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"Wir wollen diese asozialen Touristen nicht hier haben!" - Mallorca macht Ballermann dicht

Do 16.07.2020 | 09:50 Uhr - Quelle: dpa
Ohne Maske und Sicherheitsabstand feierten die Touristen am Ballermann. ©dpa

Die Reaktionen auf die illegalen Partys auf Mallorca fallen von vielerlei Seiten deutlich aus. Für die nächsten zwei Monate ist mit der Feierei dort erstmal Schluss.

Die wilden Partys Hunderter Touristen ohne Schutzmaske und Sicherheitsabstand haben auf Mallorca ein einschneidendes Nachspiel: Erstmals werden auf der spanischen Insel mitten im Sommer alle Vergnügungslokale im Herzstück des vor allem von deutschen Touristen gern besuchten "Ballermanns" an der Playa de Palma zwangsgeschlossen.

Kneipen für mindestens zwei Monate geschlossen

Die berühmt-berüchtigten "Bier-" und "Schinkenstraße" werden ab sofort und vorerst für zwei sommerliche Monate trockengelegt. Auch die Sündenmeile Punta Ballena in der Briten-Hochburg Magaluf westlich von Palma sei von den Zwangsschließungen betroffen, teilte die Regionalregierung am Mittwoch mit.

Konsequenz aus den Chaos-Partys

Deutsche und Briten hatten am Wochenende für "Chaos" gesorgt, wie die Inselzeitung "Última Hora" titelte. Angetrunkene Männer und Frauen ohne Mund-Nasen-Masken hatten unter anderem im dichten Gedränge afrikanische Straßenhändler umarmt, geflirtet, gegrölt - und, wie zahlreiche Videos zeigten, sich nicht im mindesten um die Corona-Regeln geschert.

Erst am Montag wurde eine verschärfte Maskenpflicht beschlossen. Doch genützt hat diese nur wenig:

Seit Montag gilt auf den Balearen aufgrund der Corona-Pandemie eine strengere Maskenpflicht – die Schutzmaske muss so gut wie immer getragen werden. Touristen sehen das kritisch, während Einheimische die Maßnahme begrüßen.

Empörung auch in Deutschland

Die Empörung war groß. Nicht nur auf Mallorca und in Spanien, sondern auch in Deutschland. So sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zum wilden Treiben auf Mallorca:"Wir müssen sehr aufpassen, dass der Ballermann nicht ein zweites Ischgl wird."

"Wir wollen diese asozialen Touristen nicht hier haben"

Der balearische Tourismusminister Iago Negueruela hatte bei der Bekanntgabe der Maßnahmen jetzt eine klare Botschaft parat: "Wir wollen diese asozialen Touristen hier nicht haben. Sie sollen nicht kommen", rief der sozialistische Politiker. Man dürfe nicht zulassen, "dass einige wenige dem Image der Inseln Schaden zufügen" und die Erfolge der Balearen im Kampf gegen die Pandemie aufs Spiel setzten.

Maßnahmen könnten noch ausgeweitet werden

Negueruela warnte, man werde nicht zögern, die Maßnahmen wenn nötig auch auf andere Gebiete der Insel auszuweiten. "Die Gesundheit geht vor. Und ohne Gesundheit gibt es auch keine Wirtschaft." 200 000 Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel. Je nach Entwicklung sei eine Verlängerung und auch eine Verkürzung der Zwangsschließungen denkbar.

Kritik auch an Ladenbesitzern

Kritisiert wurden nicht nur die Gäste, sondern auch Lokalbesitzer, die nicht für Ordnung sorgten. Verwaltungsministerin Isabel Castro erinnerte daran, dass seit Freitag ein Bußgeldkatalog gilt, wonach bei Verstößen gegen die Corona-Regeln bei Partys vor allem die Lokalbesitzer, aber auch Organisatoren von Feiern selbst in privaten Wohnungen mit Strafen von bis zu 600 000 Euro belegt werden können.

Disko- und Kneipenbetreiber demonstrieren

Vor der Pressekonferenz, bei der unter anderem auch ein Verbot der auf "Malle" traditionsreichen langen Strohhalme fürs gemeinsame Trinken verkündet wurde, waren rund 500 Betreiber von Nachtlokalen und Diskos in Palma im Protest auf die Straße gegangen. Diese Betriebe haben ein Fassungsvermögen von jeweils mehr als 300 Gästen, auf allen vier Inseln dürfen sie wegen Corona noch nicht öffnen.

Betroffen sind auch die Kultlokale "Megapark" und "Bierkönig". Die Demonstranten trugen Plakate mit Aufschriften wie "Ohne Tourismus sterben wir" und forderten die Wiedereröffnung ihrer Betriebe.

Kritik auch vom Hotelierverband

Die stellvertretende Präsidentin des Hotelierverbandes von Mallorca (FEHM), María José Aguiló, verurteilte die illegalen Partys "aufs Schärfste". "Dieses asoziale und unverantwortliche Verhalten gefährdet die Gesundheit aller Menschen." Die Hoteliers kennen die wirtschaftlichen Folgen des langen Corona-Lockdowns in Spanien nur zu gut - und wollen unter keinen Umständen, dass sich das wiederholt.

Zwangs-Quarantäne für Mallorca-Touristen?

Und natürlich haben sie auch die kritischen Reaktionen aus Deutschland nicht überhört. Der Ärzte-Topfunktionär Frank Ulrich Montgomery sprach auf NDR Info über die Möglichkeit einer Zwangsquarantäne für Mallorca-Touristen. Das wäre wie ein Todesstoß für eine Branche, die auf den Balearen für riesige Umsätze sorgt.

Andreu Serra, Dezernatsleiter für Tourismus des Inselrates von Mallorca, sagte am Mittwoch - nur wenige Tage nach den Chaos-Partys - schonmal zur Beruhigung, diese hätten nicht zu Corona-Neuausbrüchen geführt.

Erst vor einigen Wochen war der Tourismus auf der beliebten Urlaubsinsel wieder angelaufen. Wie der Hotelalltag in Zeiten von Corona dort aussieht, erfährst du hier:

Reisen in Corona-Zeiten: So verläuft ein Mallorca-Urlaub

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