"Katastrophal": Tornado in Ostfriesland hinterlässt schwere Schäden

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"Katastrophal": Tornado in Ostfriesland hinterlässt schwere Schäden
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Ein Tornado in Ostfriesland hat enorme Schäden verursacht.

Abgedeckte Dächer, umgekippte Bäume, blockierte Straßen: Ein Tornado ist über den Norden Ostfrieslands gezogen und hat enorme Schäden hinterlassen. Zum Glück wurde niemand verletzt.

Ein Tornado mit geschätzten Windgeschwindigkeiten von 180 bis 250 Stundenkilometern hat in einer Gemeinde in Ostfriesland große Schäden angerichtet. 

"Es ist katastrophal."

Der Wirbelsturm beschädigte in Großheide am Montagabend mehr als 50 Häuser, stürzte Fahrzeuge um und zerstörte zahlreiche Bäume. Wie durch ein Wunder sei niemand verletzt worden, sagte der Kreisfeuerwehrsprecher Manuel Goldenstein am Dienstag. Die Feuerwehr war die ganze Nacht über mit zeitweise mehr als 100 Kräften im Einsatz, um Straßen zu räumen und Gebäude zu sichern. "Es war ein blankes Chaos, das beseitigt werden musste", sagte Goldenstein.

Das Ausmaß der Schäden in der rund 8500 Einwohner zählenden Gemeinde im Kreis Aurich ließ sich am Dienstag noch nicht absehen. Bürgermeister Fredy Fischer sagte, der Wirbelsturm habe eine Verwüstung hinterlassen, die sich durch den Ortsteil Berumerfehn bis in den angrenzenden Ortsteil Ostermoordorf ziehe. "Es ist katastrophal." Fünf Häuser sind laut Feuerwehr nicht mehr bewohnbar, da Gebäudeteile durch den Sturm herausgerissen wurden. Alle obdachlos gewordenen Bewohnerinnen und Bewohner kamen bei Nachbarn unter. 

Vom Tornado betroffen war auch Johann Graver und seine Familie aus Berumerfehn. Da wo der Vordergiebel seines Einfamilienhauses mal war, hängen nur noch Reste von Isoliermatten und Holzbalken. Vor Gravers Einfahrt stürzte der Wirbelsturm ein Wohnmobil um. "In dem Moment krachte auch bei uns im Haus alles", sagte Graver. Die Fenster seien aufgeflogen. Seine 21 Jahre alte Tochter, die sich zum Zeitpunkt des Unwetters im ersten Stock aufhielt, habe geistesgegenwärtig reagiert und Deckung gesucht. "Das ging alles so schnell."

Mehr zu Tornados in Deutschland erfährst du auch in unserem Podcast. 

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Tornado der Klasse F2

Bei dem heftigen Sturm, der für schwere Schäden in der Gemeinde Großheide in Ostfriesland sorgte, hat es sich laut Deutschem Wetterdienst (DWD) um einen Tornado der Klasse F2 gehandelt. "Aufgrund von Augenzeugen und Videomaterial kann man eindeutig sagen, es war ein Tornado gestern Abend", sagte der Tornadoexperte des Deutschen Wetterdienstes (DWD), Andreas Friedrich am Dienstag. Der Wirbelsturm sei als mittelschwerer Tornado der Klasse F2 eingestuft worden, mit geschätzten Drehgeschwindigkeiten zwischen 180 und 250 Stundenkilometern. Der Durchmesser des Tornados habe Schätzungen zufolge zwischen mehreren Dutzend bis zu 100 Metern gelegen. 

Bei dem Tornado habe es sich um einen sogenannten Kaltluft-Tornado wahrscheinlich ohne Superzelle gehandelt. "Das sind Tornados, die bilden sich in kalter Luft, wie sie gestern über Norddeutschland vorhanden war", erklärte Friedrich. Ursache seien ausgeprägte Windscherungen - das heißt verschiedene Windgeschwindigkeiten und Windrichtungen am Boden und in einem Kilometer Höhe. In diesem Gefüge entsteht eine rotierende Bewegung in der eigentlichen Wolke, die nach unten herauswächst und dann wie ein Rüssel aussieht.

Wetterlexikon: Tornado

Jährlich würden im Schnitt zwischen 20 bis 60 Tornados in Deutschland nachgewiesen. Es gebe aber eine Dunkelziffer, da ein Teil der Tornados nicht erfasst werde. Mittelschwere Tornados der Stärke F2, wie nun in Großheide festgestellt, seien in Deutschland dagegen vergleichsweise selten, erklärte Friedrich.

Videos und Bilder im Netz zeigen den Tornado: 

https://twitter.com/StormchasingD/status/1427352166700826624

https://twitter.com/pj4rn3/status/1427347045749346306

Unwetterwarnservice Emsland

Am Dienstag begannen freiwillige Helfer, Handwerker und Rettungskräfte mit den Aufräumarbeiten. Bürgermeister Fischer sagte, die Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung sei sehr groß. Es gebe viele Hilfsbereite, "die einfach mitanpacken." Dachdecker und Baufirmen waren zur Stelle, um Schäden zu reparieren. Hausbesitzer kehrten Trümmer zusammen.

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