Ruhige Witterungsphasen haben immer mehrere Seiten. Über die Seiten aus arbeitstechnischer bzw. meteorologischer Sicht hatten wir unlängst gesprochen. Man kann das mit den ruhigen Witterungsphasen auch noch anders sehen:

Bei den Übergangsmonaten, vor allem dann, wenn es vom Sommer in den Winter geht, gibt es nach länger anhaltenden sonnigen und warmen Episoden mit Hochdruck anschließend immer gewisse „Zäsuren“. So verschwindet nach einer hochsommerlichen Hitzeglut mit anschließendem Tiefdruck der Hochsommer, dann geht der Spätsommer, irgendwann der Altweibersommer und letztlich nimmt auch der goldene Oktober seinen bunten Hut und wir münden im Spätherbst, also im November. Und kommt es hier, was einem herbstlichen Wiederholungsmuster entsprechen würde, ebenfalls in einer ruhigen und sehr milden Hochdrucklage, dann ist die meist „letzte Etappe“ des Übergangs erreicht. Und das könnte oder wird mit der nun kommenden ruhigen und sehr milden Hochdruckphase geschehen.
Aber was passiert danach? Die darauf folgende Zäsur leitet dann meist das Ende des Übergangs – in diesem Falle Herbst – ein und wir landen im Winter. Wann und wie das geschieht, steht auf einem anderen Blatt. Es kann beispielsweise ein abruptes Ende mit einer Winterpeitsche geben, das war beispielsweise 2010 der Fall. Es kann sich aber auch eine halbe Ewigkeit ziehen. Da fallen wir 1984 und 1986 ein, wo immer währender milder Hochdruck, bis auf ein paar Unterbrechungen, bis in den Advent hinein ging. Jeweils in der 3. Dezemberdekade schlug der Winter dann massiv zu.
Es können aber auch Dinge passieren wie 2011, wo ein Winter folgte, der nicht unbedingt in die Vorstellung Winter passt und es nur Wind und Regen gab. Es war eben ein Mildwinter.
Die andere Form des Mildwinters brachte der Herbst 2006, wo wir im Prinzip nahtlos vom Herbst ins Frühjahr gingen.
Letzteres ist jedoch eher die Ausnahme als die Regel ;). Nun stellt sich die Frage: Was passiert in diesem Jahr!? Versuchen wir es mit einem Bild zu erklären, das wir uns gleich in den 15 Tage-Trends angucken: Die kommende Mild- bzw. Höhenwärmeperiode ist eine Eisfläche, die mit der Zeit „dünner“ wird. Und irgendwann „trägt“ diese Eisdecke nicht mehr und wir brechen ein. Wann und wie stark das passiert, das bleibt offen.
Seit einigen Tagen deuten die Wetterkarten ein allmähliches Ende der sehr milden und trockenen Witterungsperiode an, meist aber erst im Laufe der letzten Novemberdekade. Das erinnert auch ein bisschen an 2011. Da wurde das auch so simuliert und immer weiter nach hinten verschoben, bis es eben die 1. Dezemberdekade wurde.

Die beiden Jahre, 2011 und 2012, sind aber nicht vergleichbar und auch die sich andeutende Änderung unterscheidet sich sehr stark von der des vergangenen Jahres. Der damals fast 14 Wochen währende Hochdruck ging 2011 jäh zu Ende und es folge eine West-Wind-Autobahn wie aus dem Lehrbuch, die von der extremen Kältewelle in der ersten Februar-Hälfte unterbrochen wurde. Das sieht in diesem Jahr nicht so aus…
Die Zirkulation bleibt gestört bzw. im Eimer. Es versuchen zwar Tiefs eine West-Wind-Zirkulation anzukurbeln, doch das scheint zu misslingen. Es sind zu viele und zu mächtige Hochs am Werk, die die Tiefs umleiten, abschwächen, ausfransen, die Strömung auf den Kopf stellen wollen, usw. Das Dumme daran ist: Die aktuelle Simulation für den letzten Tag der 15 Tage-Trends zeigen einen großen Variantenreichtum des Hoch-Tief-Spiels. Das reicht von einer sehr milden Südlage mit Föhn bis hin zu einer windigen Westlage mit Regen oder aber auch zu einer bodennah kalten Ostströmung mit Hochnebel. Winterliche Optionen mit Schnee sind ebenso vorhanden…
Schauen wir uns einmal die aktuellen 15 Tage-Trends für den Norden und den Süden an. (Erklärung 15-Tage-Trend: Die Grafiken stellen zweierlei dar: 1. Den möglichen Temperatur-Verlauf in 1500 Meter Höhe sowie die möglichen Regen- und Schneemengen bzw. deren Wahrscheinlichkeit, die man da herauslesen kann. Die obere, dicke weiße Linie zeigt den Durchschnitt aller Modell-Läufe für die Temperatur in 1500 Meter Höhe und ist ein guter Trendsetter. Die dicke rote Linie stellt das langjährige Mittel dar. Die dünnen weißen Linien repräsentieren die jeweils mildesten und kältesten Ausreißer.
Die unteren Linien zeigen die Niederschlagsmengen innerhalb von 6 Stunden in Liter pro Quadratmeter. Die dicke weiße Linie zeigt ebenfalls den Schnitt aller Modelle, die dünnen Linien zeigen die nassesten (niederschlagsträchtigsten) Ausreißer.)
Hier erkennen wir wunderbar den kleinen Knick aus diesem Wochenende und dann das tagelange Gleiten von hohen Temperaturen in 1500 Meter Höhe und nur einem leichten Niederschlagsrisiko (im Norden). Mit dem Beginn der 3. Novemberdekade nehmen die Temperaturen der Luftmasse ab, gleichzeitig nimmt die Niederschlagsneigung zu.
Bis auf eine Ausnahme (die habe ich hellblau) dargestellt, reichen die kältesten Läufe meist nur bis knapp unter minus 5 Grad in 1500 Meter Höhe. Für einen richtigen Flachlandwinter wäre das zwar noch zu mild, für einen ordentlichen Berglandwinter und Frühwinter im höheren Flachland (jenseits von 300 bis 500 Meter Höhe) würde es jedoch langen. Es kommt eben ganz auf die Wetterlage an.
Allein nur mit diesen beiden Karten könnten wir schon sagen: Erst sehr mild mit Sonne oder Nebel, dann zunehmend unbeständig, im höheren Flachland und im Bergland Richtung Monatsende zum Teil frühwinterlich.
Und auch die Langfristaussichten des CFS sehen aktuell alles andere als einen West-Wind-Dezember. Das wird eher eine Rumeierei von relativ schwachen Tiefs, die zwischen kräftigen Hochdruckmühlen ge- und zermahlen werden.

Soweit dieser Überblick. Die recht fade Witterungsphase, die das Wetter nicht gerade extrem spannend macht, wird ca. ab dem 3. November-Wochenende zu Ende gehen. Dann wird es langsam „kribbelig“. Bis dato nutzen wir die ruhige Zeit…
Apropos. Die erste November-Dekade ist rum. Verglichen mit dem Gesamtmonatsmittel liegt der November übrigens mit 2,6 Grad deutlich im Plus. Und das Plus wird in der kommenden Woche wohl noch ein bisschen anwachsen. Dazu gleich mehr. In Sachen Niederschlag haben wir schon über die Hälfte des Solls erreicht. Hier wird, wie eben schon angedeutet, erst einmal nichts oder höchstens sehr wenig dazu kommen. Und in Sachen Sonne haben wir flächenmäßig ein Drittel, also den Schnitt erreicht. Das allerdings mit höchst unterschiedlichen Verteilungen. Während in der Mitte und im Norden gerade mal 15 bis 25 Prozent erreicht wurden, sind in einigen Gegenden Baden-Württembergs und Bayerns schon zwei Drittel des Monatssolls in Sachen Sonnenschein erreicht. Höchst ungerecht…
… Und genau diese „Ungerechtigkeit“ wird die kommende Woche bringen. Dank des Regens vom 2. November-Wochenende und des kräftigen Hochdrucks der darauf folgt, erwartet uns in vielen Niederungen, besonders im Süden Deutschlands, eine fiese Nebelglocke, die es novemberlich trist macht. Abseits des Nebels werden wir hingegen sonnig-milde, ja fast schon warme Tage erleben, die einen Hauch von Nachsommer haben werden. Und ich kann nur jedem ans Herz legen: Wer sich am Mittwoch und/oder Donnerstag freinehmen kann, der sollte das tun, um in die Berge zu gehen!
Das neue Hoch OTTO baut sich am Montag auf und legt sich über Deutschland. Auf seiner Nordseite rutschen noch ein paar dichte Wolken über die Küstengebiete. Auf seiner Südseite klemmt es die tiefen Wolken des alten Tiefs CATRIN ein. So bleibt es in den Alpenländern und im Süden Deutschlands trüb durch tiefe Wolken. Vereinzelt fallen hier noch ein paar Tropfen. Nennenswerte Regenfälle gibt es noch im Süden und Osten Österreichs. Sonst scheint die Sonne. Die Höchstwerte erreichen allgemein 7 bis 12 Grad.
Am Dienstag wandert der Kern des Hochs OTTO ein Stück nach Osten. So liegt es hier am Dienstag gegen Abend über Südpolen. Die Küstengebiete werden abermals von dichte Wolken gestreift. Die zähen und tiefen Wolken rund um den Alpenraum lockern langsam auf. In Baden-Württemberg und Bayern bleibt es jedoch oft trüb, ebenso in weiten Teilen der Schweiz und in Österreich. Lediglich in den Alpentälern und in Teilen des Schweizer Mittellandes lockert das hochnebelartige Wolkengrau auf. Sonst scheint in Deutschland die Sonne, zumindest abseits erster zäher Nebel- und Hochnebelfelder.
Je nach Nebel, Wolken und Sonne werden es 6 bis 13 Grad.
Die zähen Nebel- und Hochnebelfelder bestimmen die folgenden Tage voraussichtlich bis mindestens Freitag. Von den Küsten und Teilen Westdeutschlands abgesehen werden wir vielerorts unter zähem Nebel und Hochnebel abtauchen. In den Niederungen bleibt es düster, teils auch mit Nieselregen. Das betrifft Deutschland, Österreich und die Schweiz gleichermaßen. Abseits bzw. oberhalb dieser Nebelgebiete bekommen wir ein Wetterchen, das zum Schwärmen anregt:

Eine für diese Jahreszeit sehr ungewöhnlich warme Luftmasse, wolkenloser Himmel und eine glasklare Luft sorgen für gefühlten Nachsommer mit deutlich zweistelligen Plusgraden bis ins Mittelgebirge rein.
Der grobe Temperatur-Unterschied wird zwischen Flachland und höhere Lagen bei 10 Grad liegen. Haben wir im Nebel 6, so sind es oben drüber 16 Grad. Eine fallende 20 Grad-Marke irgendwo zwischen 600 und knapp 1000 Meter Höhe wäre nach Wochenmitte im Bergland denkbar, wenn alle Parameter passen.
Am Wochenende versuchen erste Tiefs gegen das kräftige Hoch OTTO anzukommen. Voraussichtlich werden verhungernde oder stark abgeschwächte Fronten den Westen und Norden Deutschlands erreichen. Je nach Stärke dieser Tiefreste können diese auch die sich bis dahin festgebackene Nebelsuppe weglöffeln. Im Zweifelsfalle passiert jedoch im Süden Deutschlands und in den Alpenländern nichts oder wenig. Abseits des Nebels ziehen vielleicht einige Wolkenfelder durch und die Nebelgrenze steigt an.
Erst danach, also in der übernächsten Woche, könnte eine Verlagerung der Hochdruck-Blöcke eine Änderung einleiten. Nehmen wir uns dafür die gemittelte Großwetterlage zur Hilfe, die das schon seit einigen Tagen simuliert: Da hätten wir zur Mitte der 3. Novemberdekade einen kräftigen Hochkern über den Azoren und ein fettes Hochdruckgerät über Russland. Dazwischen läge eine nicht allzu strukturierte Tiefdruckzone vom Nordmeer bis Norddeutschland samt eines kleinen Ablegerkerns über Norditalien. Damit wird und würde die ruhige Hochdruckphase definitiv enden und wir mündeten genau in diesem Witterungscharakter, den wir eben beschrieben hatten: nass-kalt mit winterlichen Optionen jenseits von rund 500 Meter Höhe.
Halten wir als Fazit fest: Nach dem Regenintermezzo von diesem Wochenende beginnt eine mindestens 4tägige Hochdrucklage, die zumindest im Süden Deutschlands und im Alpenraum auch über eine Woche anhalten kann. Sie bringt zunehmende Nebelneigung im Flachland und Traumwetter im Bergland. (Bei mir persönlich fängt es an zu kribbeln, wenn ich an das da kommende Wetter denke. Da muss, abseits aller Verpflichtungen, mindestens noch eine Edel-Wanderung drin sein ;)!)
Nach Beendigung dieser Hochdruckphase wird es wahrscheinlich nass-kalt mit Regen und Schnee. Und sollten wir danach abermals in eine Hochdruckphase geraten, dann hat diese kaum noch was mit Spätherbst zu tun. Dann wäre das eher winterliche und schneelos-kalte Tristesse. Das wäre zumindest passender für den Advent als 15 Grad mit Wind und Regen…
(Alle Bilder/Grafiken: Kai Zorn)