Städte unter Wasser: In Brasilien kämpfen Flutbetroffene ums Überleben

- Melanie Probandt
"Habe so etwas noch nie gesehen": Flut in Brasilien macht 600.000 Menschen obdachlos
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In der Nacht zum 02. Mai löst heftiger Regen im Süden Brasiliens schwere Überschwemmungen aus. Binnen weniger Stunden wurden Tausende obdachlos, Dutzende starben. Die Lage hat sich bislang noch immer nicht erholt- im Gegenteil.

Die Zahl der Toten ist mittlerweile auf 149 gestiegen, wie der Zivilschutz berichtet. 108 Menschen werden noch vermisst, weitere 806 sind vermisst. Von dem Hochwasser seien knapp zwei Millionen Menschen in 437 Ortschaften betroffen, 618.000 mussten ihr Zuhause verlassen. 

Neue Gefahren: Patrouillen gegen Plünderer

Schwer bewaffnet und mit Taschenlampen ausgerüstet fahren Patrouillen in Booten durch das Zentrum der überschwemmten südbrasilianischen Stadt Porto Alegre. Die Poliezi musste durch die Gefahr vor Plünderungen handeln. 

Wie der Sender Rádio Bandeirantes berichtet, haben mittlerweile sogar Kriminelle einen Supermarkt in Porto Alegre übernommen. Auch andere lokale Medien berichten davon, wie die Lage in den Überschwemmungsgebieten immer mehr außer Kontrolle zu geraten droht. 

Banden würden Häuser ausrauben und Drogen auf Booten schmuggeln, es gäbe Kriminelle mit Jetskis. Die Zivilpolizei in Rio Grande do Sul soll nach Informationen der Zeitung O Globo ganze elf Kilogramm Kokain aus einem überschwemmten Gebiet von Canoas beschlagnahmt haben. 

Ein Polizist patrouilliert auf eiem Boot in der überschwemmten Innenstadt von Porto Alegre. Quelle: dpa/Mateus Bonomi

Keine Entspannung in Sicht

Auch für Donnerstag (16.05.2024) werden erneut heftige Regenfälle sowie eine Kaltfront erwartet, die Mindesttemperaturen von bis zu null Grad mit sich bringen könnte. Der Wasserstand des Guaíba, ein Zusammenfluss mehrerer Flüsse in der Regionalhauptstadt Porto Alegre, ist zuletzt wieder angestiegen und zeigte Berichten zufolge in der Nacht auf Mittwoch einen Pegelstand von 5,25 Metern - gerade einmal zehn Zentimeter unter dem Rekordwert vom 5. Mai.

"So etwas habe ich noch nie gesehen"

Die geflohene Anwohnerin Kessy Carvalho de Oliveira  berichtet gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: "Es ist so traurig zu sehen, wir unsere Sachen vom steigenden Wasser zerstört werden. Wir mussten fliehen, es hieß weglaufen oder sterben. Ich habe nichts weiter außer einem Rucksack mit Sachen für meinen Sohn und etwas zum anziehen für mich selbst dabei." 

Auch Roberto Camargo lebte in der Ortschaft Eldorado do Sul, die von der Flut hart getroffen wurde. "In mehr als 40 Jahren habe ich so etwas noch nie erlebt. Mein Haus hat nie Wasser abbekommen und nun steht es bis unter die Decke", sagt er und stockt. "Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, so etwas habe ich noch nie gesehen. Wenn wir das mal unseren Enkelkindern erzählen, werden sie uns nicht glauben."

90 Prozent aller Städte im Bundesstaat betroffen

Laut Nachrichtenagentur Agência Brasil sind im Bundesstaat Rio Grande do Sul, der flächenmäßig fast so groß wie Italien ist, beinahe 90 Prozent aller Städte von den Hochwassern betroffen. Viele Gemeinden waren von der Strom- und Wasserversorgung abgeschnitten. Auch die Telefon- und Internetverbindungen wurden vielerorts unterbrochen.

Seit 13 Tagen gibt es keinen Strom, keine Müllabfuhr, keinen Zugang zu den Häusern, die immer noch überschwemmt sind ind Porto Alegre. Quelle: dpa/Marcelo Oliveira

Die Luftwaffe und Hilfswerke wie die Caritas brachten Hilfsgüter in die Region, darunter Medizin, Wasseraufbereitungsanlagen und Lebensmittel. Auch das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen werde Zelte, Feldküchen, solarbetriebene Lampen und Hygieneartikel bereitstellen, sagte ein Sprecher.

Der Staatspräsident kündigte ein Hilfspaket von umgerechnet knapp neun Milliarden Euro für die Region an. Zivilschutzbehörden zufolge konnten bisher mehr als 76.000 Menschen und über 10.000 Tiere gerettet werden.

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