Temperatursturz pünktlich zu den Eisheiligen

- Anna Gröbel
Temperatursturz pünktlich zu den Eisheiligen
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Sie werden Eismänner oder auch gestrenge Herren genannt und lehren Gärtnern das Fürchten: Die Eisheiligen. Was hat es mit diesen Wetterheiligen auf sich und treten sie in diesem Jahr in Erscheinung?

Als Eisheilige bezeichnet man die Tage zwischen dem 12. und 14. Mai, wobei in Norddeutschland der 11. Mai hinzugezählt wird. In Süddeutschland und Österreich dauern sie noch einen Tag länger. Die Märtyrer und Bischöfe aus dem 4. und 5. Jahrhundert, denen in diesen Tagen gedacht wird, haben eigentlich nichts mit dem Wetter zu tun. Allerdings zeigen Jahrhunderte lange Erfahrungen und Bauernregeln, dass es in dieser Zeit in Mitteleuropa häufig zu Kaltlufteinbrüchen kommt. Die Eisheiligen sind also ein Regelfall in der Witterung, eine sogenannte meteorologische Singularität. Dabei breitet sich kalte Luft aus den polaren Breiten von Nord nach Süd aus - das ist auch der Grund, warum die Eisheiligen im Norden früher beginnen als im Süden.

Durch die gregorianische Kalenderreform kam es allerdings zu einer Verschiebung - die kalte Sophie ist nun eigentlich am 23. Mai und tatsächlich erfolgen die meisten Kaltlufteinbrüche erst rund 10 Tage nach den Namenstagen der sogenannten Eisheiligen.

Wie kommt es zu den Kaltlufteinbrüchen?
Im Mai heizen sich die Landmassen schneller auf als die Ozeane, es kommt also zu einem markanten Temperaturunterschied zwischen Festland und  Meer. An dieser Grenze bilden sich Tiefdruckgebiete, die warme Luft  weit in den Norden, kalte Polarluft aber auch weit in den Süden transportieren, wie auch dieses Video über die typische Wetterlage an den Eisheiligen zeigt.

Genau das passiert aktuell. Der Tiefdruckkomplex über Spanien lenkt an seiner Vorderseite warme Luftmassen nach Mitteleuropa. In den nächsten Tagen zieht er weiter nach Nordosten und zapft damit Polarluft an.

Im Folgenden das Wetter an allen fünf Eisheiligen: 

Mamertus - Mittwoch, 11. Mai
Der erste Eisheilige bringt uns alles andere als eisige Temperaturen. Es wird frühsommerlich warm mit 19 bis 27 Grad. Am wärmsten wird es dabei rund um Berlin. Dabei scheint häufig die Sonne. Im Süden und Südwesten sind mehr Wolken unterwegs und es bilden sich im Tagesverlauf einzelne Schauer oder Gewitter.

Pankratius - Donnerstag, 12. Mai
Am Donnerstag gehen die Temperaturen im Süden schon etwas zurück - hier bleibt es meist auch bewölkt und regnerisch. Sonst setzt sich das Frühsommerwetter fort: Es gibt Sonnenschein bei 20 bis 25 Grad. Später kann es allerdings auch in der Mitte zu einzelnen Schauern kommen.

Servatius - Freitag, 13. Mai
Am Freitag bilden sich im Tagesverlauf häufiger Schauer, lokal sogar Gewitter. Im Süden lassen die Regenfälle dagegen nach und auch im Norden bleibt es freundlich und trocken. Die Temperaturen erreichen weiterhin recht warme 19 bis 25 Grad. An den Küsten und im äußersten Süden bleibt es frischer.

Bonifatius - Samstag, 14. Mai
Am vierten bzw. dritten Namenstag treten die Eisheiligen in ganz Deutschland in Erscheinung. Die Höchstwerte liegen nur noch bei 9 bis 16 Grad, in der Nacht auf Sonntag kühlt es auf 8 bis 2 Grad ab, im Süden kann es stellenweise sogar Bodenfrost geben. Dazu fällt tagsüber im Südosten noch zeitweise Regen und auch im Norden ziehen einzelne Schauer durch.

Sophia - Sonntag, 15. Mai
Die Kalte Sophie ist temperaturtechnisch der Tiefpunkt: Bei wechselhaftem Schauerwetter werden nicht mehr als 8 bis 15 Grad erreicht und auch in der Nacht auf Montag wird es recht kühl, lokal auch wieder mit der Gefahr von Bodenfrost.

Frostschäden drohen
Empfindliche Pflanzen sollten also im Süden und in der Mitte vor allem in den Nächten auf Sonntag und Montag geschützt werden oder am besten sogar erst nach den Eisheiligen ins Freie gebracht werden. Besonders frostempfindlich sind Blumen wie Oleander, Dahlien, Geranien und Petunien, aber auch bei Gemüsesorte und Kräuter wie Tomaten, Gurken, Paprika, Basilikum, Rosmarin, Kresse und Schnittlauch.

Laut dem wetter.com Experten Bernd Madlener steigen die Temperaturen nach Pfingsten wieder an (siehe Bernds Blickwinkel). Im Süden und Osten sind dann auch wieder über 20 Grad möglich und abgesehen von der Nacht auf den 20. Mai, in der im Norden noch eine kleine Bodenfrostgefahr besteht, müssen Gärtner nicht mehr mit Frostschäden rechnen und können mit dem Auspflanzen der Sommerblumen beginnen.

Die Eisheiligen 2016
In diesem Jahr sind die Eisheiligen also recht pünktlich und bringen einen markanten Temperatursturz. Bodenfrost gibt es allerdings nur vereinzelt, geschweige denn Luftfrost. 

Die Gefahr von Kaltlufteinbrüchen ist aber auch nach den Eisheiligen noch nicht gebannt. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 89 Prozent kommt es Mitte Juni zu weiteren kühlen Tagen - auch die Schafskälte ist ein Witterungsregelfall.

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