Artenvielfalt im Boden viel größer als gedacht

- Frederic Schwarz - Quelle: dpa
Artenvielfalt im Boden viel größer als gedacht
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Genau hier leben die meisten Arten der Welt: Im Boden!

Das artenreichste Ökosystem findet sich in unserem Boden wieder. Zu diesem Ergebnis kommen Schweizer Forschende. Die Artenvielfalt im Boden ist deutlich größer als bisher angenommen.

Die Artenvielfalt blüht in Baumkronen, der Tiefsee und an Korallenriffen - aber nirgends wimmelt es so von Arten wie unter unseren Füßen. Böden seien weltweit das artenreichste Ökosystem, berichtet ein Forscherteam aus der Schweiz in den "Proceeding" der US-nationalen Akademie der Wissenschaften ("PNAS").

Fast 60 Prozent aller Arten leben im Boden

Böden sind dabei das größte Artenparadies. Denn die zentrale Erkenntnis der Studie lautet: 59 Prozent aller bekannten Arten leben dort. Bisher gingen Wissenschaftler:innen davon aus, dass nur 25 Prozent der bekannten Arten im Boden leben.

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Keine Insekten, sondern Bodenbewohner

Warum die Zahl an Arten im Boden so sprunghaft ansteigt, zeigt folgendes Beispiel. Das Team verweist hier auf Springschwänze, eine urtümliche Form der Sechsbeiner, die nicht zu den Insekten zählt.

Dazu gehören der bis zu 17 Millimeter lange Holacanthella spinosa, der in Neuseeland vorkommt, oder Dicyrtomina minuta, der nur ein bis zwei Millimeter lang wird, kugelig aussieht und eine blassgoldene Farbe hat.

Springschwänze tragen im Boden zur Humusbildung bei. Viele von ihnen haben eine Sprunggabel am Körper und können sich so bei nahender Gefahr sprunghaft aus dem Staub machen.

Pilze und Pflanzen machen hohe Zahl aus

Das Team hat Bakterien, Viren, Pilze und etliche andere Lebewesen angeschaut. Viele davon sind wichtig für den Nährstoffkreislauf oder die Kohlenstoffspeicherung. Andere sind Krankheitserreger oder Partner der Bäume.

Bei den Säugetieren leben nach den Schätzungen nur 3,8 Prozent aller bekannten Arten im Boden. Aber bei Pilzen sind es 90 Prozent, bei Pflanzen und ihren Wurzeln 86 Prozent und bei Weichtieren wie Schnecken rund 20 Prozent.

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Bakterien und Viren sind schwer einem Lebensraum zuordbar

Schwierig sei die Abschätzung bei Bakterien und Viren, schreiben Hauptautor Mark Anthony von der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL in Birmensdorf und Kollegen. Beteiligt an der Studie waren auch Forschende der Universität Zürich und der landwirtschaftlichen Versuchsanstalt Agroscope.

Vielfach gebe es große Wissenslücken, schreiben sie. So reiche die Spanne beim Anteil der Bakterien, die im Boden leben, je nach Region von 25 bis 88 Prozent. Ihre Studie sei nur ein erster Anlauf, weitere Forschung sei nötig.

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Orientierungspunkt für besseren Bodenschutz

Die Studie soll ein Beitrag für Entscheidungen über einen besseren Bodenschutz sein. "Die Böden stehen enorm unter Druck, sei es durch landwirtschaftliche Intensivierung, den Klimawandel, invasive Arten und vieles mehr", zitiert die WSL Anthony.

"Unsere Studie zeigt, dass die Vielfalt in den Böden groß und entsprechend wichtig ist und sie somit im Naturschutz viel stärker berücksichtigt werden sollte."

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