Verletzte, Verkehrschaos und totale Verwüstung: Unwetter fegen über Deutschland

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Verletzte, Verkehrschaos und totale Verwüstung: Unwetter fegen über Deutschland
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Unwetter in Deutschland: Autos sind von umstürzenden Bäumen beschädigt worden.

Heftige Unwetter sorgten in Deutschland für Chaos. Mehr als 20 Menschen wurden verletzt. Schlimme Verwüstungen gab es im Beelitzer Ortsteil Busendorf. Ein Tornado wurde bisher nicht bestätigt.

Bei den starken Unwettern sind am Sonntag (18.08.2019) mehrere Menschen verletzt worden. Starkregen und Sturmböen richteten immense Schäden an. Die bisherige Bilanz von Polizei und Feuerwehr vom Montag gibt einen Eindruck vom Ausmaß der Naturgewalten: Mindestens 21 Verletzte gab es nach Polizeiangaben im Kreis Offenbach, darunter auch ein Kind. Vier Menschen wurden schwer verletzt, als sie von umstürzenden Bäumen oder umherfliegenden Gegenständen getroffen wurden. Das Unwetter habe eine "Schneise der Zerstörung" geschlagen, hieß es am Montag. Die Höhe der entstandenen Schäden lasse sich wohl erst in einigen Tagen beziffern.

Zeugen berichteten nach Polizeiangaben am Sonntag von einem Tornado. Der Deutsche Wetterdienst konnte dies zunächst nicht bestätigen und untersucht das Wetterphänomen.

Umgestürzte Bäume beeinträchtigen Zugverkehr

Bahnpendler müssen auch am Montag in der Mitte und im Süden Deutschlands weiterhin mit Problemen rechnen. Wegen eines Blitzeinschlags in ein Stellwerk in Mörfelden-Walldorf (Kreis Groß-Gerau) werde der Fernverkehr zwischen Frankfurt/Main und Mannheim in beiden Richtungen voraussichtlich bis zum Nachmittag umgeleitet, sagte eine Bahnsprecherin am Morgen. Nachdem Züge zunächst eine Ausweichstrecke über Mainz-Bischofsheim und Worms fahren mussten, sei mittlerweile die Strecke der Main-Neckar-Bahn wieder befahrbar. Dadurch komme es zu Verspätungen von 30 Minuten.

Auch die Strecke zwischen Aschaffenburg und Hanau ist nach Bahnangaben wegen Oberleitungsstörungen gesperrt. Der Fernverkehr zwischen Frankfurt/Main und Würzburg werde deshalb in beiden Richtungen über Fulda umgeleitet. Es komme zu Verspätungen von 60 bis 100 Minuten, sagte die Sprecherin. Die Sperrung werde voraussichtlich noch bis Dienstagabend dauern.

Die Aufräum- und Reparaturarbeiten an dem Stellwerk in Mörfelden-Walldorf werden wohl erst am Nachmittag beendet sein. So lange hätten die Techniker vermutlich noch zu tun, hieß es.

41 Flüge am Frankfurter Flughafen annulliert

Das heftige Unwetter schränkte auch den Flugverkehr am Frankfurter Flughafen ein. Um Personal und Reisende zu schützen, sei die Abfertigung auf dem Vorfeld vorübergehend eingestellt worden, sagte eine Sprecherin des Betreibers Fraport am Montag. Demnach wurden bis zum Sonntagabend 41 Flüge annulliert. Die meisten davon waren Inlandsflüge. Acht Flüge wurden der Sprecherin zufolge umgeleitet.

Insgesamt waren nach Angaben des Flughafenbetreibers am Sonntag rund 1500 Starts und Landungen geplant gewesen.

Baum stürzt auf Passanten 

Besonders stark von Unwettern betroffen war die Region um Mörfelden-Walldorf, wie die Polizei mitteilte und von chaotischen Zuständen sprach. Das Dach des Rathauses sei teilweise abgedeckt worden. Autos seien von umstürzenden Bäumen beschädigt worden. 

Nach einem Blitzeinschlag in einer Druckerei haben Tausende von Haushalten im Rhein-Main-Gebiet keine gedruckte Tageszeitung bekommen. Betroffen waren die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", die "Frankfurter Rundschau" und die "Frankfurter Neue Presse". Die Verlage stellten am Montag ihre Ausgaben daher im Internet kostenlos als Download zur Verfügung. Wie die Zeitungen auf ihren Internet-Seiten mitteilten, war bei dem Unwetter am Sonntag in der gemeinsamen Druckerei in Mörfelden-Walldorf (Kreis Groß-Gerau) während der Produktion der Strom für mehrere Stunden ausgefallen. Der Blitzeinschlag beschädigte zudem mehrere Druckmaschinen. Ob am Dienstag die Print-Ausgaben wieder wie gewohnt zugestellt werden können, teilten die Verlage zunächst nicht mit. 

Große Schäden: Unwetter wüten über Deutschland
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Mehrere Verletzte in Langen 

In Langen, einer der besonders schwer vom Unwetter betroffenen Ortschaften, musste die Feuerwehr zwischen 60 und 70 Menschen aus ihren Fahrzeugen befreien. Allein dort gab es nach Feuerwehrangaben zwölf Verletzte. 

Auch in Dreieich musste zahlreichen Autofahrern der durch umgestürzte Bäume versperrte Weg freigeschnitten werden. Auf der Straße von Offenthal nach Langen war ein Stromkabel auf ein Auto gefallen, Feuerwehrleute befreiten die Menschen in dem Wagen. Trotz einiger Blessuren hatten insgesamt 20 Standup-Paddler bei Seligenstadt Glück: Sie schafften es in Klein-Welzheim gerade noch ans Mainufer, bevor das Unwetter sie erfasste. 

Ein 34-Jähriger wurde bei Ginsheim-Gustavsburg (Kreis Groß-Gerau) in seinem Zelt von einem umgefallenen Baum getroffen, teilte die Polizei mit. Lebensgefahr bestehe nicht. 

Auch in Mainz richtete das Unwetter Schäden an. Im Stadtteil Ebersheim waren zwei Menschen unter einem umgestürzten Baum eingeklemmt. Beide hatten Glück, sie wurden nicht allzu schwer verletzt. Ganz in der Nähe wirbelte der Wind ein Dach samt Gebälk durch die Luft. Die Ziegel trafen zwei Wohnhäuser und richteten erheblichen Sachschaden an. Auf dem Gelände eines Geflügelzucht-Vereins kippten Bäume um und zerstörten Käfige und Verschläge. Die Behörden zählten Dutzende Unwettereinsätze.

Wind reißt 1200-Tonnen-Kran um 

Ein 1200 Tonnen schwerer Kran ist in einem Windpark bei Flörsheim-Dalsheim (Landkreis Alzey-Worms) bei einem Unwetter umgestürzt und hat einen zweiten Kran mitgerissen. Die beiden Kräne stürzten am Sonntagabend auf einen Baucontainer mit Arbeitsgeräten, wie die Polizei in Worms am Montag berichtete. Niemand wurde verletzt. Den Schaden schätzt die Polizei auf mehrere Hunderttausend Euro. Zuvor hatte die "Allgemeine Zeitung" in Mainz berichtet.

Die beiden Kräne waren nach Polizeiangaben wegen Wartungsarbeiten in dem Windpark aufgestellt. Über sie sollten Rotorblätter einer defekten Windkraftanlage ausgetauscht werden. Passanten hatten die umgestürzten Kräne gesehen und die Polizei verständigt.

War es ein Tornado? Ortsteil von Beelitz verwüstet

Der Beelitzer Ortsteil Busendorf wurde völlig verwüstet. Dort wurden zahlreiche Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt, Carports dem Erdboden gleich gemacht. Ob es sich um einen Tornado gehandelt habe, wie Medien berichteten, konnte der Deutsche Wetterdienst am Montagmorgen nicht bestätigen. Dies werde geprüft, hieß es. Es habe starken Wind mit heftigen Fallböen gegeben, die 120 Kilometer pro Stunde und mehr erreichen könnten. Dadurch könnten auch Dächer abgedeckt werden.

Der Dorfplatz gleicht einer Trümmerlandschaft: Überall liegen Bäume und große Äste herum, das Laub wurde von den Zweigen gerissen und Dachziegeln und andere Trümmer bedecken den Boden. Die Feuerwehren der Umgebung sind im Großeinsatz. "Der Sturm war nur etwa eine Minute bis anderthalb Minuten unterwegs. Da kann man sehen, was die Natur anrichten kann", sagte der Beelitzer Bürgermeister Bernhard Knuth.

Wer die Kosten bei Unwetterschäden übernimmt, erfährst Du in diesem Video: 

Abgedeckte Dächer und umgeknickte Strommasten 

In Bayern trafen Hagel und Sturm den Landkreis Aschaffenburg. Dächer wurden abgedeckt, Strommasten knickten um und Keller standen unter Wasser, wie die Feuerwehr mitteilte. Mehrere Gemeinden waren noch in den späteren Abendstunden ohne Strom. Mehr als 500 Rettungskräfte rückten aus und waren stundenlang auf den Beinen. Die Behörden zählten fast 400 Einsatzstellen. Die Autobahn 45 war in Richtung Seligenstadt voll gesperrt. Auf der Bahnstrecke zwischen Kleinostheim und der Landesgrenze zwischen Hessen und Bayern fuhren keine Züge.

Bei Roth in der Region Nürnberg saßen 400 Reisende am Sonntagabend über Stunden in einem ICE fest, der auf dem Weg von Hamburg nach München war. Der Zug musste auf freier Strecke stoppen, weil umgestürzte Bäume die Oberleitung beschädigt hatten. Um Mitternacht brachten Retter alle Reisenden unverletzt in Sicherheit.

Nach den heftigen Unwettern gibt es im Süden weitere teils kräftige Regenfälle. Im Dauerregen kommen bis zu 70 Liter pro Quadratmeter zusammen. Erst am Mittwoch ist Entspannung in Sicht: 

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