Besorgniserregende Weltrangliste: Massive Zerstörung der Tropenwälder durch EU-Importe

- Quelle: dpa/wetter.com
Bäume und Wälder beeinflussen unser Klima enorm.
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Für unseren Konsum werden woanders Wälder gerodet. Dabei hält die EU laut der WWF-"Weltrangliste der Waldzerstörer" einen traurigen Spitzenplatz. Auch Deutschland ist daran massiv beteiligt.

Damit wir in deutschen oder europäischen Supermärkten Produkte wie Soja, Rindfleisch, Kaffee kaufen können, müssen in anderen Weltregionen Wälder weichen. 

EU für 16 Prozent der Tropenwald-Abholzung verantwortlich

Allein für EU-Importe wurden zuletzt pro Jahr durchschnittlich Tropenwälder von der vierfachen Größe des Bodensees gerodet. Im weltweiten Vergleich gingen im Jahr 2017 rund 16 Prozent der Abholzung von Tropenwald auf das Konto von EU-Importen. Dies geht aus einem am Mittwoch vorgestellten Bericht der Umweltorganisation WWF für die Jahre 2005 bis 2017 hervor.

Damit liegt die EU hinter China (24 Prozent) und vor Indien (9 Prozent) und den USA (7 Prozent) weltweit auf Platz zwei dieser "Weltrangliste". Dies zeigt auch die Infografik von statista.de: 

Den ausführlichen Bericht kannst du auf wwf.de nachlesen. 

Warum gerade in den Tropen die Bäume und Wälder so wichtig für unser Klima sind, erklärt unser Experte Georg Haas in diesem Video: 

Bäume zum Klimaschutz werden meist in den Tropen gepflanzt.
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Deutschland führt Weltrangliste der Waldzerstörer innerhalb der EU an 

Deutschland ist an dieser Rangordnung massiv beteiligt. Innerhalb der EU steht Deutschland nämlich ganz oben auf der Liste. Im Schnitt wurden für die Importe nach Deutschland pro Jahr 43.700 Hektar Wald gerodet - eine Fläche etwa halb so groß wie Berlin. 

Bezogen auf die Einwohner liegt Deutschland aber in etwa im EU-Schnitt. Der meiste Wald pro Einwohner wurde laut dem Bericht für Importe in die Niederlande, nach Belgien und Dänemark gerodet.

Wälder müssen für Anbau von Soja und Palmöl weichen

Die mit Abstand größten Verursacher von Abholzung durch EU-Importe waren Soja (rund 31 Prozent der gerodeten Fläche) und Palmöl (rund 24 Prozent), für deren Anbau oder Produktion vor allem Wälder in Südamerika beziehungsweise Südostasien weichen mussten. Dahinter folgten Rindfleisch, Holzprodukte, Kakao und Kaffee.

Warum Wälder so wichtig für unser Klima sind, zeigen wir dir im Video am Anfang des Artikels. 

116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen durch importierte Entwaldung

Nicht nur in Ökosystemen weit weg von Europa ist die Abholzung ein Problem, es betrifft auch das Weltklima. Durch die importierte Entwaldung hat die EU 2017 laut WWF-Bericht indirekt 116 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht. 

Das entspreche mehr als einem Viertel der EU-Emissionen aus der Landwirtschaft im selben Jahr. Solche indirekten Emissionen würden in den Statistiken zu Treibhausgas-Emissionen nicht erfasst.

Entwaldungsstopp? EU-Ziel wurde verfehlt

Immerhin wurde die durch EU-Importe verursachte Waldzerstörung von 2005 bis 2017 um 40 Prozent reduziert. 2005 machte der EU-Anteil weltweit noch 31 Prozent aus, Europa lag bis 2013 auf Platz eins der "Weltrangliste der Waldzerstörer", wie es der WWF in dem Bericht formuliert. 

In einigen Fällen hätten Selbstverpflichtungen von Unternehmen und Regierungen zwar etwas gebracht. Das erklärte EU-Ziel, die Entwaldung bis 2020 zu stoppen, wurde allerdings nicht erreicht.

Welche Lösungsansätze es für die Waldrettung gibt, erfährst du hier: 

Neue EU-Gesetze sollen Abholzung verhindern

Aus diesem Grund fordert der WWF EU-Gesetze mit verbindlichen Regeln. Das Europaparlament hat die EU-Kommission bereits im Oktober 2020 dazu aufgefordert, einen Rechtsrahmen vorzulegen, um die von der EU verursachte globale Abholzung zu stoppen.

Entscheidend sei, dass es verbindliche Anforderungen an Unternehmen und den Finanzsektor gebe, fordert die Stiftung. Rohstoffe müssten zurückzuverfolgen, Lieferketten transparent sein. Die nationale Gesetzgebung der EU-Staaten sollte effektive und abschreckende Sanktionen wie Geldstrafen für Betreiber und Händler oder die Beschlagnahmung von Waren vorsehen, wenn Bestimmungen nicht eingehalten werden. Zentral sei außerdem, sich nicht etwa an den Regeln der exportierenden Länder zu orientieren - denn nach den Gesetzen vor Ort können die Rodungen durchaus legal sein.

Konsum jedes einzelnen hinterfragen

"Die Ära der Naturzerstörung muss enden, denn natürliche Ökosysteme wie Wälder sind unsere Lebensversicherung", sagte Christine Scholl, die beim WWF für nachhaltige Lieferketten zuständig ist. "Produkte, die auf dem europäischen Markt landen, dürfen nicht auf Kosten von Natur und Menschenrechten produziert werden." Denn obwohl sich der am Mittwoch vorgestellte Bericht mit Rodungen befasst - allein auf die Wälder darf sich die EU bei der Gesetzgebung nicht konzentrieren, wenn es nach der WWF geht. Dann könnten andere Probleme ignoriert werden, etwa Menschenrechtsverletzungen oder die Zerstörung anderer Ökosysteme wie Savannen, Grasland und Feuchtgebiete.

Auf die Schultern der Konsumenten will der WWF die Aufgabe nicht geladen wissen, das Ausmaß der Rodungen zu reduzieren. Es solle vielmehr eine Selbstverständlichkeit sein, dass das, was auf den Tellern lande, nicht mit der Zerstörung des Planeten oder der Verletzung von Menschenrechten zusammenhänge, sagte Anke Schulmeister-Oldenhove vom WWF, die Hauptautorin des Berichts. Darüber hinaus könne aber durchaus der eigene Konsum - etwa von Fleisch - und dessen Folgen hinterfragt werden.

Für den Bericht wurden Daten zur Abholzung - zum Beispiel Satellitenbilder - mit Daten zum internationalen Handel verknüpft. Ergebnisse für die Zeit nach 2017 liegen laut WWF noch nicht vor. Der Bericht bezieht sich also auf die EU inklusive Großbritanniens.

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