Wenn Petrus und Frau Holle... - der April endet nicht so dolle!

Der April weiß nicht was er will? Anscheinend doch, zumindest was sein Ende angeht. Das sieht nicht so berauschend aus.

Veröffentlicht: So 17.04.2016 | 00:00 Uhr
Wenn Petrus und Frau Holle... - der April endet nicht so dolle! Die Meinungen und Wünsche über die zweite April-Hälfte können, wie schon eh und je beim Wetter, unterschiedlicher nicht sein. Da gibt es zum einen die „Mimimimi-Front“, gerne zu finden bei Radiomoderatoren oder bei der „ich habe nur gute Laune, wenn die Sonne scheint“-Gilde. Und dann gibt es die Fraktion, die das Wetter so nimmt, wie es ist und/oder auf die Natur schaut.

So trällerte aus einem Video eines Nachwuchs-Wetterfrosches, dass das Wetter es gar nicht wert sei, darüber zu reden. Ein paar Stunden später fuhr ein Nachbar mit seinem Traktor vorbei und wir hielten einen Ratsch. Er meine, es müsse endlich mal richtig viel regnen. Es sei viel zu trocken und immer dieses frühe Sonnen- und Wärmewetter im April „sei doch nix“. Sein Wunsch sei, dass es jetzt ein paar Wochen lang regelmäßig regnen dürfe und dann ganz langsam mal wärmer werden, aber nicht gleich sofort wieder Sommer. Ein anderer Nachbar ist ganz erfreut und schmetterte mir entgegen: „Es kommt noch mal Schnee, oder?! Das ist gut so.“ Ein anderer wiederum meinte dann: „Bloß nicht, ich hab Sommerreifen drauf! Ich will jetzt Sommer!“

Was für ein schönes Spiegelbild der Meinungen. Ja, es deutet sich ein vergleichsweise herber Absturz des Aprils an und der Start in den Mai könnte auch äußerst unterkühlt ausfallen. So etwas kennen wir schon gar nicht mehr. In den vergangenen rund 20 Jahren hat sich bei den Wetterfröschen die Bezeichnung EAW etabliert. EAW steht für EndAprilerWärmung - oder englisch: End April Warming. Es werden sich sicherlich viele von Ihnen erinnern, dass in den vergangenen fast 10 Jahren der April überhaupt nichts mehr mit einem launischen Monat zu tun hatte - im Gegenteil.

Der April war in vielen Jahren unlängst ein Garant für Sonne, Trockenheit und Wärme: 2007, 2009, 2011 und 2014 brachten pures Sommerwetter, teilweise 30 Grad und große Trockenheit. Trocken waren auch die nicht so warmen Jahre in 2010, 2012 sowie 2013 und 2015. Waldbrandgefahr und die Grundsteinlegung für die Ernteausfälle im Sommer waren die Folge. Das April-Mittel lag in unserem alten Klimamittel bei 7,4 Grad (1961-90) und entspricht damit dem Klimamittel von 1761 bis heute. In den vergangenen 10 Jahren lag das April-Mittel jedoch bei 9,5 Grad. Das sind 2,1 Grad mehr - ungefähr so viel, wie die Klima-Wissenschaftler bis Ende des Jahrhunderts prophezeit haben...

Und da wir aktuell bei +2,1 Grad beim April-Mittel liegen, kommt uns der April eher bescheiden oder normal vor, nicht aber deutlich zu warm. Nach den ergiebigen Regenfällen in einigen Regionen ist das Niederschlags-Soll, deutschlandweit gemittelt, im Schnitt. Auch die Sonne ist einigermaßen im Schnitt.
Da der April in den vergangenen Jahren nahezu durchweg zu trocken und teilweise viel zu sonnig war, kommt uns das natürlich jetzt alles nicht so dolle vor...

Apropos dolle und Frau Holle. April-Schnee gibt und gab es schon dann und wann, früher häufiger, jüngst weniger. Im vergangenen Jahr gab es Anfang April einige Schneefälle bis ins höhere Flachland, 2012 in der letzten Hälfte. Und der letzte richtig garstige April mit leicht unterdurchschnittlichen Werten liegt 15 Jahre zurück. Im Jahre 2001 zogen sich Frühjahr und Frühsommer wie Kaugummi, um einem heißen Kernsommer im Juli und August Platz zu machen. Ein sehr zähes Frühjahr - heute unvorstellbar - erlebten wir auch in den Jahren 1995 und 1991. Das war, im wahrsten Sinne des Wortes, noch ein anderes Jahrhundert ;).

Bevor wir uns mit der kommenden Wetterlage beschäftigen, lassen Sie mich noch eines zu den ganzen Mittelwerten von heute und früher sagen. Wir leben in einer Zeit einer starken Veränderung des Klimas. Die Durchschnittsdaten von 1961 bis 1990 sind wahrlich nicht mehr up to date, aber sie sind nahezu deckungsgleich mit den vergangenen rund 250 Jahren. Und wir leben durch diese Klimazone in einem großen Reichtum - ein Reichtum an Lebensraum, an Ernährung, Wasser sowie einer tollen Fauna und Flora. Und in den vergangenen Jahren gab es immer wieder massive Probleme, da diese Grundlage in unseren Breitengraden wackelig geworden ist. Drum sollten wir es als Segen ansehen, wenn wir einmal nicht durchgehende „Schlaraffenland-Jahreszeiten“ haben, in denen nur Sonnenschein und Wärme herrschen...

Werfen wir den Blick nach vorn! In Sachen Sonnenschein sind wir bis zum 16. April bei knapp 50 Prozent, also Durchschnitt, nix Berauschendes. Es werden jedoch in dieser Woche noch viele Sonnenstunden dazu kommen; im Süden insbesondere von Dienstag bis Donnertag, sonst von Mittwoch bis Freitag.

In Sachen Niederschlag sind wir auch bei knapp der Hälfte des Solls angekommen, wobei es da in Deutschland große Unterschiede gibt. Der Südwesten hat das Soll teilweise erreicht und/oder überschritten, derweil ist es im Südosten und in der gesamten Nordosthälfte teils staubtrocken. In den kommenden 10 Tagen bekommt der Nordosten wenig Regen (Schnee) - meist nur 5 bis 15 Liter. Sonst werden es 10 bis 30, im Süden 30 bis 50, in den Alpen um die 100 Liter Regen pro Quadratmeter, wobei das mit dem Regen in den Alpen eher mit Niederschlag gleichzusetzen ist, denn hier fällt in mittleren und hohen Lagen fast nur Schnee. Schnee, der lange gefehlt hat.

Die Temperaturen sind zu Wochenbeginn erst einmal „schattig“ und steigen nach Wochenmitte spürbar an. Die einst einmal berechneten „Frühsommer-Allüren“ sind vom Tisch. (Möglicherweise erinnern Sie sich? In der vergangenen Woche gab es die Modell-Optionen zwischen frühsommerlich warm mit bis zu 30 Grad im Südwesten und weiter kühl. Weiter kühl hat sich durchgesetzt.)
Ab dem kommenden Wochenende sorgt dann ein Polarluftvorstoß für eine markante Abkühlung sowie für typisches April-Wetter.

Der Montag bringt uns zum Start in die neue Woche im Südosten noch Regen. Südöstlich einer Linie Hegau - Donau - Großer Arber fällt bis zum Abend Regen, oberhalb von rund 1300 Meter Höhe Schnee. Im Norden ziehen nach freundlichem Start Wolken auf und besonders in Schleswig-Holstein folgen einzelne Schauer. In der Mitte bleibt es am freundlichsten mit längerem Sonnenschein. Mit kaum 7 Grad im Allgäu und 14, vielleicht 15 Grad in den Sonnenscheingebieten bleibt es recht kühl. Obendrein weht im Norden starker, an der See auch stürmischer Wind aus West bis Südwest.

Am Dienstag schrammt uns von Norden her Tief QUINTINA. Es sorgt am Dienstag in der Mitte und im Norden für kalten Wind, viele Wolken und vereinzelte Schauer. Der West- bis Nordwestwind weht ganz schön fies und im Nordosten stürmisch. In Baden-Württemberg sowie im Süden Bayerns setzt sich nach Restwolken des alten Tiefs PETRA viel Sonne durch. Sonne gibt es übrigens spätnachmittags auch auf den Inseln, speziell auf der Nordsee. Hier herrscht bestes Küstenwetter mit Wind, hohen Wellen, Sonne und ein paar über den Horizont huschenden Quellwölkchen. Mit 8 bis 15 Grad bleibt es kühl und fühlt sich durch den Wind kalt an. In den Sonnenscheingebieten des Südens wird es milder; zwischen Kaiserstuhl und Breisgrau geht es an die 18, 19 Grad ran, gefühlt wie über 20.

Der Mittwoch und der Donnerstag bringen jeweils Sonne satt. Der ruppige Wind hört auf und nur harmlose Wolken garnieren den Himmel bzw. schattieren ein wenig. Es wird langsam wärmer mit 15 bis 23 Grad am Donnerstag. Kühler bleibt es an den Küsten.

Alarmstufe Rot Teil 1 in Sachen Nächte haben wir von Montagfrüh bis Donnerstagfrüh. In allen Nächten sind die Temperaturen einstellig. Bei längerem Aufklaren und Windstille droht Bodenfrost! In weiten Teilen des Mittelgebirgsraums sowie im Süden werden wir auch Nachtfrost bekommen. Falls Sie schon überschwänglich frostempfindliche Pflanzen rausgesetzt haben: Achtung!

Der Freitag verläuft aller Voraussicht nach noch im Sonnen-Modus. Erste Schauer und Gewitter ziehen im Süden Baden-Württembergs auf. Die Temperaturen bleiben mit 12 bis 22 Grad noch mild. Am Samstag stellt sich die Wetterlage um. Von Nordwesten her bringt ein Tief Polarluft. Anfangs ist diese noch recht trocken. Kalter Nordwestwind treibt kühle Luft zu uns und die Temperaturen gehen zurück. Schauer und einzelne Gewitter erwarten uns besonders im Süden.

Von Sonntag an dreht das Tief bei uns seine Kreise. Die Modelle berechnen die Lage des Tiefs unterschiedlich. Einmal kommt die Variante des „nicht ganz so extrem“ mit Wind, Wolken, Regen-, Schneeregen- und Graupelschauern. Ein anderes Mal wird die unterste Schublade mit Spätwinter-Allüren ausgepackt samt Nordwind und Alpenstau. Das würde dann vor allem in den östlichen Mittelgebirgen und an den Alpen noch einmal (ergiebige) Schneefälle samt Schneebruchgefahr mit sich bringen.

Die Lage des Tiefs, der Wind und die Temperaturen in 1500 Meter Höhe können hier entscheidende Faktoren sein; Beispiel: Haben wir in 1500 Meter Höhe Westwind und „nur“ minus 3 Grad, gibt es Regen- und Graupel-, in den Bergen Schneeschauer. Die Höchstwerte liegen dann grob zwischen 6 und 14 Grad. Haben wir Nordwind und minus 6 Grad in 1500 Meter Höhe und staut sich das Ganze an den Bergen, schneit es bis ins höhere Flachland bei nur wenig über null Grad. Der nasse Schnee würde dann die teils schon belaubten Bäume beschweren und es käme zu Schneebruch, da die Äste die Last des schweren Schnees nicht tragen könnten.

Für diese Zeit gelten auch: Es besteht vor allem abends, nachts und an den frühen Vormittagen Glättegefahr durch Schnee und überfrierende Nässe im Mittelgebirgs- und Alpenraum. Auf den Pässen geht oder Winterreifen dann gar nichts! Außerdem kehrt die Nachtfrostgefahr zurück!

Da dieses Polartief mit seiner feucht-kalten Luft kein Tief ist, das mal so von West nach Ost durchzieht, sondern sich bei uns festsetzt, wird es unser Wetter wohl bis in den Mai beeinflussen. Läge das Tief stationär über Mitteleuropa bliebe es äußerst bescheiden mit wiederholten Regen- und in den Bergen auch Schneefällen. Frühlingswetter hätte hier kaum eine Chance. Zöge es ein Stück nach Westen, so kämen die Luftmassen eher aus südlichen Richtungen und die Wärme käme zurück. Ein paar Einzelläufe in den 15 Tage-Trends deuten das an. Ein paar andere wiederum blieben im Temperatur-Keller und würden den einstigen Bauernregeln unseres alten Klimas Nachdruck verleihen, wo es heißt: „Mitte Mai ist der Winter vorbei.“ - oder, positiv formuliert: „Mai kühl und nass, füllt des Bauern Scheun´ und Fass!“
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