Zutaten für Gewitter: Im Überlappungsbereich erhöhte Gewittergefahr.
Welche Schwierigkeiten Gewitterprognosen mit sich bringen, warum keine ortsgenaue Gewitterprognose möglich ist und was das Wort "Gewitterpotential" bedeutet, lesen sie hier.
Der Freitag bildete den Auftakt zu einem gewitterträchtigen Wochenende mit erhöhtem Unwetterpotential. Wie kann es sein, dass trotz teurer Superrechner der Wetterdienst nicht in der Lage ist, einen Tag vorher zu sagen, ob nun Gewitter auftreten oder nicht?
Mit diesem Artikel soll ein wenig Klarheit in die Problematik der Gewittervorhersage bringen und zeigen, was der Vorhersager kann und was eben nicht.
Gewitterentstehung
Zu Beginn ein paar grundlegende Dinge. Damit Gewitter entstehen können, bedarf es einiger grundlegender Zutaten. Zum einen muss genug Feuchtigkeit in der Luft sein, damit sich Quellwolken und daraus Gewitter entwickeln können. Als zweite Zutat benötigt man Labilität. Diese ergibt sich, wenn sich die Luft mit der Höhe rasch abkühlt. Ein am Boden erwärmtes Luftpaket hat dann die Möglichkeit rasch aufzusteigen, da warme Luft leichter ist als kalte Luft. Zu guter Letzt wird noch Hebung benötigt. Dies kann beispielsweise passieren, wenn sich entlang einer Kaltfront kalte Luft wie ein Keil unter vorgelagerte warme Luftmassen schiebt und diese damit anhebt. Eine weitere Möglichkeit sind zusammenströmende Luftmassen am Boden (Konvergenz). Wenn Nordostwind und Südwestwind beispielsweise aufeinander treffen, dann muss die Luft irgendwohin ausweichen - sie steigt auf. Wenn jetzt noch der Wind mit der Höhe Richtung und Geschwindigkeit ändert, dann sind alle Voraussetzungen für Gewitter und auch Unwetter gegeben.
Die verschiedenen Zutaten kommen allerdings nicht überall gleichermaßen vor und sind unterschiedlich stark ausgeprägt. Die Aufgabe des Meteorologen ist es zu schauen, in welchen Regionen sich die verschiedenen Zutaten am besten überlappen. Nur dort, wo auch alles vorhanden ist, können sich Gewitter entwickeln. Das ist wie beim Kochen: Fehlt eine Zutat, dann schmeckt es nicht. Die Schwierigkeit liegt nun darin, dass kleine Verschiebungen bei nur einer Zutat dazu führen können, dass sich auch die Region für das Gewitterpotential verschiebt. So können ein Regengebiet oder ein übrig gebliebenes Gewitter aus der Nacht die Sonneneinstrahlung unterbinden und damit der Zutat Labilität einen Strich durch die Rechnung machen. Oder die Konvergenz liegt 100 km weiter südlich als vorhergesagt, sodass sich auch die Zutat Hebung verschiebt. Die Unsicherheiten sind so vielfältig wie die Wettervorhersage an sich. Nicht verwunderlich ist es dann also, dass sich auch das Gewitterpotential von einem auf den anderen Tag verschieben und verändern kann.
Schwierigkeit der Gewittervorhersage
Da kommt auch schon der nächste Punkt mit ins Spiel. In der Mehrzahl der Fälle ist es eigentlich nicht möglich, für einen bestimmten Ort im Vorfeld zu sagen, dass es definitiv ein Gewitter oder gar Unwetter geben wird. Dies hängt vor allem mit der Kleinräumigkeit der Gewitter zusammen. Wer hat nicht schon einmal davon gehört, dass der Nachbarort unter Wasser stand, während man selbst die Regentropfen an einer Hand abzählen konnte. Am besten stellt man sich einen Wassertopf auf die Kochplatte und versucht zu erraten, wo die erste Blase nach oben steigt. Das ist etwa genauso schwierig, als wenn wir vorhersagen müssten, wo das erste Gewitter über Deutschland entsteht. Genauso ist es mit der weiteren Entwicklung: Gewitter können plötzlich in eine etwas andere Richtung ziehen, sich kurzfristig verstärken oder abschwächen. Das Prinzip des Chaos schlägt hier zu Buche.
Was kann der Vorhersagemeteorologe dann eigentlich? Wir können vor der Entwicklung von Gewittern mit den oben beschriebenen Zutaten Regionen festlegen, wo ein erhöhtes Potential dafür besteht, dass diese auftreten. Auch können wir Aussagen treffen, wo die Unwettergefahr erhöht ist. Haben sich die Gewitter entwickelt, sind wir in der Lage, die Stärke und die Verlagerung zu prognostizieren. Immer aber mit einem gewissen Unsicherheitsbereich, sodass oft größere Gebiete im Vorfeld bewarnt werden (müssen), als am Ende tatsächlich betroffen sind. Ein sicherlich extremes Beispiel ist ein Tornado, der oft nur einen Durchmesser von wenigen hundert Metern hat. Nehmen wir an, ein Landkreis würde eine Warnung vor einem solchen Tornado bekommen. Dann würden aufgrund der Kleinräumigkeit sicher 99.9% der Bewohner des Landkreises eine Beschwerdenachricht über die falsche Vorhersage schreiben, während der kleine Rest vor den Trümmern ihrer Häuser steht.
Diese verschiedenen Punkte muss man sich immer wieder vor Augen führen, dann fällt das Verständnis einer Gewitterprognose sicher auch leichter und man weiß genau, wie damit umzugehen ist. Und am Ende, ist man ehrlich, ist doch fast jeder auch froh, wenn er unbeschadet davongekommen ist.
Besuche wetter.com wie gewohnt kostenlos und stimme der Verwendung von Cookies und
anderen Technologien für Webanalysen und personalisierte Werbung (Tracking) zu.
Deine Einstellungen kannst du jederzeit in unseren Datenschutzhinweisen widerrufen.
Wir nutzen ausschließlich Cookies und andere Technologien, die zur Bereitstellung unseres
Angebotes unbedingt erforderlich sind. Details zum Abo findest du
hier und in unseren Datenschutzhinweisen (contentpass-Abo).
Wir und unsere bis zu Partner verarbeiten personenbezogene Daten
(wie z.B. IP- und Browserinformationen) für folgende Zwecke:
Privatsphäre Einstellungen
Falls du dich nicht für das contentpass-Abo entscheiden möchtest, nutzen wir (wetter.com) und
unsere Partner Cookies und andere Technologien um Informationen auf Ihrem Nutzer-Endgerät zu
speichern und auszulesen.
Indem du Werbung & Cookies akzeptierst, können wir dir unser Angebot auf wetter.com weiterhin
kostenlos anbieten. Wir erheben personenbezogene Daten (z.B. Cookies oder persönliche pseudonyme
Identifikatoren, IP-Adressen sowie dein individuelles Nutzungsverhalten) und übermitteln diese
auch an Drittanbieter, die uns helfen, unser Webangebot zu verbessern und zu finanzieren.
Wenn du wetter.com doch werbe- und trackingfrei nutzen möchtest, kannst du
hier
jederzeit ein sogenanntes contenpass-Abo für 3,99€ pro Monat abschließen.
Dieses Abo ist monatlich kündbar.
Weiterführende Informationen zu Cookies, Verarbeitungszwecken, unseren Partnern sowie deinen
Rechten, insbesondere dem Recht, deine Einwilligung zu widerrufen und der Datenverarbeitung zu
widersprechen, findest du in unseren Datenschutzhinweisen.