music Initiative, die sich für mehr Umweltschutz in der Musikbranche einsetzt, geht davon aus, dass Festivalbesucher heutzutage zwei bis drei Mal so viel Müll liegen lassen wie noch vor fünf Jahren.

Ein großes Problem sind billige Zelte. Etwa 30 Prozent blieben jedes Jahr auf den Festivalgeländen zurück, schätzt Bilabel. Die Bereitschaft, Dinge liegen zu lassen, ist ihm zufolge so enorm gestiegen, weil vieles kaum noch etwas kostet.

"Solange Zelte so günstig sind und als Festivalzelte verkauft werden, überlegt man sich dreimal, ob man das wegräumt." Es sei schwierig, von jungen Menschen ein Umdenken zu verlangen, die Verantwortung sollte nicht nur bei den Konsumenten liegen.

Umweltschutz bei einigen Festivals immer wichtiger

Dass die Müllmenge trotz immer mehr zurückgelassener Zelte zumindest bei einigen Festivals gleichgeblieben ist, könnte vor allem am Umdenken der Veranstalter liegen. Einige Festivals wie etwa das "Feel" und das "Taubertal-Festival" schreiben sich Umweltschutz auf die Fahnen und fordern ihre Besucher auf, keine Einmalgegenstände mitzubringen.

Das "Taubertal-Festival" unterstützt außerdem die "Love Your Tent" Initiative, die gezielt dagegen vorgehen will, dass Zelte bei Festivals liegenbleiben. Ein Graffiti soll das Zelt zu einem dauerhaften Andenken an das Event machen. Mancherorts wird mittlerweile auch auf Einwegplastik verzichtet, so zum Beispiel bei "Rock im Park". Die Klimabewegung "Fridays for Future" fordert von Veranstaltern, sich ebenso Gedanken über ein nachhaltiges Essensangebot und die Stromversorgung zu machen. Auch Bilabel betont, dass der Umstieg auf Grünstrom eine große Wirkung habe.

Nicht nur auf solchen Festivals wird mal in Zukunft auf Einwegplastik verzichten müssen. Die EU hat nämlich ein Gesetz erlassen, das ab 2021 einige Einweg-Plastikverbote verbietet. Welche umweltfreundlicheren Alternatives es dafür gibt, siehst Du im folgenden Video:

Das EU-Parlament hat ein Verbot von Einweg-Plastikprodukten beschlossen.
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Festivals belohnen umweltfreundliches Verhalten

Vorstöße gibt es auch bei den großen Mainstream-Festivals: Unter anderem "Hurricane", "Melt!" und "Rock im Park" bieten einen Green Camping Bereich an - einen Zeltplatz für diejenigen, die während des Festivals bewusst nachhaltig sein wollen. Der Wunsch nach mehr Umweltschutz zeigt sich dort am Ende auch beim Abfall: "Leute, die im Green Camping schlafen, hinterlassen spürbar weniger Müll", erklärt eine Sprecherin von "Rock im Park".

Um auch alle anderen zu motivieren, ihren Müll mitzunehmen, schenken die Veranstalter derjenigen Gruppe mit dem saubersten Campingplatz einen Pokal und Freikarten fürs nächste Jahr.

Müllberge nicht das größte Umweltproblem bei Festivals

Auch wenn der Müll am Ende das Sichtbarste ist, ist er noch nicht einmal die größte Umweltsünde. Die größte Belastung bei Festivals entsteht durch die An- und Abreise der Gäste, so Bilabel.

Außerdem: "Die Realität ist, dass das Müllaufkommen pro Kopf sehr ähnlich ist wie in der Stadt." Dort gebe es nur eine effizientere Infrastruktur, der Abfall sei deshalb weniger sichtbar. Letztendlich weisen die Bilder von Schrott und Plunder auf Festivalgeländen also auf ein viel größeres Problem hin. Oder wie Bilabel es zusammenfasst: "Wir Deutschen sind gefühlte Weltmeister im Mülltrennen, wir sind aber auch gefühlte Weltmeister im Müllproduzieren."

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