Vielleicht geht es Ihnen auch so!? Wenn das Korn sattgrün auf den Feldern im Wind wogt und die erste Wiesenmahd eingebracht wurde, dann ist einfach Sommer – egal, ob wir vom Kalender und von der Meteorologie her noch „Frühling“ haben. Der Frühling ist ja der Übergang vom Winter in den Sommer. Und auf der „Zielgeraden“ des Frühlings lehnen wir uns an den Sommer an. Kalte Temperaturen mit Nachtfrostgefahr und Schnee in den Bergen sind vorbei. Natürlich kann es auch in der Sommerzeit herbe Rückschläge geben. Das gehört einfach zu unserer Klimazone dazu.

Apropos Klimazone. Der Mai ist mit den aktuellen sommerlichen Tagen des vergangenen Wochenendes und dieses Wochenbeginns ganz auf dem Weg als nun 3. meteorologischer Frühlingsmonat abermals zu warm auszufallen, sowohl was das historische Klimamittel von 1961-90 als auch das aktuelle Mittel von 1981-2012 angeht.
Die Südhälfte Deutschlands hat dazu schon einiges an Sonnenüberstunden zusammengetragen. Der Norden hat hingegen noch (großen) Nachholbedarf. Und dieser Nachtholbedarf wird hier vor allem in der zweiten Wochenhälfte gedeckt werden. Dann scheint hier die Sonne – so viel die astronomischen Gegebenheiten überhaupt bieten können…!
Nach Wochenmitte wird sich auch das Gewitter-Geblubber von Tief YVI zurückziehen und trockener und etwas kühlerer Luft Platz machen. Etwas kühlerer Luft müsste ich eigentlich in Anführungszeichen setzen, denn: In den Gebieten östlich der Elbe wird der Luftmassenaustausch am stärksten spürbar sein. Hier gehen die Temperaturen von rund 30 Grad an den Nachmittagen auf rund 20 Grad zurück und die Nächte werden eine ganze Ecke frischer sein als derzeit.
Nach der Abkühlung mit sehr trockener Luft und sattem Mai-Sonnenschein passiert genau das, was wir am Freitag angesprochen hatten: Ein Knubbel etwas feuchterer Luft schwimmt um das riesige Hoch über Nordeuropa herum und strandet in einer so genannten „Isobaren-Sumpf-Lage“. Isobarensumpf bedeutet, die Luftdruckgegensätze sind so schwach, dass gar keine richtige Luftströmung mehr herrscht, die Tiefs oder Hochs mit den jeweiligen Wolken- und Sonnenscheingebieten ziehen lassen kann. Das Wetter wird dann „an Ort und Stelle gemacht“.
Das hat mehrere Folgen: 1. Sind die Prognosen im Detail äußerst schwierig. 2. können große Unterschiede entstehen; Beispiel: Wenn sich ein Gewitterklotz bildet, kann dieser an Ort und Stelle jede Menge Regen abliefern, während es 20 Kilometer weiter sonnig bleibt. (Im Rheinland können wir nach den Hagelgewittern ein Lied davon singen!) Und 3. - und das ist mit einer der wichtigsten Punkte: Wenn das Wetter an Ort und Stelle produziert wird, schließt das die Machenschaften von extremen Luftmassen (Afrikahitze oder Polarkälte) aus.

Bis hierher, also bis Pfingsten, sind sich die Modelle weitgehend einig. Bis gestern waren sich die mittelfristigen Modelle auch bis zum Monats- bzw. bis zum meteorologischen Jahreszeitenwechsel einig. Hier sollte eine stabile Hochdrucklage über dem nördlichen Europa Deutschland und den Alpenraum durch eine frühsommerliche „Nett-Wetter-Phase“ mit viel Sonnenschein und ein paar Schauern und Gewittern in die ersten Juni-Tage führen.
Im Großen und Ganzen bleibt die Modellwelt auch auf diesem Trichter. Einen markanten Ausreißer zeigt sich im BOM, und auch der aktuelle Lauf des europäischen ECMWF-Modells rüttelt an der Lage des Hochs. Dazu aber gleich mehr.
Die ebenfalls am Freitag angesprochene Sammlung von kühleren Luftmassen in möglicher Vorbereitung auf eine vorgezogene Schafskälte zeigen sich in den erste Ausreißern in den 15 Tage-Trends in der Nord- und Osthälfte Deutschlands. In Süddeutschland sowie im Alpenraum wollen die Modelle davon noch nichts wissen.
Was bei den 15 Tage-Trends nahezu auffällig ist, ist die Bündelung der Berechnungen bis Tag 15. Eine Bündelung bedeutet, wie eben schon angesprochen, einen recht engen Rahmen was Temperaturen betrifft. Oft liegen nur 5 bis 10 Grad zwischen den wärmsten und den kältesten Berechnungen (5 bis 10 Grad Temperaturunterschied der Luftmasse in 1500 Meter Höhe). Und das Mittel dieser Berechnungen verharrt überall und nahezu durchweg oberhalb des langjährigen Mittels. Damit sieht es vorerst weder nach einem herben Rückschlag noch nach einer ausgewachsenen Hitzewelle aus. Salopp könnte man sagen: Standardwetter Ende Mai/Anfang Juni mit „Klimaerwärmungsaufschlag“.
Die Nacht auf Dienstag wird in Ostfrankreich und im Westteil der Schweiz äußerst regenreich. Hervorgerufen wird dieser Regen durch die nach Westen abziehenden Schauer und Gewitter, lokal wieder mit Unwettergefahr. Einige dieser Schauer und Gewitter sind auch noch zwischen NRW und Baden-Württemberg unterwegs. Einzelne Schauer tummeln sich auch an der vorpommerschen Ostseeküste und im Südosten Österreichs streifen uns die Ausläufer eines satten Regenklotzes vom Balkan.
Diese beiden Hauptregengebiete rund um Mitteleuropa bestimmen auch das Wetter am Dienstag. Das Regengebiet im Westen sorgt im Laufe des Tages wieder von NRW bis Baden-Württemberg und in die Schweiz herein für Schauer und Gewitter. Im äußersten Westen der Schweiz lässt der ergiebige Dauerregen nur langsam nach. Hier werden voraussichtlich einige Bäche und Flüsse Hochwasser führen!

Das Regengebiet im Südosten zieht langsam über den Ostteil Österreichs nordwestwärts und bringt bis zum Abend auch zwischen dem Erzgebirge und Bayern Schauer und Gewitter. Rund um die Steiermark werden übrigens am Dienstagvormittag die mit Abstand höchsten Regenmengen berechnet. Aber auch sonst müssen wir mit einzelnen Schauern und Gewittern rechnen.
Die größten Sonnenscheinanteile haben wir in der Mitte und im Norden Deutschlands, vor allem aber an den Küsten. Hier sind locker um die 15 Stunden Sonne drin! Schlusslicht sind die Gebiete am Rhein und westlich davon sowie die Alpenländer.
Aufgrund der äußerst „schrägen“ Temperatur-Verteilung über Europa mit kühler Luft im Südwesten und im mittleren Mittelmeerraum und warmer bis sehr warmer Luft über dem nördlichen Mittel- und Osteuropa staffeln sich die Temperaturen von Südwest nach Nordost auf grob 15 bis 30 Grad. Um oder sogar unter 15 Grad sind es im abklingenden Regen am Genfer See, sonst 18 bis 24 Grad im übrigen Alpenraum und in Süddeutschland und 25 bis 30 Grad im Norden und der Mitte Deutschlands. In Berlin/Brandenburg und Sachsen sind auch bis zu 31 Grad drin. Kühler bleibt es mit auflandigem Wind an den Küsten.
Apropos Wind. Dieser ist längst nicht mehr so zackig wie zuletzt. Nur im nördlichen Drittel Deutschlands weht er ruppig aus Nordost mit stürmischen Böen an der See!
Dieser ruppige Wind bleibt uns auch am Mittwoch an den Küsten gewogen. Ablandig ist er an der Nordsee aus Ost, auflandig an der Ostsee aus Nordost bis Ost mit bis zu 70 Sachen auf Rügen. Die sonst so ruhige Ostsee ist dabei recht aufgefühlt. Dafür scheint zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern spätestens am Nachmittag die Sonne von einem wolkenlosen und tiefblauen Himmel.
Derweil treibt die Restfeuchte von Tief YVI ihr Spiel zwischen NRW und Bayern, in Österreich und in der Schweiz. Hier wechseln sich Wolken und Sonne ab. Immer wieder kommt es zu Schauern und Gewittern, vor allem am Nachmittag und gegen Abend.
Am kühlsten ist es dazu im Westen und Süden der Schweiz und an den Küsten der Ostsee mit etwas unter 20 Grad. Sonst erreichen die Höchstwerte 21 bis 27, östlich der Elbe nochmals um 30 Grad.

Mit auch im Binnenland auffrischendem Wind aus Ost bis Nord setzt sich am Donnerstag von Nordosten her trockenere und kühlere Luft durch. Diese Luftmassengrenze zwischen der trocken-kühlen und der feucht-warmen Luft liegt am Donnerstag gegen Abend südwestlich einer Linie Rheinland – Mittelfranken – westliches Niederösterreich – weststeirisches Hügelland. In diesen Gebieten haben wir einen Mix aus Sonne und Wolken mit ein paar Schauern und Gewittern. Zwischen diesen Schauern und Gewittern klaffen jedoch größere Sonnenscheinfester auf, so dass es nicht überall nass wird.
Nordöstlich dieser Linie scheint von einem meist wolkenlosen Himmel die Sonne. Richtiggehend edel ist und bleibt es an der Ostsee. Die wolkenlosen Gebiete haben damit die höchst mögliche Sonnenscheindauer!
Wind, etwas kühlere Temperaturen und die glasklare Luft sorgen für eine extrem hohe Sonnenbrand- und Sonnenstichgefahr! Das kann man gar nicht oft genug sagen: Bitte Cappy und Sonnenbrille auf und eincremen!
Die Höchstwerte liegen im Nordosten bei 18 bis 25, an der See mit auflandigem Wind bei 15 Grad. Sonst werden es noch einmal hochsommerliche 23 bis 29 Grad.
In der Nacht auf Freitag wischt die trocken-kühle Luft die Restfeuchte auch aus dem Südwesten Deutschlands und aus weiten Teilen des Alpenraumes weg. So erleben wir am Freitag tagsüber einen vielerorts sonnigen, oft sogar wolkenlosen Mai-Sonnen-Tag. Harmlose Wolken gibt es am ehesten in den östlichen Mittelgebirgen sowie südlich von Main und Mosel. Der Wind aus Nordost bis Ost, im Osten Österreichs aus Nord, hält die Luft klar. Im Windschatten der Alpen entstehen auf der Alpensüdseite Schauer und Gewitter, also vom Tessin über das Engadin bis Kärnten. Dazu sind es 18 bis 24 Grad. Etwas kühler bleibt es seewärts. Auch hier gilt: Achtung Sonnenbrand- und Sonnenstichgefahr!

Soweit ist die Lage mehr oder weniger klar bzw. im Kasten. Ab dem Pfingstwochenende kommen Unsicherheiten bei den Details auf. Die Grundkonstellation bei der Großwetterlage mit einem kräftigen Hoch über Nordeuropa bleibt bestehen. Allerdings entsteht über der Mitte Frankreichs und dem Süden Mitteleuropas tendenziell wieder ein schwaches Tiefdruck-Gespann, das die kühle und trockene Nordostströmung abwürgt und uns zwar etwas wärmere, dafür aber auch wieder feuchte Luft bringt.
So nimmt am Samstag das Schauer und Gewitterrisiko im Alpenraum und im Süden Deutschlands zu. Bis Pfingstmontag sorgt die feuchtere und wieder wärmere Luft dann auch bis Norddeutschland für einen munteren Pfingst-Mix aus Sonne, Wolken, Schauern und Gewittern. Lediglich rund um die See und Schleswig-Holstein bleibt es wohl strahlend sonnig. Die Temperaturen taumeln langsam wieder hoch und erreichen am Pfingstmontag voraussichtlich 20 bis 27 Grad, je nach Sonnenscheindauer.
Bis hierher können wir festhalten: Bis Mittwoch bleibt es, vom äußersten Norden abgesehen, gewittrig und sehr warm. Dann wird es sonniger und kühler mit sehr hoher Sonnenbrandgefahr, ehe an Pfingsten frühsommerlich warme und feuchte Luft für einige Schauer und Gewitter sorgen wird.
Schauen wir zu guter Letzt auf die Modelle für Tag 10 (31. Mai, letzter Tag des meteorologischen Frühlings): Das GFS zeigt ein Hoch zwischen Island und Skandinavien. Wir verbleiben dabei in sommerlich warmer Luft mit viel Sonne und einzelnen Schauern und Gewittern.
Das kanadische GEM zeigt nahezu eine identische Lage des Hochs. Allerdings wäre der Luftdruck zwischen Frankreich und dem Balkan niedriger mit einer höheren Schauer- und Gewittergefahr und einen Tick kühleren Temperaturen.
Das europäische ECMWF-Modell lässt das Hoch deutlich weiter nach Westen auf den Nordatlantik ziehen. Das nächste Hoch über Osteuropa liegt ebenfalls deutlich weiter im Westen. Dazwischen gräbt sich immer mehr feuchte und kühle Luft von der Nordsee zu uns und sorgt für einen wechselhaften und kühleren Witterungsabschnitt, bei dem in der Westhälfte kaum noch 20 Grad erreicht werden würden.
Ein ganz fieser Möpp ist das australische BOM. Das steuernde Hoch liegt noch einen Tick weiter im Westen und thront über dem Süden Grönlands. Um dieses Hoch bildet sich ein recht ausgeprägtes Tief-Tandem Nordmeer – Azoren. Sehr kühle Luft gleitet auf der Nordseite dieser Tiefs nach Südwesten. Dem gegenüber steht dann wärmere Luft auf der Südseite des Tiefs. Das hätte eine neuerliche Luftmassengrenze zur Folge, an der intensive Regengebiete entstehen könnten…

Die Auswirkungen der jeweiligen Unterschiede der Modelle zeigt damit einen ähnlich möglichen Witterungsverlauf wie wir ihn schon in diesen Tagen erleben: Es läuft irgendwo alles zwischen 17 und 27 Grad ab, mal mit mehr Sonnenschein, mal mit einem höheren Schauer- und Gewitterrisiko. Die Schauer und Gewitter können durch das stationäre Gehampel bzw. durch das sehr langsame Ziehen an Ort und Stelle einiges an „Unfug“ anrichten mit sintflutartigem Regen und Hagel, sonst aber dürfte das Wetter keine größeren Schlagzeilen machen, sieht man mal von den vielen Sonnenstunden im Norden Deutschlands, speziell an den Küsten, ab. Diese Gebiete sind, im Gegensatz zum Mittelmeerraum zwischen Frankreich und Griechenland, die größten Sonnenscheingaranten!
(Alle Bilder/Grafiken: Kai Zorn)